Gemeinderatsprotokoll vom 22. Juli 1920

2 Optimismus, daß wir die Stromzuführung für den kommenden inter verbessern können, wenn nicht unangenehme Ereignisse eintreten. Ich muß aber feststellen, daß es seither, als ch das erstemal nach Steyr kam, mit den Elektrizitätsverhält¬ nissen doch besser geworden ist, wenn auch noch mancherlei zu wünschen übrig bleibt. Die Spannung hat leider nicht jene Sicherheit und Verläßlichkeit, die sie haben müßte, damit kein Störungen stattfinden. Allerdings liegen diese Störungen nicht in unserer Gewalt, sondern sind durch die Firma Stern & Hafferl verursacht. Es muß auch festgestellt werden, daß das beim Um¬ baue in Steyr verwendete Ersatzmaterial sich nicht bewährt und Eisen und Aluminium keine richtige Verbindung ergeben. Die Herren ihres Gemeinderates, welche mit in unserem Vorstand wirken, werden uns die Anerkennung nicht versagen können, daß wir den guten und besten Willen haben, auch an Kosten nichts gespart haben, um die Urbelstände zu beseitigen. Ich wil auf diese Uebelstände nicht eingehen, sie sind bedauerlich genug aber wir haben den ernstesten Willen, aus denselben heraus zu kommen. Lassen sie uns dies nicht entgelten; wir haben darau Rücksicht genommen, indem wir bestimmten, daß der Linzer Taris für Steyr viel später erst einzusetzen habe; ich möchte daher bitten, den Antrag der Eingabe anzunehmen, weil das Werk ohne diese Mehreinnahme nicht bestehen kann. Ich glaube billiger als wir, könnte die Stadtgemeinde selbst nicht arbeiten, auch sie würde in den Säckel greifen müssen, wenn sie solche Unterbilanzen aufzuweisen hätte. Das einzige was uns noch zu offen bleibt, ist, daß diese stürmische Drangperiode recht bald an uns vorübergeht. Herr GR. Tribrunner erklärt zur Sache sagen zu vollen, daß es wesentlich dem Gemeinderate leichter fallen würde, Tariferhöhungen zuzustimmen, wenn das Werk den Unforderungen des Bedürfnisses entsprechen würde und nicht Mißstände zutage treten, die Herr Präsident Schloßer selbst ingeführt hat, und daher nicht wegzuleugnen sind. Wir sind nicht so glücklich wie in Linz, das ganz andere elektrische Anlagen hat. Es werden in Steyr schon wieder Klagen ge ührt und war erst gestern eine Störung, die nach Auskunft in einer Viertelstunde behoben sein sollte, aber erst in 2¼ Stunden behoben war. Reklamationen bleiben einfach unbe¬ ücksichtigt. Durch diese bestehenden Uebelstände muß man die Oeffentlichkeit fürchten, weil sie den Strom, den sie be¬ zahlt gar nicht bekommt. Das macht die Beschlußfassung sehr chwierig und ist die Stimmung nicht darnach angetan, einer Tariferhöhung zuzustimmer Herr GR. Klement schließt sich dem Vorredner an Es muß aber auch betont werden, daß uns vom Elektrizitäts¬ verk versprochen wurde, keine Arbeiter zu entlassen, unter¬ dessen sind doch wieder 10 Mann entlassen worden. Auch hat man den Kupferdraht von Steyr weggenommen und ihn — um billiges Geld der Elektrobaugesellschaft übergeben und wir in Steyr mußten uns mit Ersatzmaterial abfinden Momentan dürfte es nicht notwendig sein, den Tarif zu erhöhen; wenn heute die Tariferhöhungen bewilligtwerden, wird der Herr Präsident sicher nach kurzer Zeit wieder mit Er¬ höhungen kommen müssen und können wir nicht so ohne¬ weiters schon jetzt eine Tariferhöhung gegenüber der Bevölke¬ rung verantworten. Es solle ein Komitee eingesetzt werden, welches mit einem Fachmann die Forderung der Elektrizitäts¬ werke untersucht und sodann dem Gemeinderate Bericht erstattet. derr GR. Frühwald schließt sich diesen Ausführungen an und betont, daß man der Bevölkerung diese geforderte Erhöhung der Tarife durch die bestehenden Uebelstände nicht begreiflich machen könnte; eigentlich müßte eine Tariferhöhung erst im Oktober eintreten und nicht jetzt, zu einer Zeit, wo ast kein Licht gebraucht wird. Wir sind beauftragt, mit allen Mitteln dagegen zu arbeiten, daß Tariferhöhungen stattfinden Wenn Herr Präsident uns immer Linz nennt, so muß darauf verwiesen werden, daß die Verhältnisse in Steyr anders liegen. Steyr hat nur Arbeiter und Gewerbebetriebe. Die Arbeiter bekommen ihren Strom nicht den sie bezahlen müssen und die Gewerbetreibenden werden durch die fortwährenden Kraft¬ stromunterbrechungen geschädigt. Wenn Herr Präsident sagt, daß das Werk passiv ist, so sind wir es schon lange; es ist bei uns keiner in der Lage sich über Wasser zu halten und zu leben wie es das Leben verlangt. Es wird alles auf den konsumenten überwälzt, sei es im elektrischen Betrieb oder Ernährungsdienst. Der Wirtschaftsrat der Stadt hat letzthin eine Bierpreiserhöhung ablehnen müssen und würde es merk würdig empfunden werden, wenn wir nun einer Strompreis¬ rhöhung zustimmen würden. Herr GR. Steinbrecher, der urch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ebenfalls erklärt, nicht für Tariferhöhungen zu stimmen Herr Präsident Schloßer: Die kategorifchen Erklä rungen, daß man den Tariferhöhungen nicht zustimmen soll, ind für uns recht betrüblich. Es handelt sich hier nicht um in Unternehmen, was fabriziert ober Waren verkauft, sondern ii ein Unternehmen öffentlichen Charakters, deren Erhaltung meigenen Interesse der Stadt liegt. Wir haben bisher bei diesem Werke keine goldene Zeiten gehabt. Mit den wenigen tausend Kronen Rücklage ist nichts anzufangen. Wir haben während des Krieges in außerordentlicher Opferwilligkeit den Retzumbau begonnen und dadurch eine Kostenschuld von nahezu wei Millionen Kronen auf uns genommen. Ich gehe nicht gerne bitten und lasse die Sache selbst wirken. Wenn die Arbeits¬ kräfte ihre Bezahlung wert sind, so muß auch deren Lieferung der Bezahlung wert sein; darüber kommen wir nicht hinweg. Wir haben lange gewartet und da es nun nicht mehr länger geht, zeigt sich der Effekt. Ich habe eine Liste der Strom¬ törungen seit 1. Jänner hier; von diesen Störungen fallen auf unser Werk nur fünf, so war es auch gestern, da ein Dammbruch am Werk Stern & Hafferl vorkam, welcher leider rst nach mehr als zwei Stunden behoben werden konnte. n Linz merkt man Störungen bei Stern & Hafferl nicht so, weil Linz einen Teil des Stromes von Wels bezieht. Wir aben uns bemüht, daß die zweite Leitung nach St. Florian ertiggestellt werde. Stern & Hafferl hat wohl im vorigen Jahre Leitungen in der Länge von 90 kmn gelegt, aber die orgenannte Leitung nach St. Florian ist nicht ausgeführt vorden. Machen Sie uns nicht dafür haftbar, Sie trafen damt den Unrichtigen. Wir setzen uns in allen Fällen mit Stern & Hafferl in Verbindung und schicken selbst Arbeiterkolonen hinaus, weil wir merken, daß Stern & Hafferl die Situation licht zu beherrschen vermag. Wir scheuen keine Opfer. Die von Herrn GR. Klement bekrittelte Entlassung von Arbeitern ist nicht ganz richtig, als nur fünf von hier wegkamen, nicht ntlassen wurden, sondern zum Leitungsbau Linz—Steyr verwendet werden. Außerdem werden hunderte von Leuten beim Baue in Partenstein Verwendung finden. Der Kupfer¬ raht ist noch vorhanden, liegt in Linz und wir sind in der age, dies buchmäßig nachzuweisen. Die städtische Beleuchtungs¬ anlage von Steyr wird auch in Kupfer ausgeführt werden Was in St. Valentin ausgeführt wird, fließt in die Kasse des Werkes in Steyr und dürfte St. Valentin eine sehr übsche Bedeutung bekommen. Das ist alles mit Ihren Herrn Vertretern in unserem Vorstande besprochen worden; wir sind uns daher keiner Schuld bewußt. Daß wir im Sommer mit der Tariferhöhung kommen. iegt daran, daß auch im Sommer von uns die Lohn¬ erhöhungen gefordert werden; übrigens besteht ja die Pauschal¬ berechnung, so daß Sie im Winter trotz des erhöhten Strom¬ verbrauches nicht mehr bezahlen und daher der Durschnitts¬ verbrauch zur Berechnung kommt. Wegen der Lampendeffekt bei Umschaltungen, werden wir nach wie vor, wenn die Lampt durch unsere Schuld unbrauchbar wird, diese auf unsere Kosten rsetzen. Es ist keine einfache Sache den ganzen Betrieb bei den gegenwärtigen erschwerten Verhältnissen auf die richtige zahn zu bringen. Wir weisen Ihnen die Richtigkeit der Be¬ gründung unseres Antrages nach und sind von der Berechti¬ jung desselben überzeugt. Herr Vizebürgermeister Mayrhofer bestätigt, daß die Ausgaben, bzw. die Bilanz der Elektrizitätswerke durch das Bauamt geprüft worden und die Tariferhöhungen als gerechtfertigt angesehen werden müssen. Wenn wir einmal Anschluß an die neuen Werke haben, wird keine Ueberspannung nehr vorhanden und die Verhältnisse dauernd bessere sein. Herr GR. Frühwald sagt, er verkenne die Schwierig¬ keiten nicht, aber es liege kein Nachweis hier (Zwischenruf des Herrn Vizebürgermeisters Mayrhofer: „Dort liegt er. Wenn eine Lohnerhöhung der Beamten oder Arbeiter Platz u greifen hat, so ist diese Sache einer paritätischen Lohn¬ kommission vorzulegen. Es ist daher durch eine Gemeinderats¬ kommission die Forderung zu überprüfen, dann könnte er der Gemeinderat zustimmen oder nicht. Die Elektrizitätswerke sollen sich mit Stern & Hafferl auseinandersetzen, mit welcher vir keinen Vertrag haben, und wenn das Werk nicht mehr geführt werden kann, so geben Sie es in unsere Hand; wir verlangen von dem Elektrizitätswerk eine reelle Bedienung Herr Bürgermeister Wokral bemerkt, daß auch im Landtage über die Stromstörungen öffentliche Klage geführt vurde und berichtet, daß eine Begehung der Strecke Stern & Hafferl stattgefunden habe, bei welcher schauderhafte Zu¬ stände aufgedeckt wurden. Es ist Tatsache, daß die Belege unt Nachweise vorhanden sind. Herr Referent GR. Dr. Furrer möge aus der Eingabe die Begründung vorlesen Herr GR. Dr. Furrer bringt die Nachweise und Be¬ ege aus der Eingabe vom 15. Juni zur Verlesung und be¬ ichtet, daß die Sektion folgenden Antrag stellt: „Der Gemeinderat wolle den Antrag des Elektrizitätswerkes auf Erhöhung der Strompreise ablehnen. n der letzten Gemeinderatssitzung wurde jedoch be¬ hlossen, diesen Antrag nicht der Beschlußfassung zu unterziehen, ondern den Akt zur weiteren Erhebung und Verhandlung für die nächste Gemeinderatssitzung zurückzustellen Herr GR. Tribrunner erklärt, daß es zweckmäßig ein würde, wenn Herr Präsident Schloßer vorerst seinen Bericht das Partensteinwerk erstattet und der Gemeinderat dann in vertraulicher Sitzung über die Strompreiserhöhung schlüssig wird. Der Gemeinderat stimmt der vertraulichen Behandlung der Eingabe des Elektrizitätswerkes vom 15. Juni l. J un Tariferhöhungen zu Herr Präsident Schloßer berichtet nun eingehend über das Partensteinwerk, dessen Entstehen gewiß begrüßenswert sei weil das Land mit neuer elektrischer Energie versorgt wird. ln dem Werke beteiligen sich der Staat, das Land, die Ge¬ meinde Linz, die Oesterr. Waffenfabrik und die Tramway= und Elektrizitätsgesellschaft. Es wird sich die Notwendigkeit ergeben, daß sich auch die Stadtgemeinde Steyr an dem Werke beteiligt, a Steyr das größte Interesse hat, sich möglichst viel elektrische Kraft zu sichern. Es bedeute für ihn eine besondere Genug¬ tuung, auch in Steyr vor dem Gemeinderate über diese wichtig nd Anlage sprechen zu können. An den Wänden des Saales die Lagepläne angebracht, aus welchen zu ersehen ist, daß

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