Gemeinderatsprotokoll vom 28. Jänner 1919

6 daß der Herr Bürgermeister beauftragt wird, schleunigst für die Räumung der Wehrgrabenschule, für die Wieder¬ einführung des Schulunterrichtes daselbst vorzusorgen, andererseits aber für anderweitige Unterkunft der Gen¬ darmerieschule zu trachten. Wie man hörte, war auch die Unterbringung der Gendarmerieschule in den Baracken auf der Ennsleite vorerst vorgesehen und sollen nur die aulichen Zustände in den Baracken die Ursache geweser ein, daß die Unterbringung nicht bleibend erfolgen konnte; jedenfalls stellt aber die Unterbringung in der Wehrgrabenschule nur ein Provisorium dar. Daß die Gemeinde über die Kasernen noch nicht rechtlich verfügen kann, dürfte mit ein Grund gewesen sein, die Gendarmerie chule dort unterzubringen. Man wird sich mit dem Staatssekretariate für Heereswesen ins Einvernehmen zu ssetzen haben, um Räume für die Gendarmerie zu gewinnen und auch mir scheint es aus naheliegenden Gründen untunlich, daß die Kasernen unbenützt bleiben sollten“ Herr GR Ing. Zwicker: „Bezüglich der Ausfüh¬ rungen des Herrn GR. Dr. Harant kann ich mich den selben nicht anschließen und zwar aus folgenden Gründen: Die Jägerkaserne ist gegenwärtig als Reservespital teil¬ weise belegt, die Artilleriekaserne ist vollkommen leer Ich sehe gar nicht ein, warum man bis zur Entscheidung der Regierung zuwarten soll; es ist doch ganz einfach die Jägerkaserne wird vollständig geräumt, die Artillerie¬ kaserne besetzt, dann wird man sofort für die Gendarmerie¬ schule einen Platz frei bekommen. Herr GR. Prof Brand hat darauf hingewiesen, daß er sich mit dem Bauamte in Verbindung setzte und erfahren mußte, daß in der Holzversorgung für die Schulen nichts zu machen istl und wenn Herr GR. Vogl erklärt, daß der Mange an Heizmaterial für die Schulsperre nicht stichhältig sei weil auch die Gendarmerieschule Holz benötige, so muß ich ihm beistimmen. Wenn es anderen Leuten gelingt, jetzt nach der Demobilisierung um Tausende von Kronen Holz kaufen zu können, so müßte es auch der Gemeinde gelingen, soviel Holz für den Unterrichtsbetrieb aufzu¬ bringen. In die Waffenfabrik kommen jeden Tag Anbote auf Abfallholz, den Festmeter zu 40 K. Es ist daher eine leere Ausrede, daß man den ganztägigen Unterricht wegen Mangel an Heizmaterialien nicht aufrecht erhalten kann“ Herr GR. Witzany: „Bezüglich der Unterbringung der Gendarmerieschule eventuell im Lambergschen Schloß oder in Baracken, muß ich darauf verweisen, daß sich die Ausführungen des Herrn GR. Zwicker insoferne auch mit unserem Antrage decken, als der Grundgedanke desselben ist, die Wehrgrabenschule von solchen Belagen freizuhalten. Andererseits wären im Schlosse Lamberg eute gewiß genug unbenützte Räume und ist es nicht einzusehen, warum diese nicht Verwendung finden sollten. Was den Hinweis auf die Unbenützbarkeit der Baracken anbelangt, so ist es unrichtig, wenn gesagt wird, dies ließen sich nicht entsprechend instandsetzen. Wir sind auch draußen im Felde oft genug auf ganz verlauste Baracken angewiesen gewesen und konnten dieselben ganz gut gereinigt werden. Es wären also gewiß auch diese Baracken ganz gut zurecht zu bringen. Bezüglich der Unterbringung der Gendarmerieschule in Steyr sollte nan nicht so drängen, da man wieder einen größeren Körper mit Lebensmitteln zu versorgen bekommt. Wenn in Steyr schon keine passende Unterkunft gefunden werden soll, so könnte man die Gendarmerieschule auch nach Mauthausen verlegen und stehen wir durchaus nicht auf dem Justamentstandpunkte, daß die Gendarmerie schule in Steyr verbleiben muß“ Herr GM. Tribrunner: „Bezüglich des bestandenen Planes der Unterbringung der Gendarmerieschule im Lambergschen Schloß kann ich nähere Informationen geben. Vor drei Wochen hat zu diesen Bequartierungs¬ zwecken eine kommissionelle Besichtigung der Schlo߬ räume stattgefunden. Die Wohnräume, welche lange Zeit im Schlosse freigestanden sind, sind heute tatsächlich nit Familien besetzt. Die herrschaftlichen Räume sind allerdings der ganzen Front nach frei. Bei Besichtigung dieser Räume sind wir aber auf den Umstand gestoßen, daß nur das Schlafzimmer des Grafen mit Licht ver¬ sehen ist, während die anderen Räume nur große histo¬ ische Oefen haben, die nicht geheizt werden können. Auch besteht ein Abortmangel, so daß auch in dieser Hinsicht für so viele Personen nicht vorgesorgt wäre Andererseits hat die Direktion darauf verwiesen, daß ür die großen historischen Wert besitzenden Einrichtungen Gemälde 2c. durch den Belag der Räume eine Gefahr estehe und man diese Werte nicht gut von ihren Plätzen wegbringen kann. Die Gendarmerieschue wäre doch sehr leicht im ersten Stock der Jägerkaserne unter ubringen und ist die Forderung, daß die Schule gerade m Zentrum der Stadt einquartiert sein muß, nicht einzusehen. Die Schule wollte auch in die Wehrgraben¬ chule nicht und die Knabenbürgerschule beanspruchen vogegen man sich aber energisch gewehrt hat. Wie dann doch die Schule in die Wehrgrabenschule gekommen ist, ann ich keine Mitteilung machen“ err Vizebürgermeister: „Will Herr GR. Dr. Ha¬ ant seine Ausführungen in einen Gegenantrag formu¬ lieren oder nur als Anregung Herr GR. Dr. Harant: „Ich würde wünschen, daß der Antrag an sich aufrecht erhalten wird, im letzten Absatze aber eine Aenderung erfährt, die dahin geht: Es isei die Stadtgemeindevorstehung zu beauftragen, ür die schleunigste Räumung der Wehrgrabenschule zum Zwecke der Wiedereinführung des ganztägigen Schul¬ unterrichtes zu sorgen und andererseits für die Schaffung on geeigneten Unterkunftsräumen der Gendarmerie¬ chule in Steyr Vorsorge zu treffen“ Herr GR. Witzany: „Ich glaube ganz im Sinne meiner Parteigenossen zu sprechen, wenn wir die Auf¬ rechterhaltung des Antrages so wie er ist, verlangen veil wir absolut kein Interesse daran haben, daß die Bendarmerieschule hier in Steyr verbleiben soll“. Herr GR. Prof. Erb: „In der bisherigen Er¬ örterung wurde nicht erwähnt, daß die Gendarmerie dem Ministerium des Innern untersteht, daß also noch weitere Verhandlungen außerhalb des Staatssekretariates notwendig sind, um über den Verbleib oder Nichtver¬ bleib der Schule in Steyr zu entscheiden. Aber ich muß chon Herrn GR. Ing. Zwicker recht geben, wenn er igt, warum nicht die Jägerkaserne für die Schule ver¬ vendet werden solle. Ich glaube, die Jägerkaserne ist eute nur mehr von 25 Personen belegt und könnten n der Jägerkaserne, wenn es sein müßte, sogar zwei Gendarmerieschulen untergebracht werden. Das Begehren der zentralen Lage für die Schule kann uns ziemlich gleichgültig sein. Wenn nur seitens des Militärärars ein guter Wille vorhanden ist, könnte es die Jäger¬ kaserne als völlig geeignet befinden. Wie man aber hört, oll die Jägerkaserne für die Heimkehrer aus der Kriegs¬ gefangenschaft reserviert bleiben und werfe ich die Frage auf, ob denn für die Heimkehrer nicht ebensogut, wenn licht besser für die große Zahl im seinerzeitigen Maut¬ ausener Lager Platz vorhanden ist. Aber gerade dessen¬ ungeachtet muß es wieder Steyr sein, das man mit diesen Heimkehrern besetzen will, um uns mit fremden Leuten zu überschwemmen. Es wird daher notwendig ein, hiezu Stellung zu nehmen. Wenn die Jägerkaserne nit der Gendarmerieschule belegt wird, haben wir für indere keinen Platz und könnten von der größeren Last er Heimkehrer befreit werden. Ich würde daher empfehlen, die Bausektion zu beauftragen, so rasch als nöglich in dieser Frage die entsprechende Lösung zu uchen und sich mit den maßgebenden Faktoren ins Einvernehmen zu setzen, damit die Jägerkaserne für die Zwecke der Gendarmerieschule verwendet wird. Ich sehe ar nicht ein, daß diese Sache zu einer Debatte führen muß. (Rufe: Sehr richtig!) Wir wissen es nur zu gut wie die Wehrgrabenschule nach dem militärischen Belag ausgesehen hat; ich glaube, die Wiederinstandsetzung hat tausende Kronen gekostet. Wenn wir die Jägerkaserne den Heimkehrern geben müßten, würden der Gemeinde

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