Gemeinderatsprotokoll vom 24. März 1921

welche durchaus gut und geeignet sind, daß alle Herren damit zufrieden sein können. Diese Verhandlungen werden in den nächsten Tagen bekanntgegeben und wird der Gemeinderat Ge legenheit haben, zu den kommenden Anträgen Stellung zu nehmen. Redner ersucht dem Vertagungsantrag zuzustimmen Der Herr Vorsitzende läßt über den Vertagungsantrag ab¬ stimmen Der Vertagungsantrag wird vom Gemeinderate mit Stimmenmehrheit angenommen. Zweite Sektion. 7. Stadtkassetagebuchabschluß pro Februar 1921. Herr Referent GR. Ruckerbauer trägt den an die einzelnen Gemeinderatsmitglieder abschriftlich verteilten Ausweis vor, welcher vom Gemeinderate zur Kenntnis genommen wird. 8 Subventionierung der Ausspeiseaktion der Amerika¬ nischen Kinder=Hilfsaktion Referentin Frau GR Grömmer Vom Fürsorgeausschuß liegt eine Eingabe vor, mit welcher derselbe um die Beistellung von Holz und Kohle zur Weiter führung des Betriebes bittlich wird. Die Sektion stellt den Antrag: Der Gemeinderat beschließe die Beistellung von Holz und Kohle für die Ausspeiseaktion der Amerikanischen Kinder=Hilfsaktion im Schloßpark im unbeding erforderlichen Ausmaß Herr GR Prof Brand: Ich kann als Obmann des Fürsorgeausschusses der Amerikanischen Kinder=Hilfsaktion den Sektionsantrag nur wärmstens empfehlen und dürfte es kaum notwendig sein, Ihnen ausführlich zu berichten, was die Ameri kanische Kinder=Hil'saktion seit ihrer Eröffnung für die Stadt Steyr bis zum heutigen Tage geleistet hat Es ist ein gro߬ artiges und überaus wichtiges Werk, welches die Amerikaner unternommen haben, um unseren unterernährten Kindern eine kräftige Kost zu geben, und sie in den Stand zu setzen, sich in ihrer Jugend entwickein zu können. Denn es heißt, in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist Aber auch für die Lehrlinge und für die stillenden Mütter hat die Aktion einge¬ griffen, ebenso für die studierende Jugend und die jugendlichen Hilfsarbeiter. Aber nicht nur in der Kost für die Kinder hat die Amerikanische Kinder=Hilfsaktion außerordentliches geleistet als sie auch Schuhe, Kleider und Wäschestücke zur Verteilung brachte. Vom eingezahlten Regiebeitrag ist die Hälfte hievor wieder an uns zurückgeflossen. Es tritt nun an den Gemeindera das Ersuchen heran, gleich anderen Faktoren, wie die Güter direktion usw. mitunterstützend zu wirken und die Amerikanische Kinder=Hilfsaktion zu fördern. Dieses Hilfswerk wird auch in Zukunft durch Staat, Land und Gemeinde fortgesetzt werden müssen, damit es nicht mehr vorkomme, daß die Kinder unter¬ ernährt sind und mit hangrigen Magen in die Schule gehen müssen. Darum bitte ich um die Annahme des Sektionsantrages und dadurch zu bezeugen, daß sich der Gemeinderat bereit er¬ klärt, auch in der Zukunft dafür zu sorgen, wenn einmal die A merikanische Kinder=Hilfsaktion eingestellt werden sollte Herr Vizebürgermeister Dedic bemerkt hiezu, daß es zur Annahme des Sektionsantrages nicht notwendig gewesen wäre, piel Worte dazu verlieren, weil kein einziger Gemeindevertreter dagegen stimmen wird Herr GR. Prof. Brand erklärt, daß er es als seine Pflicht erachtet habe, als Obmann des Fürsorgeausschusses für die Amerikanische Kinder=Hilfsaktion einzutreten Der Herr Vorsitzende läßt sodann über den Sektionsantrag abstimmen. Der Antrag wird vom Gemeinderate einhellig an¬ genommen. r5. 9 Beteiligung an der Erhöhung des Gesellschaftskapitales der Oberösterreichischen Elektrobau=Gesellschaft. Referent Herr GR. Ruckerbauer Von der Elektrobau Gesellschaft ist folgendes Schreiber anher gelangt: „Mit Bezug auf die Unterredung, die wir kürzlich mit Ihrem sehr geehrten Herrn Bürgermeister Wokral zu pflegen die Ehre hatten, teilen wir ergebenst mit, daß der Aufsichts¬ rat in seiner Sitzung vom 12. d M beschlossen hat, das Gesellschaftskapital von 960 000 Kronen auf 16,500.000 Kronen zu erhöhen und hieran vereinbarungsgemäß die verehrliche Stadtgemeinde mit 100.000 Kronen zu beteiligen. Von dem Kapital haben die Tramway= und Elektrizitäts¬ gesellschaft Linz=Urfahr und die Elektrizitätswerke in Stey zusammen mit der Allgemeinen Lokal-= und Straßenbahn¬ Gesellschaft Berlin einen Betrag von 13,800.000 Kronen, die Stadtgemeinde Linz 750.000 Kronen übernommen, währen der Stadtgemeinde Steyr außer den Einzeln=Gesellschaftern ein Betrag von 100.000 Kronen reserviert worden ist. u. s w. Das Schreiben bespricht sodann die Notwendigkeit dieser Kapitalserhöhung und erklärt, bereit zu sein, schon jetzt den Be standteil von : 5 000 Kronen entgegenzunehmen und ihn bis zum Tage der Einberufung mit 6 Prozent zu verzinsen, wobei die Festsetzung der Teilnahme an dem künftigen Gewinn der Ge¬ sellschaft der Beschlußfassung des Aufsichtsrates vorbehalten bleiben wird Die Sektion stellt den Antrag: „Der Gemeinderat beschließe die Beteiligung an der Kapitalserhöhung der Oberösterreichischen Elektrobau=Gesellschaft im Ausmasse von 100.000 Kronen zu¬ züglich des 10prozentigen Aufgeldes. Der Sektionsantrag wird vom Gemeindérate einhellig an¬ genommen. 52 10. Unterstützungsansuchen Referent Herr GR. Ruckerbauer. Herr GR Prof Brand macht die Mitteilung, daß auch der Betriebsrat der Oesterreichischen Waffe fabrik für die Amerika¬ nische Kinder=Hilfsaktion 5000 Kronen gespendet hat; es sei ihm sehr unangenehm, daß ihm dies bei der Berichterstattung ent¬ gangen sei, obwohl es notiert war; es fehle ihm jedwede Ab¬ sicht, diese großmütige Spende nicht bei der Berichterstattung mitgeteilt zu haben. Herr Vorsitzender erklärt, daß dem Betriebsrate der Waffenfabrik hiefür der beste Dank gebühre. Herr Referent GR. Ruckerbauer berichtet nunmehr über das eingelangte Unterstützungsansuchen des Vereines „Freie Schule“. Der Sektionsantrag lautet: Der Gemeinderat beschließe, dem Verein „Freie Schule“, Ortsgruppe Steyr, pro 1921 eine Subvention von 500 Kronen zu gewähren Herr GR. Kletzmayr erklärt namens seiner Fraktion, daß diese aus grundsätzlichen Gründen für den Antrag nicht stimmen werde. Der Sektionsantrag wird hierauf vom Gemeinderate mit Stimmenmehrheit angenommen. Dritte Sektion. 11. Herstellung von Klosetten in der Bergschule. Referent Herr GR. Vogl. Der Schularzt begehrt die Errichtung von sechs Wasser¬ klosetts in der Bergschule; außerdem soll anläßlich der In¬ stallation von Spülklosetts, die im Hofe des Bergschulgebäudes befindliche Wandmuschel, die im Winter stets der Gefahr des Einfrierens ausg setzt war, zu entfernen und einen Wandbrunnen im Vorhause einzubauen. Die Sektion empfiehlt dem Gemeinderate die Annahme folgenden Antrages: Die Sektion anerkennt wohl die Not¬ wendigkeit, bessere Klosetts zu beschaffen, beantragt jedoch die Ablehnung des Bauaufwandes, weil das Objekt neue Investi¬ tionen nicht gerechtfertigt erscheinen ließe Herr GR. Professor Brand bemerkt, daß es sicher sei, daß die Bergschule für Schulzwecke gänzlich ungeeignet ist, es wird aber die Gemeinde in nächster Zeit daran denken müssen, neue Schulhäuser zu bauen. Diese Erbauung müßte auf Jahre hinausgeschoben werden, außer es beschließt der Landtag ein Gesetz, demzufolge die Waffenfabrik verpflichtet wird, zu solchen Neubauten herangezogen zu werden (Zwischenrufe: Oder die Großbauern!) Wir haben aber keine Großbauern in Steyr. Wenn es nun der Schularzt begehrt und die Gemeinde auf Jahre hinaus nicht die Möglichkeit hat, neue Schulhäuser zu bauen, so müsse doch die Gemeinde aus Gesundheitsrücksichten für die Kinder diese Klosetts in der Bergschule errichten; Redner erklärt, mit dem Sektionsantrag nicht einverstanden zu sein, und glaubt, daß unbedingt dem Gutachten des Schul¬ arztes Rechnung zu tragen sei. Zumindest stelle er den Zusatz¬ antrag, „daß, wenn schon der Sektionsantrag angenommen wird, dafür Sorge zu tragen ist, daß die Gesundheit der Kinder keinen Schaden leidet. De hierauf vom Vorsitzenden eingeleitete Abstimmung ergibt die einhellige Annahme des Sektionsantrages. In zweiter Abstimmung wird auch der Zusatzantrag des Herrn GR. Pro¬ fessor Brand angenommen. 12. Neueindeckung des Stadtgutes in Dornach mit Eternit und Errichtung einer Scheune beim Stallgebäude. Referent Herr Vizebürgermeister Mayrhofer. Herr Vizebürgermeister Dedic übernimmt den Vorsitz. Die Gemeinde ist neuerdings gezwungen, für das Stadtgut große Auslagen zu investieren, welche jedoch für das Stadtgut von bleibendem Werte sind. Vorausschicken muß man, daß das Stadtgut heuer die erste Ernte zu erwarten hat und für die Unterbringung der Fechsung Räume vorgesorgt werden müssen. Folgender Bericht wird die nötigen Informationen bringen Das ehemalige Harrer- jetzt Stadtgut ist dermalen mit Stroh gedeckt und ist einer Neudeckung dringend bedürftig, da an vielen Stellen die vorhandene Deckung wasserdurchlässig ist und eine teilweise Ausbesserung keinen dauernden Erfolg ver¬ sprechen könnte. Die Strohdeckung ganz zu erneuern, wäre aus ökonomischen Gründen verfehlt, denn die Dachflächen besitzen ein Ausmaß von 1800 Quadratmeter und wenn selbst Stroh von der zukünftigen Eigenwirtschaft mit einer Krone per Kilogramm (dermalen kostet es 8 Kronen 50 Heller) beigestellt würde, so wären die Kosten des Materiales allein mit 42300 Kronen zu veranschlagen, wozu noch die Kosten der Dachdeckung kämen, die mindestens 115.200 Kronen also zusammen einen Aufwand von 157 500 Kronen betragen würden. Bei Rücksichtnahme auf den Umstand, daß der vorhandene Dachstuhl ein anderes feuersicheres Dachdeckmaterial nur in der Anwendung von Eternit zu tragen vermöchte. (Die Strohdeckung wiegt 235 bis 24 Kilogramm per Quadratmeter, Eternit naturgemäß nur dieses Dachdeckmittel in Betracht kommen. 22 Kilogramm und eine Verstärkung des Dachstuhles, ausge¬ nommen einzelne Ausbesserungen, nicht beabsichtigt sind, so könnte

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