Gemeinderatsprotokoll vom 10. März 1919

4 Der Antrag des Herrn G.=R. Prof. Erb wird vom Ge¬ meinderate mit Mehrheit angenommen. Herr Bürgermeister: „Durch den Erfolg dieser Ab¬ timmung entfällt somit die Abstimmung über den eigentlichen Antrag.“ 2. Krankenhausangelegenheiten. Herr Bürgermeister: „Ich erteile Herrn G.=R. Kirch¬ berger zur Berichterstattung das Wort Herr G.=R. Kirchberger: „Ich werde mir erlauben, einen in der letzten Krankenhauskommissionssitzung vom 28. Fe¬ bruar 1919 vorgetragenen Bericht zur Kenntnis zu bringen, velcher folgendermaßen lautet: Bericht für die Krankenhauskommission Die mährisch=galizische Telephon= und Elektrizitätsgesellschaft ordert einen Betrag von 2996 K 33 k für die Instandsetzungs¬ irbeiten an den von ihr eingerichteten Leitungen im neuen Kkrankenhause. Die Auszahlung dieses Betrages wurde bisher verweigert, weil zuerst festzustellen war, wer an der Havarie des Röntgenapparates schuldtragend sei. Die Untersuchungen haben nun ergeben, daß die Steig¬ leitung vom Transformator zum Röntgenapparat einwandfrei verlegt wurde, daß jedoch gelegentlich der Vergrößerung des Röntgenzimmers der dort neu aufgestellte Röntgenapparat nicht an die Röntgensteigleitung, sondern an eine bestehende Licht¬ leitung angeschlossen wurde. Die am Röntgenapparat wiederholt aufgetretenen Störungen waren daher nicht auf Konto der mährisch=galizischen Elektrizitäts¬ gesellschaft zu stellen und sind die Kosten, die seitens dieser Firma verrechnet wurden, teilweise gerechtfertigt. Da aber bei dieser leberprüfung gleichzeitig auch alle anderen von dieser Firma herrührenden Leitungsanlagen einer gründlichen Revision bezw. Verbesserung unterzogen wurden, kann die ganze Kosten¬ verrechnung nicht anerkannt werden, wobei sich herausgestell hatte, daß einige dieser Leitungen nicht einwandfrei ausgeführt worden sind. Es wäre demnach zu unterscheiden, wie hoch sich ie einzelnen Arbeiten belaufen, doch ist es unter den ge¬ jebenen Verhältnissen nicht leicht möglich, hier eine richtige Ziffer herauszubekommen. Die mährisch=galizische Elektrizitätsgesellschaft hat nun auch Zinsen beansprucht, da ihr die gesamte Rechnung nicht vollständig ausbezahlt wurde. Die Zinsen machen den Betrag von 661 K 50 k aus. Es wäre daher zu trachten, einen Aus¬ gleich zwischen der Stadtgemeinde Steyr und der mährisch¬ galizischen Elektrizitäts=Gesellschaft zustande zu bringen und abe ich diesbezüglich bereits mit dem hiesigen Vertreter Herrn Fabrikanten Stein gesprochen und aus der Unterredung den Eindruck gewonnen, daß selber hiezu nicht abgeneigt wäre kachdem die Pfeifferwerke seinerzeit eine dreijährige Haftpflicht für die von ihnen gelieferten Apparate eingegangen ind, wäre zu erwägen, ob sich nicht die Gemeinde für die im Laufe der Zeit aufgetretenen Betriebsstörungen schadlos halten könnte, obwohl es auch diesbezüglich schwer fallen dürfte, einen ür die Stadtgemeinde günstigen Schiedsspruch zu erreichen, da eben seinerzeit übersehen wurde, den Röntgenapparat an die richtige Steigleitung anzuschließen. Die Pfeifferwerke führen demnach alle im Apparate aufgetretenen Störungen auf diese Ursache zurück und erklären sich nicht als ersatzpflichtig. Die etzte Reparatur allein kostete 4680 K Die fortwährend auftretenden Kesselhavarien bedingen eine gründliche Umänderung der ganzen Anlage, da mit Rücksicht auf die Wasserbeschaffung die Kesselsteinbildung so groß ist, daß nach kaum halbjähriger Verwendung eines Kessels derselbe voll¬ ommen unbrauchbar wird und neu ersetzt werden muß Die einerzeit verlangte Wasserreinigung ist bis heute noch nicht durchgeführt und ist hoch an der Zeit, diese Frage ins Reine zu bringen. Die Aufstellung eines Wasserreinigers ist um so dringender, als auch die weitere Gefahr besteht, daß nach Ab¬ auf von ganz kurzer Zeit die Rohrleitungen im Hause, welche im Mauerwerk liegen, derart verlegt sein werden, daß kein Wasser mehr durchdringt und sodann alle herausgerissen werder müssen. Die Warmwasserkessel für die Zentralheizung sind leiden auch schon in einem solchen Zustande, daß wahrscheinlich bald ine Auswechslung notwendig sein wird. Bei der Warmwasser¬ anlage wäre bei 2 Kesseln je ein Element auszuwechseln und müssen bei dieser Gelegenheit ganz auseinandergerissen werden, was aber sehr große Auslagen erfordert zur Bereinigung der Maschinen= und Kesselangelegenhei wäre dringend geboten, einen wirklich tüchtigen Heizsachverständigen ehestens nach Steyr zu berufen, der ein diesbezügliches Projekt auszuarbeiten hätte m aber nicht wieder ein Flickwerk zu schaffen, soll bei diesen Gelegenheit gleich die ganze Kessel= und Heizanlage einer gründ¬ lichen Umänderung unterzogen werden und ist es auch schon in Interesse der Kranken dringend geboten, daß die ganze Anlage außerhalb des Hauses verlegt wird, was nur durch Erbauung ines eigenen Kesselhauses zu erreichen ist Bei Anlage des Kesselhauses ist selbstverständlich auch au die Unterbringung größerer Mengen von Brennmaterialien Rücksicht zu nehmen und diese derart anzuordnen, daß die Zu¬ bringung zum Kessel selbst leicht und ohne weitere Kosten be¬ verkstelligt werden kann. Es sind daher Einfallschachte zu bauen, wo die Kohle vom Wagen direkt in die Kohlenspeicher hinein¬ geworfen werden kann Im Kesselhause ist auch für eine Werkstätte und ein Materialdepot vorzusorgen. Auch wären kleinere Hilfsmaschinen Werkzeuge, kleine Drehbänke, kleine Schmieden mit Gebläse, Schleifstein, Kreissägen, damit die Reparaturen für das Haus besorgt werden können, beizustellen. selbst Bei dieser Gelegenheit muß aber auch auf die weitere Aus estaltung des Krankenhauses gleich Rücksicht genommen werden, damit diese Anlagen für die zukünftigen Erweiterungsbauten usreichen. Es ist daher auch die Platzfrage von großer Be¬ deutung und wird das Kesselhaus derart aufgestellt werden müssen, daß von dort aus auch die zukünftigen Neubauten mit Dampf und Warmwasser leicht versorgt werden können Die unzulänglichen Wirtschaftsräume im neuen Kranken¬ ause erschweren nicht nur den Betrieb, sondern ermöglichen es auch nicht, Vorräte einzulagern, die bei einer rationellen Wirt¬ haft unbedingt notwendig sind. Es ist daher bei dieser Ge¬ egenheit die Erbauung eines eigenen Wirtschaftsgebäudes ins Auge zu fassen, wobei auch bei dieser Frage der Aufstellungsort für den gesamten Betrieb eine bedeutende Rolle spielt Das Wirtschaftsgebäude soll auch gleichzeitig Räume für da die Unterbringung des weiblichen Küchenpersonales haben, im Hause für diese Unterbringung seinerzeit nicht vorgesorgt wurde. Gegenwärtig sind diese Dienstmädchen in einem Re¬ ervekrankenzimmer im 3. Stock untergebracht, was selbst¬ verständlich einen Ausfall von Krankenbetten nach sich zieht. Des weiteren erwähne ich, daß für den Maschinisten und Heizer keine eigentliche Wohnung vorhanden ist. Diese Frage müßte auch beim Baue des Kesselhauses der Lösung zugeführt werden die Anlage von Stallungen für Schweine und Geflügel¬ ist äußerst notwendig. zucht Wenn schon derartige Bauten äußerst dringend sind, so ist auch bei dieser Gelegenheit auf eine Vermehrung der Betten anzahl im neuen Krankenhause Rücksicht zu nehmen. Dies könnte durch Verlegung der Hauskapelle und überhaupt durch Zubauten an das Wirtschaftsgebäude geschehen. Es muß daher die An¬ rdnung bezw. die Größe der erforderlichen Neubauten wohl durchdacht und ausgearbeitet werden, damit mit möglichstge¬ ringen Kosten das Bestmöglichste erreicht werden kann. ach den gemachten Erfahrungen würde es sich empfehlen, die gesamte Wäschereianlage außerhalb des Hauses zu bringen eil auch diese Anlage sehr geräuschvoll arbeitet und daher für die Kranken schädlich ist. Eine möglichst zentrale Lage der Küche und Wirtschaftsanlage wäre im Interesse der Betriebskosten zu wünschen. Das am Dachboden vorhandene Warmwasserreservoir reicht für einen 24 stündigen Bedarf nicht aus und ist daher zu ver¬ größern. Die seinerzeit schon beschlossene Einfriedung des gesamten krankenhausgrundes wäre ehestens durchzuführen. Des weiteren ll mit der noch immer andauernden Schottergewinnung beim Krankenhause endlich einmal aufgehört werden, da es dadurch nicht möglich ist, eine Gartenanlage zu schaffen. Die Kohlen= bezw. Aschenabfuhr muß ebenfalls von der egenwärtigen Stelle entfernt werden, da es geradezu ein Skandal st, daß vor der Auffahrtsrampe diese schmutzhinterlassenden Naterialien dort abgelagert werden die Beförderung der Asche ist eine derart langwierige und kostspielige, daß unbedingt auf Abschaffung dieser Uebel¬ tände bestanden werden muß. Es kommt vor, daß diese Haufen oft wochenlang dort frei herumliegen; der Wind selbstverständlich en ganzen Staub durch die Fenster in die Krankenzimmer rägt; bei Regenwetter aber bringen die über diesen Platz ommenden Kranken bezw. Krankenbesucher den ganzen Schmutz in das Haus herein. Das Hochreservoir für Kaltwasser oberhalb des Kranken¬ auses ist für den Bedarf auch zu klein und wäre zu vergrößern Nachdem die Uhrenanlage bis heute noch nicht funktiniert, wäre ein Umformer zu beschaffen und könnte dann die ganze Anlage an die Lichtleitung angeschlossen werden. Die mit dem Klingeltransformator gemachten Erfahrungen ind gute und ist zu erwarten, daß auch bei der Uhrenanlage as gleiche eintreten wird Nach erfolgter Einzäunung des Krankenhausgrundes wären m Wäldchen Promenadewege und Ruheplätze für die Kranken anzulegen, nachdem im ebenen unteren Teile des Gartengrundes nfolge des schlechten Grundes auf lange Zeit kein schattiger Platz zu erzielen ist. „Das Protokoll lautet:“ Herr Bürgermeister: „Ich bitte, nur die Beschlüsse und den Antrag der Krankenhauskommission vorzutragen, da die Zeit sehr kurz wegen der Armenratssitzung bemessen ist.“ Herr G=R. Kirchberger: „Die Beschlüsse der Kranken hauskommission lauten: Beschlüsse der Krankenhauskommission über die notwendigen Ausgestaltungen und baulichen Durchführungen. Das Maschinenhaus muß ehestens aus dem Hause verlegt werden;

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