Ueber die Art und Höhe der sinanziellen Forderungen hat die Finanzsektion nach Vorlage des Bauprogrammes ge¬ eignete Vorschläge zu erstatten. Der Gemeinderat wird sich aber schon jetzt für die Er¬ wirkung von Subventionen seitens der maßgebenden Faktoren einsetzen, um die Ausführung des Baues so bald als möglich in Angriff zu nehmen. Steyr, am 17. Juli 1919. Franz Kirchberger p. m. Karl Dedic m. p. Referent V.=B err Vizebürger meister Mayrhofer erklärt, die An¬ räge des Wohnungsamtes gewiß begrüßen zu können, allein es wird geraume Zeit verstreichen müssen, ehe sich die Wünsche der Wohnungsfürsorge=Genossenschaft erfüllen lassen. Herr Vizebürgermeister Dedic; „Wenn die III. Sektion einverstanden ist, so bringe ich den Vorschlag des Wohnungs amtes als Gegenantrag zum Sektionsantrage ein. Die schönen Vertröstungsworte nützen für die Sache nichts. Die Gemeinde nuß durch eine Tat zeigen, daß sie gesonnen ist, die Wohnungsnot in Steyr aus der Welt zu schaffen. Mit dem Beschlusse der Sektion ist nichts genützt; ich bringe daher die Anträge des Wohnungsamtes als Gegenanträge ein. Herr G.=R. Aigner verweist auf die finanzielle Seite; auch hier müsse die Gemeinde, sollte der Wohnungsfürsorge die Entfaltung einer Bautätigkeit überhaupt möglich sein, entgegen¬ kommen Herr Bürgermeister Wokral fügt hinzu, daß es sich um eine Uebernahme einer Zinsengarantie handeln wird und Herr G.=R Dr. Furrer verweist darauf, daß der Gemeinde vorerst ein Verbauungsplan vorgelegt werden solle, ehe sie einen Be¬ ochluß faßt; die Gemeinde solle Versprechungen geben, von denen sie nicht einmal weiß, ob sie dieselben einhalten könne nder nicht. Die Wasserleitungs= und Kanalisierungsfragen sind voch vollends ungelöst und dennoch sollten Zusagen gegeben erden daß es Herr Vizebürgermeister Mayrhofer erwirert, sich nicht um bindende Zusagen handelt, sondern daß sich die Gemeinde nur grundsätzlich für die Unterstützung und Förderung der Absichten der Wohnungsfürsorge=Genossenschaft aussprechen olle. Die III. Sektion schließt sich daher dem Antrage des Wohnungsausschusses an. Die Anträge des Wohnungsamtes werden sodann nach Abstimmung mit Mehrheit vom Gemeinderate angenommen. Herr Vizebürgermeister Mayrhofer geht sodann zur Berichterstattung über die vorzunehmende Bauausschreibung der Fertigstellung der Häuser auf der hohen Ennsleite über und bringt die Eingabe des Magistrates Steyr vom 13. Juli 1919, Zl. 22.220, zur Verlesung. Die außerordentlichen hohen Kosten der Amortisierung der Bausummen (6%) bedingen für die ein¬ zelnen Wohnungen relativ hohe Mietzinse und hat auch in dieser dinsicht auf Grund der Einsprachen der Mieter eine Ver¬ handlung stattgefunden, an welcher Herr Bürgermeister Wokral teilnahm, die bestehenden Verhältnisse dort erklärte und nach tehenden Bericht hierüber vorlegte: Mittwoch den 23. Juli 1919 fand in Herrn Leitzingers Gasthaus eine Mieterversammlung der Ennsleite statt. Gefertigter berichtete über die beabsichtigte Erwerbung und Fertigstellung der 22 Objekte, Serie III M, und begründete die Notwendigkeit, den Wohnungszins mit 48 K bezw. 36 K für die Partei und 12 K Zuschuß der Waffenfabrik zu bestimmen. Die Versammelten erklären, diesen Zins unter keinen Umständen bezahlen zu können und zu wollen. Am Donnerstag den 24. Juli befaßte ich eine Fabriksausschußsitzung der Waffenfabriksarbeiter mit diesen Fragen und sandte eine Abordnung an die Direktion. Eine Einigung konnte nicht erzielt werden. Es soll Ende dieses Monates Herr Generaldirektor nach Steyr kommen, um neuer¬ dings zu verhandeln und die Sache zu ordnen. Mit Rücksicht auf die vorstehend geschilderte Situation empfehle ich, dem Gemeinderat, zu beschließen: Die Arbeiten für die Fertigstellung der Wohnbauten auf der Ennsleite sind sofort auszuschreiben und alle Vorbereitungen zu treffen, um die Bauten fertig stellen zu können. Von einer definitiven Beschlußfassung ist dermalen ab¬ nsehen, da die finanziellen Fragen noch nicht vollständig geklärt sind. Um Verzögerungen hintanzuhalten, ist sogleich nach Ab¬ chluß der Verhandlungen eine außerordentliche Gemeinderats¬ sitzung einzuberufen. der Bürgermeister: J. Wokral m. p. Herr Vizebürgermetster Mayrhofer empfiehlt, auf den Antrag einzugehen und spricht die Hoffnung aus, daß sowohl der Staat, wie das Land Zuschüsse gewähren wird. Der Gemeinderat stimmt dem Antrage des Herrn Bürger meisters einhellig zu. 23. Einführung von eleltrischem Licht in den städtischen Schulen Referent Herr G.=R Frühwald: „Vom Stadtschulrate in ist auf Grund der Schulleitungen eine Eingabe eingelangt sämtlichen Schulen die elektrische Beleuchtung einzuführen. Die Sektion stellt den Antrag: Der Gemeinderat beschließe, mit Rücksicht auf die dermaligen unverhältnismäßig hohen Kosten der Einführung der elektrischen Beleuchtung diese nur in den wichtigsten Räumen der Bürgerschule einzuführen und vorder¬ hand von den anderen Schulen abzusehen. Uleber den Sektionsantrag entwickelt sich eine lebhafte Wechselrede, in welcher insbesondere Herr G.=R. Direktor Lebeda den Antrag stellt, eine kommissionelle Besichtigung sämtlicher Schulräume vorzunehmen und festzustellen, in welchen Räumen ie elektrische Beleuchtung unabweislich notwendig ist. Nach dem Vorschlage der Sektion solle sodann Beschluß gefaßt werden. Der Gemeinderat stimmt dem Antrage des Herrn G.=R. Direktor Lebeda zu und beauftragt die III. Sektion, die Kom¬ missionierung aller Schulräume in Steyr vorzunehmen und Bericht zu erstatten. 24. Bericht und Antrag über den Bauzustand des Arbeiterwohnhauses in der Haratzmüllerstraße Referent Herr G.=R. Frühwald: „Anläßlich der letzten ommissionellen Besichtigung des Bauzustandes des Arbeiter ohnhauses wurde das Haus in einem sehr bedauerlichen Zu¬ tand befunden, die durch die mangelhafte Bauführung der ehe¬ naligen mit der Bauherstellung beauftragten Baumeister Stohl und Zimmermeister Weidinger verschuldet erscheinen. In dieser ngelegenheit muß vollständige Klarheit geschaffen werden und ird daher beantragt, die genauen Erhebungen über das Ver¬ chulden zu pflegen und sodann in der nächsten Sitzung eingehend Bericht zu erstatten. Der Antrag der III Sektion wird vom Gemeinderate angenommen und die III. Sektion zur Entsendung einer Kom¬ mission und zur Berichterstattung beauftragt. 25. Kostenvoranschlag für die Erbauung eines Straßen kanales in der Jägergasse in Ennsdorf 247 Referent Herr G.=R. Dr. Furrer: „Hiezu lautet der Sektionsantrag: Der Gemeinderat beschließe, von der Erbauung es geplanten Kanales in der Jägerkaserne mit Rücksicht auf die bevorstehende allgemeine Kanalisierung des Stadtgebietes abzusehen und zur Einzapfung des Hauses Manseer (Malz¬ tenne) und des Brunnens beim Hause Eisinger einen Kanal¬ anschluß an den bestehenden Kanal in der Damberggasse her¬ ustellen. Der Sektionsantrag wird vom Gemeinderate einhellig an¬ genommen 26. Stellungnahme zur stattgehabten Lokalverhandlung betreffend Regulierung der Posthofstraße. Referent Herr Vizebürgermeister Mayrhofer: „In der Angelegenheit hat eine neuerliche Kommissionierung statt¬ gefunden, in welcher eine volle Aufklärung erzielt wurde. Die Sektion stellt hiezu den Antrag, das Ansuchen der gemeinnützigen Wohnungs=Genossenschaft dahingehend zu bewilligen, die Grund¬ arzelle Nr. 1235 gegen Erlag von 800 K als einmalige Ab¬ ertigung dem ansuchenden Vereine zu übertragen; dagegen hat der Verein jenen Grund zur Regulierung der Posthofstraße zu iberlassen, welcher hiezu nach dem vorliegenden Plane benötigt vird. Die Anlage des Weges ist in eigener Regie durchzu¬ führen. Der Sektionsantrag wird vom Gemeinderate einhellig an¬ genommen 9 IV. Sektion. 7# 27 Eingabe des Lyzealvereines um Uebernahme des Mädchenlyzeums in den städt. Besitz * Referent Herr G.=R. Direktor Lebeda: Der Herr Referent berichtet eingehend über das Ansuchen und der vom Lyzealvereine hiefür geltend gemachten Gründe. Nach Berichterstattung, der eine lebhafte Wechselrede folgt, beschließt der Gemeinderat, folgenden Anträgen der IV. Sektion zuzu¬ timmen 1. — 1. Der Gemeinderat ist grundsätzlich nicht abgeneigt, das Mädchenlyzeum in seine Verwaltung und in den städtischen Betrieb zu übernehmen. Mit Rücksicht auf die unmittelbar bevorstehende Schul eform, durch die die Einheitsschule geschaffen wird und durch welche Reformen auch die Mädchenlyzeenzeinschneidend berührt werden, kann der Zeitpunkt der Uebernahme noch nicht fest¬ gesetzt werden. — 2. Um das Mädchenlyzeum zweckentsprechender unterzu¬ bringen, als es bisher möglich war, beschließt der Gemeinderat, das ehemalige Offiziersgebäude der Jägerkaserne zu Schulzwecken zu verwenden und dem Mädchenlyzeum zur Benützung zu berlassen. „ * Das Stadtbauamt wird beauftragt, jene Adaptierungen vorzunehmen, welche die Benützung dieser Räumlichkeiten für den gedachten Zweck ermöglichen und sie bis 18. September 1919 urchzuführen. 3. Der Gemeinderat beschließt ferner, dem Lyzealverein zwecks Aufbesserung der Bezüge der Lehrkräfte die Jahres¬ ubvention von 2000 K per Schuljahr 1919.20“ auf 4000 K zu erhöhen Der Sektionsantrag wird hierauf mit Szimmenmehrheit angenommen. 7
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2