Gemeinderatsprotokoll vom 18. Dezember 1920

2 Herr GR. Steinbrecher bemerkt, daß es auf¬ fallend sei, daß auch diese Zuschläge wieder zu Lasten der Konsumenten allein gehen Die Konsumenten sind durch die fortwährenden Störungen ohnedies geschädigt und haben durch den Stromentgang Ausgaben zu leisten, die ihnen nicht zukommen. Diese Bedenken könne er sich nicht verhehlen. Die Zusch'äge werden wahrscheinlich den Auftakt zu weiteren Erhöhungen geben und kann man sich daher für dieselben nicht erwärmen Herr GR Prof. Brand erklärt: In der letzten Zeit ziemlich traurige Erfahrungen mit der elektrischen Stromversorgung machen zu können; als Vertreter der Preßvereins=Druckerei müsse er darauf hinweisen daß merkwürdigerweise gerade an Dienstagen und Donnerstagen, wo die „Steyrer Zeitung“ erscheint, auf einmal kein Strom da ist und die Ausgabe der Zeitung verzögert, wenn nicht verhindert wurde. Wir haben uns selbstverständlich an das Elektrizitätswerk gewendet, dort aber gerade nicht die höflichste Antwort bekommen. Auf ein Ersuchen bei der Waffenfabrik, uns mit Strom auszuhelfen, wurde uns von einem dort beim elektrischen Werke Beschäftigten erwidert, daß er keinen Auftrag habe, Oberinspektor Zwicker bei einer Sitzung ei, und daher nichts gemacht werden könne. Wir sind lange Zeit ohne Strom gewesen und die Zeitung konnte erst nach 11 Uhr ausgegeben werden. Wenn wir dieser Erhöhung zustimmen, möchte ich schon bitten, Vorsorge fortlaufend mit zu treffen, daß die Gewerbebetriebe elektrischem Strom versehen werden Wenn wir dem Elektrizitätswerk entgegenkommen, muß auch dieses dem Stromabnehmern entgegenkommen, damit diese keinen Schaden nehmen Herr GR. Klement erklärt sich den Ausführungen der Vorredner anschließen zu müssen; auch die Tag¬ blatt=Druckerei hatte unter diesen Stromunterbrechungen arg zu leiden. In Zukunft müssen diese Störungen die letztesmal zwei bis drei Tage dauerten, vermieden werden, damit die Druckaufträge terminmäßiggeliefert werden können herr GR. Dr. Furrer verlangt, daß für die Zuschläge eine bestimmte Frist festgesetzt werde, damit der Einhebung derselben eine bestimmte Grenze gesetzt werde. derr Direktor Scheining führt aus: Die vor¬ gebrachten Beschwerden treffen ja zum größten Teile zu; werden dieselben jedoch unter die Lupe genommen, so werden Sie zugestehen müssen, daß wir unter den bestehenden schwierigen Verhältnissen unser Möglichstes etan haben. Vor allem muß betont werden, daß die Erhöhung nur insolange begehrt wird, als der Dampf¬ betrieb der Waffenfabrik in Anspruch genommen wird, denn wenn Stern und Hafferl wieder seinen pflicht¬ gemäßen Strom liefert, so tritt diese Preiserhöhung außer Kraft. Darüber steht Ihnen jederzeit das Kontroll¬ recht zu, und sind wir gerne bereit, Sie in unseren Betriebsbüchern jederzeit Einsicht nehmen zu lassen Was die Störungen anbelangt, so liefern wir Ihnen gerade den aller besten Beweis, daß wir bemüht sind, die Ursacher dieser vielen unliebsamen Störungen zu beseitigen Das Werk ist in Modernisierung begriffen, was uns viele Millionen kostet, zu dem kommt Ihnen die kalorische Anlage der Waffenfabrik zugute, wie auch die Stadt Steyr an dem großen im Ausbau befindlichen Werk n Partenstein ihren Anteil haben wird. Für Störungen us der Leitung Stern und Hafferl steht uns aber leider gar kein Recht zu, irgend etwas zu unternehmen, was diese Störungen vermeiden kann Darüber ist schon iel geschrieben und gesprochen worden, um zu erwirken, daß die Firma Stern und Hafferl daran gehe, jene Maßregeln zu ergreifen, damit diese Störungen behoben verden. Es ist uns gewiß so unliebsam wie Ihnen, daß diese Störungen vorkommen, wenn Sie aber unsere Tätigkeit betrachten, so müssen Sie doch zugeben, daß ir mit Energie und Hintansetzung aller Risiken durch Modernisierung der Steyrerwerke es dazu führen, daß nabsehbarer Zeit eine dauernde Besserung eintritt. Wenn wir uns durch den Krieg hätten schrecken lassen und den Ausbau des Steyrerwerkes noch nicht während es Krieges begonnen hätten, würden Sie heute auf en gleichen Standpunkt stehen, wie mit dem Gaswerk Sie sehen also, daß wir keine Kosten scheuen. Wir haben mit der Waffenfabrik ein Uebereinkommen ge¬ roffen, daß sie uns bis zur Wiedereinsetzung der Strom¬ ieferung durch Stern und Hafferl, Strom abgibt, aber eider ist dieser bedeutend teuerer so daß uns die Kilowattstunde auf rund 10 K zu stehen kommt; das ind unsere eigenen Kosten, Sie bezahlen hiefür aber bloß 1 K 70h mehr für Kraft und 3 K 40 h mehr ür Licht. Daraus kann ersehen werden, mit welch ungeheueren Verlusten wir arbeiten. Der löbliche Ge¬ meinderat kann sich jederzeit davon überzeugen; wir arbeiten in den letzten Monaten direkt passiv und sind daher gezwungen, einen Aufschlag von 4 K auf die Kilowattstunde zu begehren. Damit haben wir unsere Ausgaben noch immer nicht gedeckt, doch können wir ber die größten Schwierigkeiten hinwegkommen. Die Störungen bitte uns zu entschuldigen, denn wir tun alles Mögliche; wenn aber Störungen kommen, so sind ie für uns unabwendbar. Wir können Ihnen dies jederzeit eweisen, bitte aber um Nachsicht in dieser schwierigen Zeit. Ich möchte nur noch erwähnen, daß z. B. in alzburg ein voller Stillstand auch im Motoren¬ betrieb eingetreten ist, während bei uns bis jetzt noch mmer, wenn auch mit Störungen, die Betriebe auf¬ recht erhalten werden können. Herr Dr. Linimayr bespricht in gleicher Weise die Schwierigkeiten des Werkes und die besonders mpfindlichen Störungen im Motorenbetrieb Herr Vizebürgermeister Dedic bemerkt, daß es vohl glaubhaft sei, daß das Elektrizitätswerk Steyr ür die mangelhafte Stromlieferung von Stern und hafferl nicht verantwortlich gemacht werden kann, aber das Elektrizitätswerk möge trachten, mit der Waffen¬ abrik ein Uebereinkommen zu treffen, das eine sofortige Imschaltung auf ihren Strom ermöglicht, denn es gehe nicht an, daß die gewerblichen Betriebe vier Stunden und mehr stillgelegt werden. Herr Dr. Linimayr erwidert, daß das Ueber¬ inkommen mit der Waffenfabrik ohnedies besteht und daß die letzte anhaliende Störung auf ein Mißver tändnis zurückzuführen ist, welches aber in Hinkunft vermieden werden muß, weil scharf nachgegangen werden wird, so daß endlich einmal auch eine einwandfreie Stromlieferung erfolgt err Referent GR Tribrunner erwidert auf die Anregung des Herrn GR. Dr Furrer, daß der Sektionsantrag ohnedies befristet ist und das Magistrats¬ Präsidium jederzeit jenen Moment wahrnehmen wird vann wieder die Zuschläge aufzulassen sind. Herr Vorsitzender Bürgermeister Wokral verweist auf den erschienenen Erlaß der Landesregierung über die Sparmaßnahmen mit elektrischem Licht und Kraft Auf die Frage des Herrn GR. Steinbrecher wie sich die Zuschläge bei den pauschalierten Lampen tellen, empfiehlt Herr Direktor Scheining eine Kom¬ mission einzusetzen, welche diese Zuschläge berechnet Herr GR. Prof. Brand stellt den Antrag, diese Frage dem Beleuchtungskomitee zur Lötung zu über¬ tragen Hierauf wird der Sektionsantrag samt Zusatzan¬ trag des Herrn GR. Prof. Brand vom Gemeinderate ingenommen. Herr Vorsitzender Bürgermeister Wokral bringt zur Kenntnis, daß ein weiterer Dringlichkeitsantrag des Herrn GR. Aigner vorliegt, welcher lautet: Dringlichkeits=Antrag vom GR. Franz Aigner. Auf Grund der in der letzten Gemeinderatssitzung beschlossenen Erhöhung der Gebühren für die Kehrricht abfuhr, gegen welche ich im Interesse der kleinen Haus¬ besitzer Stellung genommen habe, worauf sich Herr Bürgermeister äußerte, daß vielleicht bis Ende Dezember ein anderer Zahlungsmodus gefunden werden noch kann, beehre ich mich mitzuteilen, daß ich in Erfahrung

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