Gemeinderatsprotokoll vom 10. März 1919

6 ist. Ich ersuche Herrn G.=R Kirchberger, seinen Antrag nochmals zugleich mit der Ueberweisung des Berichtes an die III. Sektion zu wiederholen Herr Primarius Dr. Oser ersucht wird, die betreffenden ge¬ Herr G.=R. Kirchberger: „Ich habe beantragt, den nannten Persönlichkeiten bei ihren Antragstellungen auszu¬ baulichen Teil der Anträge der Krankenhauskommission sofort schalten.“ der Bausektion zu überweisen mit dem Auftrage, in der nächsten Herr G.=R. Zwicker: „Die jetzt fungierenden Organe Sitzung Bericht zu erstatten und Anträge zu stellen, in welcher haben ja die ganzen Bauten durchgeführt und hätten die Art und Weise Ausschreibung und Vergebung erfolgen solle. Uebelstände selbst sehen müssen; es ist daher ganz zwecklos, daß Mit dem Beschlusse über meinen Antrag wären somit die die Sache in die Sektion kommt. heutigen Verhandlungen abzubrechen; darunter verstehe ich aber Herr G.=R. Prof. Erb: „Den Vertagungsantrag habe keine Vertagung. ich deshalb gestellt, damit eine geschäftsordnungsmäßige Durch¬ Herr Bürgermeister: „Es würde also der Antrag führung möglich ist und nun sehen Sie, wohin Sie durch die lauten, die Debatte heute abzubrechen und den Bericht der Ablehnung meines Antrages gekommen sind. Der Antrag war Krankenhauskommission der III. Sektion zur Berichterstattung ja doch so gedacht, daß der Herr Bürgermeister ersucht wird, zuzuweisen.“ die Anträge, welche in die Bausektionen gehören, der Sektion „Ich möchte aufmerksam Herr G=R. Prof. Brand: zu überweisen und die anderen Punkte des Antrages sogleich machen, daß in den Anträgen der Krankenhauskommission auch zur Durchführung zu bringen.“ andere als bauliche Punkte darinnen sind, über die sich der Herr Bürgermeister: „Es scheint das Wort „Ver¬ Gemeinderat heute äußern soll.“ tagung“ nur abschreckend gewirkt zu haben; es ist aber eine „Aber die Bausektion muß Herr Bürgermeister: Erledigung wirklich nur bis zur nächsten ordentlichen Sitzung ich doch zuerst äußern und werden wir dann in der nächsten möglich. Die Herren vom Armenrat warten bereits auf Einlaß ordentlichen Gemeinderatssitzung Gelegenheit haben, uns ein¬ und tagt der Armenrat in diesem Saale.“ (Herr G.=R. Zwicker gehend mit dem ganzen Antragskomplex zu beschäftigen. Ich ruft: Sie sollen warten, oder wir gehen wo anders hin"). Der bringe somit den Antrag des Herrn G=R. Kirchberger zur Ab¬ Armenrat wurde von der Gemeinderatssitzung einberufen und timmung. hat Herr Vizebürgermeister Fendt auch ausdrücklich bei Ein¬ Der größte Teil der Herren Gemeinderäte verlassen den berufung des Gemeinderates auch darauf aufmerksam gemacht. Sitzungssaal. Der Antrag erscheint ohne Gegenäußerung an¬ Es wäre ohnehin beantragt gewesen, die außerordentliche Ge¬ genommen. meinderatssitzung auf Dienstag anzuberaumen, was jedoch nicht Herr Bürgermeister (zum Schriftführer): „Schluß angenommen wurde und so mußte die Bedingung gemacht der Sitzung um 3 Uhr 40 Min.“ werden, daß um halb 4 Uhr Schluß der Gemeinderatssitzung Fortsetzung der Verhandlungen des Gemeinderates von der außerordentlichen Gemeinderatssitzung vom 10. März 1919, am 11. März 1919 um 2 Uhr nachmittags. Firma auf die andere ausredet und dies konnte nur deshalb Herr Bürgermeister: „Ich gestatte mir, die Herren geschehen, weil nicht rechtzeitig eingegriffen wurde und nicht Gemeinderäte zu begrüßen, stelle die Beschlußfähigkeit des Ge¬ rechtzeitig der entsprechenden Bestellungen zu wahrende Stand¬ meinderates fest und erkläre die außerordentliche Gemeinderats¬ unkt berücksichtigt erscheint. sitzung für eröffnet. Nachdem die Sitzung gestern infolge Tagung Es ist auch weiters interessant, von den verschiedenen des Armenrates abgebrochen werden mußte, traten die Partei¬ Uebelständen im Krankenhause zu hören und habe ich mir wegen obmänner zu einer Konferenz zusammen und gelangten zu dem des großen Interesses der Sache selbst erlaubt, einen Rundgang Entschlusse, eine Sitzung für heute 2 Uhr nachm. zur Fortsetzung in den Räumen des Krankenhauses zu machen. der Verhandlungen anzuberaumen. Zur Aufklärung der hier anwesenden Herren und in Entschuldigt haben sich die Herren: Vizebürgermeister Ergänzung der Ausführungen des Herrn G.=R. Kirchberger Fendt und die Herren Gemeinderäte Prof. Gregor Goldbacher, möchte ich folgendes hinzufügen: Dr. Harant, Ludwig Karl, Ignaz Langoth, Hermann Kletzmayr, Das Krankenhaus ist tatsächlich in einem solchen Zustande, Karl Mayr, August Mitter und Karl Wöhrer. es jeder Beschreibung spottet. daß In Fortsetzung des gestrigen Verhandlungsgegenstandes Von der Kesseleinrichtung ausgehend, möchte ich die ver¬ „Krankenhausangelegenheiten“, erteile ich Herrn G.=R. Bau¬ ehrlichen Herren schon heute darauf aufmerksam machen, daß, oberinspektor Zwicker das Wort. wenn nicht ehestens Remedur geschaffen wird, d. h. zumindest bis zum Herbste einwandfrei, sicher und gut funktionierende Herr G=R. Zwicker: „Leider wurden gestern meine Apparate beschafft werden, das Krankenhaus bis zu diesem Ausführungen durch gewisse Umstände unterbrochen und sehe Zeitpunkte eine Katastrophe erleben kann. mich daher veranlaßt, das gestern Gesagte nochmals zu wieder¬ Die Räume sind total verschmutzt und versaut, was selbst¬ holen verständlich auf den herrschenden Platzmangel und auf die ganz Die Ausführungen des Herrn Gemeinderates Kirchberger widersinnig vorgenommene Situierung zurückzuführen ist; die sind sehr interessant und lassen auf vieles schließen Kessel rinnen, die Motorenanschlüsse sind nicht in Ordnung usw. Warum erst heute über die eminent wichtige Angelegenheit Die Kesselanlage selbst besteht aus Radiatoren, wovon eine berichtet wird, muß als rätselhaft hingestellt werden und ist Gruppe als Heizniederdruckkessel arbeitet u. zw. für Wäscherei meines Erachtens Herr Gemeinderat Kirchberger, welcher doch und Kochkessel. In diesem Falle wird das Kondensat wieder schon seit längerer Zeit Direktor des Krankenhauses ist, nicht rückgespeist und Zusatzwasser vom Hochreservoir genommen und ganz von der Schuld freizusprechen daß nicht schon früher Auf¬ sind hiezu eine Anzahl Pumpen vorhanden. klärungen über die desolaten Zustände im Krankenhause ge¬ Daß auch in dieser Hinsicht von einer langen Lebensdauer geben wurden. der Kessel nicht die Rede sein kann und auch die Instandhaltung Es ist interessant zu hören, mit welchen Firmen das chwer durchführbar ist, ist darauf zurückzuführen, daß das Zu¬ Krankenhaus gearbeitet hat, siehe mährisch=galizische Elektrizitäts¬ satzwasser aus dem Steyrflusse entnommen und ohne Reinigung verke, welches, wie Ihnen bekannt, seinerzeit um weniges zur Kesselspeisung verwendet wird, welcher Umstand zum Aus¬ billiger war, jedoch man hat es unterlassen, eine größere Firma glühen und Verbrennen der Kessel führte, daher schon heute ür die Installationen heranzuziehen und dies muß doch, auf ohne Rücksicht auf neue Kessel eine Wasserreinigung zu in¬ was ich später zurückkommen werde, seinen bestimmten Grund tallieren ist, damit doch zumindest für die nächste Zeit ein haben halbwegs sicherer Betrieb ohne Auswechslung der Kessel gewähr¬ Sich mit Firmen nach einer Zeit, wo sämtliche Ga¬ leistet erscheint rantien abgelaufen sind, herumzuschlagen, hat gar keinen Wert, Vollkommen in die Details hinsichtlich der Zubehöre und bin ich auch der Ansicht, daß man bei derart minimalen dieser Anlage einzugehen, ist nicht notwendig und wäre es Beträgen ganz gut schon deshalb einen Ausgleich tätigen kann, elbstverständlich am besten, wenn alle Herren, die sich eigentlich um vollkommen los zu werden rüher mit der ganzen Angelegenheit hätten beschäftigen müssen. Dem entsprechend würde ich auch vorschlagen, eine Unter¬ den Zustand an Ort und Stelle erheben und ich glaube, daß suchung der Leitungen nicht durch jene Firmen, welche sie aus diese Herren überrascht sein werden und auch finden, daß mit geführt haben, zu veranlassen, sondern sich mit einer solchen meinen Ausführungen nicht zu viel gesagt ist. ins Einvernehmen zu setzen, bei der volle Gewähr der Sach¬ Die Hochreservoire für Kalt= und Warmwasser sind viel gemäßheit vorhanden ist. zu klein dimensioniert, man findet höchstens durch 6 bis 8 Stunden Das gleiche gilt auch von den seitens der Pfeiffer=Werke das Auslangen, was natürlich zur Folge hat, daß der Kessel¬ gelieferten Apparaten. Es geht deutlich hervor, daß sich eine

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2