Gemeinderatsprotokoll vom 29. Dezember 1928

eingeschränkt, alle grösseren Ausgaben wurden vermieden. Freilich muss sofort betont werden, dass wir uns vollauf bewusst waren, dass sich manche Ersparungsmassnahmen später wieder rächen würden, weil eben die Unterlassung von Adaptierungen an städtischen Objekten, Strassen u.dgl. später mit mehr Kosten verbunden ist. Wir haben die Ersparungsmassnahmen im neuen Stadtrat konsequent fortgesetzt und es wird wenige Beschlüsse der letzten Jahre geben, bei denen nicht ein vollständiges Uebereinstimmen der Stadtratsmitglieder, ja selbst des Gemeinderates erzielt worden ist. Wir haben also niemals kontrollos gewirtschaftet, wir haben der Minorität vollen Einblick in die Geschäfte gewährt. Und wer die Arbeit im Stadtrat kennt, weiss, dass dort jede auch die kleinste Rechnung zur Genehmigung vorgelegt wird. Wir haben auch bei den Arbeitern und Angestellten verständnisvolle Mitarbeit gefunden. Wir können mit gutem Gewissen sagen, dass in den letzten drei Jahren auch nicht ein überflüssiger Groschen ausgegeben worden ist. Und doch sind wir nicht weiter gekommen. Denn durch das blosse Sparen haben sich natürlich die Einnahmen nicht vergrössert. Wir mussten immer mehr Aufgaben zurückstellen, ich erinnere in diesem Zusammenhang bloss an die Vernachlässigung der Brücken, die uns noch schwere Sorgen bereiten werden. Dass wir in diesen Zeiten an die so notwendigen Reformen auf dem Gebiete des Gesundheitswesens, der Kanalisation, der Wasserleitung, an die Durchführung der Schulreform nicht denken konnten, ist ja selbstverständlich, denn was die Verwaltungen der früheren Zeiten, wo Hoch- und Höchstkonjunktur in dieser Stadt herrschte, nicht lösen konnten, das konnte die Gemeindevertretung der Nachkriegszeit nicht einmal beginnen. Die Situation ist also die, dass wir sozusagen mit verschränkten Armen zusehen müssen, wie diese Stadt dem Verfall entgegengeht. Wir setzten in den letzten drei bis vier Jahren unsere Hoffnungen auf zwei Momente: Aenderung der Abgabenteilung zu Gunsten der Gemeinden und Erwirkung des bereits erwähnten

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