2 eines Platzes nach seinem Namen geehrt. Was ihn uns be¬ sonders sympatisch machte, war seine unbegrenzte Liebe zu seiner Vaterstadt, die er stets offen bekundete und auch darin seinen rührenden Ausdruck fand, daß sein letzter Wille dahin ging, in seiner Vaterstadt Steyr begraben zu werden, wo er nun in heimatlicher Erde ruht. Ehre seinem Andenken, das wir stets hochhalten wollen Die Herren Gemeinderäte der deutschnationalen und christlichsozialen Partei erheben sich von den Sitzen.) Die Herren haben sich zum Zeichen ihrer Trauer¬ kundgebung von den Sitzen erhoben; ich werde Sorge tragen diese ihre Kundgebung dem Protokolle einverleibt werde. daß Herr G.=R. Mitter hat durch den Tod seines Bruders einen chmerzlichen Verlust erlitten; ich bitte denselben von diesen Stelle aus, das herzlichste Beileid des Gemeinderates entgegen¬ zunehmen. Bei den letzten Nationalratswahlen sind zwei Mitglieder unseres Gemeinderates in den Nationalrat gewählt worden. Es sind dies die Herren G.=R. Kletzmayr und Witzany. Ich erlaube mir den beiden Herren die besten Glückwünsche auszusprechen und bitte Sie, in ihrer neuen Stellung die Vertretung der Interessen der Stadt bestens zu besorgen und alles zu tun, um diese zu fördern und ihre Wünsche durchzubringen. Gleichzeitig gestatte ich mir, den früheren Herrn Reichs¬ ratsabgeordneten G.=R. Prof. Leopold Erb, der in einer so langen Reihe von Jahren für unsere Stadt das Beste geleistet at, den allerinnigsten Dank zum Ausdrucke zu bringen err Dr. Sigmund Gans hat letztwillig für gemeinnützige Zwecke einen bedeutenden Betrag vermacht Ich gestatte mir hiefür den besten Dank zum Ausdrucke zu bringen und bitte ich zum Zeichen des Dankes von den Sitzen zu erheben. (Sämtliche Herren Gemeinderäte erheben sich von den Sitzen Ferner gestatte ich mir zu berichten Die Flei schversorgung, bei welcher die Kopfquot leider durch einige Wochen auf 20 Dkg. herabgesetzt werden mußte, hat nun wieder eine gewisse Regelmäßigkeit an¬ genommen und kann die Kopfquote wieder wöchentlich erfüllt werden Die Mehlversorgung ist ebenfalls regelmäßig, doch ind trotz aller Vorstellungen beim Landeswirtschaftsamte die Klagen wegen schlechter Güte noch immer nicht verstummt Die Eieranlieferung hat leider noch gar nicht eingesetzt. Während im Vorjahre Ende März bereits eine ganze Reihe von Kisten eingelangt waren, wurde heuer seitens des Landeswirtschaftsamtes noch nicht ein Ei zugewiesen, ein sehr bedenklicher Fall, da es höchste Zeit wäre, daß die Eieranlieferung insetzt, damit die Bevölkerung etwas reichlicher mit Eier beteilt und auch für die Wintereinlagerung esorgt werden kann. Die Einlagerungsmaßnahmen der Stadt haben sich im Vorjahre sehr gut bewährt und konnte eine wenn auch kleine Quote regelmäßig ausgefolgt werden Sehr schlimm steht es mit der Kartoffel versorgung, da trotz Einschreitens der Aufbringungs¬ kommission bloß eine einmalige Ausgabe von 1 Kg. an die ganze Bevölkerung und eine einmalige Ausgabe von 1 Kg. an die Mindestbemittelten erfolgen konnte. Seitdem war an eine Kartoffelausgabe nicht mehr zu denken. An Haferreis,konnten kleine Zubußen ausgegeben werden, doch wurde für März eine so geringe Menge angewiesen, daß die früher 15 Dkg betragende Kopfquote auf 10 Dkg. herab¬ gesetzt werden mußte. Als erste Auslandssendung ist ameri ka¬ nischer Salzspeck eingelangt, der an die in städtischer Versorgung stehende Bevölkerung mit einer Kopfquote von 20 Dkg. verteilt wurde Amerikanisches Oel ist eingetroffen und wird in den nächsten Tagen mit einer Kopfquote von 14 Dkg. ab¬ gegeben Die Stadtgemeinde hat von der Einkaufsstelle deutscher Städte und Märkte ein Anbot auf italienische Waren bekommen und zwar werden voraussichtlich Orangen, Zi¬ tronen, Nüsse, Mandeln, Selchfleisch, Würste, Wein und Kondensmilch zu haben sein. Der städtische Wirtschaftsrat hat sich mit dieser Frage eingehend befaßt und wurde auch eine Anzahlung geleistet Leider werden sich infolge schlechten Kursstandes der Krone die betreffenden Artikel voraussichtlich nicht gerade billig stellen In den letzten Tagen wurden Erhebungen gepflogen, die den Zweck hatten, festzustellen, ob die Errichtung einer elek trischen Straßen bahn in Steyr möglich wäre, oder ob auf eine sogenannte schienenlose Bahn, gegebenenfalls auf einen Elektromobilverkehr gegriffen werden müßte. Nach Einlangen des bezüglichen Gutachtens werde ich das Ergebnis im Gemeinderate bekanntgeben. Für Verbesserung der öffentlichen Be¬ leuchtung wurde durch Einrichtung einer Reihe weiterer lektrischer Lampen gesorgt Wie erinnerlich, hat sich der Gemeinderat letzthin mit der Frage der Wegverlegung des Kreisgerichtes befaßt und sich mit einer begründeten Eingabe gegen die verlautete Wegverlegung in das Staatsamt für Justiz gewendet, von wo nunmehr fol¬ gende Antwort eingelangt ist: 4412/19. Deutschösterreichisches Staatsamt für Justiz. An den Herrn Bürgermeister der Stadt Steyr! Auf die von der löblichen Stadtgemeinde=Vorstehung er¬ obene Vorstellung gegen die etwaige Verlegung oder Auflassung es Kreisgerichtes in Steyr, beehrt sich das Staatsamt für Justiz mitzuteilen, daß derzeit eine Verlegung der Auflassung dieses Gerichtshofes nicht in Frage steht. Wien, am 8. März 1919. Für den Staatssekretär: Dr. Altan m. p. Ich glaube, daß diese Antwort gewiß beruhigend ist; es war aber Pflicht der Stadtgemeinde, sich um die Angelegenheit zu bekümmern und ist es erfreulich, daß eine solche alle Zweifel behebende Antwort eingelangt ist Veiters habe ich mich auch in Angelegenheit der weiteren Verwendung unserer Kasernen an das Staatsamt für Heer¬ wesen gewendet und wurde die Antwort gegeben, daß das llerar die nächste Mietzinsrate für die Kasernen bezahlen wird und daß in einem späteren Zeitpunkte über die Weiterver¬ vendung der Kasernen durch das Aerar entschieden werden wird. Ferner ist folgende Zuschrift eingelangt: Steyr, 20. Jänner 1919. An den Gemeinderat der Stadt Steyr Das Entgegenkommen der verantwortlichen Stellen für schechen und deren Stammesverwandte war schon in früheren Zeiten nicht verständlich und erweckte bei wirklich Deutschen unseres Vaterlandes Entrüstung Nach allen Vorkommnissen der jüngsten Zeit aber ist das langsame und duldungsvolle Gehaben diesen Wüterichen gegen¬ über in unseren deutschen Ländern für die deutsche Bewohner¬ schaft geradezu aufreizend. Unsere Stammesgenossen n den tschechischen Ländern, in Deutschböhmen, im Sudetenland, Deutschmähren usw. entrechtet man, man bringt sie um ihre Stellung, ihre Arbeitsmöglichkeit, und weist sie nach Beraubung us. Unzählige Vorfälle liefern Beweise. Die Ausweisung der Deutschen in Pilsen, Entlassung aus den Skodawerken und ähnlichen größeren Unternehmungen bilden ältere Ereignisse. Trotz alldem befinden sich in der hiesigen Waffenfabrik noch eine bedeutende Anzahl tschechischer Angestellter und Arbeiter. In den Baracken auf der Ennsleite und im Fabriksviertel wimmelt es noch von Angehörigen der slawischen Völkerschaften. Ab¬ gesehen davon, daß diese eine Gefahr für die Stadt bilden, ehren sie auch von dem knappen Bestande der Lebensmittel endlichen und raschen Wir fordern daher Kehraus zu machen. Weiters sind die fremdvölkischen Gewerbetreibenden, die nur zum Nutzen der eigenen Stammesgenossen Handel und Wandel treiben, zuentfernen. Es gibt darunter viele, die großartigen Schleichhandel mit Lebensmittel treiben und denen man nicht mit der nötigen Tatkraft an den Leib rückt die tschechischen Gewerbetreibenden sind beflissen, ihr Volksgenossen in ihren Räumlichkeiten zu sammeln und sie zur gemeinsamen politischen Betätigung zu vereinen. In den hiesigen Aemtern gibt es noch Angestellte slawischer Volkszugehörigkeit. Jüdische Händler treiben ebenfalls in der Stadt ihr Un¬ Dieselben trachten mit allen Mitteln, besonders durch wesen. schreiende Zeitungsankündigungen, Waren (Maschinen u s.f tschechischer Herkunft an den Mann zu bringen, die deutsche Tausch¬ — besonders Landwirte — zu beschwindeln. Bevölkerung — Butter, Eier usw. — sind an geschäfte gegen Lebensmittel der Tagesordnung Jüdische, auch tschechische Einkäufer, die in der Umgebung Lebensmittel und Most mit Preisüberbietung aufkaufen und nach Wien oder ins tschechische Ausland liefern, halten sich vorübergehend in Steyr auf. Es wird Sache der Gemeinde¬ vertretung sein, diesen gefährlichen Umtrieben durch Abschiebung solcher Personen entgegen¬ zuwirken. Dem Deutschösterreichischen Staats¬ rate wäre ebenfalls wegen rascher geeigneter Verfügungen Kenntnis zu geben. Statt des von allen Ständen des deutschen Volkes ge¬ forderten Preisabbaues verheißt die heutige Regierung bereits wieder eine in Bälde zu erwartende weitere Verteuerung der un¬ notwendigsten, in der zugewiesenen Menge allerdings genügenden Lebensmittel Man führt alle möglichen Gründe ins Treffen, ohne zu bedenken, daß das unter den Kriegsnöten verelendete Volk, ob es nun dem Mittelstande oder den sogenanuten weniger be¬ mittelten Klassen angehört, am Ende seiner Kraft und daher auch seiner Geduld angelangt ist. Geht der Preisabbau nicht auf dem Wege der Vereinbarung, so muß er zwangsweise, elbstverständlich allgemein durchgeführt werden. Eine weiter Belastung des Volkes bedeutet die größte Gefahr für das junge Staatswesen. Die Entfernung der jüdischen Machthaber von allen einflußreichen Stellen wird sofort eine Aenderung um Besseren erzielen. Die Stadtgemeinde=Vertretung wolle ich auch diesfalls der dringenden Aufgabe unterziehen emeinsam mit den Angehörigen des deutsch österr. Städtebundes tatkräftigst auf den
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2