Gemeinderatsprotokoll vom 15. Mai 1931

Sehr geehrte Frauen und Herren ! Zum viertenmale hat die Bevölkerung von Steyr die Vertreter der sozialdemokratischen Partei mit der Führung der Verwaltungsgeschäfte in der Gemeinde betraut. Die Bevölkerung hat daher in ihrer Mehrheit zum Ausdruck gebracht, dass sie mit den bisherigen Tendenzen in der Gemeindeverwaltung einverstanden ist. Das erfüllt die verantwortlichen Mandatare mit umso grösserer Genugtuung, als ja die traurige Finanzlage der Stadt nicht die Möglichkeit gibt, grosszügige, äusserlich sichtbare kommunale Tätigkeit zu entfalten. Andererseits aber muss dieses Vertrauen der Mehrheit der Bevölkerung die verantwortlichen Verwalter zur grössten Pflichterfüllung anspornen. Ich bin mir aber vollkommen bewusst, dass die verantwortliche Leitung einer Stadt nicht von einem einseitigen Gesichtspunkt aus durchgeführt werden kann, dass vielmehr der verantwortliche Chef einer Stadtverwaltung in erster Linie die Interessen der Gesamtbevölkerung, des Gemeinwesens als solches, zu vertreten hat. Ich glaube, dass meine bisherige Tätigkeit Beweis dafür ist, dass ich mein Amt objektiv verwaltet habe und ich gelobe, dass ich es auch in Zukunft getreu unserer Verfassung verwalten werde. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf eine Bemerkung meinerseits zu sprechen kommen, die eine gewisse Misstimmung gegen mich hervorgerufen hat. Ich stelle ausdrücklich fest, dass diese Bemerkung, unter den Auswirkungen eines aufreibenden Wahlkampfes gefallen, keinen Stand in dieser Stadt treffen sollte, dass ich vielmehr nur jenes Vorgehen kritisieren wollte, das seinerzeit diese Stadt in aller Welt in Misskredit gebracht hat. Damit glaube ich diese Angelegenheit auch in diesem Saale endgiltig bereinigt zu haben, denn wir haben wahrlich viel wichtigere Probleme zu lösen, die eine Zusammenarbeit alle Bevölkerungsschichten auf wirtschaftlichem Gebiete unerlässlich

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