Nach Erledigung dieser Punkte erklärt der Vor¬ sitzende die Sitzung wieder für öffentlich und berichtet, daß Bürgermeister Gschaider bis zur Neuzusammen¬ setzung des Gemeinderates um einen Urlaub angesucht habe. Der Gemeinderat erteilt den nachgesuchten Urlaub. Ferner bringt der Vorsitzende die Zuschriften der Herren GR. Prof. Erb und Mitter mit der Mitteilung, daß diese ihre Mandate in dem Stadtschulrate zurück¬ legen und die Zuschrift des GR. Kirchberger, daß er die Stelle als Krankenhausdirektor zurücklege, zur Kenntnis und bemerkt, diese Mitteilungen so auffassen zu müssen, daß die Zürücklegung der Mandate mit dem Tage der Neuzusammensetzung des Gemeinderates in Kraft trete. GR. Vogl nimmt auf seine in der letzten Sitzung gemachte Anfrage betreffend den Teuerungszulagen für die Pensionisten der Gemeinde Bezug und erklärt die Informationen dahin erhalten zu haben, daß, nachdem auch die staatlichen Pensionisten diese Anschaffungs¬ beiträge noch nicht erhalten haben, auch die Pensionisten der Stadgemeinde bisher leider dieser notwendigen Anschaffungsbeiträge entbehren mußten. Mit Rücksicht auf die immer größer werdenden Schwierigkeiten des Lebensunterhaltes, beantragt Redner den Pensionisten der Stadtgemeinde die Anschaffungsbeiträge pro Februar gleich den aktiven Angestellten zur Auszahlung bringen zu lassen. Der Gemeinderat stimmt dem Antrage zu. Der Vorsitzende ersucht hierauf Herrn GR. Kirch¬ berger seine Stelle insolange wenigstens zu behalten, bis die größten Schwierigkeiten in den geplanten Um¬ änderungen des Krankenhauses vorüber sind. GR. Kirchberger erklärt sich gerne bereit, diesem Ersuchen nachzukommen. Der Vorsitzende führt sodann aus: „Nachdem die drei Parteien des Gemeinderates das Uebereinkommen getroffen haben, ihre Gemeinderats¬ mandate zurückzulegen und sich auf eine Neuzusammen¬ setzung des Gemeinderates auf Grund der Februar¬ wahlen in den Nationalrat einigten, sind wir in der heutigen Zusammensetzung das letztemal in der Gemeinde¬ ratssitzung versammelt. Ich möchte die Gelegenheit be¬ nützen, um allen Heren zusammen, von welchen ja in der künftigen Zusammensetzung des Gemeinderates nicht alle wieder einen Sitz im Gemeinderate einnehmen werden, den Dank dafür auszusprechen, daß sie im Dienste der Gemeinde so eifrig mitwirkten und un¬ bekümmert um die Parteianschauungen mit Sachlichkeit die vorgekömmenen Gegenstände beraten und getrachtet haben, soweit es möglich war, gut und nützlich für die Gemeinde zu wirken.. Ich hoffe auch, daß es möglich sein wird, daß wir für die Zukunft ebenso verträglich im Inter¬ esse der Stadt und ihrer Bewohnerschaft wirken können“. Hierauf nahm GR. Prof. Erb das Wort und sagte: „Ich gestatte mir, auf die Worte des Herrn Vorsitzenden, einiges zu erwidern. Ich möchte seiner Aeußerung, daß wir in außergewöhnlicher, verträglicher Weise trotz der verschiedenartigen politischen Partei¬ anschauungen gewiß einig und fleißig zusammenge¬ arbeitet haben, ergänzend hinzufügen, daß es tatsächlich nie zu besonderen stürmischen Szenen Anlaß gegeben und gewissermaßen Hand in Hand, sowohl in den Sektionen, Ausschüssen, Komiteen und Kommissionen des Gemeinderates gearbeitet wurde. Ich wünsche auch dem neuen Gemeinderate ein solch emsiges Zusammen¬ arbeiten. Ich glaube, wir sollen aber auch der bisherigen Gemeindevorstehung nicht vergessen. Die drei Herren Bürgermeister haben in aufrichtiger Freundschaft mit¬ einander für die Interessen der Stadt gearbeitet. Was den Herrn Bürgermeister anbelangt, so er¬ laube ich mir hervorzuheben, daß er in der schweren Zeit, die die Stadt getroffen hat, durch fast acht Jahre eine ganze Kraft dem Wohle der Stadt gewidmet hat. Es waren ernste und harte Zeiten, die die Bevölkerung gar wohl verspürte, aber von denen sie heute noch nicht weiß, was ein Bürgermeister in einer so schweren Zeit für Mühen, Aufregungen, Sorgen und Widerstände, besonders von auswärts infolge des mangelnden Ver¬ tändnisses der vorgesetzten Behörden für die besonderen Verhältnisse in Steyr zu überwinden hatte. Nachdem auch Herr Bürgermeister Gschaider wahr¬ scheinlich in den kommenden Gemeinderat nicht wieder¬ kehren dürfte, so meine ich —und das möge auch im Protokolle vermerkt werden — ihn für seine außer¬ ordentliche Arbeit, die er in den vielen und ganz be¬ sonders in den letzten schweren Jahren geleistet hat, den allerbesten Dank hier zum Ausdrucke zu bringen. Ich meine, diesen Dank hat Bürgermeister Gschaider wohl vollauf verdient. Ich glaube aber auch, daß wir den beiden Herren Vizebürgermeistern danken sollen. Es hat im Rathause Zeiten gegeben, wo der Bürger¬ meister von 7 Uhr früh bis spät um 1 Uhr nachts ununterbrochen beschäftigt war und es hat Wochen gegeben, wo Tag für Tag von 7 Uhr früh bis spät in die Nacht hinein die beiden Herren Vizebürgermeister mit dem Bürgermeister gearbeitet haben. Was in diesen Zeiten alles herangestürmt kam, was da alles erledigt, übernommen und durchgeführt werden mußte, kann nur der ermessen, der mit tätig war. Ich glaube daher, daß wir auch unseren führenden Herren Vizebürger¬ mneistern unseren besten Dank hiefür zum Ausdruck bringen. Desgleichen gebührt auch der Beamtenschaft, die ungemessen reiche Arbeit leisten mußte, die vollste Anerkennung und der Dank des Gemeinderates, wobei hervorgehoben werden muß, daß es keine Stadt mit der Bedeutung Steyrs gibt, welche trotz der vielfach ver¬ mehrten Aufgaben und dem Aufschwunge von 17.000 auf 34.000 Einwohner einen so geringen Stand an Beamten aufzuweisen hat, diese daher mit verdoppeltem Fleiße ihren Amtsgeschäften obliegen mußten. Alles in allem muß gesagt werden, daß fleißig gearbeitet wurde. Der Verträglichkeit aller Mitglieder des Gemeinderates, der ja stets nur das eine Ziel, das Wohl der Bevölkerung im Auge hatte, ist es zu verdanken und können wir die Stadt hiezu beglück¬ wünschen, daß sie von besonderen schädigenden Szenen noch nicht heimgesucht wurde, und hoffen wir, daß sie auch in Zukunft hievon nicht getroffen werden wird. Ich glaube, wir alle haben ein gewisses Verdienst, daß die Ruhe von Steyr, soweit es möglich war nicht gestört und es nicht zu ärgsten Verwüstungen und Ausschreitungen gekommen ist. Dies ist auch ein großer Verdienst unseres Bürgermeisters, der sich außerordentlich taktvoll be¬ nommen hat und dem man das Zeugnis nicht versagen kann, daß er zur Behebung der Ernährungsschwierig¬ keiten das Möglichste getan hat, was überhaupt in dieser schwierigen Lage zu tun war. Wenn wir in den Ernährungsfragen bei den maßgebenden Stellen nicht immer das richtige Verständnis für die besonderen in Steyr herrschenden Verhältnisse gefunden haben, so ist dies nicht die Schuld des Bürgermeisters und des Gemeinderates, sondern waren es Umstände, die einfach nicht im Machtbereiche des Bürgermeisters und des Gemeinderates standen. Wir danken also allen Versammelten; wir danken auch insbesonders der Leitung der Gemeindevorstehung und wünschen, daß die Stadt die allerschlimmste Zeit überstanden habe und daß sie in Bälde besseren und geregelteren Zeiten entgegengehen möge“. Hierauf schloß der Vorsitzende um 4 Uhr 30 Mi¬ nuten mit Dankesworten die Sitzung.
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