Gemeinderatsprotokoll vom 29. Dezember 1928

Lande untergeordneten Gebietskörperschaften nun einmal die Schwächeren. Immerhin ist der heutige Tag in der Geschichte der Kommunalpolitik Steyrs ein Schicksalstag im wahrsten Sinne des Wortes. Die finanzielle Situation von Steyr, das ja seit dem Zusammenbruch aus den lokalen Krisen kaum herausgekommen ist, hat sich derart zugespitzt, dass wir schon am 1. Oktober d.J. nicht mehr in der Lage waren, unseren Beamten und Angestellten die vollen Gehälter auszubezahlen. Es erübrigt sich zu sagen, dass die Geldknappheit in der Gemeindekasse jede kommunale Tätigkeit ausschliesst. Es ist daher selbstverständlich, dass der verantwortliche Verwalter dieser Stadt in einem solchen Augenblicke gewissermassen eine Bilanz ziehen muss, um der Bevölkerung und den verantwortlichen Regierungsstellen mit aller Aufrichtigkeit und Gewissenhaftigkeit die Ursachen darzulegen, die zu dem Zusammenbruch geführt haben. Die Stunde ist zu ernst, um etwa Anklagen zu erheben gegen die früheren Stadtverwaltungen, weil ja die Versäumnisse der Vergangenheit - wie oft ist über die Versäumnisse in diesem Saale gesprochen worden ! - augenblicklich nicht gut gemacht werden können. Meine Ausführungen werden daher rein sachlich sein schon aus dem Grunde, weil die Not der Zeit das Zusammenarbeiten aller Bevölkerungsschichten in dieser Stadt gebaut. Wenn ein Schiff zu sinken droht, dann muss die Besatzung von einem Willen, von einem Geist beseelt sein, von dem Gedanken der Rettung, denn nur das einmütige Zusammenstehen in der Stunde der Not kann das Schiff vor dem sicheren Untergang retten. In einer solchen Gefahr befindet sich diese Stadt. Und wenn es uns nicht gelingt, auf einem gemeinsamen Wege die Massnahmen zu ergreifen, die wir für geeignet halten, die Gemeinde zu sanieren, dann ist die

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