X. Sitzung. Rats-Protokoll über die konstituierende Sitzung des Gemeinderates der Stadt Steyr am Sonntag den 25. Mai 1919 um 9 Uhr vorm. Tages-Ordnung. 1. Wahl von zwei Verifikatoren des Sitzungs¬ protokolles. 2. Leistung der Angelobung der Gemeinderäte nach § 9 der Geschäftsordnung. 3. Wahl von zwei Stimmenzählern. 4. Wahl des Bürgermeisters. 5. Wahl der Vizebürgermeister. 6. Einteilung der Mitglieder des Gemeinderates in vier Sektionen. 7. Wahl der Sektionsobmänner und deren Stell¬ vertreter. 8. Wahl der Kassenkommissäre. 9. Wahl der Präliminarkommission. 10. Wahl der Disziplinarkommission. 11. Wahl der Krankenhauskommission. 12. Wahl in den städt. Wirtschaftsrat. 13. a) Wahl des Beleuchtungskomitees. b) Wahl der Vertretung in den Vollzugs¬ ausschuß der Elektrizitäts=Gesellschaft. 14. Wahl des Schlachthausbaukomitees. 15. Wahl des Wohnungsausschusses. 16. Wahl in den Wasserleitungs= und Kanalisierungs¬ ausschuß. 17. Wahl der Verkehrskommission. 18. Wahl des Komitees für Kasernangelegenheiten. 19. Wahl in den Beirat für das Meisteratelier. 20. Wahl der Vertreter in das Jugendamt. 21. Wahlen in das Kuratorium der städtischen Handelsschule. 22. Ernennungsvorschlag eines Vertreters in die Unterhalts=Bezirkskommission. 23. Wahl eines Vertreters u. seines Stellvertreters in die Landeskredit=Kommission der gewerbl. Kriegskredithilfe. Anwesende: Die Gemeinderäte: Mayrhofer Hans Aigner Franz Neuhold Michael Bachmayr Heinrich Nothhaft Franz Brand Wenzel Prof. Peyrer=Angermann Dr. Baumgartner Johann Reisinger Ludwig Chalupka Anton Rudda Alfred Dedic Karl Ruckerbauer Markus Eisterlehner Josef Saiber Alois Fischer Karl Schickl Friedrich Frühwald Anton Schörkhuber Michael Furrer Ulrich Dr. Steinbrecher Leopold Grömmer Anna Schwandtner Anton Hitzelhammer Rudolf Tribrunner Franz Klement Karl Vogl Adalbert Kletzmayr Hermann Wokral Josef Kratochwill Franz Wimberger Marie Kisely Berta Witzany Hans Krottenau Fritz Zeilinger Gangolf Lebeda Alois Vom Stadtamte: Herr Stadtamtsrat Dr. Franz Habl. Als Schriftführer: Städt. Protokollführer Karl Ridler. Herr Bürgermeister Wokral führt sodann aus: „Sehr geehrte Frauen und Herren! Ich begrüße Sie alle als neugewählte Gemeinderäte bei der heutigen konstituierenden Sitzung des Gemeinderates auf das Herzlichste. Laut Statut für die Stadt Steyr hat in der nach Neuwahlen des Gemeinderates stattfindenden ersten konstituierenden Sitzung das älteste Mitglied des Gemeinderates den Vorsitz zu führen und die Wahl des Bürgermeisters zu leiten. Als ältestes Mitglied des neugewählten Gemeinderates kommt Herr Franz Nothhaft in Betracht und bitte und lade ich denselben ein, als Alterspräsident den Vorsitz zu übernehmen und die Wahlen in die Gemeindevorstehung durchzu¬ führen.“ Herr G.=R. Franz Nothhaft übernimmt den Vorsitz.
2 Herr G.=R. Franz Nothhaft: „Sehr geehrter Gemeinderat! Im Sinne des § 41 des Gemeinde statutes für die Stadt Steyr fällt mir die ehrenvolle Aufgabe zu, bis zur Wahl des Bürgermeisters in der konstituierenden Versammlung des Gemeinderates den Vorsitz zu führen. Indem ich alle erschienenen Damen und Herren auf das herzlichste begrüße, konstatiere ich die Anwesenheit sämtlicher Herren und Frauen Ge¬ meinderäte, erkläre die Beschlußfähigkeit des Gemeinde¬ rates und gehe zur Tagesordnung über. Wahl von zwei Verifikatoren des 1. Sitzungsprotokolls. Ich ersuche um diesbezügliche Vorschläge Herr G.=R Mayrhofer: „Ich erlaube mir, zu Protokollsverifikatoren die Herren Gemeinderäte Franz Aigner und Johann Baumgartner vorzuschlagen da es bisher Gepflogenheit war, die Wahl der Ve¬ rifikatoren nach der alphabetischen Ordnung vorzu¬ nehmen. Herr Vorsitzender: „Wenn gegen den Vor¬ chlag kein Einwand erhoben wird, erkläre ich den Vor¬ chlag als angenommen. Angenommen 2. Leistung der Angelobung der Gemeinde¬ räte nach § 9 der Geschäftsordnung Herr Vorsitzender: „Die Angelobung wird einer gepflogenen Vereinbarung gemäß durch den neu ewählten Herrn Bürgermeister vorgenommen werden, o daß dieser Punkt zu entfallen hat. 3. Wahl von zwei Stimmenzählern. Herr Vorsitzender: „Zu diesem Punkte bitte ich um Vorschläge. Herr G.=R. Mayrhofer: „Als Stimmen¬ erlaube ich mir die Herren Gemeinderäte Karl zähler und Josef Eisterlehner vorzuschlagen. Fischer Herr Vorsitzender: „Wenn kein Widerspruch rfolgt, nehme ich den Vorschlag als angenommen an. Angenommen. 4. Wahl des Bürgermeisters. „Namens unserer Herr G.=R. Witzany: Fraktion schlagen wir unseren bisherigen bestbewährten Herrn Bürgermeister Wokral vor.“ Die Stimmenzähler Herren G.=R. Fischer und Eisterlehner sammeln die Stimmzettel ein und Herr G.=R. Fischer verkündet als Wahlresultat, daß von den abgegebenen 35 Stimmzetteln sämtliche auf Herrn Josef Wokral als Bürgermeister lauten Allgemeiner Beifall.) Herr Vorsitzender: „Ich beehre mich hiemit, das Ergebnis der Wahl bekannt zu geben: Von den 36 abgegebenen Stimmen entfielen 35 auf den bis¬ herigen provisorischen Bürgermeister Herrn Josef Wokral, welcher somit zum definitiven Bürgermeister der l. f. Stadt Steyr gewählt erscheint. Ich erlaube mir, den neugewählten Herrn Bürger¬ meister sowohl im eigenen, als im Namen der gesamten Gemeindevertretung auf das achtungsvollste zu begrüßen und ihm zu dieser ehrenden einstimmig erfolgten Wahl die besten Glückwünsche auszusprechen Sehr geehrter Herr Bürgermeister: In sturm¬ bewegter Zeit nehmen Sie diese nicht geringe Last auf Ihre Schultern. Eine drückende Gewitterschwüle in olitischer und wirtschaftlicher Hinsicht lastet noch immer über Deutschösterreich. Aber auch über die finanziell Zukunft unserer deutschen Stadt Steyr selbst schwebt noch ein fast undurchsichtiger Nebelschleier. Eine Ihrer vorzüglichsten Aufgaben wird es sein, die täglich fast prunghaft sich mehrenden Anforderungen an den Ge¬ meindehaushalt mit der möglichen Steuerkraft der Um¬ lagenzahler im Gleichgewichte zu erhalten Möge es Ihnen vergönnt sein, das Steuerruder unseres städtischen Schiffes, auf dessen Kurs heute Tausende von Augen gerichtet sind, mit starker Hand zu ühren. Der eifrigen Mitarbeit sämtlicher Gemeinderäte glaube ich Sie im vorhinein versichern zu können Nunmehr bitte ich Sie, Ihres Amtes zu walten und den weiteren Vorsitz der heutigen konstituierenden Sitzung zu übernehmen.“ (Beifall.) Herr Bürgermeister Wokral übernimmt den Vorsitz. Herr Bürgermeister Wokral: „Sehr geehrte Frauen und Herren! Bevor ich mir ein weiteres Wort rlaube, halte ich es für meine Pflicht, als erster das Gelöbnis abzulegen, dem deutschösterreichischen Staate inbedingt die Treue zu halten, den deutschen Charakter er Stadt Steyr zu wahren, sowie den Bestimmungen es jeweiligen Gemeindestatutes der Stadt Steyr und der Geschäftsordnung der Gemeinderates stets nach¬ zukommen; ich möchte dieses Gelöbnis mit dem Worte „Ich gelobe!“ leisten Meine sehr geehrten Frauen und Herren! Für die mir zu Teil gewordene Ehrung der einstimmigen Wahl zum Bürgermeister spreche ich Ihnen meinen Dank aus. Sie haben mich durch Ihre Wahl zu einem Amte berufen, das sicherlich kein leichtes ist und wo ich nicht weiß, ob ich wohl im Standensein werde, bei neinen schwachen Kräften dieses Amt voll und ganz ausüben zu können. Dennoch will ich versprechen, das Beste zu tun, was in meinen Kräften steht. Gleichzeitig erlaube ich mir einige kurze Bemerkungen daran zu knüpfen Zum erstenmale ist es in diesem Staate, daß Männer und Frauen als freie Bürger und Bürgerinnen ur Wahl für die Gemeindevertretung geschritten sind, aß die alten Privilegien gefallen sind und die Be¬ ölkerung als freie Staatsbürger ihre freie Meinung um Ausdrucke gebracht haben. In der Erfüllung dieser neuen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten wurde durch die Bevölkerung bei der letzten Neuwahl des Ge¬ neinderates entschieden, daß der sozialdemokratischen Partei n ihrer Mehrheit die Geschäfte des Gemeinderates der Stadt Steyr anzuvertrauen und diese nach dem sozial¬ demokratischen Kommunalprogramme zu führen sind. In einer sehr unruhigen Zeit, in einer Zeit der Gährung und Umwälzung sind wir berufen worden, das Schiff der Stadt Steyr zu übernehmen und es zu führen. Es ist dies gewiß keine leichte Aufgabe; wir sind uns der Verantwortung vollauf bewußt. Obwohl die ver¬ lossene Gemeindemajorität dank dem Umstande, daß durch den Geschäftsgang in der Kriegsindustrie die Ein¬ nahmen der Stadt reichlich geflossen und daher Mittel zur Verfügung gestanden sind, so wurde leider von den großen Aufgaben, die einem Gemeinwesen wie der Stadt Steyr obliegen, leider nichts erfüllt. Nun ist die Zeit der guten Konjunktur der Kriegsindustrien, der uten Einnahmen für die Gemeinde so ziemlich vor¬ über. Die nächste Zukunft bedeutet für uns erhöhte Ausgaben und bedeutend verringerte Einnahmen. Es vird daher unsere erste und wichtigste Aufgabe sein, Maßnahmen zu treffen, damit der Gemeindehaushalt im Gleichgewichte erhalten werden kann. Es wird auch unsere Aufgabe sein, alles daran zu setzen, damit wir uns womöglich von dem alten System der Aufbringung der Mittel befreien können, von einem Zustande, der uns nur gestattet, Zuschläge zu den Steuern einheben zu können, so daß wir auf die Steuerfestsetzung selbst einen Einfluß haben und die Höhe der Einnahmen nich on uns abhängig sind; dadurch würde es auch in der Zukunft unmöglich sein, die Einnahmen und Ausgaben in Einklang bringen zu können. In der Zukunft wirk es anders werden müssen, wenn unser Gemeinwesen blühen und gedeihen soll; die Beseitigung dieses alten Systems wird auch eine wichtige Aufgabe der neuen Gemeindevertretung sein. Durch die staatliche Umwälzung dem großen emokratischen Zuge der Zeit folgend, werden der Ge¬
meindevertretung durch die Sozialisierungsgesetze be¬ deutend erhöhte Aufgaben zukommen. Früher war die Gemeinde nur ein Hilfsorgan der staatlichen Verwaltung, für die Zukunft haben aber die Gemeinden der Quader zu sein, auf dem das Staatsgebäude aufgebaut werden oll. Ungeheure Aufgaben stehen uns bevor und in Er¬ kenntnis der großen Wichtigkeit derselben sind wir uns auch der Verantwortung voll und ganz bewußt. In diesem Bewußtsein und mit jener Begeisterung, wie wir den Kampf für das politische Recht und unsere An¬ sichten zu führen gewohnt waren werden wir auch mit Begeisterung das sozialistische Programm durchführen, um aus der schönen Stadt Steyr ein blühendes Gemein¬ wesen zu machen, damit es für jeden Einwohner zur Genugtuung gereiche, in einem solchen geordneten Ge¬ meinwesen seßhaft zu sein Ich kann aber nicht umhin, bei dieser Gelegenheit zu betonen, daß es in unserem esten Willen liegt, das Interesse der Gemeinde in deren Gesamtheit zu wahren, auch wenn wir genötigt sein würden, gegen alle jene, wer immer es sei, die uns daran hindern wollen, für das gesamte Gemeinwohl zu wirken, mit aller Entschiedenheit aufzutreten. (Rufe: „Sehr richtig"!) Wir dürfen uns durch einzelne Interessen nicht hindern lassen; wir müssen ganz ent¬ schieden aber auch dagegen Stellung nehmen, wenn ein¬ zelne Personen etwa aus eigensüchtigen Interessen es vielleicht für notwendig finden würden, gegen die Ge¬ meinde, gegen die Vertretung derselben oder gegen die Durchführung ihrer Beschlüsse Stellung zu nehmen und uns hindernd in den Weg zu treten. Jeder einzeln Bürger dieser Gemeinde, jeder Einwohner hat ein volles und gleiches Recht, es muß aber auch von jedem ein¬ zelnen die Verpflichtung verlangt werden, die Be¬ stimmungen des Gemeinderates, seine Beschlüsse und Aufträge auch im allgemeinen Interesse voll und ganz urchzuführen. In diesem Sinne, meine sehr verehrten Frauen und Herren, erkläre ich die Wahl anzunehmen und der Stadt ein Führer und Leiter zu sein. Wenn Sie heute durch die einstimmige Wahl meiner Person zum Bürgermeister zum Ausdrucke ge¬ bracht haben, daß Sie Vertrauen zu mir haben, so möchte ich wünschen, daß dieses Vertrauen nicht nur in der Abgabe des Stimmzettels bestand, sondern auch mich auch in meinem Amte unterstützen und in dem vorgedachten Sinne mittätig sein wollen, im Interesse des Gesamtwohles dieser Stadt. Ich danke Ihnen noch¬ mals für Ihre einstimmige Wahl und erkläre, bei der Ausübung meines Amtes mich jeder wie immer ge¬ arteten Parteilichkeit zu enthalten, ohne Ansehen der Person, nur nach den Bestimmungen der Gesetze, nach Recht und Billigkeit zu handeln. (Anhaltender Beifall. Bevor wir zur Wahl der Vizebürgermeister schreiten, erlaube ich mir den Herren und Frauen Gemeinderäten das Gelöbnis abzunehmen. Der Aufruf erfolgt nach dem Alphabeth und ersuche ich, die Angelobung durch Ausspruch der Worte: „Ich gelobe“, zu leisten. Die Gelöbnisformel lautet: Dem deutschösterreichischen Staate unbedingt die Treue zu halten, den deutschen Charakter der Stadt Steyr zu wahren, sowie den Bestimmungen des je¬ weiligen Gemeindestatutes der Stadt Steyr und der Geschäftsordnung des Gemeinderates stets nachzu¬ kommen. Sämtliche Frauen und Herren Gemeinderäte leisten das Gelöbnis. 5. Wahl der Vizebürgermeister. Herr Bürgermeister: „Durch Parteien¬ vereinbarung wurde mit Zustimmung der Landesregierung festgelegt, daß drei Herren Vizebürgermeister, die zu¬ gleich Obmänner, bezw. Vorsitzende der Sektionen zu sein haben, gewählt werden Dadurch erspart sich die Gemeinde die Einrichtung eines Stadtrates. Ich ersuche um Vorschläge. 3 Herr G=R. Witzany: „Ich möchte voraus¬ chicken, daß Herr G.=R. Tribrunner seine bisher inne¬ jehabte Stelle als Vizebürgermeister zurückgelegt hat weil derselbe in die Landesversammlung berufen wurde; vir werden jedoch gewiß trachten, dessen schätzenswerte Kraft in den verschiedenen Sektionen, wo es Arbeit in Hülle und Fülle geben wird, zu erhalten. Ich möchte Ihnen zur Wahl die Herren Gemeinderäte Mayrhofer, Dedic und Nothhaft vorschlagen. Die Herren Stimmenzähler sammeln die Stimm¬ ettel ein. Herr G.=R. Fischer verkündet nach Stimmen¬ zählung das Ergebnis der Wahl. Abgegebene Stimmen 36; hievon entfallen auf Herrn G.=R. Mayrhofer 34, auf Herrn G.=R. Dedic 35 und auf Herrn G.=R. Nothhaft 35 Stimmen. 1 Stimme fiel auf Herrn G.=R. Prof. Brand Herr Bürgermeister: „Nach dem soeben verkündeten Wahlergebnisse erscheinen als Vizebürger¬ neister gewählt die Herren: Hans Mayrhofer, Karl Oedic und Franz Nothhaft. Ich frage die Herren, ob Sie die auf sie gefallene Wahl annehmen.“ Herr Vizebürgermeister Mayrhofer: „Sie haben mir während des provisorischen Bestandes des Gemeinderates die Ehre des Amtes eines Vizebürger¬ meisters gegeben und nun neuerlich mich durch Ihr Vertrauen auf diese Stelle berufen. Ich danke Ihnen ür das neuerliche Vertrauen und bitte Sie alle, mich n diesem schweren Amte unterstützen zu wollen. Wir wollen uns in jenen Richtungen bewegen, wofür uns bereits Herr Bürgermeister Wokral den Fingerzeig ge¬ geben hat und bin ich mir der Aufgabe voll bewußt und daß es kein leichtes ist, dieses Amt zur Zufrieden¬ heit sämtlicher Bewohner auszuüben. Ich bitte Sie ber, unterstützen Sie uns alle und wir werden trachten, nur zum Wohl der Allgemeinheit zu wirken.“ (Beifall.) Herr G.=R. Dedic: „Sehr geehrte Frauen und Männer! Für das mir durch Ihre Wahl be¬ viesene Vertrauen danke ich herzlichst und erkläre die Wahl im vollen Bewußtsein der Stellung als Vize¬ bürgermeister anzunehmen. Ich erkläre auch zugleich, aß ich nach Maßgabe meiner Kräfte alles daran setzen werde, um dem Wohle der Stadt Steyr und der Ge¬ amtheit überhaupt zu dienen und zu arbeiten. Ich werde mir auch immer vor Augen halten und trachten, das private Interesse dem Gesamtinteresse unterzuordnen und im Sinne unseres sozialistischen Parteiprogrammes zu arbeiten. Meine erste Aufgabe wird es sein, die Wohnungsfrage zu lösen und damit zumindestens teil¬ weise die große Wohnungsnot zu beheben; weiters wird das Armenwesen modern auszugestalten und zu zen¬ tralisieren sein, selbst auf die Gefahr hin, daß hiedurch hohe Kosten verursacht werden. Andererseits wird es notwendig sein, auf die Ausgestaltung unseres Schul¬ wesens ein besonderes Augenmerk zu richten und vor allem zu trachten, daß bis zum Herbste die Schule auf der hohen Ennsleite fertig und beziehbar wird.In diesem Sinne danke ichnochmals den geehrten Frauen und Herren für das mir geschenkte Vertrauen, erkläre die Wahl anzunehmen und für die Stadt Steyr nach allen Kräften zu wirken. (Beifall.) Herr Vizebürgermeister Nothhaft: „Sehr ge¬ hrte Herren und Damen! Sie haben auch der christlich¬ sozialen Minorität im Gemeinderat durch die soeben einstimmige Wahl meiner Wenigkeit eine Vizebürger¬ meisterstelle zuerkannt. Ich erlaube mir, Ihnen hiefür den besten Dank abzustatten und erkläre die Wahl an¬ zunehmen, obwohl ich dies nicht leichten Herzens tue a ich mir vollauf bewußt bin, welche Verantwortlichkeit auch auf diesem Amte lastet. Wie Sie ohnedies wissen, bin ich ein überzeugungs treuer Christlichsozialer, was mich aber keinesfalls hindern soll, im Gegenteile — auch gegenüber meinen
4 die politischen Gegnern während meiner Amtsführung trengste Unparteilichkeit walten zu lassen Auch die Minoritätspartei, die ich in diesem Saale zu vertreten die Ehre haben werde, hat nicht im Sinne, ogenannte faktiöse Opposition zu treiben, sondern sich stets die ihren Wählern gegenüber eingegangene Ver¬ flichtung vor Augen halten, treue Mitarbeit zum Wohle der Gesamtbewohnerschaft unserer Stadt zu leisten. Nur dort, wo unsere prinzipiellen Lebensanschauungen direkt auseinandergehen, müssen wir uns das Recht der reien Meinungsäußerung und der freien Abstimmung wahren. Sie selbst erwarten ja auch nichts anderes von uns. In diesem Sinne danke ich nochmals für das einstimmige Vertrauen, das Sie mir entgegen¬ gebracht haben. Es soll mir nur zur Befriedigung ge¬ reichen, wenn es mir gegönnt sein wird, durch meine Mitwirkung das Wohl meiner eigenen heißgeliebten deutschen Vaterstadt irgendwie fördern zu helfen.“ . Einteilung der Mitglieder des Gemeinde¬ rates in die vier Sektionen. Herr Bürgermeister: „Es obliegt uns die Aufgabe, die Mitglieder des Gemeinderates in vier Sektionen zu teilen und ersuche ich um Vorschläge.“ Herr G.=R. Witzany: „Auf Grund der Par¬ teienvereinbarung ist die den Herren Gemeinderäten vorliegende Einteilung zu Stande gekommen; ich ge¬ statte mir dieselbe vorzutragen.“ Herr Bürgermeister: „Ich möchte im Sinne unserer Geschäftsordnung vorgehen und werde nach jedem Vorschlage zu den einzelnen Gruppen der Einteilungen die Anfrage richten ob gegen den Vor¬ chlag eine Einwendung erhoben wird; ist dies nicht der Fall, wird der Vorschlag als angenommen be¬ trachtet.“ I. Sektion die Herren: Bürgermeister Wokral und Gemeinderäte Chalupka, Kisely, Fischer, Reisinger, Rudda, Eisterlehner, Kletzmayr, Dr. Peyrer=Angermann. Angenommen. II. Sektion die Herren: Vizebürgermeister Noth¬ haft und Gemeinderäte Baumgartner, Grömmer, Witzany, Ruckerbauer, Schwandtner, Saiber, Prof. W. Brand und Bachmayr Angenommen. III. Sektion dieHerren: Vizebürgermeister Hans Mayrhofer und Gemeinderäte Krottenau, Vogl, Zeilinger, Frühwald, Tribrunner, Dr. Furrer, Schick und Aigner. Angenommen. IV Sektion die Herren: Vizebürgermeister Dedic und Gemeinderäte Lebeda, Neuhold, Wimberger, Hitzelhammer, Klement, Steinbrecher, Kratochwill und Schörkhuber. Angenommen . Wahl der Sektionsobmänner. Herr Bürgermeister: „Schon gelegentlich der provisorischen Zusammensetzung des Gemeinderates wurde der Wunsch ausgesprochen, daß die Bürgermeister zugleich Vorsitzende der Sektionen sein sollen; es solle daher, nachdem durch die Wahl von drei Vizebürger¬ meistern nunmehr dies möglich ist, die Konstituierung den einzelnen Sektionen selbst überlassen werden.“ Der Gemeinderat stimmt diesem Vorschlage zu und wird Punkt 7 von der Tagesordnung ausge¬ schaltet S. Wahl der Kassenkommissäre Herr G.=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag lautet auf die Herren Alois Saiber und Prof. Brand.“ Angenommen. 9. Wahl der Präliminarkommission. Herr G.=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag lautet auf die Herren: Vizebürgermeister Mayrhofer und Nothhaft und Gemeinderäte: Witzany, Dedic, Tri¬ runner, Ruckerbauer, Saiber, Bachmayr und Professor Brand.“ Angenommen. 10. Wahl der Disziplinarkommission. Herr G.=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag autet auf die Herren: Bürgermeister Wokral, Vize¬ ürgermeister Nothhaft und Gemeinderäte Krottenau, Klement, Schwandtner, Vogl, Saiber, Dr. Furrer und Peyrer=Angermann.“ Dr. Angenommen. 11. Krankenhauskommission. Herr G.=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag lautet auf die Herren: Bürgermeister Wokral, Vize¬ ürgermeister Mayrhofer und Gemeinderäte Tribrunner Chalupka, Reisinger, Ruckerbauer, Kisely, Prof. Brand, Furrer und Franz Aigner.“ Dr. Angenommen Die Krankenhausbaukommission wird aus der II. Sektion des Gemeinderates gewählt. 12. Wahl in den städt. Wirtschaftsrat. Herr G.=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag autet auf die Herren: Tribrunner, Steinbrecher, Zeilinger, Fischer, Kisely, Frühwald, Baumgartner Prof. Brand und Eisterlehner.“ Angenommen. 13. a) Wahl des Beleuchtungskomitees. Herr G.=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag autet auf die Herren: Vizebürgermeister Mayrhofer und Gemeinderäte Rudda. Steinbrecher, Neuhold, Hitzel¬ ammer, Reisinger, Schickl, Aigner und Kratochwill. Angenommen. c) Wahl in den Vollzugsausschuß der Elektrizitätsgesellschaft. Herr G.=R. Witzany: „Als Vertreter wird Herr Bürgermeister Wokral vorgeschlagen.“ Angenommen. 4. Wahl des Schlachthausbau komitees. Herr G.=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag lautet auf die Herren: Vizebürgermeister Mayrhofer und Gemeinderäte Witzany, Baumgartner, Chalupka Vogl, Zeilinger, Schickl, Schörkhuber und Bachmayr Angenommen. 15. Wahl des Wohnungsausschusses. Herr G.=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag autet auf die Herren: Vizebürgermeister Dedic und Gemeinderäte Reisinger, Frühwald, Grömmer, Eister¬ lehner und Schörkhuber. Angenommen. 16. Wah in den Wasserleitungs= und Kanalisierungsausschuß Herr G.=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag autet auf die Herren: Vizebürgermeister Mayrhofer und Gemeinderäte Tribrunner, Klement, Reisinger Witzany, Vogl, Schickl, Aigner und Dr. Furrer.“ Angenommen. 17. Wahl in die Verkehrskommission. Herr G.=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag autet auf die Herren: Gemeinderäte Tribrunner, Kletz¬ nayr und Dr. Peyrer. Angenommen. 18. Wahl des Komitees für Kasern¬ angelegen heiten Herr G=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag lautet auf die Herren: Gemeinderäte Tribrunner, Witzany, Aigner, Dr. Peyrer, Schickl, Prof. Brand.“ Angenommen.
19. Wahl in den Beirat für das Meister¬ atelier. Herr R.=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag lautet auf die Herren: Gemeinderäte Krottenau und Kratochwill.“ Angenommen. 20. Wahl der Vertreter in das Jugendamt. Herr G=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag lautet auf die Herren: Vizebürgermeister Dedic und Gemeinderäte Lebeda, Wimberger, Klement, Stein¬ brecher, Prof. Brand und Kratochwill. Angenommen. 21. Wahl in das Kuratorium der städtischen Handelsschule. Herr G=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag lautet auf die Herren: Gemeinderäte Rudda, Krottenau, Dr. Peyrer und Prof. Brand.“ Angenommen. 22. Ernennungsvorschlag in die Unterhalts¬ bezirkskommission. Herr G.=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag lautet auf die Herren: Gemeinderäte Klement und Fischer. Angenommen. 3. Wahl eines Vertreters und dessen Stellvertreters in die Landeskredit=Kom¬ mission der gewerblichen Kredithilfe. Herr G.=R. Witzany: „Der Wahlvorschlag lautet auf die Herren: Gemeinderäte Aigner und Vize¬ bürgermeister Nothhaft.“ Angenommen. Herr Bürgermeister: „Somit sind wir am Schlusse der heutigen Tagesordnung der konstituierenden Sitzung angelangt. Bevor ich schließe, möchte ich noch Herrn Kollegen G.=R. Tribrunner, der in letzter Zeit rfolgreich als Vizebürgermeister gewirkt hat, meinen besten Dank für seine ersprießliche Mühewaltung aus¬ sprechen und ihn bitten, uns seine schätzbare Kraft und Unterstützung auch zukünftig dem Gemeinderate widmen zu wollen. Des weiteren sind eine ganze Reihe an¬ läßlich der letzten Neuwahlen aus dem Gemeinderate geschieden, welche zum Teile durch eine ganze Reihe von Jahren im Gemeinderate tätig gewesen sind. Un¬ bekümmert um alle politischen Verschiedenheiten und ob sie Fehler gemacht haben, möchte ich doch die Ge¬ legenheit benützen, allen diesen Herren, welche hier ge¬ sessen sind und nicht mehr die Möglichkeit besitzen, im Gemeind erate mitwirken zu können, zumindestens für ihren guten Willen, den sie gewiß hatten, den Dank auszusprechen. Am Schlusse angelangt, danke ich allen Mit¬ gliedern des Gemeinderates, Frauen und Herren, für Ihre rege Teilnahme an der heutigen konstituierenden Sitzung und möchte nochmals bitten, uns in eifrigster Tätigkeit stets zusammenzufinden, im Interesse und zum allgemeinen Wohle unserer schönen Stadt Steyr.“ (Bravorufe) Schluß der Sitzung 10 Uhr vormittags.
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