Gemeinderatsprotokoll vom 21. Dezember 1929

der Tapferkeit besseren Teil gewählt, um in der Debatte mancherlei unangenehmen Dingen zu entgehen. Redner behält sich die Stellungnahme, vor allem zur Rubrik Polizeiwesen, vor. G.R. Futterer: Die Verstaatlichung der Polizei sei nicht notwendig, da eine wesentliche Erleichterung der Stadtfinanzen nicht eintreten werde. Die einzige Möglichkeit einer Sanierung bestehe in der Aenderung der Abgabenteilung. Da die Sozialdemokraten gegenüber der Regierung viel zu nachsichtig seien, so zum Teil mitschuldig seien an den jetzigen Verhältnissen, sei Redner nicht in der Lage, für das vorliegende Präliminare zu stimmen. G.R.Huber: Die Arbeitslosigkeit in Steyr schreitet von Tag zu Tag fort. Ueber 5000 Arbeitslose sind gegenwärtig in Steyr. Das bedeutet einen Lohnausfall von 200.000 S pro Woche, die dem Konsum dieser Stadt entzogen werden. Die Summe wird in wenigen Tagen auf 250.000 S steigen. Eine Besserung sei nicht zu erwarten, im Gegenteil, die Entlassungen werden fortgesetzt, die Zukunft sieht geradezu trostlos aus. Diese trostlosen Verhältnisse sollten eigentlich die Parteien zwingen, gemeinsam Mittel und Wege zur Abhilfe zu finden. Das Gegenteil aber ist der Fall. Schmutzkübel werden in der letzten Zeit auf unseren Bürgermeister und die Bevölkerung ausgeschüttet und die unsinnigsten Behauptungen verbreitet. Ein Fremder, der die Stadt nicht kennt, müsse fürchten, beim Aussteigen am Bahnhof erfasst, an der Gurgel gepackt, der Brieftasche beraubt, verprügelt und zu Boden geschlagen zu werden. Kein Bürgerlicher, kein Vertreter der Gewerbetreibenden hat sich gegen dieses verbrecherische Treiben aufgelehnt. In Steyr sei die Arbeitslosigkeit am grössten, in Wien kommen auf 1000 Einwohner 32 Arbeitslose, in Wiener-Neustadt 52, in Steyr aber 218. Diese Zahlen sprechen wohl von dem furchtbaren Elend. Aber statt Abhilfe zu suchen, wollen gewisse

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