Gemeinderatsprotokoll vom 3. Mai 1919

4 meinderates bis zu den Neuwahlen am 18. Mai ist e¬ infolge wichtiger Beratungen für die Handelsschul notwendig, die Neuwahl in das Kuratorium vor¬ zunehmen. Die Sektion schlägt zur Wahl in das Kuratorium folgende Herren vor: Vizebürgermeister Tribrunner und die Gemeinderäte Prof. Brand, Prof Goldbacher und Krottenau Der Wahlvorschlag der Sektion wird vom Ge¬ meinderate angenommen. 5. Umbenennung von Straßen Referent G.=R. Prof. Goldbacher: Bei de Umbenennung von Straßen gibt es zwei verschieden Standpunkte, entweder einen neuen Namen oder ein Rückgehen auf den bereits für die Straße oder den Platz bestandenen Namen. Es handelt sich vor allem um den Karl Ludwig=Platz, um den Franz Josef=Platz und um die Marie Valerie=Straße. Die Sektion schlägt Ihnen vor: den Karl Ludwig=Platz in Volks platz, den Franz Josef=Platz in den altgewohnten Namen Promenade — wenn es auch kein deutsche Wort ist, doch aber seit langer Zeit der Platz durch die dort durch Aufschüttung des Grundes zu einer Promenade entstandenen Spazierweges zu einen solchen geworden — und die Marie Valerie=Straß in Stelzhammerstraße umzubenennen. Was die letzt vorgeschlagene Benennung betrifft, so geht die Sektior von dem Standpunkte aus, daß Steyr in Oberösterreid fast die einzige Stadt ist, die den bekannten und be liebten oberösterreichischen Dichter bisher noch nich durch eine Benennung einer Straße nach ihm geehrt hat und es daher gewiß bei dieser Gelegenheit am Platze ist, dem Volksdichter Stelzhammer eine dauernde Ehrung zu erweisen. Was schließlich den Trollmannplatz und dessen Umbenennung anbelangt, so muß gesagt werden daß dessen Namen mit dem der Umbenennung de Straßen und Plätze unterlegten Grundsatze eigentlich nichts zu tun hat, daß aber dem vielseitigen Wunsche entsprechend, die Sektion zu dem Mehrheitsbeschluss gelangte, den Trollmann=Platz künftighin wieder mit der alten Namen „Grünmarkt“ zu belegen. Es erübrigt nus noch mehr die Bismarck=Straße. Ich möchte hier meine persönlichen Meinung Ausdruck geben, wenn ich sage, daf Bismarck mit dem Umsturze gewiß nichts zu tun hat sondern daß Bismarck der größte Deutsche war der durch Zusammenlegung der Kleinstaaten der deutschen Völker das mächtige deutsche Reich gegründet hat. Di Sektion ist aber auch hier zu dem Mehrheitsbeschluss gelangt, daß die Bismarck=Straße fortan die ihr zu¬ kommende Bezeichnung „Bahnhofstraße“ erhalten solle G.=R. Bachmayr erklärt, gegen einen Teil des Sektionsantrages nichts einzuwenden, was jedochdie Bismarck=Straße anbelangt, bittet derselbe, von den Antrage auf Umbenennung abzusehen. Steyr würde die erste Stadt sein, welche den Namen des größten aller Deutschen aus ihrer Liste streichen würde. Unsere Re¬ gierung strebt mit aller Macht den Anschluß an das große deutsche Reich an und wir wissen genau, daß sich das heutige Deutschösterreich allein in seiner jetzigen Lage nicht erhalten kann; um uns zu kräftigen, brauchen wir das große und mächtige deutsche Reich, dessen Voll uns durch seine Tüchtigkeit unsere Lage erst verbessern kann. Wenn die Städte Deutschösterreichs dem Bei spiele Steyrs folgen würden, — was nicht zu denken ist wäre dies vielleicht eine Gefährdung für den angestrebter Anschluß an das deutsche Reich überhaupt. (Zwischenruf bei den Christlichsozialen und Sozialdemokraten: „Oho“ „Warum nicht gar“!) Die Meinungen können hierüber verschieden sein. Wir stehen ohnedies in kurzer Zeit vor der Neubenennung von Straßen auf der hohen Enns leite und könnte daher die Umbenennung dieser Straß bis zu dieser Neubenennung vertagt werden. Von keine einzigen deutschen Stadt Deutschösterreich hat man bishe gehört, daß sie die Straßennamen Bismarck streichen will; ich stelle daher den Gegenantrag auf Vertagung der Umbenennung der Bismarckstraße. Vizebürgermeister Mayrhofer glaubt, daß man sich über die Umbenennung der Bismarckstraße kein langes Kopfzerbrechen machen solle. In Wirklichkeit ha ich die Bevölkerung noch heute nicht in den Namen Bismarck=Straße hineingefunden, sondern sei ihr den Name „Bahnhofstraße“ als natürliche Bezeichnun viel geläufiger. Redner erklärt, der Größe und Be¬ deutung Bismarcks gewiß nichts herunternehmen zu wollen, die Zeiten sind aber zu ernst und könne in Treffen geführt werden, daß es fraglich sei,ob dieser chreckliche Weltkrieg jemals gekommen wäre, wenn die Politik Bismarcks eine andere Richtung genommen hätte Wir wissen, daß Bismarck von manchen hoch eingeschätz wurde, uns liegt aber nur der Gedanke zu Grunde der Straße wieder ihre richtige Bedeutung und Nauen „Bahnhofstraße“ zu geben. Bei dieser Gelegenheit muß erwähnt werden, daß es hoch an der Zeit ist, die Straßenbenennungen auf der Ennsleiten zur Orien¬ tierung durchzuführen, da schon in nächster Zeit zehn neuerbaute Häuser bezogen werden. G.=R. Eisterlehner verweist darauf daß schon von allem Anfange an die Bezeichnung der Bahnhof straße als Bismarck=Straße verfehlt war, in jeder Stadt finde man diejenige Straße, welche zum Bahnho führt, als Bahnhofstraße bezeichnet, so daß sich jeder Fremde sofort orientieren kann; es sollte daher auch für Steyr die richtige Bezeichnung „Bahnhofstraße“ erhalten bleiben. G.=R. Fendt schließt sich den Ausführungen des G.=R. Bachmayr vollinhaltlich an und ersucht mi Rücksicht auf die bevorstehende Neubenennung von Straßen auf der Ennsleiten den Sektionsantrag üben die Umbenennung der Bismarckstraße zu vertagen. Bürgermeister Wokral: Ueber den Vertagungs antrag des G.=R. Bachmayr ist sogleich abzustimmen Der Vertagungsantrag wird vom Gemeinderate mit Mehrheit abgelehnt und in zweiter Abstimmun der Sektionsantrag auf Umbenennung der Bismarck Straße in Bahnhofstraße und aller übrigen Umbenen nungen mit Mehrheit angenommen. 74582. II. Sektion 6. Beschlußfassung wegen Erhöhung der Platz= und Hüttengebühren am Jahrmarkt Referent G.=R. Bachmayr: Ueber Mitte ilung des Amtes hat sich ergeben, daß die Aufwendungen für die Aufstellung der Jahrmarkthütten immer größer werden, so daß eine Erhöhung der Gebühren für die Platzbenützung und der Hüttenaufrichtung gerechtfertigt erscheint. Die Sektion hat sich der Anregung des Amtes auf Erhöhung der Gebühren angeschlossen und stellt den Antrag: „Der Gemeinderat beschließe, die Platz¬ und Hüttengebühren am Jahrmarkt um 30 Prozen zu erhöhen. Der bisherige Nachlaß für Gebühren an Steyrer Geschäftsleute bleibt aufrecht. Der Sektionsantrag wird vom Gemeinderate ein stimmig angenommen 7. Antrag des G.=R. Fendt auf finanziell Beteiligung am Ausbau der elektrischen Bahn St. Florian— Steyr. Referent G.=R. Bachmayr: In derSitzung vom 24. März l. J. wurde folgender Antrag durch G.=R. Fendt eingebracht: „Anfangs Jänner 1919 haf sich in Enns— Kronstorf—Hargelsberg ein Komitee ge¬ bildet zur Erbauung resp. Weiterführung der elektrischen Bahn St. Florian—Steyr; zu diesem Komitee wurden bereits auch Mitglieder des Gemeinderates Steyr ein geladen Die Bahn verfolgt den Zweck, die Verbindung zwischen Linz, St. Florian, Ebelsberg, Enns, Kron storf, Hargelsberg, Stallbach, Stadlkirchen, Dietach, Gleink und Steyr herzustellen in Ebelsberg. Der Bau Der Anschluß wäre is Die Gemeinden haben bereits als Notstandsbau gedacht. gezeichnet. über eine Million Kronen In Anbetracht der großen Wichtigkeit für Ap¬ provisionierungszwecke 2c. die dieser Bahn für Steyr zukommt, wird beantragt die Gemeinde Steyr möge ich ebenfalls entsprechend finanziell bei diesem Unter¬ nehmen beteiligen Die Sektion hat sich gestern mit diesem Antrag eingehend beschäftigt und hält gleichfalls den Ausbau dieser Bahn für Approvisionierungszwecke für die Stad äußerst wichtig. Es bestehen jedoch gegenwärtig zwei Trassen, über welche eine Entscheidung noch nicht er¬

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