Die Großdeutsche Parlei wird nach ihrer Klub¬ sitzung den Nachfolger des Herrn Bachmayr belannt geben. Sodann bringt der Herr Vorsitzende das Dank¬ schreiben des Herrn Landeshaup mannes betreffend die Unterstützung des Mädchenlyzeums zur Kenntnis. Herr GR. Professor Brand ersucht, auch den Punkt 9: „Entwurf von Satzungen des Arbeitsver¬ mittlungsamtes usw. von der Tagesordnung abzu¬ setzen, weil seine Partei bisher keine Gelegenheit ge¬ habt habe, sich mit dieser Frage zu beschäftigen. Herr Vorsitzender bemerkt, daß es Herrn Ge¬ meinderat Professor Brand freistehe, im Zuge der Verhandlungen bei diesem Punkte den Vertagungs¬ antrag zu stellen. Hierauf bringe der Herr Vorsitzende die Inter pellationsbeantwortung betreffend die Verwendung der Feuerwehrgeräte zur Bespritzung des Eislaufplatzes zur Kenntnis, welche lautet: Beantwortung der Interpellation des Dr. Peyrer. Zu 1. Die Verwendung der Dampfspritze erfolgte im vollen Einverständnisse und unter Einflußnahme der Feuerwehr. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, wird der ganze Sachverhalt im folgenden dargestellt: Der katastrophale Wassermangel der letztvergangenen Wochen verhinderte das Ueberwässern des Sportplatzes. Das Pumpwerk des Prinzen Coburg, welches die Hydran¬ ten bei der Industriehalle speist und von wo das Wasser dank dem Entgegenkommen des genannten Herrn dem Eislaufklub kostenlos überlassen wird, stand still. Der einfallende strenge Frost, welcher es nach jahre¬ langem Mangel eines Winters endlich ermöglich hätte im heurigen Jahre wieder einmal dem Eissporte zu huldigen, machte den Ausschuß des Klubs erfinderisch. Er wendete sich mit der Anfrage an das Kommando der hiesigen Feuerwehr, wie ein eventueller Brand der In¬ dustriehalle bekämpft werden müßte, wenn wie im vorliegen¬ den Falle die Hydranten versagen und weit und breit kein Wasser zu erreichen ist. Da die Antwort lautete, daß dann mit Motorpumpen das Wasser der Steyr heran¬ gezogen wird, stellte der Klub den Vorschlag zur Dis¬ kussion, diese Alternative durch eine Probe nachzuweisen und bei dieser Gelegenheit, falls der Versuch gelingt, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden, das heißt, statt die Industriehalle zu bespritzen, den Sportplatz zu bewässern. Der Vorschlag wurde von der Feuerwehr gegen Tragung der auflaufenden Kosten durch den Eislaufklub, insbesondere durch Beistellung des Brennmateriales an¬ genommen, die Feuerwehr rückte aus. Leider mißlang die Uebung und zwar angeblich mangels Beistellung hochwertiger Kohle, die trotz der Bemühungen im Orte nicht zu haben war. Zu 2. Die Darstellung ist unwahr. Wahr ist, daß der Klub zwei Meterzentner Kohle sicherstellte und da wie zu 1 bemerkt, die Schuld wegen des so kläglich ausgefallenen Versuches der Kohle zuge¬ schrieben wurde, stellte Herr Direktor Lebeda eine Butte gleich 30 Kilogramm anderer Kohle aus der Bürger¬ schule gegen Rückgabe in Natura bei, aber auch dieses Mittel änderte nichts an der Sachlage und es wurde die Uebung als zwecklos abgebrochen. Zu 3. Diese Darstellung entspricht nicht den Tat¬ sachen, war ist vielmehr, daß Oberbaurat Minarzik den Feuerwehrkommandanten an Ort und Stelle frug, was im Falle, wenn im Orte keine brauchbarere Kohle auf¬ zutreiben ist, unternommen werden würde, um einen Brand des Reichenschwallviertels zu bekämpfen und zur Antwort erhielt, daß versucht würde, die Motorspritze in Tätigkeit zu setzen, welche von Kohle unabhängig ist und eine größere Leistungsfähigkeit besitzt. Man würde auch versuchen, das Wasser aus dem Quenghofteich herüber¬ zuleiten, wodurch schon durch den Entfall der Druckhöhe ein Ersatz sicher zu gewärtigen wäre Oberbaurat Minarzik war der Meinung, daß auch diese Präpositionen des Versuches wert wären und frug, da der Herr Komman¬ dant der Feuerwehr gegen eine Uebung auf dieser Grund¬ lage gegen Beistellung des Benzins keine prinzipiellen Bedenken hegte, beim Direktor König gegen Beistellung des Wassers aus dem genannten Teiche an. Als jedoch, wie fast vorauszusehen war, von diesem Herrn kein Entgegenkommen zu erlangen war und zu¬ dem die Uebungsschläuche den nächsten Tag nicht trocken waren, unterblieb diese Uebung. Gelegentlich der Erörterung über eine eventuelle Verwendung der Motorspritze kam lediglich der Benzin¬ verbrauch zur Sprache und dessen Beistellung hätte der Klub (nicht der Oberbaurat) im Interesse der Sache in den Kauf genommen. Von den Kosten war überhaupt keine Rede, daher fielen die geflügelten Worte „Geld spiele keine Rolle überhaupt nicht“; aber selbst wenn sie gefallen wären, so ist der Klub dem Herrn Peyrer darüber keine Rechenschaft schuldig Zu seiner Beruhigung diene, daß sich der Klub bei Namhaftmachung des erforderlichen Benzinsquantums für eine solche Uebung sogleich ein Kalkül über die Höhe der Kosten machte und zur Ueber¬ zeugung gelangte, daß er sich diese Auslage leisten könnte Zu 4. Die Anfrage ist wahr und obwohl eigent¬ lich der Klub keine Ursache hätte, über diesen Fall Rechen¬ schaft zu legen, denn es steht ihm frei, Begünstigungen nach eigenem Ermessen zu gewähren oder ihm nicht ge¬ nehme Personen vom Besuche auszuschließen, so wird diese demnach dahin beantwortet, daß sich die Leitungen des Vereines der „Kinderfreunde" und der Klub der Jugendorganisation in richtiger Erkenntnis der Nützlich¬ keit dieses Sportes um Ermäßigung für ihre Mitglieder beworben und selbstverständlich bei entsprechender Be¬ gründung erhalten haben. Diese Begünstigung habe man auch anderen Vereinigungen gewährt, wenn sie sich für den Sport interessieren und es der Mühe wert gefunden haben, darum anzusuchen. Zu 5. Dies ist dem Bürgermeister bereits länger bekannt, es lag aber kein Grund vor, dagegen einzu¬ schreiten, weil diese Maßnahme für den Eisklub uner¬ läßlich und für die sonstige Passage an dieser wenig begangenen Stelle völlig belanglos erscheint, da die Ab¬ sperrung lediglich nur während des Eislaufes ab 2½ Uhr nachmittags platzgreift und dann der kleine Umweg um die Industriehalle überhaupt nicht der Rede wert ist. Steyr, am 19. Jänner 1922. Minarzik m p. Herr GR. Professor Brand erklärt, daß nach der Geschäftsordnung, wenn es beschlossen werden sollte, über die Beantworiung eine Debatte abgeführt werden könnte. Nachdem aber der Herr Interpellant nicht anwesend ist, entfällt für die christlichsoziale Fraktion ein Anlaß auf die Beantwortung näher ein¬ zugehen und könne es der nächsten Sitzung überlassen bleiben, darüber zu sprechen, in welcher als Nachfolger des Herrn Bachmayr ohnedies Herr Wolfahrtsberger, welcher ja Feuerwehrhaupimann ist, erscheinen dürfte. Die Interpellationsbeantwortung wird sodann zur Kenntnis genommen. Herr Vorsitzender berichtet sodann über die Vor¬ lage des Gaswerkes, welches auf Grund der bücher¬ lichen Nachweise, die von Herrn Handelsschul=Direktor Braun geprüft und richtig befunden wurden, und welche eine Erhöhung des Gaspreises auf 180 Kronen pro Kubitmeter begehrt. Nach den bestehenden Be¬ stimmungen des Vertrages stehe der Gemeinde nur das Recht der Ueberprüfung der Vorlage zu und sei daher das Begehren des Gaswerkes vom Gemeinderate zur Kenntnis zu nehmen. Angenommen. Herr Vorsitzender teilt sodann mit, daß von der dritten Sektion ein Dringlichteitsantrag vorliege, welcher dahin gehi: „Der Gemeinderat beschließe, das Haus Nr. 5 auf der hohen Ennsleite ausschließlichen Schul¬ zwecken zu widmen.“ Herr GR. Vogl begründet die Dringlichkeit des Antrages unter kurzer, Darlegung, daß die Er¬
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