Kinder und Erwachsene in wirtschaftlich unerträglichen Lagen enge bei einander wohnend zu wissen. Viele einsichtige Mütter suchen aus diesem Grunde schon eit Jahren zur Zeit ihrer schwersten Stunden die Landesgebär¬ anstalt auf, um den engen, für sie so gefährlichen Räumen zu entkommen, indessen sind sich aber weite Kreise noch immer nicht der Gefahren bewußt, denen sie sich in den engen, meist auch sanitär unkontrollierbaren Räumen aussetzen und ist es daher auch ein kleiner Teil, der die Unkenntnis und die Hilf¬ losigkeit seiner Lage mit bösen Katastrophen oder jahrelangem Siechtum bezahlen muß. Besonders verhängnisvoll für unser Frauen ist die meist zu balde Rückkehr zur gewöhnlichen Berufsarbeit, die auf Mutter und Kind von schlimmster Wirkung ist. Mutterschutz und Säuglingspflege können kaum durch ein andere Maßnahme kräftiger und entscheidender gehandhabt verden, als durch Schaffung eines Gebärhauses, das mit einer Wöchnerinnen=Pflegestätte verbunden ist und kaum würde eine andere Einrichtung wieder geeignet sein, soviel Elend und Jammer aus der Welt zu schaffen. Hand in Hand mit dieser Schöpfung muß eine Hauspflege, wie eine solche schon dem Linzer städtischen Jugendamte an gegliedert ist, in eheste Aussicht genommen werden. Steyr, am 28. Februar 1919. Der Antragsteller: Fritz Krottenau Rudolf Landa. Karl Dedic Ignaz Langoth Franz Nothhaft Ich teile diesen Antrag dem fünfgliedrigen Ausschusse der Krankenhauskommission zu. Weiters liegt nachstehendender Antrag des Herrn Vize¬ bürgermeisters vor Un die Stadtgemeinde=Vorstehung Steyr! Antrag. Anfangs Jänner 1919 hat sich in Enns—Kronstorf— Hargelsberg ein Komitee gebildet zur Erbauung resp. Weiter führung der elektrischen Bahn St. Florian—Steyr; zu diesem Komitee wurden bereits auch Mitglieder des Gemeinderates Steyr eingeladen. Die Bahn verfolgt den Zweck, die Verbindung zwischen St. Florian, Ebelsberg, Enns, Kronstorf, Hargelsberg, Linz, Stallbach, Stadlkirchen, Dietach, Gleink und Steyr herzustellen. Der Anschluß wäre in Ebelsberg Der Bau ist als Notstandsbau gedacht. Die Gemeinden haben bereits über eine Million gezeichnet. In Anbetracht der großen Wichtigkeit 2c, die dieser Bahn für Steyr zukommt, wird beantragt, die Gemeinde Steyr möge sich benfalls finanziell beteiligen Steyr, am 15. März 1919. Paul Fendt Ich teile diesen Antrag der Finanzsektion zu. Weiters liegt ein Antrag des Herrn Vizebürgermeisters Fendt vor An die Stadtgemeinde=Vorstehung Steyr! Antrag Sehr mißliche Verhältnisse haben es mit sich gebracht, daß die Stadt Steyr ganz ohne ein besseres Lokal zur Abhaltung von Konzerten und Unterhaltungen ist. Das Kasino ist schon seit mehr als vier Jahren nicht verwendbar und wird auch voraus ichtlich nicht in Betracht kommen. Die Brauhaussäle genügen schon lange nicht mehr und sind außerdem in einem Zustande, der ür Abhaltungen von größeren Unternehmungen nicht entspricht Alle anderen Lokale sind in der Stadt teils zu klein oder nicht entsprechend swird daher beantragt, die Industriehalle vollkommen nnen auszubauen und ein Objekt daraus zu schaffen, welches Sommer und Winter für obgenannte Zwecke verwendbar ist. Das in der Industriehalle provisorisch untergebrachte Mädchen=Lyzeum wäre endlich ordnungsmäßig in eine wirkliche UInterrichtsanstalt zu verlegen. Steyr, am 15. März 1919. Paul Fendt. Ich teile diesen Antrag der Bausektion zu. Ferner liegt ein Antrag betreffend Umbenennung ver¬ schiedener Straßen und Plätze vor: Antrag der Gemeinderäte Fischer, Dedic und Genossen Eine Reihe von Straßen und Plätze führen noch Namen aus der verflossenen monarchistischen Zeit, welche das Empfinden iller republikanischen Bürger verletzen. Es wird daher be¬ antragt, ffolgende Straßen und Plätze: Bismarckstraße, Franz Josef=Platz, Karl Ludwigstraße, Karl Ludwigplatz, Maric Valeriestraße und Trollmannplatz umzubenennen luch wird beantragt, daß aus sämtlichen Stadtämtern, Gebäuden und Schulen die noch vorhandenen Bilder der etzten zwei regierenden Kaiser und deren Familien ehestens entfernt werden. F. Tribrunner Hans Witzant Adalbert Vogl Karl Dedic Fritz Krottenau I. Wokral Franz Müller Markus Ruckerbauer Anton Chalupka Karl Fischer Ich teile diesen Antrag der Rechtssektion zu Weiters liegt ein Antrag des Herrn G.=R. Landa, be¬ treffend den Abbau in der Verwendung der weiblichen Hilfs¬ kräfte im Rathause und den sonstigen städtischen Betrieben vor: Antrag. der Gefertigte ersucht den löbl. Gemeinderat, beschließen u wollen, raschest an den Abbau der weiblichen Hilfstätigkeit in den städtischen Betrieben zu schreiten und damit beispiel¬ ebend in gleicher Richtung auf private Unternehmen einzu¬ wirken, das heißt: Viele Posten, die eine schulmäßige und gute berufliche Vorbildung voraussetzen, während des Krieges vielfach aber ohne Rücksicht auf die nötige Qualifikation mangels männlicher Bewerber einstweilig mit weiblichen Hilfskräften besetzt werden mußten, für die geeigneten vorgebildeten Kräfte wieder frei¬ zumachen Gleichzeitig mit dieser Maßnahme soll den bisherigen Hilfskräften der gebührende Dank ausgesprochen und eine Ab¬ fertigung in der Höhe der dreimonatlichen Bezüge ausbezahlt werden, mit welcher Unterstützung auch diesen Gelegenheit ge¬ oten wäre, den Weg im angemessenen Beruf, bezw. in das häusliche Leben ohne große Schwierigkeiten zurückfinden zu önnen Soll unser großes Wirtschaftsleben nicht empfindlichen Schaden leiden, so muß der beantragte Abbau raschest durch¬ geführt werden, den seit der Abrüstung warten schon durch Monate beruflich vorgebildete Kriegsteilnehmer vergebens auf iese Maßnahmer Da nun die staatliche Arbeitslosenunterstützung mit 31. März eine bedeutende Einschränkung erfahren wird, besteht die Gefahr, daß sich in der ersten Not viele tüchtige Männer n ihrer Arbeitslosigkeit dem Auslande zuwenden und so un¬ serer zukünftigen Wirtschaft für immer verloren gehen Mit diesem Antrag überreicht der Gefertigte ein Gesuch der hiesigen Ortsgruppe des deutschnationalen Handlungs¬ gehilfenverbandes und bittet, diesem Gesuche aus den angeführten Gründen wohlwollendste Beachtung zu schenken, weil es ent¬ chieden ein unhaltbarer Zustand ist, daß unsere Mädchen be¬ ruflich festgehalten unverheiratet bleiben und daß Männer ar¬ beitslos gemacht, sittlich und moralisch an ihrer Wertigkeit verlieren Steyr, am 10. März 1919. Rudolf Landa. Ich weise diesen Antrag der Rechtssektion zu. Ein weiterer Antrag liegt betreffend Bestellung eines iesigen Arztes zur Abhaltung von Monatsvorträgen vor Antrag des Gemeinderates Krottenau und Genossen. Ein löblicher Gemeinderat wolle die Bestellung eines hiesigen Arztes zum Zwecke der Abhaltung von Monatsvorträgen in den letzten Jahrgängen der Real= und Fachschule und des Nädchenlyzeums sowie in der Fach= und Fortbildungsschule be¬ schließen und sollten diese Vorträge für die reifere Jugend anptsächlich stofflich die Grundzüge der Gesellschaftswissenschaft rechtzeitige Behandlung von Geschlechtskrankheiten, geschlechtlich Jugendexzesse und deren natürliche Heilung vom ärztlichen Standpunkte tolerant und gewissenhaft behandeln Steyr, am 19. März 1919. Karl Fischer J. Wokral Hans Witzany Adalbert Vogl Krottenau Ich weise diesen Antrag der Schal= und Armensektion zu. Ferner liegt ein Antrag betreffend Schaffung einer tädtischen öffentlichen Bücherei vor: Antrag des Gemeinderates Krottenau und Genossen. Ein löblicher Gemeinderat wolle die Schaffung einer städtischen öffentlichen Volksbücherei beschließen. Der Bücherbezug sollte unentgeltlich und für jedermann ein und nur gegen Entrichtung eines notwendigen Bücherschutz¬ betrages erfolgen Um einen Grundstock von Büchern schöngeistiger Literatur bereits für den Anfang zu besitzen, erscheint es zweckdienlich ich wegen Ablösung und Ankauf hier bestehender Leihbüchereien nit den Inhabern ins Einvernehmen zu setzen. Steyr, am 19. März 1919 Karl Fischer J. Wokral Hans Witzany Adalbert Vogl Krottenau Ich weise diesen Antrag der Finanzsektion zu.
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