Der Referent Bürgermeister-Stellvertreter Anton Azwanger führt folgendes aus: Sehr verehrte Frauen und Herren ! Der Gemeinderat hat sich heute zu einer ausserordentlichen Sitzung versammelt um in schwerster Zeit die Vorbereitungen zur Notaktion für den Winter 1931/1933 zu beraten. Diese Notaktion hat die Aufgabe, den Opfern der furchtbaren Krise über die ärgste Gefährdung ihrer Existenz wenigstens während der Wintermonate hinüberzuhelfen. Ungeheure Not herrscht in dieser Stadt. In ihr leben tausende Menschen denen Sattessen nur Erinnerung ist. Gewiss, diese Menschen sind's schon gewöhnt zu darben und vom Dürftigen sich noch etwas abzusparen für die Zeit des Mangels und wenn die erhöhte Not sie dazu zwang. Aber nun sind sie am Ende und wollte auch der Wille noch mit, der Leib versagte ihm den Dienst. Es ist keine Phrase: Eine Stadt stirbt. Und zehntausend Hände warten auf Arbeit ... warten vergebens. Wie in den Monaten unmittelbar nach dem Zusammenbruche werden die Kinder dieser Stadt von Arbeitern anderer Orte zu Gast geladen, um diese unschuldigsten Opfer nicht im Elend verkommen zu lassen. Es liegt an den Glücklicheren in unserer Stadt, zu verhüten, dass diese Buben und Mädeln zum leiblichen Mangel nicht auch noch die Armut der Seele, das Entbehren des Verstehens und das Vermissen der Menschenliebe zu tragen haben. Die Mehrzahl der Mitglieder des Gemeinderates ist sich vollkommen klar darüber, dass selbst das weiteste Ziel der Aktion, der grösste Erfolg aller Sammlungen nicht imstande sind, das Uebel an der Wurzel zu fassen und die Tatsache, dass in dieser Stadt Tausende und Tausende in erbarmungswürdigster Not leben, in einem Elend leben, das wahrlich kene Steigerung mehr erfahren kann, wesentlich zu mildern. Die Mehrzahl der Mitglieder
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