Ratsprotokoll vom 26. Oktober 1917

Die Hauptschwierigkeit in der Kohlenversorgung, wenn Kohlen überhaupt in genügender Menge vorhanden sind, wird wieder im Waggonmangel bestehen. Die Erhebungen über unseren Bedarf sind zwar zeitgerecht nach dem vorge¬ schriebenen Termine (20. Oktober) eingereicht worden. Seitens des Amtes wurde alles getan, was in der Macht stand; es scheint nur wieder auswärts schlecht zu gehen, was jedoch ein schwacher Trost ist. Herr GR. Ing. Huber interpelliert den Herrn Bürgermeister, daß erst vor kurzem ein gedrucktes Rats¬ Protokoll aus dem Jahre 1916 zugestellt worden sei und klärt Herr Bürgermeister die Ursache der verspäteten Zustellung auf. Herr GR. Tribrunner nimmt auf die im Berichte des Herrn Bürgermeisters gebrachte Mitteilung über die Zugseinstellung Bezug und sagt, daß es tatsächlich schon be¬ denklich und auffallend sei, daß er gelegentlich einer privaten Besprechung über Bahnverkehrs=Angelegenheiten von einer vertrauenswürdigen Person hören mußte, daß Steyr im Eisenbahn=Ministerium nie viel erreichen kann, so lange Per¬ Frei der Staatsbahn=Direktion sind, die der Stadt Steyr nicht wohl gewogen sind. Ich habe wohl seinerzeit schon davon gehört, aber nicht recht daran glauben können. Nun stellen sich unseren Wünschen wieder mit unzureichenden Gründen ausgestattete Bescheide entgegen, die aber in Wahr¬ heit ganz leicht zu erfüllen wären, wie beispielsweise auf meine Anregung der Verwendung der aus Kleinreifling leer zurückfahrenden Arbeiterzuggarnitur zu einem Personen¬ zuge, diese mit der Begründung abgelehnt wurde, daß die Maschine des Zuges in diesem Falle verkehrt fahren müßte. In Oesterreich geht so vieles verkehrt, daß sich kein Mensch um das Verkehrtfahren der Zugmaschine kümmert. (Heiter¬ keit.) Es möge daher der Sache auf den Grund gegangen werden und habe ich auf Grund der mir persönlich ge¬ wordenen Mitteilung heute die Gelegenheit benützt, dies im Gemeinderate zur Sprache zu bringen. Herr Bürgermeister entgegnet, daß Steyr von der Staatsbahn=Direktion immer stiefmütterlich behandelt wird und es wirklich schwer ist, mit den Eisenbahnbehörden zu verhandeln. Steyr wird immer als eine Stadt an einer Nebenlinie liegend behandelt. Herr Bürgermeister berichtet, daß das Handels¬ Ministerium für Ennsdorf ein Postamt bewilligt habe; über die Unterbringung desselben haben sich jedoch Schwierig¬ keiten ergeben, indem die Partei, in deren Räume das Amt unterzubringen wäre, gegen die gerichtliche Kündigung Ein¬ sprache erhoben und merkwürdigerweise der Partei vom Gericht Recht gegeben wurde. Es wird nun Dank dem Ent¬ gegenkommen der Post= und Telegraphen=Direktion, be¬ onders des Herrn Hofrates van de Castel ein Baracken¬ postamt errichtet werden und spreche ich von dieser Stelle aus der Post= und Telegraphen=Direktion Linz, insbesondere Herrn Hofrat van de Castel und Herrn Oberbaurat Vogl meinen besten Dank für die Unterstützung in dieser für die Interessen der Stadtgemeinde so wichtigen Sache aus. Hierauf schließt der Herr Vorsitzende um ¾ 5 Uhr nachmittags den öffentlichen Teil der Sitzung.

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