Gemeinderatsprotokoll vom 28. Februar 1920

Herr GR. Prof. Brand erklärt, auch, das richtig¬ stellen zu müssen, daß Herr GR Kletzmayr zu diesem Antrage mit ihm Stellung genommen habe; mit Herrn über die Sache GR. Kletzmayr habe er kein Wort gesprochen. Herr Bürgermeister Wokral, welcher inzwischen wieder in der Sitzung erschienen ist, berichtet über die Verhandlungen in der Agrarkommission, welche zu dem Ergebnisse führten, daß auf diese Grundstücke die Be¬ stimmungen des § 2 des Gesetzes über agrarische Operationen keine Anwendung findet. Bezüglich der Rinder kann gesagt werden, daß gelegentlich des Be zuges von solchen aus dem Innkreise vorgesorgt wurde, daß Rinder für den gedachten Zweck reserviert wurden, auch noch in anderen Bezirken Kühe stehen, die noch nicht abtransportiert wurden und ebenso für die Ge¬ meinde reserviert sind. Dies geschah deshalb, weil nach Gutachten von Sachverständigen, die Preise der Rinder bedeutend gestiegen wären und wir die Tiere durch diese Art der Sicherstellung zu einem bedeutend billigeren Preis erhalten werden, als sonst. Weiters muß betont werden, daß das Munitionsmagazin und das Wachhaus in erster Linie für die gedachten Zwecke in Verwendung genommen werden müssen, weil sonst eines schönen Tages von dem derzeitigen Bestande desselben nichts mehr übrig bleibt, da alles weggeschleppt wird; wenn dort Leute vorhanden sein werden, wird das Eigentum der Stadt doch nicht mehr schutzlos preisgegeben sein. Um den strikten Beschluß der Nationalversammlung nachzukommen, daß möglichst viele landwirtschaftliche Schulen errichtet werden sollen, könnte die von der Stadtgemeinde zu schaffende Landwirtschaft später in eine Schule ver vandelt werden. Bezüglich der Bemerkung wegen Vor¬ beratung des Projektes durch die Finanzsektion werde ich für dieselbe unbedingt Gelegenheit geben, die weiteren Verhandlungen im Schoße der Finanzsektion mitzuführen. Für die heute beantragte Ausgabe ist im Budget unter er Post „außerordentliche Bauführungen“ vorgesehen Herr GR. Schickl frägt, wann die Kommissionierung des Gutes stattfinden werde, worauf Herr Vorsitzenden erwidert, daß schon im Laufe der nächsten Woche die Einladungen hiezu ergehen werden. Weiters wünscht Herr GR. Schickl, daß sich die Gemeinde, wenn wieder ein Transport Kühe eintrifft, um einen tüchtigen Melker umsieht. Herr Vizebürgermeister Mayrhofer erwidert, daß auch dies geplant sei und resumiert auf Grund des Gutachtens die Vorteile, welche die Errichtung der Eigenbewirtschaftung des Exerzierplatzes für die Gemeinde bedeutet Herr Bürgermeister Wokral übernimmt wieder den Vorsitz und leitet über den Sektionsantrag die Ab¬ stimmung ein. Der Sektionsantrag wird vom Gemeinderate ein¬ angenommen hellig Ausbau des Scherergutes zu a) Punkt XII. Wohnhaus. einem Referent Herr GR. Krottenau: Zu diesem Punkte hat das Stadtbauamt folgenden Bericht erstattet: Bericht über die Instandhaltung der Scheuer des Schererhauses in der Sierningerstraße 922 Dieses Objekt erfordert aus baubehördlichen Gründer eine durchgreifende Instandsetzung, da es an einer ungemein frequentierten Straße gelegen ist und bei Belassung des dermaligen Zustandes binnen kurzer Frist für die Passanten bedenkliche Folgen haben könnte. Die vorhandene Schindeldeckung ist von zahlreichen Stellen vermorscht und erfordert eine vollkommene Er¬ neuerung oder doch eines Ersatzes aus einem feuer¬ sicheren Deckmaterial; die lang anhaltenden Regengüsse der letzten Zeit haben infolge der Schadhaftigkeit des Dachdeckungsmateriales, das Dachgehölz weitreichend durchnäßt und die Hölzer an einzelnen Stellen schon angegriffen. Die Mauern sind durch fortgesetzte Nässe in Mitleidenschaft gezogen, weisen starke zleichfalls Durchfeuchtungen auf und werden über kurz oder lang dem Mauerfraß verfallen In dieser Verfassung kann das Objekt keinem Zwecke nutzbar gemacht werden und ist selbst zur Ein¬ lagerung der gegenwärtig dort deponierten Marktbuder ungeeignet Es tritt somit die Frage nach dem Schicksal dieses Objektes heran, das heißt, ob es zu kassieren oder zu adaptieren wäre; die erste Alternative wäre aus ökono¬ mischen Gründen nicht zu empfehlen, da der wertvolle Platz an der Straße nicht brach bleiben könnte, die Stadtgemeinde aber auch keinen Anlaß hätte, ihn zu beräußern. Die zweite Alternative erscheint die günstigere; sämlich das Objekt auszubauen und zwar nicht zum päteren Verwendung als Deponierungsort, sondern zu einem Wohnhaus Die vorhandene Ausdehnung der Scheuer gestattet die Schaffung von vier Wohnungen und zwar je zwei Wohnungen, bestehend aus Zimmer und Küche resp. Zimmer, Kabinett und Küche Es ergeben sich zwei Wohngeschosse, die durch eine Stiege verbunden werden. Das Stiegenhaus reicht bie ns Dachgeschoß und vermittelt den Zugang zu dem¬ in welchen Dachbodenkammern geschaffen würden elben Das Objekt ist nicht unterkellert; an Stelle von Kellerräumen würde jede Partei eine Holzlage im Hofe rhalten. Auch die Waschküche käme im Anschlusse an as Brennmaterialdepot im Hofe zu stehen. Für je 2 Parteien ist ein Abort mit Wasser¬ pülung vorgesehen. Die Fäkalstoffe werden bis zur Schaffung der allgemeinen Kanalisierung in einer Senkgrube auf¬ efangen. Die Wasserversorgung erfolgt aus dem vor¬ andenen Brunnen des Schererhauses. Jeder Partei würde ein Gartenteil zugewiesen. Die Adaptierungskosten verden mit rund 60.000 K veranschlagt. An Bruttozins 7 K vürde sich bei Festsetzung eines Betrages von er Wohnungseinheit und Monat, also für 2 Wohnungen 1 Zimmer, 4 Einheiten, 1 Kabinett, 2 Einheiten und 1 1 Küche, 1 Einheit: zusammen 7 X2X12X7 152 K und 2 Wohnungen à 1 Zimmer, 4 Einheiten und 1 Küche =1 Einheit: zusammen 5X2X12 X7 = 840 K, somit zusammen die Summe von 1992 K rgeben, sodaß rund eine 2 ½%ige Verzinsung zu ge¬ wärtigen ist. In Anbetracht der herrschenden Wohnungsnot ollte jede Gelegenheit wahrgenommen werden, um bessere Kleinwohnungen in Steyr zu schaffen, daher auch der orliegende Anlaß nicht außeracht gelassen werden, denn elbst der Zuwachs von 4 Wohnungen ist bei dem Mangel an gesunden, einwandfreien Unterkünften in Steyr nicht zu unterschätzen Im übrigen hat die Stadtgemeinde unter ihren eigenen Angestellten eine Reihe von Wohnungssuchern sie könnte daher durch die Adaptierung der in Rede tehenden Scheuer, dem vorwaltenden Bedürfnis Rechnung tragen. Der Bau wäre im Unternehmerwege auszuführer und insoweit möglich, durch Beistellung einzelner vor¬ handener Materialien (Fenster, Türen, Trambalken, Bacculagewebe 2c.) tunlichst verbilligt werden Steyr, am 12. Februar 1920. Der Sektionsantrag lautet: Der Gemeinderat beschließe den Ausbau der Scheuer des Scherergutes mit einem beiläufigen Kostenauf wand von zirka 80.000 K zuzustimmen und das Stadt¬ bauamt mit der Bauausschreibung zu beauftragen. Be der Bauausführung wäre auch die Anwendung der modernen Sparbauweisen (Hohlsteinsystem) zuzulassen. Der Sektionsantrag wird vom Gemeinderate an¬ genommen. Punkt XIIb. Elektrizitätswerke Steyr um Strom¬ reiserhöhung. Referent Herr GR. Aigner. Die Elektrizitätswerke Steyr beantragen nach aus¬ ührlicher aktenmäßiger Begründung eine neuerliche Erhöhung der Tarife und zwar: 1. Licht. Erhöhung des Tarifes für Lichtstrom nach Zähler per Kilowattstunde von 1 K 45 h auf 2 K 20 h,

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