Gemeinderatsprotokoll vom 24. Oktober 1919

3. II. Sektion. Beschlußfassung über allfällige Ausgabe von Notgeld zu 10 und 20 Heller. 322b Referent Herr G.=R Ruckerbauer. Zu diesem Punkte liegt uns ein Amtsbericht vor, welchem sich die Sektion vollkommen anschloß und dem Gemeinderate olgenden Antrag stellt: Der Gemeinderat wolle die Herstellung von städt. Papiernotgeld zu 10 h und 20 k in größerer Menge beschließen, wovon vorläufig 50.000•— K 500.000 Stück à 10 h * * * „ 50 000•— 5 — * 250.000 ind „ 6 20 „ K 100.000•— Summa 50.000 Stück in den Verkehr zu bringen sind, während der Rest bis zu einer etwa notwendig werdenden weiteren Ausgabe unter Sperre zu egen ist. Die Herstellungskosten sind noch nicht bekannt Herr G=R. Dr. Peyrer=Angermann. Es handelt ch um die fruchtbringende Anlegung des Betrages von 00.000 K und wäre der Sektionsantrag daher in dieser Hin¬ icht umzustilisieren. Herr Referent G.=R. Ruckerbauer erklärt, daß die Sektion der Ansicht sei, diese 100 000 K in ein Sparkassabuch anzulegen. Herr Vizebürgermeister Nothhaft fügt hinzu, daß sich hier in finanzieller Hinsicht die Frage so stelle, daß die Stadt¬ kassa hiedurch nicht benachteiligt werde, sondern nach den Er¬ fahrungen in anderen Städten die Druckkosten wieder herein¬ ebracht werden, weil 10 bis 15% der Noten nicht mehr eingelöst ondern teils unbrauchbar und teils von Sammlern nicht mehr urückgegeben werden. Der Sektionsantrag ist daher zu unter¬ tützen. auch in Garsten, Herr G=R. Ruckerbauer empfiehlt, Sierning und Gleink dahinzuwirken, daß das Notgeld der Stadtgemeinde auch dort anerkannt werde. welche die Firma, Herr G=R. Steinbrecher ersucht, die Drucklegung der Noten übernimmt, geheimzuhalten. herr G.=R. Rudda empfiehlt gleichfalls, den Umkreis des Umlaufes des Notgeldes zu erweitern und zwar auf den Gerichtsbezirk Steyr oder gegebenenfalls auf den politischen Be¬ zirk Steyr=Land, zumal die Steyrer Arbeiter ja im ganzen Be zirke wohnen. Herr Vizebürgermeister Mayrhofer erklärt es als be¬ dauerlich, daß wir in Oberösterreich überall nachhinken; in Dentschland hat schon fast jede Stadt ihr Notgeld und hat damit in gutes Geschäft gemacht; das Land kann ja keine Schwierig keiten machen, wir müssen schauen, daß die Briefmarken aus dem Verkehr kommen. Die Bevölkerung sehnt sich nach Notgeld. Herr G.=R. Krottenau empfiehlt, das Depot bei der Postsparkassa zu hinterlegen, damit das Geld auch durch die Post angenommen und ausgegeben wird, dadurch käme das Geld rasch in Umlauf; vielleicht könnte die Post auch den Stempel daraufgeben, so daß das Geld weiter hinausgegeben würde. Herr Referent G.=R. Ruckerbauer erklärt sich mit der Weglassung der Firma, welche den Druck übernehmen soll inverstanden, worauf der Sektionsantrag vom Gemeinderate einhellig angenommen wurde. III. Sektion. über den Ausbau der elektrischen 4. Beschlußfassung Leitung nach Stein. Referent Herr G.=R. Zeilinger. Die Angelegenheit hat schon einmal den Gemeinderat be. chäftigt, doch hatte es noch mit der Garantieleistung der Stadt¬ gemeinde eine Schwierigkeit; da das Elektrizitätswerk jetzt nur hat sich eine Garantie auf den Betrag von 75.000 K begehrt, zu fol¬ die III. Sektion mit der Angelegenheit befaßt und ist zendem Beschluß gekommen „Der Gemeinderat beschließe zum Ausbaue der elektrischen Leitung nach Stein von der Gesamtkostensumme von 100.000 K, ie Teilsumme von 75.000 K zu übernehmen und an das Elektri¬ zitätswerk zu bezahlen. Der von den Interessenten in Stein zugesicherte Baukostenbeitrag von 30 000 K ist vom Elektrizitäts¬ verke von den Licht= und Kraftabnehmern in Stein einzuziehen, da von den Interessenten in Stein noch vor Baubeginn die Leistung ihres Baukostenbeitrages in rechtsverbindlicher Form gegenüber dem Elektrizitätswerke festgelegt wurde. Vom Elektri¬ zitätswerke Steyr ist der von den Interessenten in Stein ein¬ gehobene Baukostenbeitrag von 30.000 K der Stadtgemeinde — Die restliche Steyr ehestens nach Eingang zu überweisen. Baukostensumme von 25 000 K ist vom Elektrizitätswerke zu Mit dem Baue ist sofort nach erteiltem Auftrage übernehmen. zu beginnen. Die Stadtgemeinde Steyr behält sich für einen Zeitraum von 10 Jahren, vom Baubeginne an, vor, von denjenigen Einwohnern des derzeit geschlossenen Ortsgebietes Stein, welche an die gegenständliche elektrische Leitung anschließen, einen ver hältnismäßigen Baukostenbeitrag, wie er von den gegenwärtigen Interessenten in Stein geleistet wird, für jeden Anschluß zu Gunsten der Stadtgemeinde zu begehren und einzuheben.“ 3 Herr Vizebürgermeister Mayrhoser erklärt, daß es der Wunsch der Interessenten von Stein gewesen sei, den letzten Absatz des Antrages einzufügen; es wurden ursprünglich 500 Lampen angemeldet, wie man in Stein aber hörte, daß zu den Baukosten ein Beitrag zu zahlen sein werde, haben eine Reihe von Besitzer ihre Lampenanzahl auf ein Minimum be¬ schränkt, weil sie glaubten, daß sie dadurch der Beitragsleistung entgehen könnten; es wurde daher diese Frist von 10 Jahren festgesetzt, innerhalb welcher eine Anschlußgebühr zu leisten ist. Herr Referent G.=R. Zeilinger stimmt diesen Aus¬ führungen zu und bemerkt, daß also die Parteien, die später anschließen würden, genau soviel zu leisten haben werden, wie die ersten Der Herr Vorsitzende leitet sodann über den Sektions intrag die Abstimmung ein, welcher einhellig vom Gemeinderate angenommen wird. 5. Beschlußfassung über die Einführung der elektrischen Beleuchtung in den Wohnhäusern auf der Ennsleiten Referent Herr G.=R. Frühwald. 25 25 Die Angelegenheit hat den Gemeinderat auch in seiner Sitzung vom 13 September beschäftigt, wurde jedoch damals zurückgestellt und neuerliche Erhebungen aufgetragen. Die Sache drängt aber, als die Bewohner der Ennsleite unmöglich länger hne Licht sein können. Nun ist der Kaufvertrag perfekt und uch der Zeitpunkt gegeben, für die rechtzeitige Installation Sorge zu tragen. Das Elektrizitätswerk Steyr erklärt, daß heut nur Eisenleitungen gelegt werden können, weil das Werk keine Kupferleitungen besitzt. Der Sektionsantrag lautet: die Arbeiten der Firma Hack zu übergeben, weil diese über Kupfer verfügt: die eiserne Leitung kostet per Lampenanschluß 104 K, die Kupferleitung 162 K. Es ist selbstverständlich, daß sich eine Kupferleitung viel länger hält als eine Eisenleitung Die Firma Hack kann die Arbeiten sofort beginnen, während, wenn die Elektrizitätswerke die Installationen über¬ nimmt, es unmöglich ist, heuer noch Licht zu bekommen. Das Elektrizitätswerk ist mit Arbeiten überhäuft. Redner ersucht dem Sektionsantrage zuzustimmen Hiezu bemerkt Redner, daß die Gangbeleuchtung und der Waschküchen von der Gemeinde übernommen würde und die Kosten der Installationen in 5 Jahren amortisiert sein würden Herr Vizebürgermeister Dedic übernimmt den Vorsitz. herr Bürgermeister Wokral. Gegenüber dem Sektions¬ antrage ist zu bemerken, daß sich das Elektrizitätswerk bereit erklärte, die Einleitung auf seine Kosten zu übernehmen und die Kosten gelegentlich der Stromeinkassierung mit einzukassieren amit hätte die Gemeinde an der Sache gar nichts weiter zu tun. Die Firma Hack macht die Leitungen allerdings in Kupfer inter der Voraussetzung, daß ihr die Gemeinde die Kosten von 62.000 K bezahlt und die Gemeinde selbst die Hereinbringung der Kosten durch einen zum Mietzinse zu erfolgenden Zuschlag übernimmt. Bei der letzten Versammlung wurde die Erfahrung gemacht, daß die Parteien erklären, sie wollen unter keinen Um¬ änden einen Zins von 36 K per Monat bezahlen, steht daher zu befürchten, daß, wenn man statt 36 K 39 K per Mona# urch den Zuschlag für Installationen verlangen müßte, ein Sturm losbrechen würde. Herr Bürgermeister ersucht den Gemeinderat in dieser strittigen Frage, ob die Gemeinde oder das betreffende Unternehmen sich selbst die Kosten hereinbringen oll, zu entscheiden Vielleicht könnte man nochmals mit der Firma Hack versuchen, daß sie selbst bei Uebernahme der In¬ stallationen die Einkassierung ihrer Kosten übernehme. derr Referent G=R. Frühwald erwidert, daß sich diese Frage ganz gleich bleibe; die Installationen müssen auf jeden Fall bezahlt werden. In Linz sei diese Frage längst entschieden. Das Elektrizitätswerk kann freilich leicht stunden, was bei der Firma Hack selbstverständlich nicht so leicht der Fall sein kann. Durch die Uebergabe der Installationen an die Firma Hack würden aber Kupferleitungen gelegt, die denn doch den Wert der Eisenleitungen weit übertreffen. Darüber wird sich jeder Arbeiter klar sein müssen, daß der Zuschlag zum Zinse erfolgen muß und sei daher kein Sturm zu befürchten. Herr G.=R. Dr. Furrer berichtet, daß er von den derren Aerzten ersucht wurde, die elektrische Leitung auf der Ennsleiten in Antrag zu bringen, da es den Aerzten bei der Finsternis unmöglich ist, zu Kranken zu gelangen und das Auf¬ uchen der Baracken schon fast mit Lebensgefahr verbunden sei. Herr G.=R. Schwandtner verweist darauf, daß kaum ein Jahr vergehen würde, ohne daß keine Reparaturen an den keitungen notwendig sein würden. Die Leute müssen eben ent¬ prechend aufgeklärt werden. Redner schließt sich den Aus führungen des Herrn Referenten G.=R. Frühwald vollkommen an. Herr G.=R. Steinbrecher erklärt, daß ihm der Vor chlag des Elektrizitätswerkes sympathischer sei; was die kleine Firma Hack im Stande sei, müsse auch dem großen Elektrizitäts¬ verke möglich sein. Die Elektrizitätswerke haben seinerzeit alle Kupferleitungen heruntergenommen und tun einem die Arbeiter eid, die mit einem solchen Eisenmaterial zu arbeiten haben Schuld lhat nur die Direktion der Elektrizitätswerke, gegen welche man tatsächlich nicht genug mißtrauisch sein kann Der Vertrag ist von soviel Löchern durchsetzt, daß man das Vertrauen verlieren muß. Herr G.=R. Bachmayr begrüßt gleichfalls den Antrag, daß das Elektrizitätswerk die Installationen auf eigene Kosten

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