Gemeinderatsprotokoll vom 21. Dezember 1929

Personen den roten Fetzen vom Rathaus holen, die Stadt ausräuchern. In dieser Zeit soll man nicht mit dem Feuer spielen, es könnte leicht das Nachbarhaus brennend werden, verzweifelte Menschen soll man nicht provozieren. Wir warnen die Hetzer! Bürgermeister Sichlrader tritt im Schlusswort den Ausführungen G.R. Futterers entgegen, dass die Sozialdemokraten an der gegenwärtigen Krise mitverantwortlich seien. Die Aenderung der Abgabenteilung allein würde die Not in dieser Stadt nicht beheben. Bisher sei im Gemeinderat einmütig gearbeitet worden, es seien auch alle Beschlüsse einstimmig gefasst worden. Um so bedauerlicher sei es, dass gerade in der heutigen Sitzung die Bürgerlichen davon gegangen seien, weil eine Gruppe von Styerern Flugblätter ausgegeben habe, wie ähnliche auch schon die Heimwehr verteilt habe. Derartige Aktionen seien nicht zu billigen. Mit übergrosser Empfindlichkeit sei nichts getan. Wenn ich so empfindlich wäre, hätte ich schon längst davon laufen müssen. Hoffentlich wird durch diesen Zwischenfall die so notwendige gemeinsame Zusammenarbeit in diesem Saale nicht gefährdet. Was aber immer kömmen möge, wir werden nicht erlahmen, unsere Pflichten zu erfüllen und damit der gesamten Bevölkerung dieser Stadt zu dienen. Der Gemeinderat geht nunmehr in die Beratung der einzelnen Rubriken ein, die fast alle debattelos angenommen werden. Nur bei Rubrik V entwickelt sich eine lebhaftere Debatte. G.R. Kirchberger: Es sei notwendig, bei diesem Kapitel etwas länger zu verweilen. Redner schildert ausführlich die in der letzten Zeit gegen den Bürgermeister und die Bevölkerung von Steyr betriebene systematische Hetze der Heimwehrfaschisten Oberösterreichs. Die Verleumdungen schaden wohl am allermeisten der hiesigen Geschäftswelt, denn die Leute werden es sich überlegen, in eine Stadt zu kommen, um von Strassenräubern - um im Tone der "Tages-Post" zu sprechen - abgemurkst zu werden.

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