Ratsprotokoll vom 2. Oktober 1918

klaftern zum Preise von 20 K pro Jahr auf die Dauer der Zusicherung für den Grundkauf.“ Der Sektionsantrag wird vom Gemeinderate angenommen. 17. Ansuchen um käufliche Ueberlassung des städti¬ schen Hauses am Grünmarkt Nr. 24 Herr Referent G.=R. Ing. Huber: „Nachdem beide vor¬ liegenden Ansuchen zurückgezogen wurden, entfällt die Behand¬ dieses Punktes. lung Wird zur Kenntnis genommen. IV. Sektion. Referent: Sektionsobmann=Stellvertreten Herr G.=R. Karl Wöhrer. 18. Ansuchen um Ueberlassung des Bürgerschul¬ zeichensaales zur Abhaltung eines Vortrages Herr Referent G.=R. Wöhrer: „Die Sektion ist nach Be ratung zu folgendem Sektionsantrage gekommen: Nachdem der Zeichensaal der Bürgerschule sehr stark in Anspruch genommen vird, sowie dessen Reinigung auf sehr große Schwierigkeiter tößt, so glaubt die Sektion, der löbliche Gemeinderat wolle Ansuchen aus obigen Gründen ablehnen.“ dieses Der Sektionsantrag wird vom Gemeinderate angenommen. 19. Ernennung eines Armenrates und Armenvaters ür den VII. Bezirk bezw. für das XVI. Armenviertel. „Zufolge Ablebens des Herr Referent G.=R. Wöhrer Herrn Armenrates Peter Steinhuber ist die Bestellung eines Armenrates und Armenvaters vorzunehmen. Auf Grund des Beschlusses des Armenrates der Stadt stellt die Sektion den ntrag: Der löbliche Gemeinderat beschließe, den vom Armen¬ ate vorgeschlagenen Herrn Karl Wöll, Kaufmann, Hausbesitzer n Steyr, Sierningerstraße, anstatt des verstorbenen Armenrates derrn Peter Steinhuber als Armenrat und Armenvater für den 11. Bezirk bezw. für das XVI. Armenviertel zu ernennen bezw. zu bestellen.“ Der Sektionsantrag wird angenommen. 20. Ansuchen um Ueberlassung eines Lehrzimmers zur Erteilung von Privatunterricht Herr Referent G.=R. Wöhrer: „Die Sektion bean¬ rag t: Der löbliche Gemeinderat wolle der Gesuchstellerin Franziska Schrey das Lehrzimmer wie im Vorjahre auf ein weiteres Jahr unter den gleichen Bedingungen weiter verleihen.“ Der Sektionsantrag wird angenommen. 30217 1. Verleihung einer Franz und Katharina Amt¬ mann'schen Dienstbotenpfründe Herr Referent G.=R. Wöhrer: „Der Sektions¬ antrag lautet: Der löbliche Gemeinderat beschließe, es sei der vom Armenrate vorgeschlagenen Anna Steinbichler, welche ine fünfzigjährige Dienstzeit nachweist, die Franz und Katharina Amtmann'sche Dienstbotenstiftung im Betrage von 100 K zu verleihen. Der Sektionsantrag wird angenommen. sien aus der 22. Verleihung der Jahresint # Theresia Vogl=Stiftung. Herr Referent G.=R. Wöhrer: „Die Sektion bean¬ tragt: Der löbliche Gemeinderat wolle beschließen, die In¬ teressen=Anteile der Theresia Vogl=Stiftung in Mindestteilbeträgen von 60 K an die vom Armenrate vorgeschlagenen Bewerber ind Bewerberinnen, und zwar: Georg Wöhapp, Franziska Distelberger, Anna Faltin, Katharina Strohmayr, Josef Baloh, Anna Hoffmann, Antonia Danzmaier, Mathilde Pils, Leopold Landsiedl, Zäzilia Fisch, Johann Gebrand und Julianna Art¬ mann, zu verleihen. Der Sektionsantrag wird angenommen 23. Verleihung der Rosenauerpfründen: 72 Herr Referent G.=R. Wöhrer: „Die Sektion beantragt: Der löbliche Gemeinderat beschließe, an die vom Armenrate vorgeschlagenen Bewerber und Bewerberinnen, und zwar Theresia Bögl, Elise Stelzlmaier, Barbara Michlmaier, Johann Danspeckgruber, Maria Pichler und Maria Nagenkögl je eine Rosenauerpfründe monatlicher 10 K zu verleihen und die rest lichen zwei Pfründen neu auszuschreiben. Der Sektionsantrag wird angenommen. Herr Bürgermeister: „Somit sind wir am Schlusse der Tagesordnung des öffentlichen Teiles angelangt. Liegen sonstige Anfragen oder Anträge vor? Herr G.=R. Aigner: „In den gestrigen Tagesblätterr st die Kundmachung über die Freigabe der Kartoffel enthalten. Ich möchte mir an den Herrn Bürgermeister die Anfrage er¬ auben, wie sich die Kartoffelversorgung eigentlich nun gestalten wird. Die Gewerbetreibenden, sonstige Hausbesitzer, Beamte und Arbeiter werden durch die verfügte Freigabe der Kartoffel sehr verkürzt werden oder überhaupt keine Kartoffel bekommen Heute hamstert alles was Zeit und Geld genug hat, selbst die feinsten Herrschaften hamstern mit Hilfe der Autos, wo sollen dann die Gewerbetreibenden 2c. Kartoffel für den Winter hernehmen. Andererseits ist die Festsetzung eines Höchstpreises von 20 h pro k so beschaffen, daß man bei Einhaltung desselben sicher ist, auch venn man Zeit hätte, keine Kartoffel zu bekommen und ist es nicht Wunder zu nehmen, wenn sich die Bauern weigern, zu diesem Preise Kartoffel abzugeben, wenn man bedenkt, daß heute die Erzeugungskosten bedeutend gestiegen sind. Ich kann eine olche Festsetzung von Höchstpreisen nicht verstehen. Die Bauern intworten auch dementsprechend und sagen, da geben wir die kartoffel lieber den Schweinen. Ganz merkwürdig ist aber das Verlangen, daß Bezugsscheine mit 2 K gestempelt werden müssen; ein ähnlicher Vorgang ist auch beim Ersatztabak zu verzeichnen; der Verkauf wurde den Leuten weggenommen, der Staat wies die Abgabe den Trafiken zu und belegte die Abgabe mit einem 5 k=Stempel. Das sind Ungerechtigkeiten, die ganz und gar nicht am Platze sind. Ich möchte auch noch auf die Protestversammlung in der Bierquelle zurückkommen. Dort wurde eigentlich nicht das Richtige zum Ausdrucke gebracht. Ein Teil der Bevölkerung atte gar keine Gelegenheit, dort das Wort zu ergreifen; das war der Gewerbestand. Es waren bereits vorher die Redner be¬ limmt. Es hätte zum Ausdrucke kommen sollen, auf welchen Weg sich der Herr Ernährungsminister, welcher doch auch nur an die durch die Karten gebundene Lebensmittelmenge gebunden st, sich anderweitig Lebensmittel beschafft. Die Herren Minister önnen doch auch nicht mit den zugewiesenen Lebensmitteln aus¬ eichen. Man hört aber nie, daß solche Herren beim Hamstern erwischt wurden oder wegen Hamsterei gestraft wurden, während nan von kleinen Leuten wiederholt hören konnte, daß über sie wegen Hamstern von kleinen Lebensmittelmengen Strafen von 25 K und mehr verhängt wurden. Es wäre daher interessant zu erfahren, auf welche Weise sich diese Herrschaften ihre Lebens mittel beschaffen Ich ersuche den Herrn Bürgermeister, uns Aufklärung eben zu wollen, wie sich die Kartoffelversorgung eigentlich tellen wird. Herr Bürgermeister: „Hierauf erlaube ich mir unter Bezug auf meinen eingangs der Sitzung vorgebrachten Berich u bemerken, daß ich mich sofort bei Bekanntwerden der beab¬ ichtigten Freigabe der Kartoffel an die Statthalterei gewendet habe und der Befürchtung der Unmöglichkeit der Aufbringung er Kartoffel Ausdruck gebend, die Beschlagnahme von Kartoffel ür die Stadt verlangt habe. Durch die verfügte Freigabe ist es klar, daß ein Teil von Haushalten, deren Mitglieder keine Zeit aben und auch nicht über das nötige Geld verfügen, kaum ver¬ orgt werden können, während andere Haushalte, denen Zeit und Geld zur Verfügung steht, sich in ungerechter Weise wahrscheinlich nehr als den gewöhnlichen Bedarf sichern werden. Diese unselige Freigabe gibt mehrfache Bedenken. Selbst manche, die Zeit und Geld haben, sich Kartoffel anzukaufen, werden wieder keine Ein agerungsmöglichkeit haben, so daß die Gefahr der Verderbnis tahe liegt. Ich weiß, daß die Statthalterei dieselben Anschauungen ertrat und sich lebhaft gegen die Freigabe wehrte. Die Frei¬ gabe der Kartoffel durch das Ministerium scheint aber auf olgende Ursache zurückzuführen sein. Wie die Herren wissen, hat m Vorjahre bei uns die Kartoffelversorgung sehr gut geklappt. Es haben sich auch alle Leute, die sich Kartoffel mangels Räume nicht selbst einlagern konnten, durch die städtische Einlagerung hren Bedarf sichern können. Wir sind sogar etwas über den Bedarf hinausgekommen, so daß eine Beteilung mit Kartoffeln is in das späte Frühjahr hinaus möglich war. Es war dies ir die Stadtgemeinde eine wahre Freude. In Wien hat nun die Verteilung in keiner Weise geklappt ind muß nun die Regierung dem Drängen der Großstadt auf Freigabe der Kartoffel zur Selbstversorgung nachgeben. Man kann aber überzeugt sein, daß die Kartoffelfreigabe zu demselben nißlichen Ergebnisse führen wird, wie die Eierfreigabe im Jahre 917. Mangels jeder Ueberwachung über die Einhaltung der Preise werden sich dieselben Ueberbietungen ergeben, wie bei den Eiern. Ich bin der Statthalterei fortwährend in den Ohren ge¬ egen, damit wenigstens diesen Leuten, die sich gar nichts be¬ chaffen können, etwas gesichert werde. Die schlimmsten Be¬ ürchtungen hege ich gewiß selbst. derr G.=R. Kattner: „Ich kann die Worte des Herrn Bürgermeisters nur bestätigen und Ihnen mitteilen, daß ich mich schon vor 14 Tagen bei den Bauern um Kartoffel für die Stadt umgesehen habe, von den Bauern aber zur Antwort be¬ kam, sie geben die Kartoffel lieber den Schweinen, als sie um 20 h per Kilogramm zu verkaufen. Es ist aber auch zwischen der Preisfestsetzung der Frühkartoffel und jener der Spätkar toffel ein zu großer Unterschied. Ich bin überzeugt, daß wir iner Katastrophe entgegengehen.“ derr G.=R. Huber: „Auch ich bin überzeugt, daß wir einer Katastrophe entgegengehen und nichts anderes übrig bleiben vird, als zur Selbsthilfe zu greifen, und zwar in der Weise daß sich die Gemeinde mit Einkäufer in Verbindung setzt. Was den Einzelnen erlaubt ist, muß auch für eine Gemeinde als olche erlaubt sein. Mit unseren Verkehrsmitteln könnte sich die Gemeinde schon die entsprechende Menge zuführen und sicher¬ stellen. Ich bitte daher, daß sich der städt. Wirtschaftsrat aschestens mit dieser Angelegenheit befaßt. Herr G=R. Kattner: „Die Worte sind sehr schön; wir ahren alle Tage, wenn es sein muß mit dem Auto hinaus, aber es handelt sich um den Preis von 20 k per Kilogramm, im den wir keine Kartoffel erhalten können. Herr G.=R. Schwertfelner: „Ich bin überzeugt, daß n Sierning= das Militär die Kartoffel weit über den Höchst¬ preis aufkauft.“ (Herr G.R. Schwertfelner konnte wegen Un¬ ruhe schwer verstanden werden.) derr G.=R. Kipchberger: „Ich möchte in öffentlicher Sitzung hier aufmerksam machen, daß das Militär überall fre herumgeht und Einfäufe aller Artikek"besorgt. Ich möchte den Herrn Bürgermeister fragen, ob es dem Militär erlaubt unt dasselbe berechtigt ist, der Bevölkerung alles wegzukaufen und dabei Preise zu bieten und zu zahlen, denen die übrige Be ölkerung nicht mehr nachkommen kann. Das Militär muß doch om Aerar versorgt werden. derr Bürgermeister: „Ueber die militärischen Auf¬ äufe werden vielfach Klagen geführt und war auch in der

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2