Gemeinderatsprotokoll vom 21. September 1923

Schon seit längerer Zeit schweben unkontrollierbare Gerüchte über eine angebliche beabsichtigte Verlegung der Wehrmacht von der Garnison Steyr durch die Stadt. Auf verschiedene Anfragen erhielt ich die Auskunft dass von derartigen Absichten im Ministerium nichts bekannt sei, plötzlich erhielten wir eine Zuschrift des Bundesministeriums für Heerwesen vom 7. August 1923, in welcher die Gemeinde offiziell von der Absicht der Heeresverwaltung, die Wehrmacht von Steyr abzuziehen, verständigt und eingeladen wurde, mit dem in den nächsten Tagen erscheinenden Vertreter des Bundesministeriums womöglich gleich bindende Vereinbarungen zu treffen. Dem Vertreter des Ministeriums wurde mitgeteilt, dass die Gemeindevertretung niemals ein Begehren auf Verlegung der Wehrmacht an das Bundesministerium gerichtet habe und zu einer solchen Massnahme ihre Zustimmung nicht erteilen würde. Eine Intervention bei der o.ö. Landesregierung hätte insoweit Erfolg, als von dort eine Eingabe an das Ministerium für Heerwesen gerichtet wurde, in welcher ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass die Vertreter aller politischen Parteien in Steyr mit einer solchen Massnahme absolut nicht einverstanden sind und dagegen entschieden den Einspruch erheben. Eine Vorsprache beim Bundesminister für Heerwesen hatte insoferne ein Ergebnis, als der Herr Minister erklärte, dass er zwar keine bindende Zusage machen könne, aber eine Verlegung der Garnison von Steyr vor den Wahlen in den Nationalrat keinesfalls erfolgen wird; im übrigen wird ja noch darüber gesprochen werden müssen. Wenn auch die Situation für die Gemeinde ziemlich ernst ist, so scheint den doch noch die Möglichkeit vorhanden zu sein, die Garnison in unserer Stadt zu erhalten. Da ein Abziehen der Garnison von Steyr für die Bewohner der Stadt eine ganz bedeutende wirtschaftliche Schädigung und somit auch eine Schädigung der Gemeindeinteressen bedeutet, ersuche ich den löbl. Gemeinderat zu der beabsichtigten Verlegung der Garnison von Steyr Stel¬

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