Gemeinderatsprotokoll vom 15. Juli 1920

24 Herr Referent erwidert, daß der Aufkäufer nicht die Gemeinde, sondern der Zuchtverein war, von welchen die Ge¬ meinde die Kühe übernommen hat; die Gemeinde kann jeder¬ zeit diese Kühe, wenn der Gemeinderat will, zu einem be¬ deutend erhöhten Preis abstoßen. Um die Genehmigung der ständigen Uebernahme dieser Kühe handle es sich eben heute Bevor nicht die Eigenbewirtschaftung sichergestellt war, konnte auch kein Beschluß auf Uebernahme der Kühe herbeigeführt werden Herr GR. Dr. Peyrer sagt, daß es sonderbar aussehe, es heiße, der Gemeinderat möge den Ankauf der Kühe venn heute beschließen, obwohl doch eine Uebernahme vom Zucht¬ verein bereits erfolgt ist Es ist von Wert zu wissen, was kosten uns die Kühe und was sind sie wert. Herr GR. Eisterlehner bezweifelt, daß für den ge¬ dachten Stand von Milchkühen so viel Futter vorhanden sei, ohne auf Ankauf eines Futters rechnen zu müssen. Erst wenn ichergestellt sei, daß das Gut selbst genug Futter abwerfe, solle der Ankauf der Kühe beschlossen werden Herr Referent erwidert, daß die heurige Futterernte sehr gut ausgefallen und Gewähr vorhanden ist, mit der eigenen Fechsung durchzukommen. Auch an Burgunderrüben usw. seien reichliche Ernten zu erwarten. Die beantragten Auf¬ äufe würden 355.000 K kosten, dem gegenüber ein Wert der Kühe von 554.000 K gegenübersteht Herr GR. Schickl betreibt die Vorlage einer genauen Verrechnung über die bisherigen Käufe und Verkäufe; es seien ja auch Kälber verkauft worden; von allen diesen habe man bisher keine Rechnungsaufstellung erhalten. Herr Bürgermeister Wokral berichtet über die Ursachen, daß die Kühe nach Steyr gebracht wurden und erinnert an den einerzeitigen Beschluß vom Rieder Bezirke, die Kühe statt der Milchlieferung zu nehmen, womit man in der Milchversorgung der Stadt die beste Erfahrung gemacht habe. Zu betonen ist, daß alles über Ankauf und Verkauf gebucht ist und auch vor einiger Zeit ein Komitee eingesetzt wurde, welches jeweils Be¬ richt zu erstatten hat. Ordnung müsse selbstverständlich herrschen denn wenn hier ein Fehler gemacht würde, müßte sich dieser vervielfältigen. Nach dem Berichte des Herrn Referenten stellt ich die Sache für die Gemeinde ganz günstig und käme einem 15 %igen Ertrage gleich Die Presse wird ersucht, hievon keinen Gebrauch zu machen, denn durch diesen Erfolg dürfe die Oeffent¬ lichkeit nicht irregeführt werden; die Anlage wird noch In¬ vestitionen verschlingen, welche für die erste Zeit keinen Gewinn erhoffen lassen. Es entwickelt sich noch eine lebhafte Wechselrede, in welcher Herr GR. Dr. Peyrer die vervielfästigte Vorlage einer ge¬ nauen Verrechnung der bisherigen Einnahmen und Ausgaben bis zur nächsten Gemeinderatssitzung begehrt herr Vizebürgermeister Dedic stellt sodann den Ver¬ tagungsantrag, da ohnehin in acht Tagen wiederum eine Ge¬ meinderatssitzung stattfindet und dann durch Vorlage der Ver rechnungen Mißverständnisse beseitigt werden können Die vom Herrn Vorsitzenden eingeleitete Abstimmung ergibt die Annahme des Antrages über den Beitritt zur Matzelsdorfer Gesellschaft und Genehmigung der Kosten der elektrischen Einrichtung mit dem Betrage von 30.000 K und die Annahme des Vertagungsantrages. Adaptierung im Rathause zur Verbesserung der 5. äumlichen Verhältnisse Referent Herr G.=R. Dr Furrer. Vom Bauamte wurde folgender auf Grund einer kommissionellen Begehung des Rathauses folgender Bericht vor gelegt: Bericht 40332. über die Schaffung von Kanzleiräumen im Rathause. Die räumliche Unzulänglichkeit im Rathause hat wieder¬ holt Anlaß zum Studium der vorliegenden Verhältnisse, ins¬ besondere nach der Richtung einer Verbesserung der vorhandenen und Vermehrung der dem heutigen Betriebe entsprechenden Kanzleiräume, wobei in erster Linie das ökonomische Moment, dann aber auch die Zweckmäßigkeit zum Worte kam Eine am 15. Juni l. I stattgehabte Kommission des Gemeinderatspräsidiums, bei welcher der Magistratsdirektor und der Stadtbauamtsleiter anwesend waren, einigte sich ge¬ egentlich der Verhandlung über die zweckmäßigste Art der Schaffung neuer Amtsräume dahin, daß von der ursprünglich geplanten Aufsetzung eines neuen Wohngeschosses auf das Rat¬ haus mit Rücksicht auf die enormen Kosten Abstand genommen hingegen die volle Auswertung aller vorhandenen bezw. nicht ationell verwerteter Räume ins Auge gefaßt wird Von kleinen internen Verschiebungen abgesehen, die das Fragenprogramm nur ganz untergeordnet berühren und keine baulichen Maßnahmen erfordern, kam die Kommission überein¬ timmend zu folgenden meritorischen Beschlüssen: Im Erdgeschosse des Rathauses a) Das Meldeamt erfordert eine räumliche Verbesserung. Diese kann geschaffen werden durch Heranziehung des Raumes Nr. 11, welcher wohnlich auszugestalten und mit Schaltern ver¬ sehen ist. b) Der Raum Nr. 4 (bisheriges Meldeamt) dann die Räume Nr. 5 und 6, endlich das Magazin Nr. 7 sind zu einer Raumgruppe zu vereinigen. Im Anschlusse an Lokal Nr. 7 ist in Arrestlokal zu schaffen und hiefür Lokal Nr. 13 zu widmen. e) Die Lokale Nr. 8, 9 und 10 werden zu einer neuen Gruppe vereinigt; hiezu ist eine Verbindung zwischen 8 und 9 ann eine Tür aus 9 und 10 herzustellen d) Das bisher im Rathause in einer hinteren Abteilung des Raumes Nr. 11 untergebrachte Feuerlöschrequisitendepot ist u verlegen. (Die Feuerwehr hat die Zulässigkeit dieser Absicht utgeheißen und wird Sorge tragen, daß die Geräte im Depot in der Eisenstraße eingestellt werden.) Das Brennmaterial, velches dermalen teils in Nr. 11 und 12 deponiert ist, wird im Keller Nr. 79 verwahrt e) Das Lokal Nr. 12 wird wohnlich ausgestattet und als Kanzlei dem Wohnungsamte zugewiesen. Das im Hofe befindliche Pissoir ist zu entfernen und durch Abtrennung eines Raumes vom Lokale Nr. 14 geschlossen zu etablieren, der übrige Teil dieses Raumes bleibt Geräte magazin *) Die beiden Wohnungen im Erdgeschosse bleiben als olche für die gegenwärtigen Inhaber erhalten. Im 1. Stock des Rathauses. h) Die Stadtkasse wird verlegt, ebenso die Telephonzentrale. Das Lokal Nr 36 ist dem Magistratsdirektor zugewiesen und dieses, sowie das Zimmer des Bürgermeisters Nr. 39 durch einen Raum zugänglich gemacht, welcher aus dem vergrößerten gegenwärtigen Telephonzimmer entsteht. In diesem neuen Lokale sitzt ein Beamter, welcher die im Rathause vorsprechenden Parteien dirigieren wird. Für diese neue Raumgruppe müsser besondere Kamingruppen hergestellt werden. i) Lokal Nr. 38/a und Nr. 39 erhalten die Widmung als kleiner Sitzungssaal, resp. Zimmer für einen der Vizebürger¬ meister k) Der Verbindungsgang Nr. 40 ist in drei Lokalezu interteilen und die so geschaffenen Räume als Kanzleien für den Stadtphysikus und den Stadttierarzt zu widmen. ) Sämtliche im Rathause befindliche historische Gegen¬ tände werden dem Stadtmuseum einverleibt und der dadurch geschaffene Platz zur Aufstellung neuer Regale verwendet m) Eine Vergrößerung des Wirtschaftsamtes ist dermalen untunlich, die Vergrößerung des Manipulationsraumes muß vorläufig auf Kosten des Parteienraumes vorgenommen werden. 2. Stock des Rathauses. n Die Lokale Nr. 52 und 56 werden vereinigt und der so geschaffene Raum für den Drucksortenverlag verwendet. Lokal Nr. 56 erhält ein verbessertes Fenster gegen die reie Hofseite des Nachbars und wird zur Kanzlei gemacht. P) Die Lokale Nr. 60 bis 61, 51 a bis 70 und 70 a werden der Kanzleileitung=Einreichungsprotokoll=Kanzlei und Expedit gewidmet. Der Abort im Lokal Nr. 60 ist abzutragen. qu Die Stadtbuchhaltung erhält Lokal Nr. 74 a zugewiesen ür den Tierarzt wurde bereits vorgesehen. F Die Lokale Nr. 73 und 79 sind für die Stadtkasse in Aussicht genommen. Durch Aufstellung der Schalterwand wird der Arbeitsraum vom Parteienraum getrennt *) Die Kündigung der Wohnung Nr. 63/66 wird in Aus sicht genommen Alle mit diesen Widmungsveränderungen im Zusammen¬ hange stehenden Durchbrüchen, Kaninchenstallungen, Verputz¬ irbeiten, Ofenerneuerungen, Fußbodenlegungen, Anstreicher= und Malerarbeiten werden einen baulichen Aufwand von 105.000 K erfordern Hiezu kommt noch die Beschaffung eines neuen Klapper chrankes für die Hauszentrale im Betrage von 55.000 K, si daß eine Summe im Betrage von 160 000 K erforderlich wird Die Sektion stellt den Antrag: Der Gemeinderat ge nehmige die vom Stadtbauamte vorgelegten Anträge Herr Vorsitzender Bürgermeister Wokral tritt den Vorsitz an Herrn Vizebürgermeister Dedic ab und berichtet odann eingehend über die beantragten Maßnahmen. Der Gemeinderat stimmt sodann dem bauamtlichen An¬ rage mit der Einschränkung, daß der Gang im ersten Stock rei zu bleiben habe und das Gemeinderatspräsidium ermächtig werde, für das Kassenamt die Wahl des Lokales nochmals in Erwägung zu ziehen. Herr Bürgermeister Wokral übernimmt wieder den Vorsitz 16. Bestellung eines Stadtgärtners. Referent Herr GR. Krottenau. Herr Polanz sucht um Bestellung zum Stadtgärtner an ind beantragt das Stadtbauamt dessen Bestellung mit einem Monatslohn von 500 K vorzunehmen und außerdem noch den Betrag von 1000 K für Anschaffungen zu bewilligen. Herr GR. Dr. Peyrer erklärt, gegen Herrn Polanz persönlich gewiß nichts zu haben, die Bestellung als Stadt¬ gärtner falle jedoch in die 1. Sektion, so daß heute nur über die Bestellung eines Stadtgärtners überhaupt zu entscheiden wäre, und stellt Redner den Gegenantrag, heute grundsätzlich die Bestellung eines Stadtgärtners und die Bewilligung der 1000 K für die Anschaffungen zu beschließen. Der Gegenantrag wird vom Gemeinderate angenommen¬ 5

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