Zeichen, daß trotz aller Maßnahmen der Regierung viel an diesen so wichtigen Lebensmitteln zurückgehalten worden war. Im Sommer erhielten wir durch die Budapester Kar offelzentrale Frühkartoffel, doch wurde diese Bezugsmög¬ lichkeit bald wieder verschlossen. Die Ungarn scheinen nu ene Artikel liefern zu wollen, die, wie eben Frühkartoffeln ich nicht lange halten und sich deshalb zur Aufspeicherung im Lande nicht eignen. Trotz rechtzeitiger Anmeldung eines Bedarfes von 250 Waggons und trotz vielfacher Vorstellun¬ en und Eingaben bei den Wiener Kartoffelversorgungs¬ tellen war und blieb die Kartoffelanlieferung stets sehr un befriedigend. Die Kartoffeln aus Böhmen und Mähren, von wo aus wir im Vorjahre doch so ziemlich versorg wurden, sind für Wien beschlagnahmt und so waren wir ast ausschließlich auf polnische Kartoffeln angewiesen, derer Güte manchmal viel zu wünschen übrig ließ und zu vielen Klagen Anlaß gab. In letzter Zeit sind die Kartoffeln besser ausgefallen, doch kamen sie stets in viel zu geringer Menge. Neuere Erkundigungen in Wien ergaben ein wenig tröst¬ iches Bild für das kommende Frühjahr. Von sehr schlechter Einwirkung auf die Kartoffelversorgung war eben auch der chlechte Sommer, der in hiesiger Gegend eine vollkommen¬ Fehlernte mit sich brachte. Im Laufe des Jahres 1916 onnte die Stadtgemeinde 546.765 kg Kartoffeln abgeben Durch den bedeutenden Ausfall an Kartoffeln wurde die Stadtgemeinde veranlaßt, den Gemüsen ein größeres Augenmerk zuzuwenden. Es wurden daher sechs Waggons Kraut beschafft, welches heuer glücklicherweise in großen Mengen zu haben war. Dieses Kraut wurde teilweise in rischem Zustande verkauft, teilweise in den mangels Eier¬ lieferungen leerstehenden Eierbottichen des Realschulkellers als Sauerkraut eingelegt. Von diesem sind noch über 5000 kg vorhanden und abgabefähig. Gelbe Rüben (Möhren) wurden 415 kg abge¬ geben und in letzter Zeit 8 Waggons mit 120.000 kg Erd¬ üben (Wruken) aus Deutschland bezogen und für spätere Abgabe eingelagert Auch 6575 kg Aepfel und 2880 kg Dörr¬ pflaumen wurden beschaft und abgegeben, desgleichen 35 kg Dörrgemüse und 2251 kg Zwiebeln Knapp vor Ausbruch des Krieges mit Rumänien ge¬ lang es noch, die seit Mitte März 1915 bestellten und be zahlten 20 Waggons rumänische Gerste in Sicherheit zu bringen. 16 Waggons wurden von der Kriegsgetreide Verkehrsanstalt mit Beschlag belegt und käuflich erworben, während die restlichen uns mit der Bedingung, sie zu Röst affee zu verarbeiten, ausgefolgt wurden. Daher war die Stadtgemeinde in der Lage, bisher 13.718 kg Ger¬ stenkaffee in Verkehr zu bringen, was bei der herrschen¬ den Kaffeeeinschränkung geradezu erwünscht kam. Die An¬ ieferung weiterer Gerstekaffeemengen steht in nächster Zeit n Aussicht. Der eintretende Seifenmangel veranlaßte die Stadt¬ gemeinde zu einer Bestellung in diesem Artikel. Es wurder bisher 3263 kg Seife verkauft. Auch Petroleum wurde beschafft. Leider sind ent¬ prechend große Anlieferungen, die den Bedarf decken könn¬ ten, dermalen nicht erhältlich. Die Abgabe betrug 4000 Liter. der Gesamtumsatz der Lebensmittelbeschaffung betrug 5,934.202.40 K. Sehr viele Mühen und Verdrießlichkeiten bereitete die Beschaffung von Futtermitteln. Sowohl in Pferde=, wie auch in Hühnerfutter herrschte stets großer Bedarf der nur unter bedeutenden Schwierigkeiten und niemals ganz aus¬ eichend gedeckt werden konnte. Hauptsächlich wurden Ersatz¬ futtermittel abgegeben. Die sehr geehrten Herren werden aus dem vorstehend Gesagten ersehen haben, wie vielseitig die Versorgungstätig¬ keit der Stadtgemeinde im abgelaufenen Jahre war. Ich abe schon eingangs die großen Schwierigkeiten und die viel¬ achen Enttäuschungen erwähnt, mit welchen diese Vorsorge verbunden war. Ungeachtet aller Hindernisse werden wir ber eifrigst weiter an der Versorgung Steyrs arbeiten, amit diese ein festes Glied in der Kette aller jener An¬ trengungen bildet, die auf das bei der bestehenden Lage Wichtigste hinzielen Das unbedingte Durchhalten. Steyr, am 10. Jänner 1917. Julius Gschaider, Bürgermeister. Herr GR. Erb spricht dem Herrn Bürgermeister für seine Ausführungen und Bemühungen im Namen sämt icher Herren Gemeinderäte den besten Dank aus. Großen Dank schulde man auch dem Approvisionierungs=Ausschusse, nsbesondere Herrn GR. Kattner, der unermüdlich tätig st, Milch nach Steyr zu schaffen. Sämtliche Mitteilungen des Herrn Bürgermeister¬ werden sodann zur Kenninis genommen Es wird hierauf zur Erledigung der Tagesordnung geschritten. Mitteilungen. Der Schriftführer bringt folgende Zuschriften zur Verlesung Zl. 19 VP. Steyr, am 6. Februar 1917. An den Gemeinderat der l. f. Stad Steyr. Im Allerhöchsten Auftrage beehre ich mich zufolg Erlasses des Herrn k. k. Statthalters im Erzherzogtume Oesterreich ob der Enns vom 17. Jänner 1917, Zl. 4064 x 1916, für die Kundgebungen anläßlich des Ablebens weiland Sr. Majestät Kaiser Franz Josef l. und der Thron besteigung Sr. Majestät Kaiser Karl I. den herzlichsten Allerhöchsten Dank bekanntzugeben Der Bürgermeister: Gschaider. Wien, den 1. Februar 1917 An die verehrliche Stadtgemeinde=Vor¬ stehung Steyr. Wir bestätigen den Empfang der geschätzten Zuschrift vom 16. d. M., Zl. 3353, und erlauben uns zur Kenntnie zu bringen, daß auch von seiten unserer Gesellschaft an das k. k. Eisenbahn=Ministerium mit einer dringlichen Eingabe wegen durchgreifender Ausgestaltung der Bahnhofanlagen in Steyr herangetreten wurde. k. k. Kriegs=Ministerium hat über unsere Bitte Das zugesagt, dieses Einschreiten aus militärischen Rücksichten warm zu befürworten Hochachtungsvoll Generaldirektion der Oesterr. Waffenfabriks-Gesellschaft. Zl. 6501/17. Dankschreiben liegen vor vom Ausschuß des Verschönerungsvereines Steyr für die erhöhte Subvention per 1000 K; Zl. 4101/17 Fürsorgeausschuß für deutsche Flüchtlinge aus Ga¬ izien und der Bukowina für die Spende von 200 K; 2338/17; 31. Bewerbegenossenschafts=Verband Steyr für die be¬ willigte Subvention von 200 K: Zl. 4140/17; oberöst. Schützenbataillons=Ersatzabteilung Linz k. k. für die zugunsten des Invalidenfonds gewidmeten 200 K; Zl. 4851/17. Weiter danken: der prov. Leiter des städt. Gefangenhauses Johann Hinterreiiner für die Erhöhung des Dienerpauschales und der Verpflegsgebühren für Polizeihäftlinge; der Stadtkasse=Kontrollor Josef Wagner für die be¬ willigie Krankheitsaushilfe und die städt. Arbeiter für die zuerkannte Teuerungszulage von je 60 K. Zur Kenntnis genommen. I. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr GR. Karl Harant jun. Dr. 1. Personal-Angelegenheiten. Wird vertraulich behandelt. 2. Erwirkung der Bewilligung zur Forkeinhebung der Vieh- und Fleischbeschaugebühren. Der Sektionsantrag lautet: „Der Gemeinderat beschließe, es wolle im Ausmaße der bisherigen Kundmachung für die Auslagen bei Hand¬ abung der sanitäts= und veterinärpolizeilichen Vorschriften etreffend Viehpaßwesen und Beschau eine Gebühr, und war für die Beschau vor Ausfertigung des Viehpasses eine olche von 40 h für jedes Stück Großvieh, von 10 h für edes Stück Kleinvieh; ür die Beschau von Schlachttieren eine solche von 40 h für jedes Stück Großvieh, von 10 h für jedes Stück Kleinvieh eingehoben werden, beziehungsweise es sei beim oberösterreichischen Landesausschusse um die Bewilligung zur Einhebung dieser Gebühren einzuschreiten. Wird angenommen. — Zl. 331/17. 3. Wahl eines Wasserleitungs- und Kanalisierungs¬ ausschusses. Liegt folgender Bericht des Herrn Bürger¬ meisters vor „Bekanntlich wurden die schon im Jahre 1914 be¬ onnenen Vorarbeiten für eine allgemeine Wasserieitung und Kanalisierung in Steyr durch den Ausbruch des Krieges unterbrochen. Die derzeit hier herrschende Typhusepidemie weist gebieterisch auf die Dringlichkeit der Fortsetzung dieser Vorarbeiten hin, damit durch Einführung einer einwand¬ reien Wasserleitung und Kanalisierung ein Wiederauftreten und Verbreiten von Infektionskrankheiten tunlichst hint¬ angehalten würde. 5
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