Staatsrat einzuwirken, ihn auf die nahe Gefahr auf¬ merksam zu machen. Die Unterfertigten verlangen weiters Daß die slawischen Angestellten aller 1. und Aemter in Steyr abgeschoben werden Betriebe 2. daß bei Ansuchen um die deutschösterr. Staatsbürger¬ schaft strenge darauf gesehen werde, ob der Bewerber tatsächlich ich nur des „Deutschen“ als Umgangssprache be¬ dient (insbesondere in der Familie), derselbe auch in po¬ itischer Hinsicht ein verläßlicher Staats ewohner ist. Erforderlichenfalls ist das Gutachten der früheren Auf¬ enthaltsgemeinde einzuholen 3. Zur Fassung eines bezüglichen Grundgesetzes ist an die Nationalversammlung das Verlangen zu stellen: Daß fester Besitz und Erwerbsmöglich¬ keiten nur an Deutsche, die sich in keiner Weise geger die Staatsgrundgesetze vergangen haben, zu übertragen, zu ver¬ leihen sind. Durch kräftige Abwehr der frechen Eingriffe von Tschecher und Juden in unser Erwerbs= und Ernährungswesen sichert sich die Stadtvertretung das Vertrauen der deutschen Bewohnerschaft, weshalb die Unterzeichneten die ehesten geeigneten Vorkehrungen durch dieselbe erwarten Es folgen mehrere 100 Unterschriften. Die Eingabe enthält mehrere 100 Unterschriften und dieselbe der I. Sektion zur weiteren Behandlung zu weise Wie die Herren wissen, wurde über die Angelegenheit der Mauthausener Lebensmittelsendungen eine Untersuchung ver¬ angt. Ich habe, um die Untersuchung auf keinen Fall zu be¬ einflußen, die Sache Herrn Vizebürgermeister Wokral übergeben, velcher sie gemeinsam mit Herrn Stadtamtsrat Dr. Habl zur Untersuchung brachte Ich ersuche Herrn Vizebürgermeister, den vorliegenden Bericht zur Kenntnis zu bringen. err Vizebürgermeister Wokral: „Die Vollendung der Untersuchung hat ziemlich lange gedauert, dies auch aus dem Grunde, weil dem Herrn Stadtamtsrat nicht alle jene Mittel zur Führung der Untersuchung zur Verfügung standen, wie si etwa dem Gerichte erreichbar sind, um die vollste und reinste Wahrheit zu erlangen Das Ergebnis der Untersuchung liegt im folgenden Berichte: Bericht Anläßlich der Auflassung des Kriegsgefangenenlagers in Mauthausen versuchte auch die Stadtgemeindevertretung Steyr von den dort angesammelten Lebensmitteln und Bedarfs¬ egenständen einen größeren Teil anzukaufen, um mit diesen die Verpflegung der eigenen Bevölkerung vielleicht etwas verbessern zu können. Herr Hugo Drahowsal wurde mit dem Ankaufe von Lebensmitteln betraut Herr Drahowsal hat sich dieser Aufgabe unterzogen und hat ein Verzeichnis aller jener Waren vorgelegt, die er für die Stadtgemeinde Steyr angekauft hat. Laut aufgenommenen Bestandes der am Boden des Prietzl'schen Hauses eingelagerten Waren ergibt sich aber ein ganz bedeutender Abgang, welcher zu dem Verdachte führte, daß derr Drahowsal der Gemeinde mehr Waren aufgerechnet als er gekauft habe So fehlen an Zwieback 528 Kg., an Hülsenfrüchten 1413 Kg, an Makkaroni 340 Kg, an Mehl 17 Kg, an Mais¬ nehl 7 Kg., Franck=Kaffee 37 Kg, Wollensocken 2½ Sack Butter 88 Kg., 3290 Kaffeewürfeln, 20 Kg. Salami, 105 Kg Seife, 20 Kg. Zucker Herr Drahowsal behauptet nun, daß er die von ihm ver¬ zeichneten Waren auch tatsächlich gekauft und nach Steyr habe schaffen lassen, woselbst sie der Volkswehr übergeben worden eien, dies bestätigen auch seine Frau sowie sein Bruder Friedrick Drahowfal, aber auch fremde Zeugen die Waren wurden teils Dienstag und Mittwoch den 6. und 7., teils Freitag und Samstag den 9. und 10. No¬ vember 1918 gekauft gereits Dienstag kamen 7 Mann Jäger nach Mauthausen, nelche bei der Verladung der Dienstag und Mittwoch gekauften waren auf ein Lastauto, bezw. einen Waggon zugegen waren und halfen, welche auch über Nacht den Waggon bewachten unt „uselben Mittwoch abends mit Drahowsal nach Steyr begleiteten. wiese Jäger bestätigen die Angaben des Herrn Drahowsal unt eklären auf das Bestimmteste, daß bis zur Ankunft des Waggons in Steyr nichts abhanden gekommen sein kann; dieselben be¬ nätigen die Angaben des Herrn Drahowfal über die verladenen Warenmengen. Die am Freitag erkauften Waren wurden von Drahowsal mit den beiden Chauffeuren Zehetner und Staberfellner ver laden, welche beide die von Drahowsal angegebenen Mengen bestätigen Die am Samstag gekauften Waren wurden mit Hilfe von fünf Mann Steyrer Volkswehr verladen, von diesen bewacht und unter deren Bedeckung nach Steyr gebracht Chauffeur Huber bestätigt ferner, mittelst Auto 22 Dosen Butter à 4 Kg, sowie 2 Kisten Seife nach Steyr gebracht und daselbst der Volkswehr im Rathause übergeben zu haben, diese Waren fehlen überhaupt vollständig us den Aussagen der einvernommenen Zeugen ergibt ich daher kein Anhaltspunkt, der einen Beweis dafür liefern könnte, daß die fehlenden Waren von Drahowsal beiseite geschafft vorden sind, oder gar nicht gekauft wurden. In welch anderer Weise dieselben abhanden kamen, ies zu untersuchen war nicht meine Aufgabe und dürfte sich wohl auch kaum aufklären lassen Der Verdacht gegen Drahowsal wurde auch damit be¬ gründet, daß bei Ankunft des ersten Waggons am Mittwoch bends dessen Frau und Bruder, welche mit dem Auto nach Steyr zurückgefahren waren, mit dem Auto am Bahnhofe in Steyr warteten und Drahowsal versuchte, Waren vom Waggon b und auf das Auto zu überladen, woran er jedoch von allem Anfange an gehindert wurde. Drahowsal verweist darauf, daß r die Gelegenheit benützt habe, für seinen und über Ersuchen uch für den Bedarf befreundeter Familien Lebensmittel einzu¬ kaufen und diese habe er abladen wollen, in Wirklichkeit habe er aber nur später seinen Pelz und ein Grammophon ausgefolgt rhalten, so daß aus der vorgelegten Rechnung 120 K aus¬ cheiden. Ein weiteres Verdachtsmoment lag darin, daß Drahowsal in das Gasthaus Weinberger in Mauthausen, woselbst er während einer Militärdienstzeit gewohnt hatte, während des Aufenthaltes in Mauthausen in der Zeit vom 6. bis 9. November 1918 ver¬ schiedene Kisten schaffen ließ. Dies erklärt Drahowsal unter Bestätigung durch seine Frau und seinen Bruder dahin auf daß er bei Auflösung des Lagers ein Magazin mit Papierwaren gekauft habe, ferner verschiedene andere Sachen, welche in derselben Baracke aufbewahrt waren, so Utensilien für Raseure und Eisen¬ händler, 3 Kisten Zahnstocher, 1 Kinoapparat samt Zubehör, insgesamt 14 Kisten, um diese unterzubringen habe er in Mauthausen ein Zimmer aufgenommen; dort sind die Waren durch 3 Wochen, während welcher Drahowsal, der sich am Samstag den 10. November den Fuß gebrochen hatte, krank im Krankenhause in Steyr lag, in Verwahrung gelegen und ach dieser Zeit ließ Drahowsal die Waren nach Steyr befördern vo er einen Teil an hiesige Geschäftsleute verkaufte. Ein weiteres Verdachtsmoment gegen Drahowsal ergab ich dadurch, daß seine Frau, welche die Waren, die nach An¬ auf in einer offenen Baracke bis zu ihrer Verladung unter¬ ebracht wurden, mit bewachte, hievon etwas verkauft hat Frau Drahowsal gibt dies zu, erklärt aber, daß es sich nur um ganz kleine Mengen gehandelt habe, ungefähr für 30 K dies habe sie aber tun müssen, da sie von dem italienischen Lagerofsizier hiezu aufgefordert wurde, weil gegen Drahowsal, der soviel zusammenkaufte, unter dem Publikum, das infolge essen leer ausging, bereits eine große Erregung herrschte; das für den Ankauf bestimmte Geld trug sie in einer Tasche bei ich und in dieselbe gab sie auch den Erlös von ungefähr 30 K Dieser Vorgang der Frau Drahowsal war ganz gewiß nicht in Ordnung. Ein weiterer Vorwurf wird gegen Drahowfal dahin er¬ hoben, daß er die Waren, insbesondere Reis, Zwieback, Fisolen und Malkaroni weit billiger eingekauft habe, als er sie der Gemeinde in Rechnung stellt Diesbezüglich erklärt jedoch der Bürgermeister von Maut¬ hausen, welcher für die Gemeinde ebenfalls einkaufte, daß für die Lebensmittel seitens der Lagerleitung bestimmte Preise fest esetzt und im Lager offen angeschlagen waren und daß unter iesen Preisen nichts abgegeben wurde; laut dieser Festsetzung betrug der Preis für Reis 10 K, für einfachen Zwieback 2 K 50 k, also für je 2 Kg. 5 K, für amerikanischen Zwieback 4 K 50 k, für Fisolen sogar 12 K, für Makkaroni 10 K. Richtig sei, daß Reis am ersten und zweiten Tage auch auf dei Straße von einzelnen Kriegsgefangenen zu 7 K verkaust wurde, päter auch schon um 10 K, doch sei dieser Reis viel mit Sand nd Erde vermischt gewesen, so daß derselbe eigentlich erst recht soch zu stehen kam; doch, da es sich zweifellos nur um kleine Mengen handelte, so konnte wohl auch aus diesem Grunde Drahowsal auf solche Käufe sich nicht einlassen, weil er au diese Art kaum ein nennenswertes Quantum zusammengebrach hätte. Auch Stabsoberjäger Bertl erklärt, daß der Preis für Reis 9 K, für Fisolen mehrfach 9 K und für 1 Kg. Zwieback X betrug, doch erklärt derselbe, daß er nicht über jede Preis¬ tage orientiert war Durch die Aussagen dieser beiden Zeugen, insbesondere durch die Aussage des Bürgermeisters von Mauthausen, erscheint auch die Höhe der von Drahowsal in Rechnung gestellten Preise estätigt Es wurde daher jedes Verdachtsmoment, das gegen Drahowsal vorgebracht wurde, geprüft, doch ergaben sich auf Grund der Erhebungen keine Beweise dafür, daß Drahowsal nehr Waren oder diese zu höheren Preisen verrechnet habe, als er kaufte und als sie ihm selbst zu stehen kamen. Steyr, am 20. März 1919. Dr. Franz Habl m. p. Stadtamtsrat. Es muß betont werden, daß das Vorgehen der Frau Drahowsal durchaus nicht zu billigen ist und die Angaben nicht vollen Glauben verdienen.“ Herr Bürgermeister: „Ich möchte beifügen, daß Bünsche über die Einleitung weiterer Erhebungen in dieser Sache mir bekanntzugeben wären.“ Herr G.=R. Prof Brand: „Ich würde beantragen, daß über die Interpellationsbeantwortung eine Debatte abgeführt vird. Herr Bürgermeister: „Nach der Geschäftsordnung st eine Debatte über Mitteilungen nicht zulässig. 3
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