Gemeinderatsprotokoll vom 10. Jänner 1920

Dieser Ankauf wird empfohlen, da mit einem Pferde lichts rechtes zu machen ist, und der Kaufpreis per 23.000 bis 25.000 K — die richtige Summe wurde noch nicht endgültig ausgehandelt, immerhin der heutigen Preislage der Pferde nack angemessen erscheint. Der Sektionsantrag lautet: Der Gemeinderat beschließe, dem Ankaufe dann zuzustimmen, wenn die Pferde auch von inem zweiten Tierarzt als preiswert bezeichnet werden Angenommen IV. Sektion. 16. Nachträgliche Genehmigung der Ueberlassung von Schulräumen für Unterrichtszwecke. Referent Herr G.=R. Lebeda. ) Die Direktion der Fachschule ersucht, für die Abhaltung eines elektrotechnischen Arbeiterkurses den großen Zeichensaal und für einen solchen für geometrisches Zeichnen den kleinen von halb 7 bis halb Zeichensaal jeden Dienstag und Freitag 9 Uhr abends zu überlassen. Der Sektionsantrag lautet: Der Gemeinderat wolle die Ueberlassung der beiden Zeichensäle der Bürgerschule an die Fachschule für Eisen= und Stahlbearbeitung in Steyr für Unter¬ richtszwecke nachträglich genehmigen. ¼9 Angenommen. Die Vorstehung des Vereines der Kinderfreunde, Orts¬ b) gruppe Steyr, um Bewilligung der Benützung eines Klassen zimmers zur Abhaltung von Märchenvorlesungen, und um Be¬ nützungsbewilligung der Turnsäle zur Abhaltung von Turn¬ und Spielstunden Der Sektionsantrag lautet: Der Gemeinderat wolle be¬ schließen, der Ortsgruppe Steyr des Vereines der Kinderfreunde zwecks Abhaltung von Märchenvorlesungen seitens einer Lehr¬ person die Benützung einzelner Klassenzimmer an den hierortigen Schulen und zwecks Abhaltung von Turn= und Spielstunden des Turnsaales an der Knabenbürgerschule zu ge¬ statten. ∆ Der Sektionsantrag wird vom Gemeinderate angenommen 17. Unterstützung aus der Gremial¬ Ansuchen um krankenkasse. Referent Herr G.=R. Lebeda. Sektionsantrag: Der Gemeinderat wolle im Sinne des Antrages des Handelsgremiums in Steyr an den Bittsteller Julius Mann eine einmalige Spende im Betrage von K 200•— aus den Zinsenerträgnissen der Gremialkrankenkasse=Stiftung bewilligen *35/7) Ungenommen. Verleihung von drei Schiefermayr-Stipendien. 18. Referent Herr G.=R. Lebeda. Sektionsantrag: Der Gemeinderat wolle die ausgeschriebenen drei Schiefermayr=Stipendien von jährlich K 100·— im Sinne des Vorschlages des Lehrkörpers der Staatsrealschule in Steyr den 4. Klasse, Riesenhofer Rudolf, Schülern Entinger Richard, Klasse, und Steinmayr Alois, 6. Klasse, vom Schuljahr 5. 1919/20 angefangen, verleihen Angenommen. luf die vom Herrn Vorsitzenden gestellte Umfrage ob außer der Tagesordnung zu Anfragen oder Anträgen das Wort gewünscht werde, meldet sich Herr G.=R. Steinbrecher und führt aus: Durch Zufall hatte ich Gelegenheit, das Archiv der Stadt¬ gemeinde zu besichtigen, in welchen vielerlei Waffen, Rüstungen und Fahnen 2c. der Vorzeit untergebracht sind, die viel besser zu ihrer Erhaltung dem Städt. Museum einzuverleiben wären. Durch die Ueberweisung dieser historischen Gegenstände an das Museum könnte auch im Rathause Platz geschaffen werden weshalb die Räumung des Archivs von diesen Gegenständen be¬ antragt wird Herr Bürgermeister sagt die Sichtung des vor¬ handenen Materials und deren eventuelle Abgabe in das Nuseum zu Herr G.=R Lebeda nimmt sodann auf den Zwischenruf des Herrn G.=R. Prof. Brand in der Debatte über die Unter¬ stützung der Freien Schule Bezug und führt aus: Es ist mir nicht bekannt, daß ich durch den klerikalen Einfluß Direktor geworden bin und möchte Herrn G.=R. Prof. Brand diesbezüglich um Aufklärung ersuchen. Ich war nicht bei einem einzigen Herrn des Landesausschusses und ist daher dieser Zuruf vollständig unangebracht; ich muß denselben auf das allerschärfste zurückweisen, weil er der Wahrheit ins Gesicht schlägt Soll ich persönliche Ge¬ Herr G.=R. Prof. Brand. schichten vorbringen? Ich kann Aufklärung geben Herr Vizebürgermeister Dedie. Das sind keine per¬ sönlichen Sachen, sprechen Sie nur. 5 vor Herr Bürgermeister. Was Herr G.=R. Lebeda brachte, ist allerdings keine Anfrage an das Präsidium; wohl ber ist ein Zuruf gemacht worden. Wenn Wert darauf gelegt vird, kann ich es nicht verdenken, daß die Angelegenheit aus¬ jetragen wird, würde aber bitten, daß solche Zwischenrufe ver¬ mieden werden. Herr G=R. Brand beantragt, diese Angelegenheit in der vertraulichen Sitzung zu verhandeln, wogegen von Herrn G.-R. Lebeda und Herrn Vizebürgermeister Dedic Ein¬ sprache erhoben wird Herr G.=R Rudda. Ich habe mich in letzter Zeit wieder mit der Frage des Postamtes in Ennsdorf befaßt und dürfte im Mai bei Flenkenthaller ein entsprechendes Lokal frei werden. Herr Bürgermeister ersucht, den Bericht in der Sektion zu erstatten. Herr G.=R. Prof. Brand. Nachdem Herr G.=R. Direktor Lebeda nichts dagegen hat, daß die Aeußerung über den Zwischenruf in der öffentlichen Sitzung verhandelt wird, bin ich ereit, meinen Standpunkt zu vertreten; ich habe nichts zu ver¬ heimlichen, glaube aber, daß die Sache nicht in die Oeffentlichkeit gehört. Es ist also die Direktorstelle nach dem verstorbenen Direktor der Bürgerschule ausgeschrieben worden. Um diese erledigte Direktorstelle haben sich sechs Bewerber gemeldet, darunter, wenn ich nicht irre, vier aus unserer Stadt und zwar einer aus Ischl und einer aus Steiermark. Unter diesen Bewerbern hatte der von Ischl die beste Qualifikation und die besten Zeugnisse aufzuweisen und war nachgewiesen, daß derselbe eine Reihe von Spezialkursen gemacht hat und auch die Prüfung über die französische Sprache besitzt. Im Stadtschulrate hat es große Debatten gegeben; man hat namentlich den bestqualifizierten Bewerber unter verschiedenen Vorwänden, die Herr Kollege Erb vorbrachte, hinausgedrängt. Unter den anderen Bewerbern war auch Herr Kollege Lebeda, welcher wegen seiner minderen Qualifikation an fünfter Stelle gereiht wurde (Zwischenrufe bei der Majorität: „Durch die Klerikalen!“) Für diesen Anwur wird sich der Herr Bezirksschulinspektor zu bedanken haben. Andererseits hatte Herr Lebeda jedes Jahr eine Reihe von Ur¬ lauben und schließlich lag ein disziplinärer Grund vor, da Herr direktor Lebeda gegen seinen Direktor mit einem Stuhl los¬ gegangen ist; die Spuren sind heute noch in dem getroffenen Tische sichtbar. Dieser Vorgang mußte für den Stadtschulrat maßgebend sein, da derselbe beweist, daß Herr Direktor Lebeda kein Taktgefühl besitzt, so daß eben die Reihung an fünfter Stelle durch den Stadtschulrat erfolgte. Nun hat sich Herr Direktor Lebeda allerdings nicht persönlich, aber ganz bestimm indirekt an unsere Partei gewendet, damit er die Direktorstelle ekommt. Beweis: Daß Herren Ihrer Partei gekommen sind und ersuchten, sich des Herrn Lebeda anzunehmen. Das kann man nehmen wie man will, aber indirekt wurde verlangt, daß err Lebeda diese Stelle bekommen soll und ist sich unsere artei auch darüber klar geworden, daß in einer Stadt, wo ihre Partei die Mehrheit besitzt, Sie auch einen Direktor Ihrer Partei haben wollen und man sagte: Gut, Sie sollen ihn haben und hat unsere Partei nachgegeben und Herrn Lebeda zum Direktor der Knabenbürgerschule ernannt. Das war entschieden ein großes Entgegenkommen unserer Partei Ihrer Partei gegen¬ über. Ich sage Ihnen aber offen, Sie haben in ihm nicht en Schulmann, sondern den Parteimann; wenn Sie einen Schulmann gewählt hätten, wären alle anderen besser quali¬ ziert gewesen, als Direktor Lebeda Herr Bürgermeister bemerkt hiezu, daß zur Klar¬ stellung gesagt werden müsse, daß man sich damals kaprizieren ollte, einen Mann herzubringen, der klerikale Anschauungen hat, was von der früheren Majorität mit Gewalt verhinder wurde und ist auch die Frage aufgeworfen worden, was mit Inspektor Wagner geschehen solle; Inspektor und Direktor zu¬ gleich zu sein, sei nicht gut möglich. Ich hatte damals gehört, daß Herr G.=R. Lebeda an dritte Stelle gesetzt worden sei und da war ich es, der mit Herrn Kollegen Lebeda sprach, ob er darauf reflektieren würde, die Direktorstelle zu erhalten, wenn wir uns dafür einsetzten. Herr Direktor hatte gezögert und wollte nicht annehmen, schließlich aber doch zugestimmt. Die Zögerung des Herrn Kollegen Lebeda hatte ihre Ursache darin wo es gewissermaßen eine daß etwas vorgekommen sei, Rehabilitierung bedeuten würde, wenn Herr Kollege Lebeda zum Direktor ernannt würde. Herr Kollege Lebeda hat also niemand gebeten, sich für ihn einzusetzen und kann man nicht ut sagen, daß der klerikale Einfluß für die Ernennung ma߬ gebend war derr G.=R. Lebeda Durch Herrn G.=R. Prof. Brand bin ich in die unangenehme Lage gekommen, das Wort für mich zu ergreifen und eine Reihe von Anwürfen gegen mich urückzuweisen Die Ausführungen des Herrn Bürgermeisters haben schon schlagend bewiesen, daß ich bei keinem Mitgliede des Landesausschusses war; ich habe mich überhaupt um die Direktorstelle nicht gerissen, weil es für mich gar keinen Gewinn bedeutet, Direktor der Bürgerschule zu sein, denn mit den paai Kreuzern, die die Stelle mehr einbringt, könnte ich mein Familie nicht besser erhalten Ich erleide einen Verlust von 000 bis 4000 K und dazu eine erhöhte Arbeitslast; ich kann anderen privaten Unternehmungen nicht mehr nachgehen, mit

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