hat, zur Eichsicht gekommen ist, dass es nicht die Interessen der Allgemeinheit förderte, sondern Interessen von Gewalten, die völlig dem Volke entfremdet, schon längst ihre angebl. Mission vollendet hatten. Die tiefe Sehnsucht nach dem Frieden, der, um ein Wort des grossen Kant zu gebrauchen, durch den Mechanismus in den menschlichen Neigungen begründet ist, war der letzte Anstoss zu dem leidenschaftlichen Rufe: "Die Waffen nieder!" dem auch die Tat folgen musste. Erlassen Sie mir eine Schilderung jener grauenhaften Zeit, in der man Knaben in den Tod hetzte, die fern von der Heimat sterben mussten. Der elementare Wille zum Frieden hat die Republik geschaffen, also gewiss ein edles Motiv. Und ein Werk, an dessen Wiege der Gedanke des Menschheitsfriedens stand, kann nicht schlecht sein. Lassen wir alle theoretischen und staatsphilosophischen Spekulationen, betrachten wir die Revolution 1918 von diesem Gesichtspunkte, so werden wir uns mit der Entwicklung der Nachkriegszeit befreunden müssen, welche Auffassung vom Staate und seinen Formen wir auch immer haben mögen. Es kann nicht geleugnet werden, dass der neue Staat schwere innere und äussere Krisen durchgemacht hat. Das ist aber auch kein Wunder, denn grosse politische und soziale Umwälzungen vollziehen sich nicht ohne Störungen. Aber eines ist sicher die Revolution vor zehn Jahren hat die im Volke schlummernden Kräfte frei gemacht, hat alle Volksgenossen zu gleichberechtigten Bürgern des Staates erhoben, hat die Privilegien der Vergangenheit beseitigt. Und deswegen feiern wir diesen Tag als einen Festtag des Volkes, das nunmehr die ihm von der Geschichte zugedachte Mission zu erfüllen haben wird: den Gedanken der wahren Demokratie, der Zusammenarbeit aller für alle, zum herrschenden Prinzip zu erheben und endgiltig aufzuräumen mit dem selbstsüchtigem Grundsatz der Vergangenheit alle für einen. Der Zusammenbruch vor zehn Jahren hat uns zwar den Frieden gebracht, hat uns die Demokratie errungen, das Diktat
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