Ratsprotokoll vom 23. Juli 1918

sitzt, um auch diese im gleichen, wenn auch sehr be¬ scheidenen Ausmaße im Winter beteilen zu können Durch viele Vorstellungen ist es gelungen, von Statthalterei die Zusage der Anlieferung der von Frühkartoffeln zu erlangen; leider wu de geliefert, so daß auf bisher erst ein Waggon die Person bloß zweimal ¼ kg abgegeben werden konnte, was besonders bei den Parteien, deren Haushalte nur aus einer oder zwei Personen be¬ steht. vielfach Unwillen erregte Ich hoffe in nächster Zeit weitere Zuschübe zu bedeutend erhalten, doch werden auch diese nicht sein, da eben in Oberösterreich und insbesonders in unserer Umgebung sehr wenig Frühkartoffeln ange¬ baut werden. Eine bescheidene Menge von 1000 kg Teigwaren wurden der Stadt zur Verfügung gestellt, doch war eine Aufteilung auf die gesamte Bevölkerung un nöglich und konnten lediglich Minder= und Mindest¬ bemittelte mit diesen Teigwaren beteilt werden aferreis wurde uns im Ausmaße von ¼ kg den Kopf als Zubuße zur Verfügung gestellt. auf Der Stadtgemeinde ist es gelungen, einen Wag¬ gon Primsenkäse zu erhalten, der im Wege der Kauf¬ nannschaft dem Verbrauche zugeführt wird. Leide st die Ware sehr teuer, doch wurde sie in Ansehung der Lebensmittelknappheit übernommen, da der Käse ehr gut ist und immerhin einen bedeutenden Nähr¬ wert besitzt. Die Art der Mostaufbringung hat vielfach zu Beschwerden Anlaß gegeben; insbesondere wurde da¬ über geklagt, daß auswärtige Händler mit Ausfuhr¬ ewilligung versehen, den Most in großen Mengen und meist weit über den zuläßigen Preis einkaufen o daß die Mostversorgung unserer Bevölkerung ge fährdet erscheint. Die Gastwirte Steyrs haben dies¬ bezüglich eine Eingabe überreicht, die ich mit ent¬ prechender Einbegleitung an die Statthalterei weiter¬ eitete. Ich hoffe, daß diese Mittel und Wege fin¬ den wird, um dem ungesetzlichen Treiben gewisser Mosteinkäufer ein Ziel zu setzen und dadurch der einheimischen Bevölkerung das landesübliche Getränk zum vorgeschriebenen Preise zu sichern Die Kehrrichtabfuhr wurde mit 1. Juli auch auf Steyrdorf ausgedehnt und arbeitet wie überall in zufriedenstellender Weise Da Steyr in der auf den Kopf entfallenden Rauchwarenmenge gegen Linz zurückgesetzt ist, habe ich mich an die Finanzdirektion Linz gewendet mit dem Begehren, die Stadt Steyr die infolge ihrer hochentwickelten Industrie gewiß Beachtung verdient in der zugewiesenen Tabakmenge mit Linz gleichzu stellen. Die eingelangte Antwort lautet: K. k. Finanz=Inspektorat Wels. Am 19. Juli 1918. 3l. 664/167. Tabakzuweisung in Steyr. Zur Zahl 22.042 vom 6. Juli 1918. An die Stadtgemeindevorstehung in Steyr. In Erledigung der obigen an die k. k. Finanz¬ Direktion in Linz gerichteten Eingabe, beehre ich mich mitzuteilen, daß die Bemessung der Stammkunden¬ menge für die Stadt Steyr auf Grund des von der Generaldirektion der Tabakregie für den Ver¬ lagsbezirk Stehr zur Verfügung gestellten Monats¬ ontingentes erfolgt ist und daß nach den derma¬ ligen Zuweisungen eine Erhöhung der Stammkunden¬ nenge nicht möglich ist. Der k. k. Finanzrat: Höllhuber m. p. Ich werde mich daher an die Generaldirektion k. k. Tabakregie wenden. der Umpflasterung lls ersten Teil der geplanten auf wurde in der Pfarrgasse die Umpflasterung so daß zu hoffen schweren Unterbau vorgenommen teht, daß diese durch ihre Schmalheit den Beschä¬ igungen besonders ausgesetzte Strecke nunmehr ent¬ sprechende Widerstandskraft besitzen wird Die Einverleibung des Gleinker Gebietes nimmt inen ungemein schleppenden Gang. Ich war daher bemüht, durch Vorstellungen die Angelegenheit zu be¬ hleunigen und hoffe, daß sie nun endlich zum (Ab. chlusse gelangen wird In Angelegenheit der Notschule auf der Ennsl i#e habe ich mich wegen Bewilligung von Lehrkräften hiefür an seine Exzellenz den Herrn Landeshauptmann gewendet. Mit Zuschrift vom 13. Juli l. J. hat mir dieser seine Unterstützung zugesagt. Schließlich gestatte ich mir noch mitzuteilen, daß in Vertretung der Stadt Steyr an dem Linzer Volkstage teilgenommen habe. 3 Diese Mitteilungen werden vom Gemeinderate Befriedigung zur Kenntnis genommen. nit ierauf führt der Herr Vorsitzende aus: „Meine sehr greehrten Herren! Ve gangenen Sams¬ tag hat eine Sitzung der Verkehrskommission in An¬ gelegenheit von Bahnfragen stattgefunden, deren Er¬ ebnis in zwei Driiglichkei santrägen, die i der heu¬ igen Gemeinderatssitzung zur Vorlage kommen, nie¬ dergelegt erscheint. Ich bitte Herrn Vizebürgermeister bründler als Referenten hierüber Bericht zu er¬ tatten. Herr Reserent Vizekürgim ister Gründler: Wie sie eben vom Herrn Bürgermeister gehört haben, hat am Samstag eine Sitzung der Verkehrs¬ kommission stattgefunden, in welcher Bahnfragen in eingehender Weise zur Besprechung gelangten. Vor allem anderen muß ich mitteilen, daß in dieser Sitzung Herr Gememderat k. k. Professor Erb zum Obmanne und zum Referenten der Verkehrskommis¬ ion gewählt wurde; nachdem aber Herr Gemeinde¬ rat k. k. Professor Erb durch die Tagung des Reichsrates verhmdert ist an der heutigen Sitzung eilzunehmen, habe ich in dessen Stelivertretung die Berichterstattung übernommen. Die für die Stadt Steyr so ungemein wichtige Frage des Neu= bzw. Umbaues unseres Staatsbahn¬ hofes ist nunmehr in ein Stadium getreten, welches eine rasche Behandlung sehr notwendig macht, un n absehbarer Zeit endlich eine neue, den modernen Anforderungen entsprechende Bahnanlage zu erhalten. Der Herr Bürgermeister hat in dieser Bahnhofan¬ gelegenheit an die Verkehrskommission einen Bericht erstattet, den ich mir hiemit zur Kenntnis zu brin¬ gen erlaube: Bericht über die Bahnhoffrage in Steyt. Wie ich mir in der letzten Gemeinderatssitzung mitzuteilen erlaubte, ist nunmehr endlich ein Plan zur Ausgestaltung unserer vollständig ungenügenden, veralteten Bahnhofanlage durch die k. k. Staatsbahn¬ direktion in Ausarbeitung begriffen und wird dieser Plan laut Zusage des Eisenbahnministeriums k. k. der Stadtgememde rechtzeitig vorgelegt werden. Dieses Wort „rechtzeitig“ erscheint mir aber nicht genügend, um eine entsprechende Einflußnahme der Stadt Steyr auf diese hochwichtige Angelegenheit zu sichern. Meines Erachtens nach sollte die Stadtge¬ meinde Steyr schon von den Grundzügen der ge¬ lanten Veränderungen in Kenntnis gesetzt werden amit sie schon bei dieser Gelegenheit ihre Wünsche um Ausdrucke bringen kann. Solche unbedingt zu erfüllende Wünsche wären Vollständiger Neubau des Aufnahmsgebäudes unter Berücksichtigung eines Bahnhofpostamtes, vollständiger Neubau der Magazins= und Kanzleigebäude, sowie der Rampen und Heizhausanlagen. Grundlegender * lusbau der Gleisanlagen und damit Ermöglichung es Einmündens der Steyrtalbahn in den Staats¬ bahnhof Steyr mit Umladegelegenheit. Erweiterung der verkehrshindernden Durchfahrt in der Damberg¬ gasse. die Inangriffnahme des Baues wäre für die nächste Zeit anzustreben. Kann der viele Millionen ver¬ chlingende Bau des Linzer Bahnhofes auch unter den dermaligen Verhältnissen durchgeführt werdenso iuß dies auch bei dem so viel kleineren Bahnhofe in Steyr möglich sein. Ein Abwarten normaler Ver¬ hältnisse würde einem Hinausschieben der ganzen Frage auf viele Jahre gleichkommen. Ich die ersuche daher die Verkehrskommission, Sachlage zu beraten und dem Gemeinderate geeig¬ nete Anträge vorzulegen. Steyr, am 13. Juli 1918 Der Bürgermeister: Julius Gschaider m. v. Die Verkehrskommission hat sich mit diesem Be¬ ichte eingehendst befaßt und nach lebhafter Wech¬ elrede beschlossen, dem löblichen Gemeinderate die em¬ Annahme folgenden Dringlichkeitsantrages zu pfehlen: Dringlichkeitsantrag der Verkehrskommission betreffend Neu bau des Staatsbahnhofes in Steyr. Nach den in der Sitzung des Gemeinderates der Stadt Steyr vom 18. Juni 1918 gemachten Mit¬ teilungen des Herrn Bürgermeisters, ist doch endlich ein Projektt für den Neubau des Staatsbahnhofes nSteyr in Ausarbeitung begriffen. Diese Mittei¬ ung ist gewiß begrüßenswert. ist endlich nach jahre¬ angen Bemühungen der Stadtgemeindevorstehung und

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2