Ratsprotokoll vom 22. März 1918

8 will in der Zeitschrift „Museumskunde“ eine Arbeit „Die steiri¬ chen Eisenwurzen und ihre Museen“ veröffentlichen. Darin werde ich Ihrem Museum, über das ich — ohne Schmeichelei — ganz entzückt bin und das ich für eines der gediegendsten und bestaufgestellten Heimatmuseen unter allen (mehr als 100!) bekannten halte, einen ziemlich breiten Raum zuweisen.“ mir Bei dieser Gelegenheit muß auch gesagt werden, daß sich seinerzeitige Gemeinderatsbeschluß, das Museum in den der Innerbergerstadl unterzubringen, als ein sehr glücklicher erwiesen hat. Die Leitung des Museums unter Herrn Direktor Kautsch befindet sich in den allerbesten Händen und erübrigt es nur, Herrn Direktor Kautsch für die umsichtige und hervorragend wirksame Leitung des Museums den besten Dank des Gemeinde¬ ates zum Ausdrucke zu bringen. Auch dessen Frau Gemahlin, die sich ebenso um das Museum vielfach verdient macht, gebührt die vollste Anerkennung und Dank. Die Sektion stellt daher den Antrag: Diesen Bericht des Direktors des städt. Museums mit Dank für seine mühevolle ätigkeit zur Kenntnis zu nehmen und ebenso seiner Frau Ge mahlin für ihre dankenswerte Mitarbeit die Anerkennung aus¬ zusprechen. Herr Bürgermeister leitet über den Sektionsantrag die Abstimmung ein und ersucht den Gemeinderat, seine Zu¬ stimmung zum Sektionsantrage durch Erheben von den Sitzen zum Ausdrucke zu bringen Der Sektionsantrag wird einstimmig angenommen. Z. 8680 1 Beschlußfassung wegen Beteiligung an der zu gründenden Gemüse= und Obstbaugesellschaft m. b. H Herr Referent G.=R. Kirchberger ersucht über diesen Herrn G.=R. Bachmayr zu referieren Punk Herr G.=R. Bachmayr bringt zunächst den nachstehenden Erlaß des Landeswirtschaftsamtes vom 22. Februar 1918, Z. 3635 zur Verlesung: K. k. Statthalterei (Landeswirtschaftsamt) Linz. Linz, am 22. Februar 1918. Zl. 3635/Ap Gemüsebau = Aktion, Gründung einer Gemüse= und Obstbau¬ gesellschaft m. b. H An die Stadtgemeinde=Vorstehung in Steyr. Um der in den vergangenen Jahren unliebsam bemerkter unzulänglichen Gemüseversorgung der wichtigsten Städte Ober¬ österreichs in den kommenden Jahren abzuhelfen, hat die Statt halterei im Einvernehmen mit der Gemüse=Obst=Landesstelle Linz und der Obstmostverteilungsgesellschaft m. b. H. in Linz die Durchführung einer großzügigen Gemüsebau=Aktion in An¬ riff genommen. Zu diesem Zwecke wurde bereits mit dem Besitzer des „Lindenhofes“ in Kematen a. d. Kr. Vorverhandlungen einge¬ leitet, die dahin abzielen, auf diesem Gute und zu erwartenden n seiner Umgebung befindlichen Pachtgründen vorläufig au einem Areale von zirka 70 Joch Früh= und Spätgemüse zu kultivieren. Das Ernteergebnis ist zur Versorgung der Städte mit Gemüse bestimmt. Die Vorarbeiten hinsichtlich der Aufstel lung der Mistbeete (vorläufig 2000 Fenster mit einer geplanten Erweiterung auf 4000 Fenster), Beschaffung der Baumaterialien Arbeitspersonale, Bespannungen, Dünger und Kunstdüngermittel ind Samen sind teils bereits beendet, teils in Durchführung begriffen. Zur weiteren Durchführung dieser als bleibende Einrich ung gedachten, auf gemeinnütziger Grundlage beruhenden Aktion soll unter Beiziehung der beteiligten Städte und sonstiger In¬ teressenten eine Gemüse= und Obstbaugesellschaft m. b. H. ge¬ gründet werden, deren Gesellschaftskapital mit zirka 400.000 bis 00.000 K veranschlagt wird Die Stadtgemeinde wird eingeladen, der Statthalterei, und zwar in Berücksichtigung der besonderen Dringlichkeit der Ange¬ legenheit, tunlichst umgehend bekanntzugeben, ob, bezw. mit welchem Betrag sich die Stadtgemeinde als Gesellschafter an dem geplanten Unternehmen zu beteiligen gedenkt Für den k. k. Statthalter: Thun m. p. Der Herr Bürgermeister hat diesen Erlaß dem Wirtschafts rate zur Begutachtung übergeben und hat der Wirtschaftsrat in seiner am 25. Februar l. J. abgehaltenen Sitzung nachstehenden Beschluß gefaßt: Auszug aus dem Protokolle über die zweite Sitzung des städtischen Wirt chaftsrates am 25. Februar 1918, ½11 Uhr vormittags. Anwesende: Vorsitzender: Herr Bürgermeister Julius Gschaider und 10 Mitglieder des städtischen Wirtschaftsrates Herr Bürgermeister eröffnet die Sitzung und berichtet unter Bezugnahme auf die in der letzten Sitzung des Gemeinderate¬ im 25. Jänner l. J. gemachte Mitteilung, daß nunmehr seitens der Statthalterei betreffend die Aktion zur Gründung einer Ge müse= und Obstbaugesellschaft m. b. H. der bezügliche Erlaß (22. Februar 1918, Zl. 3635/Ap) herabgelangt ist ür die Aktion kämen die Städte Linz, Urfahr, Steyr und Wels in Frage, da sich die kleineren Städte doch leichter selbst mit Gemüse versorgen können. Die Poschacher Brauerei wird ich mit einem Kapitale von 100.000 K beteiligen, wodurch chon ein Fünftel des beantragten Gesellschaftskapitales gedeckt erscheint. Die Statthalterei würde damit rechnen, daß sich die Stadtgemeinde Steyr mit einem Kapitale von 50.000 K be¬ teiligt. Es dürfte zur Beteiligung mit diesem Betrage einzuraten sein; außerdem habe die Stadtgemeinde gegenüber der Bevölke¬ rung eine Verpflichtung, für die künftige Gemüseversorgung vor¬ zuarbeiten. Anders steht es mit der Durchführung der Sache. Der Gemeinderat ist in seiner letzten Sitzung nicht mehr in die Lage jekommen, darüber zu beraten. Der Wirtschaftsrat hat vom Ge¬ meinderate einen Kredit von 500.000 K eingeräumt; es frägt ich nun, ob zur Deckung dieser Kapitalsanlage die erforderlichen 50.000 K aus der laufenden Rechnung des Wirtschaftsamtes oder aus dem von dem Gemeinderate eingeräumten Kredite ge¬ nommen werden soll; in letzterem Falle wäre die nachträgliche Genehmigung des Gemeinderates einzuholen. Der erste Weg empfiehlt sich aus dem Grunde nicht, um den Wirtschaftsfonk nicht zu schwächen, da derselbe zur Deckung unvorhergesehener Verluste, welche bei den verschiedenartigen Artikeln manchmal un¬ vermeidlich sind, einen beständigen Ueberschuß notwendig braucht tachdem jedoch die Angelegenheit ziemlich dringend ist würde es vielleicht schwer fallen, bis zur Entscheidung über die Beteiligung bis zur nächsten Gemeinderatssitzung zuzuwarten. err G.=R. Wöhrer und Herr G.=R. Wokral befürworten die Beteiligung mit dem vorgeschlagenen Betrage und wird nach urzer Beratung beschlossen, daß der Wirtschaftsrat sich für die Beteiligung an der zu gründenden Gemüse= und Obstbaugesell¬ schaft mit einem Kapitalsbetrage von 50.000 K, welcher aus dem em Wirtschaftsrate eingeräumten Kredite zu entnehmen ist, ein¬ hellig ausspricht und den Gemeinderat um die nachträgliche Ge¬ nehmigung seines Votums ersuch Der Vorsitzende: schaider m. p. Der Schriftführer: Ridler m. p. Am 28. Februar 1918 habe ich über Ersuchen einer Sitzung der o.=ö. Obstmostverteilungsgesellschaft in Linz angewohnt, in welcher allgemein auf die unabweisliche Notwendigkeit hinge¬ wiesen wurde, für die Versorgung der Städte mit Gemüse hin¬ uwirken und dem Unternehmen beizutreten, da von anderer Seite (Geos) nichts zu erwarten sei. Mit Unterstützung der .=ö. Statthalterei wurden bereits die Vorarbeiten, die eine ichere Gewähr für den Erfolg des Unternehmens erhoffen lassen ingeleitet Das zum Gemüsebau für die Städte in Aussicht genommene But liegt in der Gemeinde Biberbach nächst Kematen a. d. Kr., st 10 Minuten vom Bahnhofe entfernt und ist die Lage, wenn nicht gerade ideal, so doch für den Gemüsebau günstig. Die Bodenbeschaffenheit ist gut und sind die nötigen Bewässerungs¬ anlagen aus dem angrenzenden Kremsbache leicht herzustellen. Auch die Hagellage ist nicht ungünstig, da seit 20 Jahren, außer dem letzten über ganz Oberösterreich niedergegangenem, dort kein Hagelschlag vorgekommen ist. Die zu gründende Gesellschaft wird dieses vorgenannte Gut, welches 41 Joch umfaßt, auf 5 Jahre jährlich 5000 X) pachten und während oder nach Ablauf dieser Zeit, wenn es notwendig sein sollte, die Aktion zu erhalten, um den bereits vereinbarten Kaufpreis von 100.000 K erwerben Bit dem Bauen der Mistbeete — es sind 4000 Fenster geplant und der Bewässerungsanlage wurde bereits begonnen und werden diese Arbeiten so rasch als möglich fortgesetzt. Die Samen eschaffung ist bereits durch die Statthalterei (80 kg), die nötigen Arbeitskräfte durch das Militärärar und die notwendigen Dünger¬ mengen durch die Großmenage zugesichert Die Gesamtauslagen für das heurige Jahr samt Pacht und Amortisation dürften rund 55.000 K betragen, wobei diese Summe derart hoch angesetzt ist, daß eine Ueberschreitung der¬ elben ausgeschlossen erscheint. Vorausgesetzt, daß keine ungün tigen Naturereignisse eintreten, könnte noch heuer bei voller Ausnützung des Ganzen selbst bei billiger Abgabe der Produkte in guter Reinertrag erzielt werden. Vor allem soll die Aktion über die allgemein befürchtete Fleischnot hinweghelfen. Der Ver¬ reter der Statthalterei warnt vor zu großen Hoffnungen und chätzt das Ausbleiben der Pflanzen auf 25 Prozent, verweist bei größeren Anlagen auf die Insektengefahr und auf Eisenbeton mnistbeete, welche bei uns noch nicht ausprobiert sind. Diese Befürchtungen wurden jedoch von verschiedenen Seiter widerlegt, da es beispielsweise in Deutschland andere als solche Mistbeete nicht gebe und gegen Insekten genügend Schutzmitte orhanden sind. Hauptsache bleibe die genügende Aufbringung on Gemüse, wenn auch ohne Nutzen. Solche Unternehmen ollen übrigens vom Staate unterstützt werden. Nach diesen Ausführungen wurde die Gründung der Ge¬ nüse¬und Obstbaugesellschaft m. b. H. einstimmig von den An wesenden beschlossen. Nachstehende Vertreter erklärten ihren Beitritt, und zwar: die o.=ö. Obstmostverteilungs=Gesellschaft mit 150.000 K, die Großmenage mit 50.000 die Firma Poschacher mit 100.000 „ die Stadt Linz mit 100.000 „ die Stadt Steyr mit 50.000 die 50.000 Stadt Urfahr mit Wels erklärte gleichfalls ihren Beitritt und wird die Summe ihres Anteiles erst bekannt geben.

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