Gemeinderatsprotokoll vom 28. Februar 1920

Vorschläge für die Durch¬ ührung in Eigenregi Adaptierung des Munitions magazines Kultur fähigkeit Verwertungs nöglichkeiten Die Kulturfähigkeit für Acker=, Wiesen¬ und Weidebetrieb ist bei ca 7/s der Gesamtfläche vorhanden, während der restliche Hutweidenteil früherer Waldbestand) mittelst besonderen Kulturverfahrens zur Aufschließung erst gebracht werden müßte Verwertung des Gesamtbesitzes Die durch kann Verpachtung, 1. 2. Verkauf, 3. Eigenbewirtschaftung erfolgen. ad 1. Die Verpachtung des Gutes ohne Einrichtungen bedingt eine vieharme Wirtschaft, welche naturgemäß zu einem Raubbau und iemit zu einer weiteren Entwertung der Guts ühren müßte. ubstanz und Grund ad 2. Der Verkauf von Boden ist bei der heutigen Geldentwertung nicht ratsam ad 3. Die Führung des Gutes in Eigen¬ regie erfordert hohe Investierungen, jedoch ist dieselbe aus folgenden Gründen empfehlenswert Die Versorgung der Stadt kann in 1. diversen, schwer zu beschaffenden Nahrungs¬ mitteln wie Milch, Fett und Fleisch erleichtert werden. Diese Erleichterung ist gleichbedeutend mit der teilweisen Herabminderung einer ge¬ wissen Abhängigkeit 2. Die ordnungsmäßige Bewirtschaftung des Gutes wird eine Wertserhöhung des Ob¬ jektes mit sich bringen. Es ist auch bei Eintritt leichterer Lebensmittelbeschaffung zu erwarten daß die Investitionen nicht entwert werden, weil die Gutseinrichtung zur Erzeugung von Spezial¬ rodukten wie Kindermilch 2c. herangezogen werden könnte. Ueberdies könnte dann auch der Gutshof für die Aufnahme einer Sammel stelle der Milch aus dem anstoßenden Hinter¬ lande als erste Stufe zu einer städtischen Molkerei benützt werden 3. Die städtischen Abfälle wie Küchen¬ abfall und Müll können in der eigenen Land¬ wirtschaft vorzüglich zur Verwertung gelangen. 4. Der Einfluß eines intensiven Land¬ wirtschaftsbetriebes wird sicher auf den um¬ liegenden bäuerlichen Betrieb günstig sein; es ist gewiß zu erwarten, däß das Stadtgut gleichsam als Beispielswirtschaft auf die Er¬ höhung der Produktion in der ganzen Gegend einwirkt. Hiedurch wird auch eine gewisse Regulierung der Preise eintreten. Aus vorgenannten Gründen wird die Aufnahme des Projektes der Eigenbewirtschaftung empfohlen Die Durchführung des Projektes ist in der Weise gedacht, daß die Wirtschaft haupt¬ sächlich für Viehzuchtbetrieb, Milchproduktion und Mastung eingerichtet wird. hiefür wird nicht eine einseitige Gras¬ virtschaft, sondern ein gemischter Betrieb von Feld= und Wiesenbau und Weidenutzung in Vorschlag gebracht Für diese Wirtschaftseinrichtung ist der Aufbau eines kompletten, modern eingerichteten Hofes, womöglich zentraler Lage der Gesamt¬ fläche notwendig; bei Erbauung desselben sollte nicht die alte Schablone dienen, sondern müßten alle anwendbaren Errungenschaften der Neuzeit ur Ausnützung gelangen Das vorhandene Munitionsmagazin läßt sich für die vorerst notwendige Uebergangs¬ virtschaft zu einem Kuhstall ausbauen und später, bei definitivem Betriebe für einen Jungviehstall vorteilhaft verwenden 5 Kulturen¬ Der am Hochplateau gelegene Teil der einteilung Gründe, ca 34 ha sehr guter Böden wird zum Feldbau herangezogen werden müssen Der anschließende Waldstreifen ist einer fächmännischen Behandlung zuzuführen Die im Tale gelegenen Wiesen, Steu¬ brüche und Hutweiden werden für die Aus¬ nützung durch intensiven Weidebetrieb und Feldbau in Aussicht genommen. Bei der Armut dieser Böden, humoser und lehmiger Schotter¬ boden in der Ackerkrume, verschieden stark Unterlage Schotter, ist mit einer reichlichen Nachhilfe durch Kultur und Düngung aller Art, also aufwandreicher Betriebsmittel zu rechnen. Viehbestan Nach durchgeführter Einrichtung kann mit einem Stande von 70 bis 80 Stück Großvieh und entsprechender Anzahl Schweine gewirt¬ chaftet werden Adaptierung Das vorhandene Gebäude Harrergut des alten bietet günstige Gelegenheit für die Einrichtung Hofgebäude von Arbeiterwohnungen und Räumen für tauhfutter. Wasser¬ Der im Tale vorhandene Dornbach wird versorgun denfalls für die Beschaffung von Wasser in Betracht kommen. e zinsung Die hohen Investitionskosten werden in en ersten Jahren keinesfalls eine Verzinsung erwarten lassen können, sondern es ist die Durchführung des Projektes vorerst lediglich vom Standpunkte der leichteren Approvisio¬ nierung für Steyr aufzufassen Zum Schlusse soll noch erwähnt werden, daß für die Führung des Betriebes die An¬ stellung eines Verwaltungsorganes unter fach¬ männischer Oberleitung notwendig wird Auf Grund vorliegender Darstellung kann die Durchführung des Projektes wärmstens empfohlen werden. Achleiten=Garsten, am 25. Dezember 1919. Schmid m. p. B. Stein m. p. Gutsdirektor. Verwalter. Das Gutachten zeigt deutlich, welche Vorteile der Stadt aus der Eigenbewirtschaftung für die künftige Approvisionierung ziehen kann, ebenso wie es selbst¬ verständlich ist, daß zur Erreichung dieses Nutzens eine große Summe investiert werden muß. Wenn man edoch die Vorteile ins Auge faßt und die Rentabilität ieser Eigenbewirtschaftung mit einer Verpachtung egenüberstellt, so kann mit Recht von einer vor andenen Garantie der Verzinsung und Amortisierung des aufgewendeten Kapitales gesprochen werden. Bei der ilchkühanlieferung aus dem Bezirke Ried hat man chon mit diesem heute vorliegenden Plan gerechnet und stehen gegenwärtig 17 Milchkühe in der Artillerie¬ kaserne, welche Eigentum der Stadtgemeinde sind. Die rsten Vorarbeiten hätten nun in der Adaptierung des Nunitionsmagazins am Exerzierplatze in Dornach zu einem Stallgebäude zu erfolgen, damit die Kühe dort ordnungsmäßig eingestellt werden können. Hierüber liegt vom Bauamte folgender Bericht vor: „Der Adaptierung ind sowohl das eigentliche Munitionsdepot als auch das zugehörige Wohnhaus zu unterziehen, da mit den Einstellen von Milchkühen in dem neuen Stalle auch das zugewiesene Wartepersonal in allernächster Nähe Unterkunft finden muß, das Wachhaus aber dermalen tur aus Vorraum, Wachzimmer mit 15 m2 Nutzfläche und einem Abort besteht Die Umgestaltung des mehrgenannten Wachhaufes st derart gedacht, daß bei Festhaltung des dermaligen Bestandes durch entsprechenden Anbau 2 Wohnungen nit Küche, Zimmer und Kabinett entstehen Das Munitionsdepot wird in der Weise zum Stall adaptiert, daß vor allem der bisher 90 cm über 8

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