Gemeinderatsprotokoll vom 21. Dezember 1929

sind so unerhörte Verdächtigungen und Aufforderungen für zu schädigende Massnahmen für einen grossen Teil der Bevölkerung angeführt, dass wir verlangen müssen, dass der Herr Bürgermeister als der verantwortliche Chef der gesamten Bevölkerung dieser Stadt einen solchen Inhalt auf das schärfste verurteilen muss, ansonsten wir nicht in der Lage sind, in die Beratung und Beschlussfassung einzugehen und mit der Majorität in diesem Hause zu arbeiten. Wir verlassen den Sitzungssaal und warten im Stadtratszimmer 10 Minuten ab, ob der Herr Bürgermeister geneigt ist, unserer Forderung Rechnung zu tragen. Ist dies nicht der Fall, sind wir gezwungen, da wir wegen der Schreibweise irgend einer unbekannten Person in irgend einer Zeitung nicht die Existenz eines grossen Teiles der Bevölkerung aufs schwerste gefährden lassen; den Saal zu verlassen. Der Vorsitzende unterbricht die Sitzung und teilt mit, dass die Klubs zu internen Beratungen zusammentreten. Nach einer Stunde wird die Sitzung in Abwesenheit der Minorität wieder eröffnet. Bürgermeister Sichlrader beantwortet die Interpellation des Bürgermeister-Stellv. Dr. Messenböck wie folgt: "Auf die Interpellation des Herrn Bürgermeister-Stellv. Dr. Messenböck habe ich folgendes zu antworten: Der Kampf der Heimwehren - einer nicht im Gemeinderat vertretenen Gruppe - hat in Oesterreich und im Besonderen gegen die Stadt Steyr in der allerletzten Zeit die unerhörtesten Formen angenommen. Von der Heimwehr ist eine Boykotterklärung gegen Arbeiterinstitute erfolgt. Es erscheint daher begreiflich, dass auf derartige Ausschreitungen Reaktionen erfolgen. Als Bürger. meister, der ich die Interessen der gesamten Bevölkerung zu vertreten habe, erkläre ich, dass ich diese Art des wirtschaftlichen Kampfes nicht zu billigen vermag."

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