Gemeinderatsprotokoll vom 7. Februar 1919

erhalten. Hiebei habe ich folgende Auskunft erhalten: 1. ist das Ansuchen schriftlich einzubringen; 2. wird, wenn das schriftliche Ansuchen vorliegt, gewartet werden müssen bis die Kommission zusammentritt, die über die Verteilung szu entscheiden hat. Diese Kommission wird aber wahrscheinlich erst dann wieder zusammentreten, wenn die 420 Meter in der Dunkelheit durch irgend welche Hände verschwunden sind. Es gibt mehrere solche Fälle. Laut Erlaß der Bezirkshauptmannschaft wurde in Ternberg eine Menge von 200 Rm Holz beschlagnahmt, welches vorerst für die Stadt bestimmt war, später aber wurde gefordert, dieses Holz einer militärischen Be¬ stimmung zuzuführen. Auf einmal erschien aber in der Montagnummer der „Tagespost“ eine Notiz, daß vier Waggon Holz aus Ternberg zu verkaufen sind. Das Amt hat sich an die Bezirkshauptmannschaft gewendet mit dem Ersuchen, den Gendarmerieposten zu verständigen, die Verladung des Holzes zu verhindern. Auch an das Bahnbetriebsamt Ternberg ist die Verständigung er¬ gangen, um die Ausfuhr zu verhindern. Ferner ist das Amt bei der prov. Landesregierung, bzw. beim Forst¬ departement anfragend geworden, dieses Holz, das früher schon für Steyr bestimmt war, doch wieder der Stadt Steyr zuzuweisen. Wenn man nicht zufällig durch die Anzeige in der „Tagespost“ darauf gekommen wäre, wäre dieses Holz unberechtigterweise veräußert worden und im Schleichhandel weitergegangen. Die Ursachen, daß ein solcher Schleichhandel möglich ist, liegt in dem Mangel an Personal bei der Bezirkshauptmannschaft. Die Bezirkshauptmannschaft besitzt keinen Bezirksförster, der die Interessen aller wahrnehmen soll. Es verlautet zwar, daß ein Forstkommissär angestellt werden solle, was aber bisher nicht geschehen ist. Eine weitere Ursache, daß der Schleichhandel gedeihen kann, liegt in der Milde der Behandlung von Personen, die sich Uebergriffe zu¬ schulden kommen ließen und kann ich auch hier ein drastisches Beispiel anführen. Die Stadt hat seinerzeit durch die Bezirkshaupt¬ mannschaft beschlagnahmtes Holz zugewiesen bekommen. Der legitimierte Einkäufer, ein Eisenbahner, äußerte sich über die Beschlagnahme aber derart unverschämt und beleidigend, daß derselbe zur Anzeige gebracht werden mußte. (Redner verliest die Aufnahmeschrift der Staats¬ anwaltschaft.) Der Angezeigte wurde mit einer geringen Geldstrafe belegt, was aber weiter wegen des Holzes verfügt wurde, ist nicht bekannt geworden. Für die Stadt, bzw. das Amt liegen die Verkehrs¬ verhältnisse, um alles überwachen zu können, sehr schlecht und wurde sowohl das Ansuchen des Försters Pfeiffer, als auch des Vertreters der Stadt¬ gemeinde um Bewilligung der Benützung von Güter¬ zügen für die Zwecke der Approvisionierung abschlägig beschieden. Sehr viel leidet die Brennholzfrachtung durch die Großhandlungen. Die Fuhrwerker scharen sich dort zusammen, wo mehr bezahlt wird; wenn sie für die Stadt fahren sollen, haben sie alle möglichen Ausreden. Holz wäre in Ueberfluß zu haben, wenn hiefür der begehrte Preis bezahlt wird. Es sind Angebote eingelangt, wobei aber der Rm auf 100 K zu stehen. käme. An diesen Preisen ist das Militär schuld, welches vielfach die festgesetzten Preise überschritten hat. Das sind so die wichtigsten Punkte, die über die Verhältnisse der Brennholzversorgung zu erwähnen sind. und wenn Herr GR. Tribrunner vorgeschlagen hat, die Gelegenheit des Wechsels in der Bezirkshauptmnnschaft Steyr wahrzunehmen, so bitte ich bei der Vorstellung der Schwierigkeit der Approvisionierung Steyrs auch der Frage der Brennholzbeschaffung einen entsprechenden Platz einzuräumen“ Herr GR. Ortler: „Herr Ing. Treml hat mir in meinen Ausführungen insoferne vorgegriffen, als er das was er sagte, von mir ausgesprochen worden wäre; ich habe mich deshalb zum Worte gemeldet, weil Herr GR. Karl auch angezogen hat, daß die Gastwirte peziell in der Kohlenversorgung schlecht daran sind. Ich glaube es ist gewiß im Interesse der Gastwirte und Approvisionierungsgeschäfte alles geschehen, es müssen aber auch die kleinen Konsumenten befriedigt werden und verweise ich darauf, daß aus den von Mauthausen angekauften Holz in erster Linie die Minder= und Mindestbemittelten bevorzugt und mit Gutscheinen zur Erwerbung dieses Holzes beteilt wurden. Es wurden 2000 Gutscheine ausgegeben, wovon aber bis jetzt erst gegen 800 Parteien erschienen sind; es scheint also, daß die Not nicht so groß ist, wie sie allgemein geschildert vird. Ich bin der Auffassung, daß die Vorwürfe, die man den Kohlenhändlern macht, nicht in der Weise zu¬ treffen, wie sie erhoben werden. Herr GR. Vogl: „Wenn Herr GR. Ortler anführt, daß sich von den Minder= und Mindestbemittelten bisher nur gegen 800 zum Holzbezuge aus Mauthausen ge¬ meldet haben, so liegt dies nicht darin, daß die Leute ohnehin mit Holz und Kohlen versehen sind und keine so große Not besteht, sondern daß die Leute kein Geld haben, um das Holz ankaufen zu können. Man kann ja heute noch die Leute mit den kleinen Wägen um Astholz fahren sehen. Herr GR. Karl hat sicherlich nicht gemeint, daß man den Gastwirten in erster Linie iefern soll“ Herr GR. Ortler: „Ich möchte darauf nur er¬ widern, daß die Kohlenhändler immer auf die Appro¬ visionierungsbetriebe besondere Rücksicht genommen haben. Was die Minder= und Mindestbemittelten betrifft, so haben diese wahrscheinlich ihre Gutscheine schon früher verbraucht und sind daher für den Bezug von Maut¬ hausner Holz nicht mehr im Besitze von solchen“. Herr GR. Witzany: „In der Lausa soll es große Mengen geschlägerten Holzes geben; ich möchte fragen, ob diese für Steyr nicht zugänglich sind“ Herr Ing. Treml: „Meines Wissens sind wohl auch in dieser Gegend Holzmengen beschlagnahmt, aber die Zufuhr ist wegen Mangel an Fuhrwerk bisher nicht möglich gewesen. Jetzt macht es Schnee und Schlitten¬ bahn, was für die Zufuhr wohl sehr zuträglich wäre; allein das genügt nicht, es muß auch die entsprechende Mannschaft zur Bringung vorhanden sein“ Herr GR. Kirchberger: „Ich möchte ersuchen, daß endlich auch dahin gewirkt werde, daß das Leder frei¬ gegeben wird. Es soll eine Unmasse Leder geben und muß es als ein Skandal bezeichnet werden, daß man sich trotzdem nicht einmal ein Paar Schuhe reparieren lassen kann. Ich bitte daher auch in Bezug auf die Freigabe des Leders energisch zu wirken. Herr Bürgermeister: „Ich habe in der letzten Landtagssession einen diesbezüglichen Antrag eingebracht“. Wird noch weiter das Wort gewünscht? Nachdem dies nicht der Fall ist, erkläre ich die Sitzung hiemit für geschlossen. Schluß der Sitzung 6 Uhr 45 Minuten.

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