Gemeinderatsprotokoll vom 28. Oktober 1921

der neuen Waffenfabrik durchzuführen und wollen wir zu diesem Zwecke ein 5000 Volt Hochspannungskabel mit einem Quer¬ schnitte von 3 X 25•0 Quadratmillimeter Cu verlegen, welches von unserer Station V bei der Michaelerkirche aus bis zu der genannten Ueberland=Transformatorenstation geht. Im Zuge dieser Trasse wird der Michaelerplatz, die Steyr¬ brücke, Zwischenbrücken und die Ennsbrücke berührt, weiterhin liegt das Kabel zuerst auf der linken Seite der Haratzmüller¬ straße neben dem bereits vorhandenen Kabel bis zum Hause Nr. 17, bleibt dann noch bis zum Hause Nr. 36 auf dieser Seite, woselbst es die Straße übersetzt, auf der rechten Straßen¬ seite verbleibt es bis zum Ende der Haratzmüllerstraße, weiter längs des Weges in Ramingsteg, übersetzt dann die Parzellen Katastr. Nr. 1027 und Nr. 960/2 in Ramingsteg, kreuzt die Bundesbahn St. Valentin-Kleinreifling in Kilometer 19.215 und endet schließlich in der Transformatorenstation auf der Parzelle Katastral=Nr. 960/1. Auch wird das Kabel in die beiden Transformatorenstationen VI Zwischenbrücken und XV Ennsdor eingeführt, woselbst die für den Betrieb erforderlichen Apparate zur Aufstellung gelangen. Die Verlegung des Kabels anbelangend, bringen wir zur Kenntnis, daß wir dasselbe soweit als auf der gewählten Trasse im Gebiete der Stadt Steyr unsere Kabel bereits verlegt sind das neue Kabel neben den vorhandenen vorschriftsmäßig ein¬ betten werden, in der Fortsetzung der Haratzmüllerstraße zirka 80 Zentimeter tief unter Straßendecke. Die Kreuzung der Haratzmüllerstraße erfolgt in Betonröhren. Wegen Ueberquerung der Oesterreichischen Bundesbahn haben wir uns mit der Direktion in Linz direkt ins Einver¬ nehmen gesetzt, desgleichen mit den beiden Grundbesitzern, durch deren Besitz das Kabel verlegt werden soll. Das in den Straßen von Steyr liegende Telephonkabel wird am Michaelerplatz, in Zwischenbrücken und anfangs der Haratzmüllerstraße gekreuzt und werden an den Kreuzungsstellen zum gegenseitigen Schutze Betonrohre über unser Kabel ge¬ schoben. Wir stellen hiemit die ergebene Bitte, die kommissionelle Begehung der oben beschriebenen Trasse ehetunlichst anzube¬ raumen, damit wir die Grabungsarbeiten baldigst in Angriff nehmen und in die Lage kommen können, noch vor Beginn der Lichtsaison die Stromversorgung der Stadt auch über dieses Kabel zu bewirken. Elektrizitätswerk Steyr, Ges m. b. H. Die Sektion stellt hiezu den Antrag: D.r Gemeinderat genehmige die Benützunng öffentlichen Grundes zur Verlegung eines Starkstromkabels im geplanten Umfange und gemäß den Bedingungen des Protokolles gegen Entrichtung eines Anerkennungszinses von 1000 Kronen pro Jahr, wobei insbesondere gefordert wird, daß bei der Bemessung des Kabelquerschnittes schon jetzt darauf Bedacht genommen werde, daß die Errichtung des Schlachthauses in naher Aussicht steht und dieses sowie die nächste Umgebung einen Kraftbedarf von 200 Pferdekräfte erfordern, sonach der Stadtgemeinde aus der dann zu stellenden Forderung nach Licht und Kraft keinerlei Kosten für die Zuleitung elektrischer Energie erwachsen dürfen. Hiezu bemerkt noch der Referent, daß in Hinkunft auf die richtige Stempelung solcher Eingaben gewirkt werden solle, Herr GR. Schickl verlangt, daß bei den Aufgrabungen die Sicherung und Beleuchtung der Grabstellen erfolge, damit nicht wieder wie bei der Kabellegung am Stadtplatz im Vorjahre ein Unglück geschehe Der Sektionsantrag wird hierauf angenommen Punkt 12 ist durch die Punkte 8, 9 und 10 erledigt. 13. Beschlußfassung betreffend Erhöhung der elektrischen Strompreise. Referent Herr Vizebürgermeister Mayrhofer. Wir kommen heute zu einer Beschlußfassung, mit welcher wir der Bevölkerung eine ganz gewaltige Belastung in Bezug auf Erhöhung des elektrischen Strompreises aufbürden. Während des Intervalls zwischen der letzten Gemeinderatssitzung und heute sind nicht weniger als drei Ansuchen um Erhöhung des Strompreises, eingelangt und zwar für Licht nach Zähler, nach Pauschale und für Kraft. Vorausgeschickt muß werden, daß durch die außerordentliche Trockenheit des Sommers und des Herbstes die Wasserverhältnisse die denkbar schlechtesten sind. Wir mußten daher trachten, uns zum Teile mit kalorischen Strom zu versorgen, zu welchem Ende das Elektrizitätswerk Steyr einen Vertrag mit der Waffenfabrik abschloß, womit sich jedoch das Elektrizitätswerk verpflichten muße, eine Mindestmenge von 600.000 Kilowattstunden zu bezahlen, ob wir diese Mengen benötigen oder nicht. Es ist ein eigenartiges Odium, welches auf die Beratungen über die Strompreiserhöhung lastet, als wir gewöhnlich, wie es in der Sitzung des Beleuchtungskomitees der Fall war, im Finstern sitzen. Es müßte einem fast die Angst kommen, über diese Forderung zu referieren, weil in den letzten Tagen auch noch das Malheur geschah, daß ein Aggregat der Waffenfabrik beschädigt und untauglich wurde und man der Gefahr ausgesetzt war, auch von der Ersatzkraft, das heißt ser kalorischen, auf unbestimmte Zeit keinen Strom zu erhalten. Wir müssen konstatieren, daß die Spannung in den Lampen geradezu jämmerlich ist, was mit Recht einen gewissen Unmut in der Bevölkerung schafft. Die valutarischen Verhältnisse ver¬ ursachen das Steigen aller Preise für Materialien und auch der Löhne und Gehälter, besonders aber sind es die tschechischen Kohlen, die im Preise horrend gestiegen sind Die Ziffern, welche in der Eingabe auf Grund dieser Erhöhungen angeführt sind, können jederzeit geprüft werden. Um dem Gemeinderate Gelegenheit zu geben, die einzelnen Komponenten zu überprüfen, hat das Elektrizitätswerk Steyr folgende perzentuelle Aufteilung derselben mitgeteilt: Anteil in Prozenten an Stromkosten von Firma 27 Prozent Stern und Hafferl von der Waffenfabrik. Kosten für Verwaltungsauslagen, Gehalte und Löhne Zinsendienst Das Elektrizitätswerk schlägt weiters vor, um die allmonat¬ lichen Verhandlungen wegen der Preisregulierung des kalorischen Stromes zu verhindern, das Gemeinderats=Präsidium zu er¬ mächtigen, nach Maßgabe der nachgewiesenen Steigerungen der Kohlenpreise die Preisregulierung vornehmen zu können. Die Steigerung der Strompreise beträgt sonach bei den einzelnen Stromgattungen 143 Prozent und zwar: 26 Kronen für Licht nach Zähler auf für Licht nach Pauschale auf 21 „ und für Kraft auf . . Die Gemeinde ist nun bis zu 100 Prozent an dem Werke mitinteressiert und kann auch hervorgehoben werden, daß Steyr trotz der neuerlichen bedeutenden Erhöhung immer noch den billigsten elektrischen Strom bezahlt. Durch die Legung des neuen Kabels wird auch die Strom¬ züfuhr, wie schon Herr GR Dr. Furrer in seinem Referate ausgeführt hat, dadurch gebessert werden, als von Linz Strom herübergeführt werden kann, weil eine Parallelschaltung mög¬ lich wird. Das Elektrizitätswerk Steyr begründet seine Eingabe auch mit dem Hinweise, daß eine Beleuchtung derselben Kerzenstärke wenn sie durch Petroleumbeleuchtung erzeugt würde, auf sechs¬ hundert Kronen zu stehen kämme; eine Pauschallampe käme dem¬ nach nicht auf 24 Kronen, sondern auf 50 Kronen. Es ver¬ weist ferners darauf, daß Linz einen Strompreis von 38 Kronen für Licht hat und eine neuerliche Erhöhung für Kraft auf 30 Kronen zu erwarten steht. Würde ein amtliches Preisgericht schiedsgerichtlich die er¬ forderlichen Strompreise bestimmen, würden die Preise ent¬ schieden höher ausfallen müssen und wird es wohl das Beste sein, dem Zwange der Verhältnisse folgend, dem Begehren des Elektrizitätswerkes zuzustimmen. Die dritte Sektion beantragt daher auf Grund der Ver¬ handlungen des Beleuchtungskomitees: Der Gemeinderat genehmige die vom Elektrizitätswerk Steyr angesuchte Strompreiserhöhung und zwar: für Licht nach Zähler von 7 Kronen 40 Heller auf 26 Kronen für Licht nach Pauschale von 7 Kronen 20 Heller auf 24 und für Kraft nach Zähler von 5 Kronen 60 Heller auf 21 „ für die Kilowattstunde. Das Gemeinderatspräsidium wäre für die Folge zu er¬ mächtigen, bei veränderlichen Preisen der Kohle für die Verwen¬ dung derselben zur Erzeugung kalorischer Elektrizität die Re¬ gulierung des Tarifes perzentuell nach der Preisänderung der Kohle durchzuführen. Der Beschluß des Gemeinderates vom 17. Juni 1. J., Punkt 4, wäre aufzuheben. Herr GR. Schickl bespricht die mißlichen Beleuchtungs¬ verhältnisse und berichtet, daß er in der Beleuchtungskomitee¬ sitzung vom Direktor Kratochwill die Versicherung verlangt habe, Spannung in den wenn wieder Wasser genügend „ist Lampen eins der Kerzenstärke entsörechende werde, und frägt, ob diesbezüglich eine schriftliche Erklärung des Elektrizitäts¬ werkes vorliege. Herr GR Reisinger bemerkt hiezu, daß Herr Direktor Kratochwill in der Beleuchtungskomiteesitzung die dezitierte Er¬ klärung abgegeben habe, daß nach Besserung der Wasserverhält¬ nisse und der Legung des neuen Kabels in Steyr die ent¬ sprechende Spannung hergestellt werde, weil auf Steyr als die zweitgrößte Stadt Oberösterreichs besondere Rücksicht genommen werde. Herr Referent sagt im Schlußworte, daß man den Aus¬ führungen der im Beleuchtungskomitee anwesend gewesenen Direk¬

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