Gemeinderatsprotokoll vom 11. Juli 1928

seits, sowie dem massvollen Einschreiten der Sicherheitswache ist es zuzuschreiben, dass ein - bei dem Vorhandensein so vieler Menschen, darunter insbesondere vieler Frauen und Kinder, auf gedrängtem Platze unter Umständen von unabsehbare ren Folgen begleitetes - Hangemenge grösserer Ausdehnung unterblieb und der Aufmarsch der Turner auf dem Stadtplatze zur Festkundgebung seinen Fortgang nehmen konnte. Bei dem Vorfalle erhielt unter anderem auch ein Wachebeamter einen Schlag über dem Kopf und ein Kriminalbeamter Verletzungen durch Schläge auf Stirne und Mund. Der ganze Vorfall spielte sich innerhalb weniger Minuten ab. Unterdessen war über behördliche Veranlassung auch die zweite Fahne, die des Turnvereines Ebelsberg, um Weiteres hintanzuhalten, eingerollt und vorläufig im Hauptpostenlokale der Sicherheitswache im Rathause deponiert worden. Während der Festreden kam es auf dem Stadtplatze wiederholt zu Pfui- und sonstigen Missfallsrufen eines Teiles der Zuschauer. Am 8. Juli abends kam es etwas nach 8 Uhr auf dem Stadtplatze neuerlich zu einem Zwischenfalle. Als Jungturner des Arbeiterturnvereines "Vorwärts" nach ihrer Ankunft auf dem Bundesbahnhofe in Steyr in die Stadt marschierten, liessen sich zwei jüngere Passanten zu abfälligen Zurufen hinreissen. Es kam dabei zu einem Zusammenstosse, wobei zwei Personen leichtere Verletzungen erlitten. Wieder war die Stimmung auf dem Stadtplatze sehr erregt. Es gelang jedoch der Sicherheitswache durch vermittelndes, beruhigendes Einwirken und Zerstreuen der Ansammlungen Ruhe und Ordnung bald wieder herzustellen. In den späteren Abend- und Nachtstunden ereigneten sich keine nennenswerten Zwischenfälle mehr. Ich bin wohl der Zustimmung des Gemeinderates sicher, wenn ich von dieser Stelle aus derartige Zwischenfälle - ohne auf die Motive des näheren einzugehen- bedauere.

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