XI. Sitzung. Rats=Protokoll über die konstituierende Sitzung des Gemeinderates der l.=f. Stadt Steyr am Samstag, den 23. November 1918, 4 Uhr nachmittags. Tages=Ordnung: Punkt 1. Wahl von zwei Verifikatoren des Sitzungs¬ Protokolles. Punkt 2. Leistung des Angelöbnisses seitens der Herren Gemeinderäte. Punkt 3. Wahl von zwei Stimmenzählern. Punkt 4. Wahl des Bürgermeisters. Punkt 5. Wahl zweier Vizebürgermeister. Punkt 6. Einteilung der Mitglieder des Gemeinde¬ rates in die vier Sektionen. Punkt 7. Wahl der Sektionsobmänner und deren Stellvertreter. Punkt 8. Wahl der Kassenkommissäre. Punkt 9. Wahl der Präliminarkommission. Punkt 10. Wahl der Disziplinarkommission. Punkt 11. Wahl der Krankenhauskommission. Punkt 12. Wahl des Wirtschaftsrates. Punkt 13. Wahl des Beleuchtungskomitees. Punkt 14. Wahl des Schlachthausausschusses. Punkt 15. Wahl des Wasserleitungs= und Kanali¬ sierungsausschusses. Punkt 16. Wahl eines Wahlreformausschusses. Gegenwärtig: Vorsitzender: Herr Bürgermeister Julius Gschaider und die von der oberösterreichischen Landesregierung neu bestellten Herren Gemeinderäte: Franz Aigner, Heinrich Bachmayr, Prof. Wenzel Brand, Anton Chalupka, Karl Deditz, Prof. Leopold Erb, Paul Fendt, Karl Fischer, Prof. Gregor Goldbacher, Ferdinand Gründler, Josef Haidenthaller, Dr. Karl Harant, Ing. Josef Huber, Ludwig Karl, Franz Kattner, Franz Kirchberger, Hermann Kletzmayr, Fritz Krottenau, Rudolf Landa, Ignaz Lan¬ goth, Karl Mayr, August Mitter, Ludwig Moser, Franz Müller, Franz Nothaft, Hugo Olbrich, Viktor Ortler, Markus Ruckerbauer, Franz Schwertfelner, Franz Tri¬ drunner, Adalbert Vogl, Karl Wöhrer, Josef Wekral und Alois Zwicker. Seitens des Stadtamtes: Herr Stadtamtsrat Dr. Franz Habl; als Schriftführer der städt. Protokoll¬ führer Karl Ridler. Entschuldigt abwesend Herr Gemeinderat Hans Witzany. Der Herr Vorsitzende begrüßt die erschienenen Herren Gemeinderäte, stellt die Beschlußfähigkeit des Gemeinderates fest und erklärt um 4 Uhr 8 Minuten die Sitzung für eröffnet. Punkt 1. Zu Beglaubigern dieses Protokolles werden die Herren Gemeinderäte Franz Aigner und Heinrich Bachmayr gewählt. Herr Bürgermeister: „Meine sehr geehrten Herren! Seit der letzten ordentlichen Sitzung des Gemeinde¬ rates wurde der Gemeinderat von einem sehr schweren Verluste getroffen. Herr Gemeinderat Ludwig Binder¬ berger ist einer langwierigen Krankheit erlegen. Der Verblichene war durch eine Reihe von Jahren Mitglied des G meinderates und hat sich insbesondere als Mit¬ glied der IV. Sektion, später als Obmannstellvertreter derselben und zuletzt als Obmann dieser Sektion große Verdienste um das Gemeinwesen erworben. Er hat stets an allen Arbeiten des Gemeinderates freudigen und verdienstvollsten Anteil genommen, ist uns, solange es sein G, zur Besundheitszustand erlaubte, stets mit Rat und Tat Seite gestanden und war stets bestrebt, das Beste für die Gemeinde zu erwirken. Wir bedauern tief seinen Tod und wollen ihm ein dankbares Gedenken bewahren. Ehre dem Andenken dieses Mannes. Die Herren Gemeinderäte haben sich zum Zeichen ihrer Teilnahme an dem Verluste und der Dankbarkeit für die Verdienste des Verblichenen von den Sitzen er¬ hoben. Ich werde Sorge tragen, daß die Trauerkund¬ gebung des Gemeinderates dem Protokolle einverleibt wird. Die Herren Gemeinderäte Ing. Huber und Franz Kattner haben in ihren Familien schmerzliche Verluste erlitten. Herr GR Ing. Huber hat seine Mutter und Herr GR. Kattner seinen Sohn verloren. Ich erlaube mir den beiden Herren das herzlichste Beileid auszu¬ drücken“ Die Herren Gemeinderäte erheben sich von den Sitzen. „Schon kurz nach der letzten Oktober=Sitzung teilte mir Herr GR. Langoth mit, daß er infolge Versetzung nach Linz sein Mandat niederlegen müsse. Herr GR. Lan¬ goth war seit dem Jahre 1910 Mitglied des Gemeinde¬ rates und seit dem Jahre 1911 Obmann der IV. Sektion. Als solcher hat er sehr verdienstvoll gewirkt und sich er¬ folgreichst an den Gemeinderatsgeschäften sowie an den Verhandlungen der IV. Sektion beteiligt. Wir bedauern seinen Abgang und sprechen ihm den herzlichsten Dank für dieses in dankbarer Erinnerung bleibendes Wirken aus. Ich bitte die Herren Gemeinderäte sich zum Zeichen des Dankes von den Sitzen zu erheben“. (Geschieht.) „Die Herren Gemeinderäte haben sich meiner Dankeskundgebung angeschlossen; ich werde für die Auf¬ nahme derselben in das Protokoll Sorge tragen. Meine sehr geehrten Herren! Infolge der einge¬ tretenen Verhältnisse sind die bisherigen Herren Gemeinde¬ räte Heinrich Amerstorfer, Gottlieb Dantlgraber, Wil¬ helm Denkmayr, Mag. Pharm. Otto Dunkl, Leopold Haller, Anton Kurz und Anton Sighart aus dem Gemeinderate durch Zurücklegung ihrer Mandate ausge¬ schieden. Die genannten Herren waren durch eine Reihe von Jahren im Gemeinderate und in den Sektionen tätig und haben sich an allen Gemeindegeschäften nach besten Kräften eifrig und erfolgreichst beteiligt. Ich be¬ dauere lebhaft den Abgang dieser Herren, deren Aus¬ scheiden allerdings nur auf die eingetretenen Verhältnisse zurückzuführen ist. Ich gestatte mir, den abgetretenen Herren im Namen des Gemeinderates den besten Dank für ihr bisheriges Wirken auszusprechen und bitte die Herren Gemeinderäte sich meinem Danke durch Erheben von den Sitzen anzuschließen“.
2 Die Herren Gemeinderäte erheben sich von den Sitzen Meine sehr geehrten Herren! Die großen Er¬ eignisse, deren Zeugen wir in den letzten Wochen waren, haben nicht nur den Reichsrat und den Landtag be rührt, sondern auch auf die Gemeindevertretung gewirkt; es galt die Gemeindevertretung von Steyr der neuen Zeit anzupassen. Diese Anpassung ist in der Form ge¬ chehen, daß sämtliche Gemeinderäte ihre Mandate zu¬ rücklegten und eine neue, geänderte Zusammensetzung des Gemeinderates durch Parteienvereinbarung erfolgte Ich habe von der erfolgten Mandatszurücklegung der Gemeinderäte pflichtgemäß der oberösterreichischen Landes¬ regierung Mitteilung gemacht, welche folgenden Erlaß herabgerichtet hat: Provisorische Landesregierung für Oberösterreich. Zl. 5319/II Linz, am 19. November 1918. L.=f. Stadt Steyr: Ein¬ eines provisorischen setzung Gemeinderates 36.527 vom 17. No¬ z. Zl. vember 1918. An die Gemeindevorstehung der l.=f. Stadt Steyr. Da der bisherige Herr Bürgermeister und die Gemeinderäte ihre Mandate zurückgelegt haben, so daß gesetzmäßige Gemeindebeschlüsse im Sinne der Bestim¬ mungen des Gemeindestatutes der Stadt Steyr (Gesetz vom 18. Jänner 1867, L.=G.=und=V.=Bl. Nr. 8, abgeändert durch das Gesetz vom 22. Dez. 1903, L.=G.=und=V.=Bl. Nr. ex 1904), nicht mehr zustande kommen können, findet die provisorische Landesregierung für Oberösterreich im Grunde des § 46 des bezogenen Gemeindestatutes und unter Bedachtnahme auf die bereits feststehenden künf¬ igen Wahlrechtsgrundsätze den bisherigen Gemeindera# der l.=f. Stadt Steyr unter ehester Inaussichtnahme neuer Wahlen aufzulösen und zur zeitweiligen Besorgung der Geschäfte nachbenannte 36 Personen als provisori¬ chen Gemeinderat zu bestellen, welcher provisorische Ge¬ meinderat ungesäumt unter sinn gemäßer Anwendung des § 41 des mehrzitierten Stututes, bei einer An¬ wesenheit von mindestens 24 der hiemit bestellten provi¬ orischen Gemeinderatsmitglieder, mit mindestens 19 Stim men einen provisorischen Bürgermeister und in gleicher Weise zwei provisorische Vorstandstellvertreter (Vize¬ bürgermeister) zu wählen hat. Der gewählte provisorische Bürgermeister ist in analoger Anwendung des § 43 des Gemeindestatutes zur Bestätigung durch den Deutsch¬ österreichischen Staatsrat und Angelobung durch einen Vertreter der Landesregierung für Oberösterreich dieser ehestens namhaft zu machen. Die Geschäfte des Bürger¬ meisters hat bis zur Bestätigung und Angelobung des ieuen provisorischen Bürgermeisters der bisherige Herr Bürgermeister Julius Gschaider weiterzuführen: Als provisorische Gemeinderäte werden bestellt die nachbenannten, vom Deutschen Volksverein namhaft ge¬ nachten 23 Herren: Aigner Franz, Schlossermeister. Bachmayr Heinrich, Rentner. Erb Leopold, Professor Fendt Paul, Kaufmann. Goldbacher Gregor, Professor Gründler Ferdinand, Kaufmann Gschaider Julius, Rentner. Haidenthaller Josef, Rauchfangkehrermeister Harant Karl, Dr. Advokat Huber Josef jun., Ing., Fabrikant. Kattner Franz, Gemischtwarenhändler. Kirchberger Franz, Rentner Krottenau Fritz, Offizial i. P Landa Rudolf, Postoberoffizial. Langoth Ignaz, Fabriksarbeiter Mayr Karl, Bürochef. Mitter August, Oberrevident i. R. Moser Ludwig, Fabriksarbeiter. Olbrich Hugo, Bankleiter Ortler Viktor, Kohlenhändler. Schwertfelner Franz, Zuckerbäcker Wöhrer Karl, Gemischtwarenhändler. zwicker Alois, Bauoberinspektor Ferner die von der sozialdemokratischen Partei namhaft gemachten 10 Herren: Chalupka Anton, Schlosser. Dedic Karl, Kaufmann. Fischer Karl, Schlosser. karl Ludwig, Gastwirt Müller Franz, Dreher Ruckerbauer Markus, Fabriksarbeiter. Tribrunner Franz, Buchhalter Vogl Andreas, Schlosser. Witzany Hans, Kassenbeamter. Wokral Josef, Gewerkschaftssekretär Dann schließlich die von der christlichsozialen Partei lamhaft gemachten 3 Herren: Brand W., Realschulprofessor Kletzmayr Hermann, Parteisekretär. Nothaft Franz, Kaufmann. für die künftige Amtierung und die Schlu߬ assungen des provisorischen Gemeinderates, bzw. des provisorischen Bürgermeisters und seiner Stellvertreter aben die einschlägigen Bestimmungen des bisherigen Gemeindestatutes von Steyr sinngemäß Anwendung u finden, wobei bemerkt wird, daß alle nicht dringlichen, eicht verschiebbaren wichtigeren Beschlußfassungen der ieu zu wählenden definitiven Gemeindevertretung vor¬ behalten zu bleiben haben. Für die provisorische Landesregierung: Dr. Mayer m. p. Der Gemeinderat besteht somit aus den von der berösterreichischen Landesregierung bestellten, in diesem kte verzeichneten Herren. Punkt 2. Leistung des Angelöbnisses seitens der Herren Gemeinderäte Gemäß § 9 unserer Geschäftsordnung haben die Gemeinderäte in der konstituierenden Sitzung des Ge¬ neinderates das Gelöbnis zu leisten. Wie alles den ieuen Verhältnissen angepaßt werden mußte, mußte uch die bisherige Gelöbnisformel geändert werden welche Aenderung im Einvernehmen der drei Parteien geschehen ist. Ich werde den Wortlaut des Gelöbnisses ur Verlesung bringen und bemerke, daß ich mit der Verlesung für meine Person gleichzeitig das Gelöbnis leiste. Das Gelöbnis lautet: „Dem Deutsch=österreichischen Staate unbedingt die Treue zu halten, den deutschen Charakter der Stadt Steyr zu wahren, sowie den Bestimmungen des jeweiligen Gemeindestatutes der Stadt Steyr und der Geschäfts¬ rdnung des Gemeinderates stets nachzukommen Dieses Gelöbnis hat jeder der Herren Gemeinde¬ räte zu leisten. Ich werde mir erlauben, die Herren Gemeinderäte namentlich aufzurufen und bitte die Herren Gemeinderäte, das Gelöbnis durch Ausspruch des Wortes „Ich gelobe“ zu leisten“ Die Angelobung leisten hierauf sämtliche anwesenden Herren Gemeinderäte Herr Bürgermeister: „Herr Gemeinderat Witzany ist gerechtfertigt entschuldigt abwesend und konnte bisher n Steyr noch nicht eintreffen. Ich werde ihm das Gelöbnis in der nächsten ordentlichen Sitzung abnehmen. Die übrigen Herren Gemeinderäte haben das Gelöbnis geleistet. Der Gemeinderat der Stadt Steyr besteht somit aus den angelobten Herren. Ich erkläre daher den Gemeinderat als konstituiert. Punkt 3. Wahl von zwei Stimmenzählern. Ueber Vorschlag des Herrn GR. Prof. Erb werden die Herren Gemeinderäte Prof. Goldbacher und Franz Tribrunner gewählt. Punkt 4. Wahl des Bürgermeisters. Herr Bürgermeister: „Nach § 41 des Gemeinde¬ statutes ist nunmehr zur Wahl des Bürgermeisters zu schreiten“
Herr GR. Prof. Erb: „Ich schlage zur Wahl den bisherigen bestverdienten Herrn Bürgermeister Julius Gschaider vor“ Von den Herren Gemeinderäten Prof. Goldbacher und Tribrunner werden die Stimmzettel gesammelt und die Stimmen gezählt Herr GR. Prof. Goldbacher verkündet das Wahl ergebnis: „Es wurden 35 gültige Stimmzettel abgegeben. Von diesen lauten 34 Stimmen auf Herrn Bürgermeister Julius Gschaider und eine Stimme auf Herrn GR. Prof. Erb“ (Allgemeiner Beifall.) Herr Bürgermeister: „Meine sehr geehrten Herren Sie haben mich soeben zum Bürgermeister der Stadt Steyr und zwar in provisorischer Eigenschaft bis zur definitiven Neubesetzung des Gemeinderates gewählt. Ich fülle nun dieses Amt seit 6 ¾ Jahren aus. In dieser Zeit haben sich in Stehr Ereignisse von weit tragendster Bedeutung abgespielt, Ereignisse, die sowohl für die Stadt Steyr selbst und auch für die weitere Umgebung maßgebend waren und Ereignisse, die von außen her unsere Stadt auf das tiefste berührten. In solchen schweren Zeiten, in denen folgenreichste Entschlüsse gefaßt werden mußten, wäre es sehr leicht möglich gewesen, daß das Oberhaupt der Stadt durch Fehlgriffe oder durch nicht der Allgemeinheit dienendes Verhalten ich des Vertrauens der Bevölkerung und des Gemeinde rates verlustig gemacht hätte. Umsomehr ehrt mich ihr einstimmiges Vertrauensvotum, als ich daraus ersehe, daß sie mit meiner bisherigen Führung der Gemeinde¬ geschäfte einverstanden waren. Diese Geschäfte waren gewiß sehr schwierig, ja man kann sagen aufreibend. Ich weiß, daß die nächste Zeit keine Erleichterung bringen wird, daß die gesamten Geschäfte dieselben Schwierigkeiten bieten werden; schwer wird die Last ein, die auf mir ruhen wird, aber gestützt auf ihr allseitiges Vertrauen und gestützt auf die Liebe zur Vaterstadt, erkläre ich die Wahl anzunehmen.“ (Bravo und Heilrufe!) Punkt 5. Wahl zweier Vizebürgermeister. derr Bürgermeister: „Gemäß § 41 des Gemeinde¬ statutes und gemäß der Verfügung der oberösterreichischen Landesregierung ist die Wahl zweier Vizebürgermeister vorzunehmen. Ich bitte die Herren Stimmenzähler, die Wahl durchzuführen“ derr GR. Prof. Erb: „Ich schlage zur Wahl die derren Gemeinderäte Fendt, den bisherigen Vizebürger¬ meister und GR. Wokral vor“. Die Stimmzettel werden von den Herren Gemeinderäten Prof. Goldbacher uni Tribrunner gesammelt und Herrn Bürgermeister über¬ geben err Bürgermeister: „Ich gestatte mir, das Ergebnis der Vizebürgermeisterwahl zu verkünden. Es wurden 35 gültige Stimmzettel abgegeben und entfielen 34 Stimmen auf den bisherigen Herrn Vizebürgermeister Paul Fend und 34 Stimmen auf Herrn GR: Josef Wokral Meine sehr geehrten Herren! Ich gestatte mir die beiden neugewählten Herren Vizebürgermeister auf das herzlichste zu begrüßen. Herr Vizebürgermeister Fendt wirkt ja seit einer Reihe von Jahren, nur unterbrochen durch die freiwillige Kriegsdienstleistung als solcher; ich weiß selbst, welche wertvolle Dienste Herr Vizebürger¬ meister Fendt der Stadt geleistet hat und bin auch überzeugt, daß derselbe seine frühere Tatkraft und Unterstützung für mich aufbringen wird. Ichrage Herrn Vizebürgermeister Fendt, ob er die Wahl an¬ nehmen wolle“ Herr Vizebürgermeister Fendt: „Jawoh Herr Bürgermeister: „Ebenso begrüße ich Herrn Vizebürgermeister Wokral, welcher ebenfalls schon seit einer Reihe von Jahren im Gemeinderate, in den Sektionen und verschiedenen Kommissionen erfolgreichst latig ist. Herr Vizebürgermeister Wokral hat stets ein großes Verständnis für die Gemeindegeschäfte gezeigt und war stets bereit, mir mit Rat und Tat an die Hand zu geben insbesondere hat Herr Vizebürgermeister Wokral sich in letzter schwieriger Zeit überaus tatkräftig bewährt. Ich bin überzeugt, daß er seine Stelle voll und ganz ausfüllen wird. Indem ich ihn nochmals 3 begrüße, frage ich, ob Herr Vizebürgermeister die auf Sie gefallene Wahl annehmen Herr Vizebürgermeister Wokral: „Vorerst möchte ich danken, daß sie durch die Wahl zum Ausdrucke brachten, daß ich die Funktionen des Vizebürgermeisters übernehmen soll. Beruflich allerdings stark beschäftigt vird es mir wohl kein Leichtes sein, dieses Amt aus¬ nüben, dennoch will ich mich aber bemühen, soweit es n meinen Kräften steht, diese Funktion auszufüllen Diese Funktion erfordert nicht nur, daß man den Platz ausfüllt, sie erfordert auch Tatkraft. Ich möchte dabei betonen, daß ich allerdings bestrebt sein werde, meinem parteimäßigen Programm zum Durchbruche zu verhelfen, nöchte aber von vornherein ausdrücklich versichern, daß ch, wenn ich in die Lage kommen sollte, irgend eine mtshandlung vorzunehmen, immer nach Recht und Gesetz handeln, daß ich mich nicht von einer Seite der Parteiansicht beeinflussen lasse, sondern zum Wohle der gesamten Bevölkerung und zum Besten der Stadt Steyr wirken will. In diesem Sinne bitte ich meine zustimmung zur Annahme der Wahl hinzunehmen“ Zustimmung. Herr Vizebürgermeister Fendt: „Ich danke recht sehr für das mir entgegengebrachte Vertrauen und erkläre, daß ich die neuerlich auf mich gefallene, mich ehr ehrende Wahl zum Vizebürgermeister annehme Ich werde stets bemüht sein, Herrn Bürgermeister in er Führung seiner Geschäfte kräftigst zu unterstützen“ Bravorufe. □ Herr Bürgermeister: „Ich bitte nun die beiden Herren Vizebürgermeister ihre Plätze am Präsidialtische einzunehmen Meine sehr geehrten Herren! Während der Ein¬ rückung des Herrn Vizebürgermeisters Fendt war an essen Stelle der bisherige Herr Vizebürgermeister Gründler zur Amtsführung für die Vizebürgermeister¬ geschäfte bestimmt. Herr Vizebürgermeister Gründler hat durch mehr als 3 ½ Jahre das Amt des Vize¬ bürgermeisters in tadellosester und aufopferndster Weise versehen. Ich habe an ihm eine außerordentlich kräftige Stütze gehabt. Sein klares Denken, sein energisches Eingreifen hat oft und oft zu den besten Erfolgen eführt. Trotz geschäftlicher Ueberanstrengung hat er die Zeit gefunden, seine Kräfte voll und ganz in den Dienst der Sache seiner Vaterstadt zu stellen. Ich gestatte mir ihm von dieser Stelle aus für alle die vielen guten Dienste, die er in aufopferndster Weise der Stadt ge¬ widmet hat, den herzlichsten Dank auszusprechen. Gleich¬ zeitig bedauere ich lebhaft sein Scheiden. Ich bitte die Herren Gemeinderäte sich zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung von den Sitzen zu erheben. Die Herren Gemeinderäte sind einhellig meinem Ersuchen achgekommen; ich werde Sorge tragen, daß diese ihre Dankeskundgebung dem Protokolle einverleibt werde“ Herr Gemeinderat Gründler: „Meine sehr geehrten Herren Der sehr geehrte Herr Bürgermeister hat soeben in liebenswürdigster und für mich höchst ehrender Weise meiner Tätigkeit als Vizebürgermeister während er schweren Kriegsjahre gedacht. Vor mehr als 3 ½ Jahren atte ich die Ehre, von dem sehr geehrten Gemeinde rate für die Zeit der Einrückung des Herrn Vize¬ bürgermeisters Fendt zum Vizebürgermeister einstimmig gewählt zu werden. Es waren ernste bewegte Zeiten, die in meine Tätigkeit als Siellvertreter des Herrn Bürgermeisters gefallen sind. Jahre voll ernster Arbeit, jahre reich an Aufregung, reich an Sorgen und Kümmernisse. Der Krieg ist nun zu Ende gegangen Meine Herren! Unser verehrter Herr Vizebürger¬ meister Fendt ist glücklich wieder in unsere Mitte zurück¬ ekehrt. Ich gestehe es offen, daß ich auch aus geschäft¬ lichen und gesundheitlichen Rücksichten seine Wiederkehr und meine Ablösung von dieser verantwortungsvollen Stelle auf das lebhafteste begrüßt habe. Wenn ich nun heute von der Stelle als Vizebürgermeister scheide, so glaube ich dies mit dem Bewußtsein tun zu können, daß ich ewiß mit allen meinen besten Kräften bemüht war, meine Pflichten zu erfüllen und das Vertrauen zu
rechtfertigen. Ich danke allen sehr geehrten Herren, ins¬ besondere meinen Gemeinderatskollegen für das ehrende Vertrauen, das sie mir während meiner Amtstätigkeit entgegegenbracht haben. Ich danke ganz besonders auch unseren hochgeehrten Herrn Bürgermeister für sein außerordentlich freundschaftliches, kameradschaftliches und kollegiales Entgegenkommen. Es war mir eine große Freude und Ehre, an der Seite eines so tüchtigen, tatkräftigen und zielbewußten Bürgermeisters wirken zu können. Ich danke allen früheren Herren Gemeinderäten für ihre freundliche Mitwirkung, für ihre wertvolle Mitarbeit bei allen Verhandlungen, die ich als Vizebürgermeister durchzuführen hatte. Ich danke der geehrten Beamtenschaft, vor allen unserem Herrn Stadtamtsrat Dr. Habl für die pflichteifrige Unterstützung in meiner Amtsführung und bitte sie, meine Amtstätigkeit als Vizebürgermeister in diesen schweren Kriegsjahren in guter und freund¬ licher Erinnerung zu halten. Ich kann sie versichern, daß ich auch in meiner Eigenschaft als Gemeinderat mit besten Kräften für das Wohl meiner lieben Vater¬ stadt mitwirken werde“. (Heil= und Bravorufe.) Punkt 6. Einteilung der Mitglieder des, Gemeinde¬ rates in vier Sektionen. Herr Bürgermeister: „Gemäß § 12 der G.=O. obliegt es dem Bürgermeister, die Gemeindetäte in vier Sektionen einzuteilen, wobei berechtigte Wünsche zu berücksichtigen sind. Ich habe die Wünsche der Herren angehört und werde nunmehr die Sektionseinteilungen zur Kenntnis bringen: I. Sektion: Dedic, Erb, Fischer, Goldbacher, Gründler, Dr. Harant, Mitter, Nothaft, Wokral. II. Sektion: Bachmayr, Brand, Kirchberger, Krottenau, Langoth, Mayr, Müller, Olbrich, Ruckerbauer. III. Sektion: Aigner, Fendt, Haidenthaller, Ing. Huber, Karl, Kletzmayr, Ortler, Tribrunner, Zwicker. IV. Sektion: Brand, Chalupka, Kattner, Landa, Moser, Schwertfelner, Vogl, Witzany, Wöhrer. Die Sektionseinteilung wird zur Kenntnis ge¬ nommen. Punkt 7. Wahl der Sektionsobmänner und deren Stellvertreter. Herr Bürgermeister: „Ich ersuche, die Wahl der Sektionsobmänner und deren Stellvertreter vorzunehmen“ err GR. Prof. Erb: „Die I. Sektion hat zu ihrem Obmann Herrn GR. Dr. Harant und zu dessen Stellvertreter Herrn Vizebürgermeister Wokral gewählt“. Zur Kenntnis genommen. Herr GR. Bachmayr: „Die II. Sektion hat zum Obmanne den bisherigen Obmann derselben Herrn GR. Kirchberger und zu dessen Stellvertreter Herrn GR. Prof. Brand bestimmt“ Zur Kenntnis genommen. Herr GR. Haidenthaller: „Die III. Sektion hat zu ihrem Obmann Herrn GR. Ing. Huber und zu dessen Stellvertreter Herrn GR. Franz Tribrunner bestimmt“ Zur Kenntnis genommen. Herr GR. Kattner: „Die IV. Sektion hat zu ihrem Obmann Herrn GR. Witzany und zu dessen Stell¬ vertreter Herrn GR. Rudolf Landa bestimmt“ Zur Kenntnis genommen. Punkt 8. Wahl der Kassenkommissäre. Ueber Vorschlag des Herrn GR. Prof. Erb werden die Herren Gemeinderäte Hugo Olbrich und Markus Ruckerbauer gewählt. Punkt 9. Wahl der Präliminarkommission: Ueber Vorschlag des Herrn GR. Prof. Erb werden in die Präliminarkommission die Herren GR. Brand, Dr. Harant, Ing. Huber Kirchberger, Landa, Mayr, Olbrich, Ruckerbauer, Tribrunner und Vogl gewählt. Punkt 10. Wahl der Disziplinarkommission. Ueber Vorschlag des Herrn GR. Prof. Erb werden in die Disziplinarkommission die Herren GR. Dedic, Vize¬ bürgermeister Fendt und Gemeinderäte Fischer, Gold¬ bacher, Gründler, Dr. Harant, Kirchberger, Müller, Nothaft und Zwicker gewählt. Punkt 11. Wahl der Krankenhauskommission. Ueber Vorschlag des Herrn GR. Prof. Erb werden in die Krankenhauskommission die Herren Gemeinde¬ räte Bachmayr, Brand, Chalupka, Gründler, Karl, Kirchberger, Langoth, Olbrich, Ruckerbauer und Schwert¬ felner gewählt. Punkt 12. Wahl des Wirtschaftsrates. Ueber Vorschlag des Herrn GR. Prof. Erb werden. in den Wirtschaftsrat die Herren Gemeinderäte: Bachmayr, Brand, Fischer, Goldbacher, Kattner, Mayr, Moser, Tribrunner, Wöhrer und Vizebürgermeister Wokral gewählt. Punkt 13. Wahl des Beleuchtungskomitees. Ueber Vorschlag des Herrn GR. Prof. Erb werden in das Beleuchtungskomitee die Herren GR. Dedic, Vizebürgermeister Fendt und die Gemeinderäte: Gold¬ bacher, Haidenthaller, Ing. Huber, Karl, Kirchberger, Kletzmayr, Witzany und Zwicker gewählt. Punkt 14. Wahl des Schlachthauskomitees. Ueber Vorschlag des Herrn GR. Prof. Erb werden in das Schlachthauskommitee die Herren Gemeinderäte Aigner, Chalupka, Haidenthaller, Karl, Kirchberger, Kletz¬ mayr, Mitter, Ortler, Tribrunner und Zwicker gewählt. Punkt 15. Wahl des Wasserleitungs= und Kauali¬ sierungsausschusses. Ueber Vorschlag des Herrn GR. Prof. Erb werden n diesen Ausschuß die Herren Gemeinderäte Gründler, Haidenthaller, Dr. Harant, Ing. Huber, Karl, Kirchberger, Müller, Nothaft, Tribrunner und Zwicker gewählt. Punkt 16. Wahl in den Wahlreformausschuß. Ueber Vorschlag des Herrn GR. Prof. Erb werden in den Wahlreformausschuß die Herren GR. Aigner, GR. Prof. Brand, GR. Dedic, GR. Prof. Erb, Bürger¬ meister Gschaider und die Gemeinderäte: Dr. Harant, Kletzmayr, Krottenau, Moser, Witzany und Vizebürger¬ meister Wokral gewählt. Herr Bürgermeister: „Somit ist die Tagesordnung der konstituierenden Sitzung erschöpft, der Gemeinderat ist konstituiert und haben die Wahlen in die Ausschüsse und die Einteilung in die Sektionen stattgefunden. Meine sehr geehrten Herren! Die Zusammensetzung des Gemeinderates ist wie die der übrigen Vertretungs¬ körper eine provisorische. Wir werden also nur eine verhältnismäßig kurze Zeit in der gegenwärtigen Zu¬ sammensetzung bleiben, Trotz dieser kurzen Zeit erfordert aber der Ernst der Zeit pflichtgetreueste und aufmerksamste Arbeit. In erster Linie wird es Sache der Stadtgemeinde ein, auf die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung und auf das Möglichste zur ungestörten Fortführung im Ernährungsdienste hinzuwirken. Andere Fragen werden sich anschließen. Alle diese Sachen erfordern große Aufmerksamkeit und tatkräftiges Zusammenarbeiten. Ich möchte die Herren bitten, mich mit Ernst und Tatkraft zu unterstützen, bei den Sektionssitzungen, Kommissionen oder Ausschußsitzungen vollzählig zu er¬ cheinen. Allgemeines Zusammenarbeiten wird es ermög¬ lichen, über die schwere Zeit hinüberzukommen und in dieser sturmbewegten Zeit gute Dienste für unsere liebe Vaterstadt zu leisten. Somit erkläre ich die konstituierende Sitzung des Gemeinderates für geschlossen“ Schluß der Sitzung um 4 Uhr 45 Minuten.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2