Gemeinderatsprotokoll vom 29. Dezember 1928

des Herrn Finanzreferenten nicht völlig einverstanden sein. Früher eine blühende Waffenindustrie, die wie der Herr Bürgermeister sagte, unter der Werndl-Aera 17.000 Arbeiter beschäftigte und eine unerschöpfliche Geldquelle für die Stadtkasse bedeutete, musste sie durch das Friedensdiktat umgestellt werden. Unter ungeheuren Opfern wurde eine Autofabrik eingerichtet, Streiks und Aussperrungen, fast unvermeidliches Missglücken neuartiger Konstruktionsversuche führten wiederholt zu Betriebsreduktionen und Schwankungen in der Zahl der beschäftigten Arbeiter, was die Gemeindekasse doppelt belastete: einerseits wurde die Gemeinde durch den Entgang von Lohnabgabe und andererseits durch Erhöhung des Fürsorgeetats aufs schwerste belastet. Solange in den Steyr-Werken der Arbeiterstand gering oder häufig schwankend war, wurde hier im Gemeinderate von der "drückenden" Abhängigkeit von den Steyr-Werken gesprochen. Würde es den Steyr-Werken gelingen, begünstigt durch Handels- und Zollverträge und Aufblühendes allgemeinen Wirtschaftslebens, den Stand der Arbeiter von 6000 auf 12.000 zu erhöhen, so würden in die Stadtkasse statt 372.800 S an Lohnabgabe rund 1.6 Millionen Schilling einfliessen. Und "der Steuerzahler" von Steyr, wie es einmal in der Städtezeitung zu lesen war, würde an die Gemeinde nicht wie bisher 1,061.406 S 93 g im Jahre an Abgaben für die Gemeinde leisten, sondern rund zwei Millionen Schilling, d.h.: wir wären saniert und könnten uns viele Vorsprachen und Interventionen ersparen, ebenso auch die neuen Opfer, wie sie im Antrage des Herrn Bürgermeisters enthalten sind und im Gemeinderate würde dann nicht mehr von der "drückenden", sondern wohl von der "angenehmen" Abhängigkeit gesprochen werden. Da ich weder Direktor der Steyr-Werke noch Verwaltungsrat bin, weder eine Aktie noch ein Auto, nicht einmal ein Fahrrad von den Steyr-Werken besitze, fühle ich mich hier bei diesem Gegenstande vollkommen frei im Reden. Der Herr Bürgermeister hat unter den Hauptursachen von Steyrs trostloser Lage die Abhängigkeit von den Steyr-Werken ge-

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