Ratsprotokoll vom 5. August 1918

Endlich ermächtige der Gemeinderat die III. Sektion, Pflastersteine für in den nächsten Jahren durchzuführende Aus¬ besserungen und Neuherstellungen, falls diese zu günstigem Preise noch erhältlich sind, bestellen zu dürfen, und zwar bis zum Höchst betrage von 100.000 K. Das Elektrizitätswerk Steyr hat jene Umpflasterungskosten zu ersetzen, die durch die Kabellegung erwachsen. Die Stadtgemeinde=Vorstehung wird beauftragt, geeignete Schritte zu unternehmen, um seitens der Oesterreichischen Waffen¬ abriks=Gesellschaft eine entsprechende Beitragsleistung zu vorge nannten Herstellungen zu erwirken Vor allem ersehen Sie, daß die mehrbeanspruchten Straßen mit Zementpflasterverguß versehen sind, während die weniger in Anspruch genommenen eine in Sand gelegte Pflasterung auf¬ veisen werden. Es sind wohl hinsichtlich des Zementvergusses Bedenken aufgetreten, daß sich eine so feste Verbindung des Zementes mit den Pflastersteinen ergeben könnte, welche ein notwendiges Aufreißen erschweren und damit verteuern könnte Seitens des Bauamtes wird uns jedoch versichert, daß dies nicht zu befürchten ist, da der Zement nur eine Ausfüllung zwischen den Pflastersteinfugen darstellt und außerdem keine so feste Ver bindung zwischen Granitstein und Zement stattfindet, welche ein späteres Aufreißen sehr erschweren würde. Zementflötze allein vermögen allerdings einen sehr bedeutenden Widerstand hervorzurufen, an dem selbst scharfe Werkzeuge zu Grunde gehen. Es wird übrigens in dieser Hinsicht auch noch mit anderer Fachleuten beraten werder Die Anträge der Sektion greifen gewiß nur die unum¬ gänglich notwendigen Ausführungen der Verbesserungen in den verkehrsreichsten Straßen heraus, während die Verbesserung der anderen Straßen einem späteren Zeitpunkte vorbehalten bleiben. Erwähnt muß werden, daß die Durchpflasterung der Haratz¬ müllerstraße wegen der Unmöglichkeit der Absperrung derselben dermalen unterbleiben muß. Die Durchführung der Arbeiten wird natürlich für die Bevölkerung Unannehmlichkeiten mit sich bringen, die aber leider hingenommen werden müssen; wir glauben aber, daß die Solidität der Durchführungen gewiß die Bevölkerung für die Unannehmlichkeiten entschädigen wird. Ich empfehle die Anträge zur Annahme. Herr G.=R. Mitter: „Ich empfehle bei den Umpflaste¬ rungen auch nachschauen zu lassen, wo schlechte Kanäle sind: auch das Gaswerk gräbt dermalen alle Augenblicke auf; es soll eben das Gaswerk gelegentlich der Umpflasterung seine Rohre n Ordnung bringen, damit nicht nach der Umpflasterung neue Aufgrabungen stattfinden müssen. Herr Bürgermeister: „Die Aufgrabungen des Gas¬ werkes sind bereits eine Folge einer h. a. Zuschrift, schon jetzt die Besichtigung ihrer Rohre vorzunehmen. Eine Nachschau an den Kanälen wird nur dort möglich sein, wo man bei der Pflasterung auf sehr flach liegende Kanäle stößt. Es wird wohl vorkommen, daß Aufgrabungen auch nach Umpflasterung not¬ wendig werden; das wird sich kaum vermeiden lassen.“ Herr G.=R. Ing. Huber: „Ich möchte nur noch anfügen, aß die Gesamtkosten der Brückenherstellung und der Neu= und Umpflasterungen die Kostensumme von 214.520 K erfordern. Ferner ist im Antrage noch ein Betrag von 100.000 K zur Anschaffung von Steinen vorgesehen. Weiters kann es möglich ein, daß bei der Durchführung der Arbeiten Ueberschrei¬ tungen der Kostensumme, wenn sie auch nicht bedeutend sein werden, vorkommen können; dieses etwa erforderliche Mehr wolle heute schon vom Gemeinderate genehmigt werden. Schließlich ist noch zu erwähnen, daß die günstige Finanzlage der Stadt es gestattet, die Kosten aus den laufenden Einnahmen zu decken.“ Herr G.=R. Wöhrer: „Wie vernommen werden konnte muß dermalen von der Pflasterung der Haratzmüllerstraße wegen der Unmöglichkeit der Absperrung derselben Umgang genommen werden; ich möchte daher bitten, daß wenigstens eine durch¬ greifende Beschotterung der Haratzmüllerstraße erfolgt.“ err Bürgermeister: „Wir haben uns in der letzten Sektionssitzung mit dieser Frage eingehend beschäftigt und wurde beschlossen, die Entwässerung und Pflege der Haratzmüllerstraße gut im Auge zu behalten und eine ausgiebige Beschotterung orzunehmen. Herr G.=R. Aigner: „Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf die notwendige Pflasterung der Mitteregasse hinweisen. Die Straße weist bereits Löcher auf, daß sich jemand in der Finsternis den Fuß brechen kann; bei den Pflasterungen möge nun auch inmal in der Mitteregasse nachgesehen werden. err Bürgermeister: „Dies wird bei Gelegenheit ge¬ wiß geschehen; ich hätte die Absicht gehabt, der Mitteregasse mit den freiwerdenden Steinen ein besseres Straßenpflaster zu geben, es werden jedoch nicht soviel Steine frei werden. perr G.=R. Kirchberger: „Es ist gewiß zu begrüßen, daß die Verkehrsverhältnisse unserer Stadt durch die beantragten Neu= und Umpflasterungen eine bedeutende Verbesserung er¬ ahren werden, und daß unsere Mittel es erlauben, diese nun ist es nach den Berichten der durchführen zu können. Leider III. Sektion nicht möglich, daß die Durchführung derselben mit den Kanalisierungs= und Wasserleitungsarbeiten zusammenfallen kann. Vom Standpunkte der Finanzsektion aus, wäre mir dies wohl lieber gewesen. Ich möchte aber auf einen anderen Um¬ 5 tand hinweisen. Durch die Neugründung der Autofabrik ist es ewiß höchst wichtig geworden, daß sich das Interesse der Stadt en Straßen zuwendet. Es wäre verhältnismäßig anders ge¬ vesen und geworden, wenn sich die Waffenfabriks=Gesellschaft nur iuf die Erzeugung von Gewehren und anderen Schießbedarf be hränkt hätte; sie hat sich aber auf eine neue Industrie durch ie Erzeugung von Autos verlegt und neue große Anlagen zu iesem Zwecke geschaffen, die in absehbarer Zeit schon vollwertig in Betrieb stehen werden; es sollen glaublich täglich 50 Autos erzeugt werden, so daß sich der Verkehr lebhaft steigern wird, a auch von auswärts Auto nach Steyr kommen werden und es daher eine hochwichtige Frage bedeutet, wie die Straßenver¬ hältnisse in unserer Stadt aussehen. Man würde von auswärts keine guten Erinnerungen von Steyr mitnehmen und hat man uch schon vielfach Bemerkungen gehört: „ja, Steyr ist sehr hön, wenn das schlechte Pflaster nicht wär. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch auf einen Umstand aufmerksam machen. Der sich in Steyr entwickelnde Autobetrieb vird, wie gesagt, ein sehr lebhafter sein und besonders eine Aus¬ nützung einer Straße mit sich bringen, wo das Passieren der¬ elben geradezu gefährlich werden wird und diese ist die soge¬ nannte Kirchengasse. Wir sehen jetzt schon, daß diese oft kaum passierbar ist, daß sich dort alles staut, insbesondere wenn die großen Lastautos kommen. Es ist daher hoch an der Zeit, sich uch mit der Frage der Ablenkung des Verkehres von dieser eengten Straße zu befassen, bevor es zu einer Katastrophe kommt, was leicht möglich sein könnte, da mit den in Steyr er¬ eugten Autos doch Probefahrten gemacht werden müssen, mit velchen eben der Verkehr noch ein viel mehr gesteigerter wird Eine Lösung dieser Frage wäre darin zu finden, daß mittelst polizeilicher Anordnung die Ausfahrt aus der Stadt über di Schlüsselhofgasse von der Jägerkaserne zur Reichsstraße ab¬ weigend und die Einfahrt über den Schnallenberg zu erfolgen hätte. Die Bausektion möge sich daher auch mit dieser Frage beschäftigen und verweise nochmals auf die vorgeschlagenen Fahrt¬ couten, welche eine Entlastung der Kirchengasse und damit eine Beseitigung der Gefährdung der Passage bringen könnte.“ Herr G.=R. Wokral: „Der Antrag der Bausektion ist gewiß zu begrüßen. Die Erhaltung der Straßen macht jeder Gemeinde=Vertretung große Sorgen, insbesondere dann, wenn Neupflasterungen vorzunehmen sind. Wenn es uns aber möglich st, die Pflasterungen aus den laufenden Einnahmen zu be¬ reiten, so ist dies gewiß umsomehr zu begrüßen. Die Sach elbst erinnert jedoch auch an andere Fragen, welche ebenso baldigst in Fluß kommen sollten. Es solle gelegentlich der Durch¬ ührung der Kanalisierung und Wasserleitung auch getrachtet erden, eine Reihe von Straßen zu regulieren und überhaupt inen Verbauungsplan und Parzellierungsplan festzulegen. In dieser Hinsicht müßte sich auch in der Kirchengasse ein Ausweg inden lassen. Ebenso in der Pfarrgasse; hier war seinerzeit ein Durchfahrt durch das Gebäude der Bezirkshauptmannschaft ge plant Ich ersuche, sich auch mit diesen Dingen zu beschäftigen. Auf eine Bemerkung des Herrn Referenten muß ich jedoch rwidern, nicht damit einverstanden zu sein. Diese betrifft Ueber schreitungen der Bausumme. Ich muß schon sagen, daß ich mick m vorhinein mit Ueberschreitungen nicht einverstanden erklären ann, daß der Gemeinderat beschließen solle, solche heute zu ge nehmigen oder nachträglich hiezu seine Zustimmung zu geben. die Stadtgemeinde möge strenge darauf achten, daß Ueberschrei¬ ungen vermieden werden und wäre von Fall zu Fall für Er¬ veiterungen, welche zu Ueberschreitungen führen sollten, die Ge iehmigung des Gemeinderates einzuholen. Herr Bürgermeister: „Hiezu möchte ich bemerken, daß hier die Sache wohl anders liegt als bei Hochbauten; eine jedes¬ nalige Einholung einer Genehmigung von Fall zu Fall für Ueberschreitungen, die übrigens kaum wesentlich sein können, ürde die Arbeiten sehr verzögern; es könnte jedoch von Fall u Fall Bericht erstattet werden.“ Herr G.=R. Haidenthaller: „Ich habe in der Bau¬ sektion des öfteren angeregt, daß die Wolfernstraße erweitert verden solle Nachdem die Wolfernstraße bereits im Antrage er¬ wähnt ist, könnte dort bei dieser passenden Gelegenheit etwas geschehen. Dadurch würde der Verkehr des Schnallenberges ent¬ lastet werden, was gewiß notwendig wäre, weil die Pferde bei dem heutigen Futtermangel kaum mehr in der Lage sind, den Schnallenberg zu bewältigen. Ich möchte ersuchen, das Bauam zu beauftragen, diese Angelegenheit der Sektion vorzulegen. derr Bürgermeister: „Ich möchte auf die Worte der herren Vorredner zurückkommen. In erster Linie wegen der Vermessung des neuinkorporierten Gebietes. Nach uns zuge kommenen Berichten kann diese erst im Sommer 1919 begonnen werden. Wir müssen also wieder hergehen und an eine Privat¬ firma herantreten, vielleicht geht dann die Sache rascher. Weiter uf die Anregungen der Herren Gemeinderäte Haidenthaller und Kirchberger betreffend Straßenregulierungen möchte ich bemerken aß mit denselben wohl bis zur Durchführung bezw. Schaffung eines ganzen Verbauungsplanes zuzuwarten wäre, da nur im Einklang mit diesem sich solche wichtige Straßen richtig erbauen lassen Herr G.=R. Kirchberger: „Ich möchte in finanzieller Hinsicht noch bemerken, daß die übermäßige Inanspruchnahme inserer Straßen durch die Waffenfabriks=Gesellschaft die traurigen zustände derselben mitverursacht haben. Es ist dies eine Er

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2