Gemeinderatsprotokoll vom 11. Juli 1928

nem Zuge und unter Vorantragung einer Fahne in das Kaffee Landsiedl auf dem Stadtplatze marschierten. Dieser Aufmarsch rief eine grössere Menschenansammlung hervor; die Entfernung der "Hitler Leute" wurde stürmisch gefordert; es herrschte erregte Stimmung. Das Polizeiamt leitete sogleich Verhandlungen mit dem Führer der nationalsozialistischen Gruppe in Anwesenheit von Vertretern des Turnfestausschusses und des Arbeiterturnvereines "Vorwärts" ein, wobei der Abmarsch der nationalsozialistischen Gruppe ohne Hackenkreuzarmbinden nach St. Ulrich bei Steyr vereinbart wurde. Beim Abmarsch ereignete sich kein weiterer Zwischenfall. Am 8. Juli kam es gegen 9 Uhr vorm. auf dem Grünmarkte zu einem Rekontrè zwischen einigen Mitgliedern der bezeichneten nationalsoz. Gruppe und politischen Gegnern. Sicherheitswache schritt ein und zerstreute die angesammelten Passanten. Nach neuerlicher kurzer Verhandlung verliessen die Mitglieder der nationalsoz. Gruppe ohne weiteren Zwischenfall das Stadtgebiet. Der Turnerfestzug am 8. Juli vorm. verlief bis zum Stadtplatze ohne Zwischenfall. Dort erregten zwei im Zuge mitgetragene Fahnen - es handelte sich um frühere deutsche Marine -Kriegsflaggen-; die beiden Fahnen gehörten den deutschen Turnvereinen Nussdorf am Attersee und Ebelsberg - den Unwillen eines Teiles der Zuschauermenge, welche unter Pfuirufen die Entfernung der beiden Fahnen verlangte. Es gelang mehreren noch nicht festgestellten Personen die Fahne des Turnvereines Nussdorf dem Fahnenträger zu entreissen. Die Flagge wurde herabgerissen und verschwand unter der Menge. Ein Teil des Fahnenschaftes wurde später zustandegebracht. Die Stimmung war äusserst erregt und es drohte ein grösseres Handgemenge zu entstehen. Der beruhigenden Einwirkung besonnener Männer beider-

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