Ratsprotokoll vom 2. April 1917

III. Sitzung. Rats=Protokoll über die ordeutliche Sitzung des Gemeinderates der k. k. l. f. Stadt Steyr am Montag den 2. April 1917. Tages=Ordnung: Mitteilungen. I. Sektion. (Sektions=Sitzung am Donnerstag den 29. März um 3 Uhr nachmittags.) 1. (Vertraulich.) Besetzung der Stadtsekretär=Stelle. 2. (Vertraulich.) Personalansuchen. 3. (Vertraulich.) Ansuchen um Verleihung einer Sekundar¬ arztensstelle im neuen Krankenhaus. 4. (Vertraulich.) Ansuchen um Aufnahme in den Ge¬ meindeverband. 5. Ansuchen um Befreiung von der Gemeindeumlage für ein neuerbautes Haus. 6. Wahl zweier Mitglieder in den Schulausschuß der k. k. Fachschule für Eisen= und Stahlbearbeitung in Steyr. II. Sektion. (Sektions=Sitzung am Samstag den 31. März 1917 um 3 Uhr nachmittags.) 7. Verpachtung des Stadttheaters für die Spielzeit 1917/18. 8. Ansuchen der Bürgerlichen Aktienbrauerei in Steyr um Rückvergütung der Verbrauchsumlage für die im Jahre 1915 geschwendete Biermenge. 9. Ansuchen der Bürgerlichen Aktienbrauerei in Steyr um Rückvergütung der Verbrauchsumlage für das im Märzenkeller zum Ausschanke gelangte Bier. 10. Subventionsansuchen. III. Sektion. (Sektions=Sitzung am Freitag den 30. März 1917 um 3 Uhr nachmittags.) 11. Ansuchen um Ueberlassung des Stadttheaters für Wohltätigkeitszwecke. 12. Ansuchen um Verpachtung von städtischem Grund. Gegenwärtig: Vorsitzender: Herr Bürgermeister Julius Gschaider. Vorsitzender=Stellvertreter: Herr Vizebürgermeister Ferd. Gründler. Die Herren Gemeinderäte: Franz Aigner, Heinrich Amer¬ storfer, Heinrich Bachmayr, Ludwig Binderberger, Wilhelm Denk¬ mayr, Leopold Erb, Josef Haidenthaller, Leopold Haller, Josef Huber, Franz Kattner, Franz Kirchberger, August Mitter, Viktor Ortler, Franz Schwertfelner, Franz Tribrunner und Karl Wöhrer. Als Schriftführer fungiert der städt. Konzeptspraktikant Heinrich Drasch. Ihr Fernbleiben haben entschuldigt die Herren Gemeinde¬ räte Gottlieb Dantlgraber und Dr. Karl Harant. Zur Militärdienstleistung eingerückt sind: Herr Vizebürger¬ meister Paul Fendt und die Herren Gemeinderäte Anton Kurz, Josef Langoth, Anton Sighart und Josef Wokral. Um 3 Uhr nachmittags eröffnet der Vorsitzende mit den üblichen Begrüßungsworten die Sitzung und stellt mit Rücksicht auf die erreichbare Zahl der Gemeinderatsmitglieder die Beschlu߬ fähigkeit des Gemeinderates fest. Zu Protokollsverifikatoren werden die Herren Gemeinde¬ räte Heinrich Amerstorser und Heinrich Bachmayr gewählt. Der Herr Vorsitende gedenkt mit warmen Worten des schmerzlichen Verlustes, von welchem der Gemeinderat Josef 13. Einführung der elektrischen Beleuchtung in mehreren Mauthäusern. 14. Ansuchen des Besitzers der Badeanstalt in der Bad¬ gasse um Vorschuß zur Anlage einer Wasserleitung gegen Rück¬ ersatz. 15. Angebot zur Instandsetzung eines Straßenteiles an der Stadtgrenze gegen Erlassung der zweijährigen Mautgebühren. 16. Anfuchen um Bewilligung zur Ableitung des Ueber¬ wassers vom Hause Sierningerstraße Nr. 115 zu den erbauten Arbeiterbaracken ebenda. 17. Bericht des Stadtbauamtes betreffend Verbesserung der Straßenreinigung und Straßenpflege. 18. Beratung über die aufgetragene Einführung der städt. Kehrichtabfuhr. IV. Sektion. (Sektions=Sitzung am Samstag den 31. März 1917 um 4 Uhr nachmittags.) 19. Ansuchen um Unterstützung aus den Zinsen der Gremialkrankenkasse=Stiftung. 20. Verleihung der Jahresinteressen aus der Ludwig Werndl=Stiftung. 21. Verleihung von erledigten Haratzmüller=Bürger¬ pfründen. 22. Verleihung einer erledigten Leopold Pacher'schen Stiftungspfründe. 23. Ansuchen einer gegen Tragung der Substitutionskosten beurlaubten Lehrperson um Belassung im Genusse des Quartier¬ geldes. 24. Vorschlag für die Verleihung des Johann Adam Pfesserl=Stipendiums. Langoth durch den Tod seines Bruders betroffen wurde, welch letzterer sich in Linz großer Wertschätzung erfreute. Der Herr Bürgermeister erlärt, er glaube im Namen des Gemeinderates zu sprechen, wenn er dem G.=R. Josef Langoth das herzliche Beileid ausdrücke. Der Herr Bürgermeister erstattet folgenden Bericht: Ueber die Vorkommnisse betreffend die Verpflegsverhält¬ nisse Steyrs erlaube ich mir zu berichten, daß die Butter¬ und Fettversorgung sich in dem üblichen, einigermaßen ausreichenden, doch keineswegs reichlichen Ausmaße vollzog. Insbesonders wäre es wünschenswert, wenn die angelieferte Buttermenge sich wesentlich erhöhen würde, damit die Stadt¬ gemeinde in die Lage käme, mehr Butter auf die einzelnen Fettkarten abzugeben, da einerseits dieser Fettstoff unserer Be¬ völkerung mehr zusagt, anderseits auch der Preis ganz wesentlich niedriger ist, als der des Schweinefettes. Die Eierversorgung hat sich insoferne gebessert, als nunmehr wenigstens ein Ei in der Woche auf den Kopf entfällt, was ja an sich recht wenig befriedigend ist, aber doch eine Er¬ höhung gegenüber den vergangenen Monaten darstellt, in welchen in der Woche auf den Haushalt bloß 2—3 Eier entfielen, was insbesondere in kinderreichen Familien als besonders drückend empfunden wurde. Die Milchaulieferung von auswärts an die Stadt¬ gemeinde hat sich nicht unwesentlich erhöht, da Neumarkt=Kalham täglich einige hundert Liter mehr lieferte, doch war die wohl¬

2 ätige Wirkung hievon wenig zu spüren, da sich anderseits wieder die Fälle mehren, in welchen Landwirte die Lieferung von Mild an einzelne Kunden einstellen, was natürlich die städtische Milch¬ versorgung wieder mehr belastet. Recht unerfreulich waren die Verhältnisse in der Fleisch versorgung. War die angelieferte Menge schon zur Zeit der drei fleischlosen Tage sehr knapp, was hauptsächlich auf die niemals vollständige Erfüllung der für Steyr zugewiesenen Rinder= und Kälberanzahl zurückzuführen ist, so war sie nach Aufhebung des dritten fleischlosen Tages ganz ungenügend. Die Statthalterei hatte diesem Umstande durch Mehrbewilligung von 80 Rindern in der Woche Rechnung getragen. Steyr hatte aber bisher nichts davon, da von einer erhöhten Lieferung kein Rede war; im Gegenteile die Lieferungen auf Grund der alten Vorschrift nicht einmal ganz ausgeführt wurden. Ich habe mich im Vereine mit dem Approvisionierungsausschuß energisch geger ine solche mangelhafte Ausführung der Lieferungen verwahrt und hoffe, daß nunmehr bald Ordnung in die Fleischzufuhren kommen wird. Im Einvernehmen mit dem Approvisionierungsausschuß habe ich, da dem Verbrauche der Gastwirte seitens der Bevölkerung viel Schuld gegeben wird, Erhebungen über die urch diese verbrauchte Fleischmenge angestellt und beabsichtige durch freiwillige Rayonierung und durch Einführung von Bezugscheinen den Fleischbezug der Gasthäuser zu regeln. Diese Maßnahmen sollen keine Spitze gegen das Gast¬ jewerbe enthalten, das infolge der vielen Menschen, die dort hre Verpflegung suchen müssen — nach den aufliegenden Listen verköstigen sich in hiesigen Gastwirtschaften bei 4500 Personen — eine besondere Wichtigkeit besitzt, sondern sollen dazu dienen, der Behörde jederzeit ein Bild über den Verbrauch dieses Gewerbes zu geben und eine gleichmäßige Verteilung zu bewirken Sehr drückend wirkte auf die Bevölkerung die Einschrän¬ kung des Verschleißmehles, da hiedurch die ohnehin nicht reichliche Zuweisung noch wesentlich vermindert wurde. was viel Unzufriedenheit auslöste, da der Umstand, daß die durch die Waffenfabrik versorgten Haushalte nicht verkürzt wurden, vielfach als Ungerechtigkeit empfunden wurde. Da die Kürzung insbe ondere von den Schwerarbeitern bitter empfunden wurde, trachtete ich deren Lage durch Vorsprachen bei der vorgesetzten Behörde zu verbessern, allerdings mit wenig Erfolg. Immerhin konnte ich aber, allerdings fast nur unter eigener Verantwortung, diese Woche den Schwerarbeitern mehr Mehl zuweisen, was auch besonders im Interesse unserer Mittelindustrie gelegen erscheint. Auf die Anlieferung einer größeren Menge von Kar¬ toffeln kann leider in nächster Zeit kaum gerechnet werden, da in Polen, woher sie kommen sollen, nach Auskünften, die ich in Linz erhielt, ein Witterungsrückschlag bis zu 25° unter Null rfolgte, was jede Anlieferung unmöglich macht Infolge der wieder erneut einsetzenden Kälte schien auch die Anlieferung von Wrucken nicht ratsam und sind daher die estellten sechs Waggon noch immer nicht eingetroffen Dagegen ist das Dörrgemüse angekommen und fand in der Bevölkerung gute Aufnahme. Es wird in vier Sorten in Paketen abgegeben. kg. Bei dieser Gelegenheit freut es mich, der Leitung des Mädchen=Lyzeums für die Beistellung von Schülerinnen, ie das Einpacken besorgten, und diesen freiwilligen Arbeits¬ kräften für ihre fleißige Tätigkeit den besten Dank aussprechen zu können Auch die Leitung der Oberrealschule hat anläßlich des letzten großen Schneefalles in bereitwilligster Weise Arbeits¬ gruppen zur Straßensäuberung beigestellt. Ihr und den frei¬ willigen Arbeitskräften sei hiemit der beste Dank gesagt. Von verschiedenen Vorsprachen und Dienstreisen st zu berichten, daß ich anfangs März mit Herrn Reichsrats¬ abgeordneten Erb und Herrn Direktor Neef f des Gaswerkes in Wien war, um der aus Kohlenmangel drohenden Betriebs¬ einstellung des Gaswerkes vorzubeugen. Wir begaben uns zunächst zu Generaldirektor=Stellvertreter Dr. Pollak der Waffenfabriks¬ gesellschoft, dem wir die Sachlage schilderten und gingen sodann nit ihm zum Direktor Fanta der Berg- und Hüttenwerksgesell¬ chaft, mit dem wir die zu unternehmenden Schritte eingehen besprachen. Sodann sprachen wir bei der Kohlenkommission des Arbeitenministeriums vor, um dem Herrn Sektionschef von homann und hierauf den Herrn Oberbergrat Wenger unser An¬ liegen vorzutragen und ihnen rascheste Abhilfe dringend nahe¬ zulegen. Wir erhielten auch im Allgemeinen beruhigende Ver¬ icherungen. Auch in der Zentraleinkaufsgesellschaft sprachen wir wegen Gemüseanlieferung vor. Das Ergebnis dieser Vorsprachen var die schon vorerwähnte Anlieferung des Dörrgemüses und ie wider alles Erwarten erfolgte Einteilung des Gaswerkes in die erste Gruppe der mit Kohle zu versehenden Betriebe auf vier Wochen Mittlerweile war die neue niederösterreichische Milchver¬ ordnung erschienen, die die Lieferung von Milch aus den benach¬ arten niederösterreichischen Gemeinden nach Steyr aufs schwerste bedrohte. Ich wendete mich sofort an die Wiener Statthaltere mit einer diesbezüglichen, bereits in den Zeitungen veröffent¬ lichten Eingabe und bat den Vizepräsidenten des Ernährungs ninisteriums, Hofrat Baron Frieß um seine Unterstützung, wie ch mir auch die Hilfe des Ernährungsamtes der Linzer Statt halterei sicherte Um diese Eingaben zu unterstützen und da auch einige Enthebungsangelegenheiten, die sich nicht mehr gut schriftlich rledigen ließen, vorlagen, auch die Kohlenanlieferung für das Gaswerk trotz aller Zusicherungen sehr unbefriedigend blieb, fuhr ich am 29. wieder mit Abgeordneten Erb nach Wien Der Besuch im Ministerium für Landesverteidigung, wo wir bei Oberleutnant Dübel, sowie beim ersten Referenten, Oberst Hofer vorsprachen, bewirkte, daß den Eingegebenen vorläufig Ein rückungsaufschübe erteilt und eine nochmalige genaue Prüfung der Angelegenheit zugesagt wurde Hierauf begaben wir uns in der Milchangelegenheit zu Hofsekretär Riedl des Ernährungsministeriums und von dor aus zu Herrn von Metaxa der niederösterreichischen Statthalterei. Der Erfolg dieser Vorsprache war ein recht erfreulicher und onnte ich unmittelbar darauf die Stadtgemeinde=Vorstehung rahtlich von der Zusicherung in Konntuts setzen, der Milchbezug us Niederösterreich bleibe bis auf Weiteres wie bisher. Um diese Frage endgiltig zu regeln, werden Verhandlungen zwischen der niederösterreichischen und der oberösterreichischen Statthaltere eingeleitet werden und hosse ich hievon ein günstiges Ergebnis, damit uns diese für den Milchbezug so wichtige Gegend als Versorgungsgebiet erhalten bleibt Bezüglich der Kohlenfrage für das Gaswerk besuchten wir wieder Direktor Fanta und Oberbergrat Wenger. Der Fehler heint bei den Karwiner Larischscheu Werken selbst zu liegen da die Hindernisse seitens der Regierung aus dem Wege geräumt rscheinen. Wir baten daher um energisches Einschreiten gegen das Kohlenwerk. Dieses wurde uns auch zugesichert und uns auch die erfreuliche Mitteilung gemalt, daß die Einreihung des Steyrer Gaswerkes in die erste Gruppe eine Verlängerung bis zum 22. April erfahren habe. Bis dorthin hoffe ich durch kräf¬ tiges Einwirken auf alle Kreise, die in Betracht kommen, die Kohlenlieferung für das Gaswerk gesichert zu haben. des weiteren besuchte ich auch noch die Zentraleinkaufs¬ gesellschaft, um nach dem Verbleibe des bestellten Salzgemüses zu fragen. Ich erhielt die Auskunft, daß dieses bereits abge jangen sei und erwarte nun das baldige Eintreffen dieser für unsere Bevölkerung sehr wichtigen Sendung In Linz sprach ich wiederholt bei der Statthalterei in Ernährungsfragen, insbesonders wegen Butter, Fleisch, Eiern und Mehl vor. Auch führte ich eine Abordnung, bestend aus en Herren Sommerhuber als Vertreter des Gewerbevereines, Huber der Industriellen, Aigner des Gewerbe=Genossenschafts¬ verbandes, Wolfahrtsberger des Handelsgremiums und Kageren er Gastwirte zur Vorsprache bei der Statthalterei in Sachen der Mehleinschränkung und es wurden auch tatsächlich Er eichterungen für die Gastwirte und die Schwerarbeiter erreicht Auch hatte ich Gelegenheit, mit Abgeordneten Erb an einer in der Waffenfabrik abgehaltenen Besprechung über Lebensmittel ragen teil zu nehmen, der unter anderen auch Hofrat Baron Frieß des Ernährungsamtes, Oberkommissär Sochor der Statt¬ halterei und Direktor Weiß der Kriegsgetreide=Verkehrsanstalt anwohnten. Wir hatten als Vertreter der Stadt Steyr wiederholl elegenheit, zu den verschiedenen Fragen Stellung zu nehmen und versuchten insbesondere, der nicht in der Waffenfabrik ver orgten Bevölkerung zu gedenken, da eine Zurücksetzung derselben bitter empfunden werde. Auf Grund von Zusagen, die wir hiebe erhielten, hoffe ich in absehbarer Zeit Wrucken und, was noch verhindern vichtiger erscheint, auch Kartoffel zu erhalten, doch die Frostrückschläge leider noch deren Verfrachtung. Da der Typhus nun fast ganz aufgehört hat, richtete ich Herrn Oberstabsarzt Professor Graßberger das Ersuchen, ab an 1. April Steyr von der militärischen Sperre zu befreien, damit ie auf Österurlaub gehenden Soldaten zu ihren Angehörigen elangen könnten. Nach mittlerweile erhaltenen Auskünften ürfte allen jenen, in deren Wohnhäusern seit drei Wochen kein Typhusfall mehr vorgekommen ist, das Verbringen des Urlaubes in Steyr gestattet werden. Das Gerücht, es käme keine Offiziersschule mehr nach Steyr, hat sich nicht bewahrheitet. Die Schule wird zwar aus Raumrücksichten auf Steyr und Freistadt verteilt, doch sollen hieher Mitte April immerhin wieder 800 Mann kommen. Mit Rücksicht auf diesen Umstand ersuchte ich in einer Eingabe um ieherverlegung der Einjährig=Freiwilligen des 14. Infanterie¬ Regiments, da hiedurch den dort dienenden Steyrern das Hieher¬ kommen ermöglicht und dadurch ihnen und ihren Angehörigen jewiß eine Wohltat erwiesen würde. Dieser Bericht wird zur Kenntnis genommen. Hierauf wird zur Erledigung der Tagesordnung ge¬ chritten. Sektion. Referent: Sektionsobmannstellvertreter Herr B.=R. Leopold Erb 1. Besetzung der Stadtsekretärstelle. 2. Personalansuchen. 3. Ansuchen um Verleihung einer Sekundar¬ arztensstelle im neuen Krankenhause I. Ansuchen um Aufnahme in den Gemeindeverband Die Punkte 1, 2, 3, 4 der Tagesordnung werden in der ertraulichen Sitzung behandelt 5. Ansuchen um Befreiung von der Gemeinde¬ imlage für ein neuerbautes Haus. Der Referent führt aus: „Mit Bewilligungder Stadtgemeinde=Vorstehung vom 12.2““ 916, Z. 12.774, hal Herr Richard Fritsche auf dem Bauplate!?

das nunmehr K.=Nr. 577, führende, vorläufig mit der Ordnungs¬ nummer 19 Damberggasse versehene Wohnhaus neu erbaut. Die Benützungsbewilligung für dieses Haus wurde mit Erlaß der Stadtgemeinde=Vorstehung vom 19. Jänner 1916, Zl. 1678 erteilt. Herr Richard Fritzsche bittet daher auf Grund der von der löbl. Stadtgemeinde=Vorstehung am 12 März 1914 unter Z. 4929, erlassenen Kundmachung um Befreiung von der Gemeindeumlage bezüglich der Hauszins= und Hausklassensteuer amt Staatszuschlägen. Da Herr Richard Fritzsche erst jetzt über die Erlassung dieser Kundmachung unterrichtet wurde, bittet derselbe, der Gemeinderat wolle seine verspätete Gesuchs¬ einbringung im Gnadenwege nachsehen und die Umlagenbefreiung vom Zeitpunkte der behördlichen Benützungsbewilligung oder doch venigstens vom Zeitpunkte der Gesuchseinbringung angefangen is auf die mit Rücksicht auf den Zeitpunkt der Benützung des Baues zu berechnenden Dauer von zehn Jahren zu bewilligen. Die vorgeschriebene Zinsfassion liegt bei. Sektionsantrag: Der löbl. Gemeinderat wolle dem Einschreiter die Be¬ reiung von der Gemeindeumlage rücksichtlich der Hauszinssteuer und Hausklassensteuer samt Zuschlägen für sein neuerbautes aus in der Damberggasse N. 19, für die Zeit vom 10. März 1917 als dem Tage der Einbringung seines Ansuchens bis zun 18. Jänner 1926 als dem Ende der zehnjährigen Benützungs¬ dauer ausnahmsweise unter der Voraussetzung erteilen, daß Gesuchsteller das Haus nicht bloß für seine eigenen Wohnzwecke Punkt 5 der Verordnung) benützt, dies in der Erwägung, daß die Schaffung neuer Wohnungen geeignet ist, den empfindlichen Wohnungsmangel in Steyr zu mildern. Beschluß nach Antrag. — Z. 13.187/17. 6. Wahl zweier Mitglieder in den Schulausschuf der k. k. Fachschule für Eisen= und Stahlbeurbeitung n Steyr Laut Amtsberichtes läuft mit Ende Juli l. I die Funktions¬ eriode des Schulausschusses der k. k. Fachschule für Eisen= und Stahlbearbeitung ab Nach § 2 der Statuten des Fachschulausschusses hat der elbe aus dem Bürgermeister der Stadt Steyr als Vorsitzenden drei vom Minister für Kultus und Unterricht ernannten Mit¬ gliedern, dem Direktor der k. k. Fachschule zu bestehen und besitzt weiters die Stadtgemeinde=Vorstehung Steyr das Recht, zwei Mitglieder aus den Kreisen der Industriellen und Gewerbe¬ treibenden in den Schulausschuß zu entsenden. Da nach dem Erlasse der oberösterreichischen Statthalterei vom 29. März 1902 Zl. 6606/III unter gleichzeitiger Bekanntgabe der von der Ge¬ neinde=Vorstehung der Stadt Steyr zu entsenden zwei Mitglieder um die Ernennung der Mitglieder, die durch das Ministerium für Kultus und Unterricht zu wählen sind, einzuschreiten ist, is zunächst die Wahl der ersteren vorzunehmen, wobei bemerk wird, daß für die ablausende Funktionsperiode Schlossermeister Aigner Franz und Messerermeister Schartinger Karl als Mit glieder in den Schulausschuß gewählt worden sind Sektionsantrag: Es wollen für die nächste Funktionsperiode des Schul¬ ausschusses der k. k. Fachschule für Eisen= und Stahlindustrie in Steyr seitens der Gemeindevertretung die Herren Schlossermeisten und Gemeinderat Franz Aigner und Messerermeister Karl Schartinger in den Ausschuß entsendet werden. Beschluß nach Antrag. — Z. 12.061/17. II. Sektion: Sektionsobmann Herr G.=R. Franz Kirch¬ berger. 7 Verpachtung des Stadttheaters für die Spiel¬ zeit 1917/18 Ueber Antrag des Referenten wird dieser Punkt in der vertraulichen Sitzung behandelt in 8. Ansuchen der bürgerlichen Aktienbrauerei Steyr um Rückvergülung der Verbrauchsumlage für die im Jahre 1915 geschwendete Biermenge. Der Herr Referent führt aus: „Mit Sitzungsbeschluß des Gemeinderates vom 18. April Z. 11.266, wurde der bürgerlichen Aktienbrauerei Steyr 1916 die Rückvergütung der an die Stadtkasse eingezahlten Verbrauchs¬ umlage für das im Jahre 1915 geschwendete Bierquantum per 1236 Hektoliter mit 2472 K bewilligt. Auf Grund dessen und auf Grund des § 2 des Landesgesetzes vom 7. Juni 1892, G. u. V.=Bl. Nr. 14, ersucht die Brauerei den Gemeinderat, erselbe wolle der Brauerei auch für das Jahr 1916 für das laut des dem Akte beiliegenden legadisierten Buchauszuges nach¬ gewiesene, von der erzeugten Biermenge per 8788 Hektoliter 32 Liter geschwendete, also nicht zum Verdrauche gelangte Bier per 473 Hektoliter 85 Liter, die von der vollen Erzeugungsziffer an die Stadtkasse entrichtete Verbrauchsumlage mit 947 K 70¼ inweisen, nachdem die Rückvergütung auch voriges Jahr als zu Recht bestehend anerkannt wurde.“ Sektionsantrag: Die Sektion stellt den Antrag, die Rückvergütung auch für das vergangene Jahr wieder bewilligen zu wollen.“ Beschluß nach Antrag. — Z. 12.095/17. 3 9. Ansuchen der bürgerlichen Aktienbrauerei in Steyr um Rückvergütung der Verbrauchsumlage für as im Märzenkeller zum Ausschanke gelangte Bier. Der Herr Referent führt aus: „Mit Beschluß des Gemeinderates Steyr vom 18. April 1916 Z. 11.265, wurde der bürgerlichen Aktienbrauerei Steyr die Rückvergütung der Verbrauchsumlage für das im Märzenkeller in der Gemeinde St. Ulrich im Jahre 1915 zum Ausschanke gelangte Bierquantum bewilligt. Die Brauerei ersucht den Bemeinderat, derselbe wolle auch für das im Jahre 1916 laut des beigebrachten legalisierten Buchauszuges im Märzenkeller um Ausschanke gelangte Bierquantum und für das vom Keller¬ ersonale getrunkene Bier, zusammen 292 Hektoliter 30 Liter die entfallende Verbrauchsumlage per 584 K 60 h anweisen. Sektionsantrag Die Sektion beantragt, die Rückvergütung auch für dieses Jahr (1916) wieder zu bewilligen. Beschluß nach Antrag. — Z. 12.094|17. 0. Subventionsansuchen Der Referent weist auf den Beschluß der Präliminar kommission hin, wonach jene Vereine und Körperschaften, welche isher mit Subventionen seitens der Stadtgemetnde bedacht waren, wiederum jene Subventionen bewilligt erhalten sollen sie bisher gehabt haben. velche Ueber Antrag der Sektion werden sohin an Spenden und Subventionen für das Jahr 1917 bewilligt: Der Direktion der . k. Staatsoberrealschule in Steyr 200 K, Z. 13.556/17, dem Bienenzüchterverein für Steyr und Umgebung 20 K, Z. 12.695/17 und dem Vereine der Oberösterreicher in Wien 20 K, Z.13.052,17. Zu dem Gesuche der Vermittlungsstelle in Oberösterreich ür das k. u. k. Kriegsfürsorgeamt in Linz, die Stadtgemeinde Steyr möge einen Betrag von 1000 X zur Errichtung eines Soldatenheimes widmen, wobei die Stadtgemeinde als Stifterin den Namen des Soldatenheimes selbst wählen könne, führt der ieferent aus, daß die Anregung zu dieser Einrichtung von Se. Majestät dem Kaiser Karl I. gegeben und der bezügl. Auftrag dem k. u. k. Kriegsfürsorgeamte erteilt worden sei. Die Ver mittlungsstelle in Oberösterreich für das k. u. k. Kriegsfürsorge¬ amt sei von letzterem ersucht worden, die Aktion für Ober¬ sterreich und oberösterreichische Truppen wirksamst zu unter¬ tützen. Diese Heime, an der Front eingerichtet, seien dazu be¬ timmt, den Soldaten durch geistige Anregungen mannigfacher Art und Vermittlung des Verkehrs der Truppen mit dem Hinterlande den Soldaten ihre opfervolle Aufgabe zu erleichtern. leber Antrag der Sektion wird ein einmaliger Betrag on 1000 K zur Errichtung eines „Stadt=Steyr=Soldatenheimes“, erner für die Gründung eines Soldatenheimes an der Fron für die Angehörigen des oberösterreichischen und salzburgischen Dragonerregimentes ein einmaliger Betrag von 50 und zugunsten der durch das Erdbeben vom 29. Jänner 1917 bdachlos gewordenen Bewohner der Stadt Rann in Süd teiermark ein einmaliger Betrag von 200 K bewilligt. Z. 13.330, 8793 und 12.525/17. Ferner wird über Antrag der Sektion dem Blinden¬ interstützungsverein „Die Purkersdorfer“ in Wien ein ein¬ naliger Unterstützungsbeitrag von 20 K bewilligt und beschlossen, en Akt dem oberösterreichischen Landesausschusse vorzulegen. — Z. 1254/17. Ueber Antrag der Sektion wird dem Fremdenverkehrs komitee die angesuchte Subvention für das Jahr 1917 im Be¬ rage von 400 K wieder bewilligt, auf eine Nachtragszahlung er seinerzeit nicht angesuchten Subventionen pro 1915/16 — Z. 12.616/17 nangels vorgesehener Mittel nicht eingegangen. der Referent berichtet weiters, daß mit Beschluß des Hemeinderates vom 30. Dezember 1916 beantragt wurde, die Satzungen der Einkaufsstelle deutscher Städte und Märkt Oesterreichs, r. G. m. b. H., zu beschafsen. Diese Satzungen seien nunmehr eingesendet worden und lägen vor. leber Antrag der Sektion wird ein Anteilschein per 500 K gezeichnet. III. Sektion: Sektionsobmann Herr G.=R. Josef Huber. 1. Ansuchen um Ueberlassung des Stadtteathers ür Wohltätigkeitszwecke der Herr Referent führt aus: Der Wohltätigkeitsverein „Die 1915er“ hat folgende Ein¬ gemacht ab Löbl. Stadtgemeinde=Vorstehung Steyr! Der obgenannte Verein tritt mit dem Ersuchen an die löbl. Stadtgemeinde Steyr, zur Ueberlassung des Stadttheaters. Nachdem es im Sommer mit den Gartenkonzerten, sowie Familienabenden große Schwierigkeiten haben wird, betreffs Speise und Getränke, so sieht sich der Verein genötigt, mit der unigen Bitte an die löbl. Stadtgemeinde Steyr heranzutreten a sie uns gehilflich den Zweck für Bekleidung armer Schul kinder auch in diesem Jahr zu erreichen möglich ist und uns das Stadttheater für die Sommersaison überlassen wollen.

4 Sollte uns die löbl. Stadtgemeinde die Bitte nicht erfüllen so sehe sich der Verein genötigt, die Anzeige zu machen, daß wir dieses Jahr keine armen Schulkinder beteiligen können, was uns sehr schwer fallen würde In Erwartung, daß uns die löbl Stadtgemeinde=Vor¬ tehung Steyr behilflich ist, so spricht im vorhinein dankend ochachtungsvoll für den Verein Obmann: Josef Fink m. p. Julius Postl m. p. Schriftführer. Sektionsantrag: Aus verschiedenen Gründen ist es nicht empfehlenswert eine Ueberlassung des Theaters über gewünschte längere Spielzeit zu bewilligen. Abgesehen davon, daß kaum ein andauernd besserer Besuch des Theaters während der heißen Sommerzeit zu erhoffen und damit ein nennenswerter Erfolg für den Wohltätigkeitszweck zu erwarten sein dürfte, ist auch die die Gemeinde nicht in der Lage, durch ihre Organe danernde Beaufsichtigung wegen Schließung, Reinigung, sach¬ emäßer Benützung der Inventarstücke und wegen sonstigen UInfuges auf sich nehmen zu können. Der Gemeinderat spreche ich daher nur für die Bewilligung einer, einige Vorstellungen umfassende Diletantenaufführung aus und wird es dem Herrr Bürgermeister überlassen, nach Besprechung mit den Gesuchstellern ie entsprechende Entscheidung darüber zu treffen.“ Hierüber entwickelt sich eine längere Wechselrede G.=R. Leopold Erb spricht sich entschieden dagegen aus, daß dem Herrn Bürgermeister allein die Verantwortung in dieser Angelegenheit aufgehalst werde, insbesondere für den Fall eines Unglückes z. B. eines Brandes. Die Ueberlassung des Theaters für den ganzen Sommer an einen Verein sei überhanpt nicht zu empfehlen, da jedenfalls die Möglichkeit besteht, daß auch andere Vereine oder Gesellschaften im Sommer im Theater Vorstellungen veranstalten wollen. Es solle wie bisher ein be¬ onderes Gesuch an den Gemeinderat gestellt werden und eine besondere Bewilligung des Gemeinderates für jede einzelne Vor tellung oder für mehrere, an bestimmten Tagen angesetzte Vor¬ tellung erteilt werden, damit die Stadtgemeindevorstehung in in der Lage sei, die nötigen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. Bei jedem einzelnen Falle müsse auch die Kostenfrage, die Haftung für die Beschädigungen des Inventars u. dgl. ge¬ regelt werden. Die Drohung am Schlusse der Eingabe zeige von wenig Anstand und Taktgefühl Der Redner stellt den Ergänzungs=, bezw. Abänderungs¬ antrag, daß dem einschreitenden Vereine nur über ein jeweilig für einzelne Vorstellungen einzubringendes Gesuch die besondere Bewilligung erteilt werde G.=R. Franz Kirchberger stellt den Gegenantrag, daß der Sektionsantrag und das Ansuchen abgelehnt werde. Dem Vereine stehe es dann frei, für einzelne Vorstellungen um eine besondere Bewilligung anzusuchen. Der Sektionsantrag sei, da er sich nur mit dem vorliegenden Gesuche zu befassen habe, einfach formell abzulehnen; über das vorliegende Gesuch hinaus etwas zu bewilligen, liege kein Anlaß vor G.=R. Josef Huber erwidert darauf, daß nach seiner Ansicht das Vorbringen der beiden Vorredner ohnedies im Sektionsantrage berücksichtigt sei. G.=R. Franz Tribrunner erklärt, man könne dem einschreitenden Vereine allein das Theater für den ganzen Sommer nicht überlassen. Ganz solle aber das Gesuch nicht abgewiesen werden, da dieser Verein schon in früheren Jahren Bewilligungen erhalten habe. Es solle daher der Bürgermeister ermächtigt werden, dem genannten Vereine für einzelne Vor¬ tellungen die Bewilligung zu erteilen. Der Vorsitzende regt an, daß die erste Sektion beauftragt verde, einen Entwurf auszuarbeiten, betreffend die Vorschriften bei Ueberlassung des Theaters an Vereine u. dgl., mit aus¬ ührlicher Behandlung der Frage der Haftung für Unfälle usw. G.=R. Leopold Erb erklärt, er stimme den Ausführungen des G.=R. Franz Kirchberger zu, das Gesuch beziehe sich auf den anzen Sommer, dies könne nichl bewilligt werden, daher sei er Sektionsantrag formell abzulehnen; der Verein könne für jede einzelne Vorstellung beim Gemeinderate um die Bewilligung ansuchen, wie es bisher der Fall war Er ziehe daher seinen Antrag zurück. Der Vorsitzende bringt sohin den Gegenantrag des B.=R. Franz Kirchberger, der die Ablehnung des Sektions¬ antrages beinhaltet, zur Abstimmung. Dieser Gegenantrag wird angenommen. — Z. 10.228/17. 12. Ansuchen um Verpachtung von städt. Grund. Der Herr Reserent führt aus: „Herr Franz Datzberger ersucht um Verpachtung des dem bisherigen Besitzer des Hauses Nr. 67 in der Sierningerstraße, Herrn Matthias Achammer, verpachteten städt. Grundes aus der Parzelle 590/6 im Ausmaße von 46 Quadratklaftern unter den bisherigen Bedingungen und dem bisherigen Pachtpreise von 6 K jährlich, da er das bezeichnete Haus käuflich erworben hat.“ Sektionsantrag: Der löbl. Gemeinderat beschließe: Die bisher an Herrn Matth. Achammer überlassene Grundparzelle 590/6, dessen Besitz¬ nachfolger Herrn Franz Datzberger, Eigentümer des Hauses Nr. 67, Sierningerstraße, unter den bisherigen Bedingungen weiter zu verpachten“. Beschluß nach Antrag. — Z. 14.541|17. 13. Einführung der elektrischen Beleuchtung in mehreren Mauthäusern. Der Herr Referent führt aus: Der Leiter der städt. Gefällseinhebung hat um die Ein¬ ührung der elektrischen Beleuchtung in sämtlichen 8 Maut¬ häusern mit durchschnittlich 2 Lampen ersucht. Das Stadtbau¬ imt hat der Einführung der elektrischen Beleuchtung nur in enen Mautstellen zugestimmt, welche einen großen Verkehr auf¬ weisen, nämlich Nr. 2 bis 6. Ueber Ersuchen der Stadtgemeinde¬ Vorstehung Steyr hat die Aktiengesellschaft Elektrizitätswerke Steyr einen dem Akte beiliegenden Kostenvoranschlag ein¬ gesendet. Sektionsantrag: Der löbl. Gemeinderat bewillige die Einleitung des elektrischen Lichtes in den Mautstellen: Nr. 2 Gleinkergasse, Nr. 3 Haratzmüllerstraße, Nr. 4 Schönau, Nr. 5 Pfarrplatz, Nr. 6 Bismarckstraße, laut vorliegenden Kostenvoranschlages der Elektrizitätswerke im Betrag von 1033 K 70 h Die Beleuchtungskosten tragen die Mautner selbst.“ Beschluß nach Antrag. — Z. 4339/17. 14. Ansuchen des Besitzers der Badeanstalt in der Badgasse um Vorschuß zur Anlage einer neuen Wasser¬ eitung gegen Rückersatz Der Herr Referent führt hiezu aus „Herr Johann Empl, Inhaber der Badeanstalt und Haus¬ besitzer, Badgasse Nr. 3 in Steyr, hat zu Protokoll erklärt: Uleber Auftrag der kriegsministeriellen Sanitätskommission wurde nit Dekret der Stadtgemeinde=Vorstehung Steyr vom 21. Februa# 917, Z. 11.108, die Schließung meiner Badeanstalt in Steyr, Badgasse 3, für so lange verfügt, als nicht für die Bäder nur einwandfreies Wasser zur Verfügung steht, da die Benützung von aus der Steyr geschöpftem Wasser für Badezwecke nicht zu¬ st ässig Nachdem ich nunmehr mit Dekret vom 17. März 1917, Z. 13.866, darauf verwiesen wurde, daß die Wiedereröffnung des Badebetriebes dann möglich wird, wenn ich das Ueberwasser us dem Brunnen beim Bürgerspital (Michaelerplatz 2) in einer Rohrleitung meinem Betriebe zuführen kann, habe ich mich zur Herstellung dieser Wasserleitung entschlossen, weil ich durch die verfügte Einstellung des Betriebes großen Schaden erleide. Die Kosten dieser Wasserleitung betragen laut beiliegendem Kosten¬ voranschlag des Brunnenmeister L. Schloßgangl rund 1030 K, Da mir jedoch dieser Gesamtbetrag derzeit nicht zur Ver¬ fügung steht und ich hiefür nur 400 K aufwenden kann, stelle ch das höfliche Ersuchen, die löbl. Stadtgemeinde=Vorstehung Steyr wolle mir den noch fehlenden Betrag von 630 K mit Rücksicht auf das öffentliche Interesse zur ehesten Badebetriebs¬ eröffnung zinsenfrei gegen ratenweise Abzahlung in angemessener Frist vorstrecken. Sektionsantrag: Der löbl. Gemeinderat beschließe: Dem Gesuchsteller die Uleberlassung eines Teiles vom Ueberwasser des öffentlichen Auslaufbrunnen im Bürgerspitale und Zuleitung desselben über den Badgassenberg zur Badeanstalt gegen einen jährlichen Anerkennungs= und Wasserbezugszins von 2 K zu bewilligen. Infolge der berücksichtigungswürdigen Verhältnisse und für die Betriebs¬ wegen des allgemeinen Interesses, welches haltung für die Badeanstalt besteht, wird zur leichteren Tragung er Kosten der seitens der Sanitätsoberbehörde unvorhergesehenen erlangten Umänderung dem Besitzer der Badeanstalt, Herrn Empl, ein zinsenfreies Darlehen im Höchstbetrage von 650 K gegen Abzahlung von 50 K vierteljährlich gewährt. Beschluß nach Antrag. Z. 14.296|17. — 5. Angebot zur Instandsetzung eines Straßenteiles an der Stadigrenze gegen Erlassung der zweijährigen Mantgebühren Der Herr Referent führt aus: „Herr Franz Brandstetter hat sich erboten, die Straße vom Schönthangute über die sog. Teufelsbachbrücke bis zur Garstner Gemeindegrenze gegen Erlassung der Mautgebühr auf 2 Jahre hinaus einmal gründlich herzustellen. Laut Berichter der städt. Gefällseinhebung betragen die Mautgebühren des Besuchstellers per Jahr 93 K 60 k; dazu kamen allerdings im Winter 1916/17 die Mautgebühren für die Eisfuhren im Betrag von 207 K 20 f Laut Gutachtens des Stadtbauamtes betragen die Kosten ür die Beischaffung und Zufuhr des Schottermateriales samt Blanierung des in Betracht kommenden Straßenteiles rund öchstens 200 K Sektionsantrag Dem Ansuchen des Herrn Franz Brandstetter, es mögen ihm gegen Leistung einer einmaligen gründlichen Herstellung de¬ straße vom Schönthangute bis zur Stadtgrenze die Mauk¬ zebühren für die ihm gehörigen Fuhrwerle erlassen werden¬

wird bis Ende 1918 unter Voraussetzung der Erfüllung der Gegenleistung Folge gegeben. Beschluß nach Antrag. — Z. 3238/17. 16. Ansuchen um Bewilligung zur Ableitung des Ueberwassers vom Hause Sierningerstraße 115 zu den erbauten Arbeiterbaracken ebenda Der Herr Referent führt hiezu aus „Die mil. techn. Leitung der Bauten bei der Waffenfabrik in Steyr beabsichtigt die Wasserversorgung der von ihr in der Sierningerstraße erbauten Wohnbaracken für zusammen 140 Ar¬ eiter durch Auschluß an den bestehenden Auslaufbrunnen im Garten des Hauses 115 in der Sierningerstraße dadurch zu be¬ virken, daß das gegenwärtig in den Häusern 113 und 115 un¬ erbraucht abfließende Ueberwasser in einem im Hofe des Hauses Nr. 115 von der Militärbauleitung zu errichtenden Reservoir# gesammelt und von dort mittels Pumpe der Barackenanlage zugeführt wird. die genannte Leitung ersucht daher, ihr die Bewilligung zur Ableitung dieses Ueberwassers vom Hause Sierningerstraße Nr. 115 zu den erbauten Arbeiterbaracken zu erteilen. Das Stadtbauamt hat hiezu folgende technische Aeußerung abgegeben: Gegen die Bewilligung zur Abgabe des Ueberwassers vom Auslaufbrunnen beim städt. Armenhause, Sierningerstraße Nr. 115, besteht gegen Einhaltung nachstehender Bedingungen echnischerseits kein Anstand: Wird dieser Wasserbezug nur für die Zeit des Be¬ 1. tandes der 4 Not=Wohnbaracken in der Sierningerstraße laut Situationsplanes vom März 1917 bewilligt. Bei definitiver Verbauung des Grundes G. Parz. 740/1, ist für eine andere Wasserzufuhr Sorge zu tragen. 2. An der Wasserzuleitung darf keinerlei Aenderung vor¬ genommen werden, damit hiedurch keine Schädigung des eigenen Wasserbezuges eintritt. 3. Sind die Kosten dieser Einrichtung samt deren Er¬ altung vom k. u. k. Militärärar, bezw. von dessen Rechts¬ nachfolger allein zu tragen Sektionsantrag: Der löbl. Gemeinderat beschließe: Dem vorliegenden Ansuchen der k. k. mil. techn. Leitung um Gewährung des Wasserbezuges vom Auslaufbrunnen des städt. Armenhauses Sierningerstraße Nr. 115, für die Bauten bei der Waffenfabrik in Steyr gegen Leistung eines Wasserbezugszinses von jährlich 0 K für die Dauer des Bestehens der provisorischen Baracken Folge zu geben.“ Beschluß nach Antrag. — Z. 14.221/17. 17. Bericht des Stadtbauamtes betreffend Ver¬ besserung der Straßenreinigung und Straßenpflege. Der Referent verliest den Bericht des Stadtbauamtes: Das gefertigte Amt gestattet in Angelegenheit der vom löbl. Gemeinderat in der Sitzung vom 23. Februar 1917 ge¬ aßten Beschlüsse zur Besserung der Straßenreinigung und Straßenpflege nachstehende Vorschläge 1. Zur Verbesserung dieser Pflege, durch die in Aussich enommene Beschaffung von einer Kehrmaschine und einer Straßenschlammabziehmaschine wird auch die notwendige Be¬ dienung für diese Zwecke, somit eine Vermehrung des Arbeits¬ personales des Stadtbauamtes notwendig, um den gestellten erhöhten Anforderungen zu entsprechen. Der derzeitige Arbeiterstand des Stadtbauamtes ist in¬ folge der Kriegsverhältnisse, der starken Beschäftigung in der Waffenfabrik und des Automobilfabriksbaues außergewöhnlich reduziert worden und wird es notwendig, die Vermehrung des Arbeiterstandes durch höhere Löhne anzustreben, um brauchbare Arbeiter zu gewinnen Zu diesem Zwecke wird die Einführung des Stundenlohnes auf die jetzt in Steyr übliche Höhe beantragt, wie derselbe jetzt bei allen Baubetrieben eingeführt ist, ferner ist auch die Aus¬ dehnung der bisher 9 Stunden betragenden Arbeitszeit au 0 Stunden in den Sommermonaten in Aussicht zu nehmen, und zwar soll pro Arbeitsstunde ab 1. April 1917 für minder¬ eistungsfähige Taglöhner 50 h, für leistungsfähige Taglöhner 60 h, für Weiber 35 bis 40 k, für Professionisten 75 bis 80 ¼ bezahlt werden. Zur Ueberwachung aller in Regie auszuführenden Ar¬ beiten und hiebei beschäftigten Fuhrwerke müßten außer dem Stadtpolier noch mindestens zwei Vorarbeiter bestellt werden, welche bei größeren Arbeiterpartien mitarbeiten oder die ein¬ zelnen Arbeitsstellen dahin überwachen, daß die Arbeitszeit ge nauestens sowohl seitens der Arbeiter, als auch der bestellten Fuhrwerke eingehalten wird. Die Löhne der Vorarbeiter wären denen der Professionisten gleichzuhalten. Die Kosten der vorgeschlagenen Lohnerhöhungen vären aus den betreffenden Posten des Voranschlages zu decken 2. Nachdem die Beschaffung von hartem Bruchschotter materiale aus Persenbeug und Mauthausen heuer teils durch Einstellung der betreffenden Betriebe teils durch die Verkehrs¬ schwierigkeiten nicht möglich ist, ferner die in der Nähe der Stadt besindlichen Schottergrubenbesitzer, welche früher für die Stadtgemeinde Schotter, Rusel und Sand lieferten, ebenfalls hre Arbeiten und Lieferungen infolge Mangel an Arbeitern eingestellt haben, wird beantragt, die vorhandene Schotterbrech¬ anlage auf dem städt. Grunde beim Schlüsselhofe wieder aufzu¬ stellen, als Betriebskraft elektr. Strom oder eine gebrauchte Lokomobile zu beschaffen und für die Zubringung des Stein materiales aus dem Ennsflusse und die Bedienung der ganzen Brechanlage einen geeigneten Unternehmer zu gewinnen, welcher den hiebei erzeugten Bruchschotter, Rusel und Sand gegen vorher vereinbarte Einheitspreise fertig liefert. Diesem Unternehmer werden die im Eigentume der Stadt¬ emeinde befindlichen Geleiseanlagen und Rollwägen hiezu zur Verfügung gestellt. Hienach verbliebe der Stadtgemeinde nur das erführen und Verarbeiten des fertigen Schotter= und Sand materiales samt Bewalzung desselben übrig, was leichter be¬ vältigt werden könne Sektionsantrag: Der löbl. Gemeinderat nehme den Bericht des Bauamtes zur Kenntnis und beschließe, mit der Durchführung die III. Sektion zu beauftragen. In Durchführung der seitens der Sanitätsoberbehörde an¬ geordneten Verfügung wurde betreffs besserer Reinigung der Straßen die Bestellung einer Straßenkotabziehmaschine um den Betrag von K 1550 vorgenommen Wegen Beschaffung einer Straßenkehrmaschine (Anschaffungs¬ preis K 3500) sind die Verhandlungen wegen eventuell probe¬ weisen Versuches einzuleiten Der derzeitige ungenügende Personalstand der städtischen Arbeiter und die Erhöhung desselben werden anerkannt m bei den gesteigerten Auslagen für die Lebenshaltung tädt. Arbeiter überhaupt zu bekommen, wird die Erhöhung der Tageslohnsätze notwendig werden Die Sektion erbittet sich diesbezüglich zu entsprechendeu Vorschlägen die Zustimmung des Gemeinderates Es ist die eheste Anstellung eines provisorischen Poliers anzustreben, ebenso die Aufstellung von Vorarbeitern (Straßen¬ meistern) zur Führung und Ueberwachung der Arbeiterschichten. Schließlich hält die III. Sektion für wünschenswert, um em Bauamt die Möglichkeit der Durcharbeitung der zahlreichen Arbeiten zu ermöglichen, die Anstellung eines städt. Ingenieurs orzunehmen und ersucht diesbezüglich die I. Sektion in der nächsten Sitzung einen entsprechenden Antrag an den Gemeinderat zu stellen. Beschluß nach Antrag. — Z. 13.194/17. 8. Beratung über die aufgetragene Einführung der tädt. Kerichtabfuhr Hiezu erstattet der Sektionsobmannstellvertreter G.=R. Viktor Ortler folgenden Bericht: Steyr, am 9. März 1917. Bericht über die nach Salzburg, Innsbruck und Gmunden unternommene Dienstreise in Angelegenheiten der Müllabfuhr. Müllabfuhr in Salzburg. In der Landeshauptstadt Salzburg ist eine von der Stadt¬ gemeinde betriebene Müllabfuhr seit mehr als 30 Jahren einge¬ führt. Die staubfreie Abfuhr des Hauskehrichts besteht dort seit dem Jahre 1901. Die Beseitigung des Mülls geschieht nach dem System „Bellanie . Die Konstruktion der Kehrichtwagen wurde von einem Salzburger Ingenieur erdacht und nach dessen Plänen von einheimischen Wagnern, beziehungsweise Schmieden ausgeführt. Genannt wurden die Wagnerei Fortonaty in der Griesgasse und die Firma Gebrüder Scheiterlein, Wagner und Schmiede, Fürthallerstraße. Das genannte System ist nicht patentiert Die Abfuhrwagen bestehen aus hölzernen, mit Schutz¬ isen beschlagenen Kästen. Zur Aufnahme des Hauskehrrichts aus den Sammelkästen sind aufklappbare Deckel aus Eisenblech vor esehen, die möglichst dicht abschließen müssen. Dieser Bedingung kann derzeit nur teilweise entsprochen werden, da die zur ein¬ vandfreien Abdichtung verwendeten Filzstreifen nicht zur Ver¬ ügung stehen. Die Entleerung der Wagen erfolgt durch Klapp üren, die an den Seitenwänden und an der Rückwand des Wagenkastens angebracht sind. Die Verschlußvorrichtung besteht lus einfachen Riegeln und ist üb rhaupt die Verwendung eines mpfindlichen Mechanismus wie Gestänge, Hebelübersetzungen, urch Handräder betriebene Bewegungsschrauben und dergleichen ermieden Da die Wagen keine Bodenentleerer sind (wie z B. in Linz), bleibt stets etwas Müll auf dem Boden des Wagen¬ kastens zurück und muß der Rest durch Abkehren entsernt werden. die Wagen kosteten zur Zeit der Einführung des Systems Bellanie 1300 K pro Stück. Im Jahre 1916 wurden für ie gleichen Wagen 3000 K bezahlt. Die Stadt Salzburg, die dermalen rund 39.000 Einwohner zählt, besitzt sechs Müllwagen, on denen alle im Betriebe sind. Für die Stadt Steyr wurde ie Anschaffung von 4 Kehrichtwagen empfohlen. Für enge Gassen werden im Stadtgebiete insgesamt 3 Stück zweiräderige handkarren verwendet, zu deren Bedienung 2 Mann ersorderlich nd. Ebenso werden zur Abfuhr des Stallmistes zweiräderige Handkarren benützt, in welche der Dünger durch die Parteien verladen wird. Der Dünger wird dann den Stellen des Be¬ darfes zugeführt und dort verkauft. Die Gefäße, welche zwecks Aufnahme des Mülls in die einzelnen Häuser verteilt werden, ind aus verzinktem Eisenbleich gearbeitete Kisten mit aufklapp¬ arem, gut dichtendem Deckel. Der Fassungsraum beträgt 25 bis 5

6 28 Liter Das Entleeren der Kübel in die Müllwagen wird durch 2 Mann besorgt, sodaß einschl eßlich des Kutschers an Bedienung 3 Mann pro Wagen erforderlich sind. Zwecks Ent¬ cerung werden die Kübel an den Wagen gehängt und langsam umgekippt. Gleichzeitig vollzieht sich das Oeffnen der Wagen¬ eckel und das Aufklappen der Kübeldeckel nach innen, sodaß der Inhalt der Blechkisten in den Wagen stürzt. Der entgegengesetzte Vorgang findet beim Abheben der Kübel statt. Die Entleerung vollzieht sich nach Mitteilung des Stadtbauamtes betreffend die Staubfreiheit klaglos. Bei der Vorführung der Entleerung wurde eine geringe Staubentwicklung wahrgenommen, welche auf die ben erwähnte, nicht vollständige Abdichtung der Deckel zurück¬ zuführen ist. Die Konstruktion hat den Nachteil, daß infolge des Herabhängens der Kübeldeckel in das Innere des Wagenkastens ie Entleerung der Kübel bei größerer Füllung des Wagens beschränkt ist. Das Gewicht des mit Hauskehricht gesüllten Wagens beträgt ungefähr 2000 Kilogramm. Die Kosten der Kübel beliefen sich bei der Einführung des Systems „Bellanie auf K 12•50; derzeit betragen sie K 23·60. Die Kübel werden von Salzburger Schlossern hergestellt. Jedem Hausbesitzer wird ein Kübel von Seiten der Stadig:meinde überlassen. Die Kübel gehen durch Kauf in das Eigentum des Hausbesitzers über. Die Müllabfuhr belastet den Hausbesitzer durch die Verpflichtung zum Ankauf des Kübels und zur Bestreitung der Kosten jener Ausbesserungen, welche durch grobe Fahrlässigkeit und dergleichen entstehen. Ausbesserungen, die infolge Abnützung durch den normalen Betrieb notwendig werden, zahlt die Stadtgemeinde. In dem inneren, dicht bebauten Teil der Stadt werden die Kübel täglich entleert, in den äußeren Bezirken je nach Bedarf Die Wagen= und Kübelausbesserungen, die von Salzburger Hand¬ wverkern ausgeführt werden, verursachen geringe Kosten. In dem Voranschlag der Stadt Salzburg wurden hiefür bisher 800 K pro Jahr eingesetzt, welche Summe bisher nicht aufgebrauch worden ist. Das Stadtbauamt Salzburg hat die Wohrnehmung gemacht, daß die Parteien, namentlich die Geschäftleute, die Kübel mit großen Mengen Papier süllen, die naturgemäß sehr viel Raum beanspruchen, und die Zweckmäßigkeit der Müllabfuhr ungünstig beeinflussen. In Salzburg wurde nur selten beobachtet daß das Gewicht des Kehrichts durch Steine, Ziegelbrocken und dergleichen — wie es zum Beispiel in Linz geschieht — unnötig vergrößert worden ist. Der Kehricht wird nach einem Lagerplatz in der Nähe der Stadt abgeführt. Die bei der Müllabfuhr ver¬ vendeten Arbeiter erhalten einen Taglohn von K 3·34, der der höchste Taglohn für Handlanger beträgt K 4·10. Den städtischen Arbeitern wurde bisher zweimal ein Teuerungsbeitrag zugewiesen Die Kosten des Fuyrwerkes beliefen sich in normalen Zeiten auf K 16·50 bis K 1750. Derzeit werden hiefür K 30.— bezahlt Müllabfuhr in Innsbruck. Die Stadt Innsbruck hat sich bisher noch nicht für ein bestimmies System der Kehrichtabfuhr entschieden. Zunächst vurde das System „Koprophor“ versuchsweise eingeführt. Nach iesem werden die von den Parteien gefüllten Kübel nicht vor den Häusern in die Müllwagen entleert, sondern in gut ver¬ schlossenem Zustande dem Ablagerungsplatze zugeführt und erst ort entleert. An Stelle des übernommenen vollen Kübels wird der mitgeführte leere abgegeben. In Innsbruck hat sich das genannte System nicht bewährt, da verschiedene wirtschaftliche ind sanitäre Mängel wahrgenommen wurden Die Kehricht¬ abfuhr wird durch das Mitführen der toten Last (leere Kübel, beim System „Koprophor“ auch der durch einen allseits ge¬ schlossenen Blechkasten mit Fächerteilung unnötig beschwert Müllwagen) sehr verteuert. Vom sanitären Standpunkt ist der Umstanb besonders bedenklich, daß die Kübel nicht mehr in das¬ selbe Haus zurückgestellt werden, dem sie im gefüllten Zustande entnommen wurden, sodaß durch den Betrieb der Mullabfuhr die Verschleppung von Seuchen möglich wird. Da die Behand¬ lung der Kübel durch die einzelnen Parteien eine sehr .ver¬ schiedene ist, hat sich nach kurzer Betriebsdauer der Abfuhr auch ein sehr merklicher Unterschied in dem Zustand der Kübel heraus¬ gestellt. Da infolgedessen den Parteien abwechselnd wohlerhalten und stark abgenützte Kübel übergeben wurden, kam es wiederholt zu mehr oder weniger berechtigten Klagen der Bewohner. Beim System Koprophor“ besitzt der zur Müllabfuhr verwendet Wagen — wie erwähnt — einen Blechkasten mit Fächern zur Aufnahme der einzelnen Kübel. Sehr oft wurden die Kübel in verbogenem Zustande den Häusern entnommen und konnten in die genau passenden Fächer nur schwr oder garnicht eingestell werden. Diesem Uebelstande kann durch Verwendung eines ge¬ vöhnlichen Brückenwagens (Plateauwagen), welcher den Zwecken vollständig entspricht, ausgewichen werden. In den verhältnis¬ äßig kleinen Kübeln ist bisweilen im Winter der feuchte Inhal während der Abfuhr eingefroren. Das System „Koprophor“ hat den besonders schätzbaren Vorteil einer tatsächlich staubfreien Abfuhr des Hauskehrichts, da eine Entleerung der Kübel in den Straßen des Stadtgebietes überhaupt nicht stattfindel tachdem aus den angeführten Gründen das „Koprophor“. System aufgegeben wurde, hat sich der Magistrat der Stadt Innsbruck entschlossen, das in Salzburg verwendete System „Bellanie“ zu erproben. Zu diesem Zwecke wurde vor Beginn des Krieges ein Kehrichtabfuhrwagen aus Salzburg zum Preise von 1200 K beschafft. Die zugehörigen Blechkübel wurden um 14 K für das Stück angekauft. Da mit dem genannten System bisher gute Erfahrungen gemacht worden sind, konnte es vol seiten des Innsbrucker Stadtbauamtes empfohlen werden, venngleich eine vollständige Staubfreiheit der Müllabfuhr nicht Bei endgültiger Einführung des Systems erzielt wurde. Bellanie“ werden die übrigen Müllwagen in Innsbruck bestellt verden. Der Nachteil, daß wegen des Herabhangens der Kübel¬ eckel in das Innere des Wagenkastens bei vollkommen umge¬ kippten Kübel der Wagen nicht vollständig ausgenützt werden kann, wurde auch vom Innsbrucker Stadtbauamt besonders erwähnt. Da die Stadt Innsbruck auf durchaus ebenem Boden gelegen ist stößt die Müllabfuhr mit den verhältnismäßig chweren Wagen auf keinerlei Schwierigkeiten. Auch hier werden zur Bedienung ein Kutscher und 2 Maun benötigt. Der Taglohr beträgt für Handlanger 4—5 K, die Kosten des Fuhrwerkes 26—30 K. Ebenso wie Salzburg plant auch Innsbruck nach Wiedereintritt normaler Verhältnisse das gesamte städtische Lastenfuhrwerk zu automobilisieren. In jedes Haus werden je nach Bedarf 2—3 Kübel abgegeben. Betreffend die Beschaffenheit des Hauskehrrichts wurden die gleichen Wahrnehmungen wie in Linz gemacht, indem Ziegelbrocken, Kacheln in die Kübel ge¬ vorfen, mitunter sogar Strohsäcke in sie hineingestopft werden. Der Müll wird in den Inn abgeführt. Die Abladestelle befindet sich nor döstlich der Stadt nächst der Mündung der Sill, vom Stadtmittelpunkt etwa zwei Kilometer entfernt. Da von diese Stelle abwärts das Uferge ände auf ungefähr 10 Kilometer Länge unbewohnt ist, kann die Abladung des Kehrrichts in den Inn ohne Bedenken geschehen, umso mehr, als sich die Selbst¬ reinigung fließender Gewässer sehr rasch vollzieht Nach Mitteilungen des Stadtbauamtes ist eine dem System Bellanie“ ähnliche Müllabfuhr in Meran und Karlsbad in Betrieb und ist diese dortselbst unter dem Namen „Salu¬ riter“ eingeführt. Das Stadtbauamt Innsbruck hat das in der bayrischen Stadt Fürth (zirka 60.000 Einwohner) eingeführte System „Oxner“ wärmstens empfohlen. Dieses System ist im Prinzipe em in Salzburg eingeführten ähnlich Zur Sammlung des Kehrichts der Haushaltungen werden kletne Gefäße verwendet, on denen in jede Wohnung je eines abgegeben wird. Die Deckel der Kübel und die ihnen entsprechenden Deckel der Müll wagen sind nicht aufklappbar, sondern zum Schieben eingerichtet. Die Kübel werden auf den Wagen gestülpt und dann nach der Nitte verschoben. Dabei bleibt der Kübeldeckel zurück und der Wagendeckel wird mitgeschoben. Bei Entfernung der Kübel vollzieht sich der entgegengesetzte Vorgang Der Verschluß der Wagen und Kübel ist ein vollständig dichter, sodaß eine voll¬ kommene Staubfreiheit erreicht wird. Die Verwendung von mpfindlichen Mechanismen ist auch hier umgangen. Die vollen Müllwagen werden mittels Pferdebespannung in eine innerhalb der Stadt gelegene Sammelstelle gebracht und von dort mittels elektrisch betriebener Motorwagen einer Müllverbrennungsanlage ugeführt. Dort werden die Wagen mit Hilfe eines Kranes ekippt und entleert. Die Betriebskosten dieser Kehrichsabfuhr Die Müll¬ ind im Vergleich zu den hohen Lestungen gering abfuhr kann auch deshalb mie entsprechender Wirtschaftlichkei betrieben werden, weil die dortigen, zur gründlichen Reinlichkei rzogenen Bewohner alle nicht zum Hauskehricht gehörigen Ab¬ älle zuversichtlich nicht in die Kübel wersen. Was die Ver¬ brennung des Mülls betriefft, gestattet sich der Gefertigte zu emerken, daß eine derartige Beseitigung des Hauskehrichts für eine Stadt wie Steyr ein immerhin teures Verfahren ist, wenn¬ leich der Aufwand an Brennmaterial verhältnismäßig nicht sehr bedeutend wäre, da im Müll selbst viele brennbare Stoffe orhanden sind. Außerdem sind die aus den Verbrennungsöfen abziehenden Gase nicht ganz unschädlich. Die Verbrennungs¬ rückstände bilden einen hohen Prozentsatz des Mülls und muß für deren Abfuhr gesorgt werden Eine das System „Oxner“ erläuternde Schrift ist im Verlage Albrecht Schröder in Furth 1911 erschienen und führt en Titel: „Müllabfuhr und Müllverbrennung in der Stadt Furth in Bayern“. Ein gleiches System der Abfuhr hat Zürich eingeführt und wurden die Müllwagen für diese Stadt von der lllgemeinen Baumaschinen=Gesellschaft m. b. H. in Wien, VIII/2, Landougasse 55 g liefert Die österreichische Maschinenbau=Anstalt Numboldt, G. m. b. H. in Wien, IV., Wiedenergürtel 28, wurde leichfalls als ein Unternehmen erwähnt, welches sich mit der Erzeugung von Müllwagen befaßt Müllabfuhr in Gmunden. In der Stadt Gmunden wird die staubfreie Abfuhr des Kehrichts der Haushaltungen seit 1915 nach dem Sostem „Kolonia“ urchgeführt. Die Müllwagen und zugehörigen Kübel wurden von der A.=G. Emaillierwerke und Meiallwarenfabrik „Austria“ in Wien, IX., Lichtensteinstraße 22 geliefert. Dasselbe System ist auch in Bad Gastein seit einigen Jahren im Betrieb. Die Müllwagen sind aus Eisenblech hergestellt. Der in Gmunden in Verwendung stehende Wagen hat ein Eigengewicht von 1250 Kilogramm und besitzt zur Aufnahme des Mülls aus den Kübeln insgesamt acht gut verschließbare Deckel (sechs kleinere für die Kübel von 35 Liter Inhalt und zwei größere Kübel von 80 Litel Fassungsraum). Die Bewegung der Deckel beim Oeffnen ist eine weifache, indem die Deckel zunächst gehoben und dann gegen die Mitte verschoben werden. Soll der Deckel geöffnet werden (ohne Verwendung von Kübelu), so genügt ein leichter Druck ach oben und innen. Einer der Deckel ist dergestalt ausgebildet aß er selbst auf einem größeren Deckel aufruht, welch letzterer vie eine gewöhnliche ebene Klapptür geöffnet werden kann¬ Diese Einrichtung tritt nur dann in Verwendung, wenn in einem Haushalte aus irgendeinem Grunde eine größere Menge

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2