Es wäre recht schön, für jedes Volk die Selbstverwaltung einzuführen; aber wie sieht dann die Leitung dieses Staates aus. Denken wir uns, wir haben fünf oder sechs solcher selbst¬ tändiger Verwaltungen; da wären die Deutschen vier großen Völkerschaften ausgeliefert, denn irgend etwas müssen diese fünf Stämme gemeinsam haben, so zur Verteidigung ihr Heer und die gemeinsam zu bestimmenden Auslagen. Die Tschechen, Polen, Ingarn und Slovenen würden natürlich zusammenhalten, um dem Deutschen, der obendrein nichts dreinzureden hätte, die größten Lasten aufzubürden und schließlich würde dieser Staat auseinanderfallen, wie es von Tschechen und Slovenen so sehn¬ üchtig nach den Wünschen der Entente erwartet wird. Wir ehen es ja; mit wem haben sich diese Völkerschaften verbunden Doch nicht mit Oesterreich, sondern mit dessen größten Feinden, die unseren Staat zertrümmern wollen. Die Folge des tschechi schen Strebens ist die Kriegsverlängerung; die wahren Kriegs¬ verlängerer sind also die Tschechen, Polen und Slovenen. Ja ich gehe noch weiter. Der Krieg wäre überhaupt nicht ausge¬ brochen, wenn durch diese Völkerschaften nicht ein Bild von Oesterreich dem Auslande gegenüber geschaffen worden wäre, daß dieser Staat zum Zerfalle reif sei Die Deutschen wünschen gar nichts anderes als Ruhe in ihrem eigenen Gebiet und daß dieser Staat erhalten bleibe und so gesund und kräftig werde. Was hat die Entstehung so vieler Volksräte und Volkstage verursacht? Doch nur der Umstand, veil Millionen und Millionen von Deutschen sich der großen ungeheueren Gefahren bewußt geworden sind, welche ihrem Volke drohen. Diese Volksräte und Volkstage haben nicht die Abgeordneten gemacht, ja sie sind eigentlich gegen die Abgeord¬ neten aus dem Volke selbst heraus entstanden, um zu zeigen, daß das deutsche Volk endlich aufsteht und sich wehrt, nicht nur gegen seine Feinde, sondern auch gegen schmählichen Undan und gröbste Vernachlässigung So ist die Sache und möchte ich daher, daß auf diese deutschen Volksräte und Volkstage auch durch unsere Zustim¬ nung Gewicht gelegt wird Wie sollen wir uns ein Oesterreich vorstellen, das nicht irgend eine einheitliche Sprache hat? Ich komme wieder auf den seiner¬ zeit schon ausgesprochenen Gedanken des Herrn Kollegen Wokral zurück. Stellen wir uns diese fünf oder sechs Völker vor, diese müssen doch um Gottes Willen eine gemeinsame Sprache in einer emeinsamen Verwaltung haben, und welche kann diese gemein ame Sprache sein? Doch nicht tschechisch oder kroatisch, es kann nur die deutsche Sprache sein. Die Deutschen sind das weitaus virtschaftlich stärkste Volk. Nicht für die Deutschen ist die deutsche Sprache als Staatssprache notwendig, sondern für den Staat elbst. Die Nationalitäten im Staate können doch nicht Volapük oder lateinisch reden; ihre gemeinsame Sprache kann nur eine lebende Sprache sein. Es war der größte Fehler unserer Liberalen, die diesen Staat seinerzeit neuerdings zusammengefügt haben, daß sie keine Staatssprache eingeführt hatten. Blicken wir au Ungarn. Die wirtschaftliche und politische Stärke Ungarns liegt in der Einheitlichkeit seiner Verwaltung, in seiner einheitlichen Führung und in der einheitlichen Staatssprache, wobei nur den Kroaten erlaubt ist, im Reichstage und im Amte, aber begrenzt ihre Sprache zu reden. Durch die Nichteinführung einer Staats¬ sprache und der Namenlosigkeit ist Oesterreich als ein eigen¬ artiges politisches Rumpfgebilde ohne festes Rückgrad geworden, welcher Zustand noch immer andauert. Ich muß es lebhaft bedauern, daß das Wort „Vorherr¬ schaft der Deutschen“ hier gesagt wurde. Wir stehen nicht im Kampfe um die Vorherrschaft, wir stehen im Kampfe gegen die drohende Vernichtung des Deutschtums und gegen den Zerfall Oesterreichs. Die Volkstage und insbesondere der Wiener Volks¬ ag wollte klar und deutlich zum Ausdrucke bringen, daß sich das deutsche Volk in Oesterreich eine Knechtschaft nach keiner Richtung hin mehr gefallen lassen will, und weil auch wir hier in Steyr zwar noch auf einen guten deutschen Boden sitzen — — der freilich auch schon unterwühlt ist müssen wir die bei diesen Volkstagen in Entschließungen niedergelegten Bestrebunger des Schutzes des deutschen Volkes vor Knechtschaft und Knebe¬ lung einmütig unterstützen, weil die drohende Gefahr eine uns gemeinsam treffende ist Weiters möchte ich noch auf eine Frage kommen, die Herr Bemeinderat Kollege Wokral angeschnitten hat; er sagte, ohne Parlament wird eine Einigung der Völker nicht zu machen sein. Wie sieht das Parlament aber heute aus? Ein zerrissener körper, wo die staatsfeindlichen Abgeordneten die Mehrheit haben. Die gesamten Tschechen und Slovenen stehen in wütendster Opposition gegen die Regierung und gegen den Staat. Ein Wechsel der Regierung würde gar nichts nützen, die Tschechen oben und wüten weiter so lange, bis sie ihr Ziel mit den Jugoslaven und Slovenen erreicht haben: die Zertrümme¬ rungdes Staates Was die Polen betrifft, so gibt es keine zerfahrenere Partei als diese. Sie haben seinerzeit selbst ihren Staat zer¬ rümmert und sich unfähig erwiesen, ein eigenes Reich zu be sitzen. Heute erweisen sie sich ebenso unfähig; aus Dankbarkeit daß sie von den Deutschen aus den Ketten befreit wurden, ver¬ langen sie heute Unmögliches. Kein Mensch weiß, wie die polni¬ sche Frage zu lösen ist ulle flavischen Abgeordneten, leider auch die deutschen Sozialdemokraten, stehen auf dem Standpunkte, dem Staate überhaupt nichts zu bewilligen, weder das Budget noch Mittel ur Fortsetzung des Krieges. Wenn jetzt der Reichsrat zusammen reten würde, würde er beiläufig 170 Abgeordnete finden, die für den Staat, und das was er braucht, zu haben sind und die restlichen 300 Abgeordneten, Slaven und deutsche Sozialdemo raten, würden dem Staate zu seiner Existenz nichts bewilligen. Soll dieses traurige Schauspiel vor den Augen der ganzen Welt aufgeführt werden? Ich bin gewiß ein begeisterter Anhänger für die Einberufung des Abgeordnetenhauses, aber ich frage: Soll dieser Weltskandal, der sich im Abgeordnetenhause ent¬ wickeln würde, noch dazu in dem bedenklichsten Augenblicke des Krieges, wo wir auf des Messers Schneide stehen, und ein jämmerliches Bild der politischen inneren Verhältnisse bieten vürden, aufgeführt werden. Mit der Einberufung des Reichsrates wäre jetzt nichts erreicht als ein Skandal, der der Entente nur gute Dienste eisten würde. Die Staatsfeinde hätten ihre helle Freude daran Also vorerst Sicherung vor diesen Skandal! Eine Möglichkeit würde jedoch bestehen, um dem Wunsche des Herrn Kollegen Wokral auf eine Einigung der Völker durch das Abgeordnetenhaus näher zu kommen, und das wäre, wenn sich die Partei des Herrn Gemeinderates Wokral sich endlick ntschließen würde, so zu handeln — wie ich es schon einmal in einer vorjährigen Gemeinderatssitzung betont hatte, wie die eichsdeutsche Sozialdemokratie — daß sie mit uns als deutsch Volksgenossen für das Budget und für die Mittel zur Fortführung des Krieges und damit auch zu seiner siegreichen baldigen Beendigung stimmen würden, für seine Mittel, die der Staat für seine Erhaltung und Existenz braucht. Denn die Verweigerung der Mittel zur Kriegsführung bedeutet eine Verlängerung des Krieges, weil dadurch die Absichten der Entente nur gestärkt werden. Ich meine, daß die Sozialdemo¬ raten des Deutschen Reiches mindestens ebenso klug und so ge¬ heit sind, wie die Führer der Sozialdemokraten Oesterreichs, ie doch das Gefühl für das eigene Volk aufbringen sollten, so vie ein wirklicher deutscher Sozialdemokrat im Deutschen Reiche. Leider sind die Führer der deutschen Sozialdemokratie in Oester reich größtenteils nicht deutscher Abkunft, weßhalb ihnen Herz und Seele für das Deutschtum gänzlich fehlt. Würde es also unseren deutschen Sozialdemokraten möglich ein, deutsches Gefühl aufzubringen und abzulassen von ihrem Doktrin und ihrer trostlosen Verbortheit, die dem deutschen Volke so furchtbar schadet und den Krieg verlängert, die Hoff¬ tung unserer Feinde auf die Zersetzung Oesterreichs immer wieder nährt und hebt, dann wäre der Sache näher zu treten und nach den Wünschen des Herrn Kollegen Wokral einem Uebereinkommen mit den anderen Völkerschaften zu entsprechen Vergessen Sie aber nicht: Die jetzige Haltung der deutschen Sozialdemokraten Oesterreichs ist eine Stärkung des Slaventums überhaupt, der äußeren und inneren Feinde, der Zertrümmerer Oesterreichs und der Vernichter des deutschen Volkes Ich möchte Ihnen einmal die wutentbrannten tschechischen und polnischen sozialdemokratischen Abgeordneten im Abgeord¬ letenhause vorführen, wenn es sich um ihre nationalen Fragen andelt, so den tschechischen Sozialdemokraten Abgeordneten Modrazek, den einst so gefeierten polnischen Sozialdemokraten Abgeordneten Daszinski und seinen Kollegen Diamant und ähn¬ iche Herren. Diesen kommt zuerst ihr Volk und nochmals. hr Volk in den Sinn, darnach die Sozialdemokratie. Uns ber fallen die deutschen Sozialdemokraten immer in den Arm, wenn wir unser Volk, das deutsche Volk, in seiner Not ver¬ teidigen, sagen, wir haben Unrecht, stoßen in das Horn der Gegner und werfen uns, den Deutschen in Oesterreich, fälschlich Vorherrschaft vor. Wie wollen wir uns versöhnen mit den un¬ versöhnlichsten Leuten, die es gibt, die durch Jahrzehnte an der Zerstörung des österreichischen Staates gearbeitet haben, mit kramarsch, Klofac, Korosec, Masarik, mit den Leuten um Glom¬ binsky, mit Leuten, die von Haß gegen alles Deutsche triefen Kennen Sie die Geschichte, die sich unlängst in Radkers¬ burg abgespielt hat, wo ein slovenisches Marschbataillon aus der Umgebung von Triest in Radkersburg eine Bartolomäusnacht veranstalten und das kleine deutsche steirische Städtchen nieder¬ brennen wollte? Der Plan wurde knapp vor seiner Aus¬ ührung vereitelt. Dies ist typisch, typisch ist ferner von den Slaven, daß bei Volksversammlungen die anwesenden Deutschen niedergeschlagen und russische Gefangene dazu mißbraucht wurden. st es jemals bei den Deutschen vorgekommen, daß sie in tschechi¬ sche Städte eingedrungen sind und dort die Tschechen nieder schlugen? Nie und nimmer haben sich die Deutschen solche An¬ griffe gestattet, sie mußten nur handeln, wenn sie angegriffen wurden. Vielleicht ist nicht das ganze tschechische Volk Schuld an all' diesen traurigen Dingen, aber der Haß gegen alles Deutsche ist von den Führern dieses Volkes schon zu weit in dasselbe hineingetragen worden und da sagt man, die Deutschen haben die Vorherrschaft und sind unversöhnlich Ich habe mich zurückgehalten, um nicht zu scharf zu sprechen weil wir ja unter uns sitzen und weil ich meine, wenn man errn G.=R. Wokral ins Herz blicken könnte, würde man finden können, daß hier eben die Parteidisziplin ihm die Pflicht auf¬ erlegt hat, gegen seine innerste Ueberzeugung reden zu müssen. Entschuldigen Sie, wenn ich aus mir herausspreche; ich habe ie Verhältnisse wahrheitsgetren geschildert. Ich möchte nur aben, daß auch in unserer deutschen Heimatstadt die Entschlie¬ zung des Wiener Volkstages einmütig zur Annahme gelangt ind jene Elemente auch aus der deutschen Sozialdemokratie ent¬ ernt werden, die dem guten ehrlichen deutschen Gewissen und dem deutschen Herzen entgegenarbeiten und ein Zusammengehen er deutsch=österreichischen Sozialdemokraten mit den übrigen deutschen Parteien behindern. 5
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