Gemeinderatsprotokoll vom 30. Oktober 1931

Bürgermeister Franz Sichlrader übernimmt wieder den Vorsitz und lässt darüber abstimmen, ob die Anfrage des Gemeinderates Kirchberger und Genossen der geschäftsordnungsmässigen Behandlung zugeführt werden solle. Der Antrag wird mit Mehrheit angenommen. Der Vorsitzende erteilt sonach dem Gemeinderate Josef Kirchberger zur Begründung seiner Anfrage das Wort. G.R. Kirchberger kommt einleitend auf die letzte Gemeinderatssitzung, in der die entsetzliche Not der Stadt Steyr geschildert wurde, zu sprechen und verweist einerseits auf die Bemühungen der zuständigen Stellen, dieser übergrossen Not Herr zu werden und wie andererseits es wieder Leute gibt, die aus der Not Kapital zu schlagen suchen, wie es die Führer der Heimwehr praktizieren. Er kritisiert in scharfen Worten das Gehaben dieser Volksbewegung und verweist darauf, welch ungeheure Summen zum Schutze derselben durch den Bund verausgabt wurden und wie man sich immer wieder bemüht, diese Hochverräter zu schützen. Er bespricht dann das verantwortungslose Vorgehen des Gemeinderates Firbas anlässlich des Heimwehrputsches und fordert, diesen wegen seines Gelöbnisbruches zur Verantwortung zu ziehen. Im weiteren Verlauf bespricht G.R. Kirchberger die kleinlichen Schikanen, die durch Organe der Bundespolizei ausgeübt werden, dass es in Steyr schon zuviel ist, wenn man sich auf der Strasse räuspert, lacht oder gar pfeift und kommt dann auf rücksichtslose Vorgangsweise der Bundespolizei anlässlich der am 13. Oktober 1931 stattgefundenen Heimwehrversammlung zu sprechen und betont, dass die Schuld dieses Vorgehens nicht einzelnen Organen, sondern lediglich der Leitung des Kommissariates und insbesondere aber dem Abteilungsinspektor Mayr zuzuschreiben ist. Redner verweist schliesslich auch auf das übermässige Anschwellen des Polizeiapparates und auf das Geschimpfe bürgerlicherseits über den hohen Stand an Wachebeamten, als die Polizei dem Bürgermeister unterstellt war.

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