Ratsprotokoll vom 26. Oktober 1917

3. Ansuchen um Verpachtung von städtischem Grund. Herr Referent GR. Ing. Huber bringt folgendes An¬ suchen zur Verlesung Mit Sitzungsbeschluß vom 2. April 1917 hat der löb¬ liche Gemeinderat der Stadt Steyr dem Herrn Franz Datz¬ berger, als Besitzer des Hauses Nr. 67 in der Sierninger¬ traße in Steyr, einen Teil der Parzelle Nr. 590/6 im Aus naße von zirka 46 Quadratklafter anstoßend an seiner Bartengrund, gegen einen in halbjährigen Raten zahlbaren Pachtzins von jährlich 6 K und gegen jederzeitige halbjährige Kündigung pachtweise überlassen. Da ich im Juli l. J. den obigen Besitz käuflich erworben abe, so stelle ich an den löblichen Gemeinderat die Bitte, mir en bezeichneten Grund unter den gleichen Bedingungen wie seinem Besitzvorgänger zu verpachten. Hochachtungsvoll Haslinger Karl. Der Sektionsantrag lautet: Der löbliche Gemeinderat beschließe: die bisher an Franz Datzberger überlassene Grundparzelle Nr. 590/6 dessen Besitznachfolger Herrn Karl Haslinger, Eigentümer des Hauses Nr. 67 Sierningerstraße, zu den bisherigen Bedingnissen weiter zu verpachten Der Herr Vorsitzende leitet über den Antrag die Abstimmung ein und ergibt dieselbe die einstimmige An¬ rahme desselben. IV Sektion. Referent Sektionsobmann G9. Ludwig Binderberger 4. Ansuchen um Ueberlassung eines Lehrzimmers an der Mädchen-Bürgerschule für Unterrichtszwecke Herr Referent bringt das Ansuchen des Fräulein Franziska Schrey, Hilfslehrerin für Französisch, um Ueber¬ assung eines. Raumes an der Mädchen=Bürgerschule zur Abhaltung von Privatstunden zur Kenntnis und stellt folgen¬ den Sektionsantrag: Der löbliche Gemeinderat wolle der Gesuchstellerin Abhaltung ihrer Privatstunden zur das physikalische Kabinett, wenn es nach dem obligatorischen Unterricht frei ist und wozu eine separate Beheizung nicht beigestellt wird, iberlassen. Der Sektionsantrag wird nach Abstimmung einhellig angenommen. 15. Vergebung von acht Rosenauer-Pfründen. Herr Referent GR. Binderberger stellt den Sektionsantrag: Der löbliche Gemeinderat wolle beschließen es sei den Bewerbern: Therese Bögl, Johanna Dauspek¬ Barbara Mühlberger, Franz Pichler, Elise Rat¬ ruber, chüler, Marie Pichler, Elise Stezlmayr und Maria Nagen¬ kögl die Rosenauer=Pfründe monatlicher 10 K nach den Vorschlage des Armenrates zu verleihen Der Sektionsantrag wird angenommen Bürgermeister übernimmt wieder den Herr Vorsitz 16. Vergebung der Interessen aus der Vogl-Stiftung Herr Referent GR. Binderberger stellt folgenden Sektionsantrag: der Gemeinderat beschließe, es sei den nachbenannten Bewerbern um die Verleihung der Theresia Vogl¬ zwölf Stiftung ein Betrag von je 60 K über Vorschlag des Armen¬ ates als Stiftungsgenuß zu bewilligen: Gehbrand Johann, 2. Kirholzer Josefa, 3. Faltin 1 Anna I. Pracherstorfer Josefa, 5. Distlberger Franziska Cäcilia, 7. Karpf Rosa, 8. Himmelfreundpointner 6. Fisch Anna, 9. Stockinger Theresia, 10. Strohmayr Katharina 11. Mohr Konrad, 12. Hofmann Anna Der Sektionsantrag wird angenommen. 17. Remunerierung des Haushaltungsunterrichtes an der Mädchen-Bürgerschule in Steyr. Herr Referent GR. Binderberger bringt den Antrag des Stadtschulrates auf Weiteranweisung von 400 an die Aushilfslehrerin Anna Groß für die Erteilung des Haushaltungsunterrichtes an der Mädchen=Bürgerschule in Steyr zur Kenntnis und stellt den Sektionsantrag: Der öbliche Gemeinderat beschließe, es sei der Aushilfslehrerin Anna Groß für den Haushaltungsunterricht an der Mädchen¬ Bürgerschule die Remuneration von 400 K wie bisher wieden ür das Jahr 1917/18 zu bewilligen — der Sektionsantrag wird einhellig angenommen. Zl. 40.247 herr GR. Wokral ergreift zur Erledigung seines in der Gemeinderatssitzung vom 4. September gestellten Dring. lichkeitsantrages betreffs Beschlagnahme des für die Stadi Steyr beschlagnahmten und ausgeführten Brennholzes das Worl Aus der Erledigung geht hervor, daß die Bezirkshaupt nannschaft selbst zugibt, daß Holz beschlagnahmt wurde; sie bestreitet allerdings, daß dies Holz gewesen sei, welches be¬ eits für die Stadtgemeinde beschlagnahmt war; sie bestreite vom Dringlichkeitsantrag auch das eine, daß aus dem Ge¬ biete der Umgebung der Stadt Holz in größeren Mengen zum Abtransporte gelangte, während die Stadt nicht ver¬ orgt wurde. Daß Holz aus dem Gebiete der nächsten Um¬ gebung der Stadt zu angeblichen Approvisionierungszwecken nach Enns, Urfahr und Kleinmünchen gegangen ist, wird nicht bestritten und kann nicht bestritten werden. Die An¬ gaben der Statthalterei, daß Holz aus den Graf Lamberg= chen Lagerplätzen zur Beschlagnahme durch die Bezirks¬ hauptmannschaft nicht in Anfrruch genommen wurde, steht mit der Aeußerung der Bezirkshauptmannschaft, durch die Tatsache, daß der Abtransport des für die Stadt beschlag¬ ahmten Holzes nicht verhindert wurde, im Widerspruche Es ändert an unserer Beschwerde gar nichts, ob die be¬ reffenden Gemeinden eigenmächtig das Holz für sich in An¬ spruch genommen haben, oder ob die Bezirkshauptmannschaft verhindert hat, daß das der Stadt Steyr zugewiesene Holz an dieselbe abtransportiert wird. Das Ergebnis ist ganz dasselbe und wirklich nur ein Wortspiel, ob man sagt: Be¬ schlagnahme durch die Gemeinde oder auf Veranlassung 1 urch die Bezirkshauptmannschaft. Es bestätigt sich daher daß trotz alledem die Gemeinden Holz beschlagnahmt haben Der Gemeinderat hatte und hat daher alle Ursache egen dieses Verfahren Stellung zu nehmen und zu ver¬ angen, daß die Stadtgemeinde in erster Linie das für sie beschlagnahmte Holz auch erhält. Für Landgemeinden, in deren Bereich selbst schlagbarer Waldbesitz vorhanden ist wird es viel leichter sein sich zu versorgen, wie einer großen Industriestadt. Eine solche ist gänzlich auf die Zufuhr ange¬ wiesen und aus diesem Grunde wird besonders darauf hinzu¬ irbeiten sein, daß die Stadt rechtzeitig mit Brennmaterialien versorgt wird. Ich bitte, daß der Statthalterei mitgeteilt werde, daß die Erledigung mit dem Befügen zur Kenntnis enommen wird, daß die Beschlagnahme des für Steyr be¬ timmten Holzes auf Veranlassung durch die Bezirkshaupt¬ mannschaft erfolgte, daß es Tatsache ist, das aus dem ge¬ schlägerten für die Stadt Steyr bestimmten Gräfl. Lamberg= hen Holz Abtransporte nach Steyr verhindert worden sind und aus diesem Grunde daher unbedingt vorgesorgt werden muß, daß so rasch als möglich der Abtransport des für Steyr bestimmten Holzes durchgeführt werde, wenn nicht eine Katastrophe eintreten soll, die weit größer und verhängnis¬ oller werden könnte, wenn sie über eine Stadt mit 30.000 Einwohnern hereinbricht, als eine solche, die über Landgemeinden mit 3000 bis 4000 Einwohern möglich sei Herr Bürgermeister bemerkt hiezu, daß sich durch die vorgenommene Untersuchung des beschwerten Falles solche Vorkommnisse hoffentlich nicht wieder einstellen werden und pern bereit ist, der Statthalterei den gewünsch¬ en Bericht zu erstatten. Herr GR. Ing. Huber: Ich will mich den Worten des Herrn GR. Wokral anschließen und möchte wünschen, daß der Statthalterei auch unser Verlangen mitgeteilt werde, daß das aus den uns zugewiesenen Beständen weggeführte holz in der gleichen Menge wieder zurückgestellt wird. Ich habe heute die Nachricht erhalten, daß die Gräfl. Lamberg¬ sche Forstverwaltung kein Holz mehr abzugeben hat. Erst jetzt im Oktober wird wieder Holz geschlagen; wann dieses holz als brauchbares Brennmaierial zugewiesen werden kann, läßt sich leicht berechnen. Schon heute gibt es Haus¬ altungen, die kein Scheit Holz mehr haben und das letzte Quantum Abfälle zu Kochzwecken zusammenschneiden. Die Landgemeinden haben einfach gewußt, bei der herrschaft Lamberg liegt Holz, haben den Antrag auf Be¬ hlagnahme gestellt, die Bezirkshauptmannschaft hat die Be¬ chlagnahme ausgesprochen und die Stadtgemeinde wurde wieder düpiert Die Lebensmittelfrage, die sich zwar in letzter Zeit durch den reichen Obstsegen gebessert hat, tritt heute gegen üiber der Holzversorgungsfrage schon in die zweite Linie Die Katastrophe wird unvermeidlich sein; die Werkstätten, die Schulen werden geschlossen werden müssen, die Leute können nichts kochen, und schließlich wird die Bevölkerung wieder die ganze Schuld auf den Gemeinderat werfen und Vorwürfe machen, daß nicht rechtzeitig vorgesorgt wurde Ich bitte daher das Aeußerste zu tun, um die drohende katastrophe abzuwenden herr Bürgermeister bemerkt, daß die Versorgung nit Brennstoffen tatsächlich trostlos aussieht. In der Holz¬ versorgungsfrage liegt die Schuld an den von Herrn GR Wokral angezogenen Behörden. Ich kann die Statthalterei keineswegs von jeder Schuld freisprechen. Trotz des Pro¬ testes der Stadtgemeinde wurden nach Kleinmünchen 00 Meter, nach Linz 15 Waggon und nach Enns 300 Meter ausgeführt; es ist faktisch unglaublich, wie die Stadt be handelt wird. Es wurde kurzerhand erklärt, Kleinmünchen braucht auch Holz, daß sich aber diese Orte im Landbezirk eichter versorgen können, wurde oder wollte nicht begriffer verden. Heute ist endlich die Erledigung über eine Ent¬ ebung von Holzarbeitern eingelangt; aber leider wie immer viel zu spät. Schon in einer vorjährigen Sitzung des Städtebundes habe ich auf die Enthebungsnotwendigkeit von Holzarbeitern aufmerksam gemacht. Jetzt im Oktober kommen erst die Enthebungen. Es ist immer dasselbe, genau so wir ie Obstkernsammlung, nachdem kein Obst mehr da ist. Die Aufforderung wegen der Kirschkerne habe ich noch rasch überdrucken lassen; es kommt immer alles zu spät. 7

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