4 vollem Gange, als die Verordnung zu uns gelangte, und es verging der Oktober, bis durch Einholung von Abschuß listen der letzten Jahre und durch unmittelbares Einwirken auf die Jagdbesitzer, deren Zahl in den für Steyr zuge¬ wiesenen Bezirken Steyr=Land, Perg und Freistadt über 300 beträgt, die Ablieferung in die Wege geleitet war. Eine außerordentlich zeitraubende Arbeit war es, die Ab¬ lieferung der einzelnen Jagdgebiete zu überwachen, da nanche Jagdinhaber sich der Ablieferungspflicht nicht gleich fügen wollten und energisch dazu verhalten werden mußten. Wenn auch die Ablieferungszahlen, die ich in der Juli¬ Sitzung nannte, keineswegs erreicht wurden, was auf die von mir schon damals erwähnten Umstände, sowie darau zurückzuführen ist, daß uns statt des Bezirkes Ried, der viel weniger ertragsreiche Bezirk Perg zugewiesen wurde, so ging die Sache in den Monaten November und De¬ zember immerhin nicht schlecht und konnten, während im Vorjahre gar kein Wild hier zu Markt kam, in den Wild¬ abgabestellen nachstehende Wildmengen verkauft werden: 23 Stück 278.5 kg Hochwild mit zusammen 9526.4 kg 728 Rehe „ 2800.— kg Hasen 91 „ rund * * * * * „ und 4 " Fasanen zusammen rund 13.600 kg Wildbret, eine willkommene Zu¬ buße zur übrigen Fleischversorgung. Verhältnismäßig gering war die Hasenanlieferung, während wir mit der Menge der gelieferten Rehe zufrieden ein können. Hochwild kam so wenig, weil größere Jagden dieser Wildgattung nur bei stärkerem Schnee mit Erfolg abgehalten werden können und dieser bis Ende des Jahres 1916 fast gänzlich fehlte der Seefischverkauf litt unter der außer ordentlichen Preissteigerung, die zur Folge hatte, daß er ängere Zeit ganz ruhen mußte, da die Preise höher waren als die hier festgesetzten Fleischpreise. Erst in letzter Zeit waren wieder billigere Seesische zu bekommen. Auch die Rauch sische waren viel teurer als im Vorjahre. Der Ab¬ atz war daher nur verhältnismäßig gering und betrug 244 abeljau kg 992 Seelachs Schellsisch 300 „ 21.5 „ Lengsisch zusammen 2557.5 kg Außerdem noch 867.5 kg Rauchfische Ein Gegenstand beständiger Sorge und vieler Vor¬ sprachen war die Butter= und Fettversorgung. Zu Beginn des Jahres waren die freien Anliefe¬ rungen noch ziemlich befriedigend, nahmen jedoch ständig ab, so daß die Stadtgemeinde eine bedeutende Erhöhung der Zuschußbutter anstreben mußte. Dies gelang auch ziemlich gut. Die im Rathause gegen städtische Butterkarten abge gebene Menge betrug zur Zeit der Einführung der allge¬ meinen Feit= und Butterkarten bis zu 1000 kg wöchentlich. Lästig für die zu Versorgenden war nur das Anstellen, da wegen zu befürchtender Doppelversorgung bei der damals in Gebrauch stehenden Verteilungsart nur eine Abgabestelle vorgesehen werden konnte, zu der naturgemäß alles drängte. Zusammenhängend mit der anfangs Oktober erfolgten Einführung der allgemeinen Fett= und Butterkarten wurden 17 Abgabestellen geschaffen. Leider trat durch diese Rege¬ lung keine Besserung, sondern eine bedeutende Verschlechte¬ rung ein, da zu Beginn der Allgemeinversorgung statt der ziemlich bedeutenden frei angelieferten Buttermengen, zu denen noch die obenerwähnten 1000 kg kamen, anfangs nur 960 kg wöchentlich für die Allgemeinversorgung vorhanden waren, was natürlich keineswegs ausreichte, so daß nun auch diejenigen, welche bisher genügend versorgt waren, zu wenig bekamen, was zu allgemeinen Klagen Anlaß gab Seither ist es wohl durch vielfache Vorstellungen, Berichte und Vorsprachen gelungen, die Wochenmengs auf 1400 kg zu erhöhen, doch ist diese Menge mit Rücksicht auf die große noch immer steigende Bevölkerungszahl auch jetzt noch sehr napp. Die Gesamtjahresabgabe der Gemeinde betrug 27.478 kg Butter. Da, wie gesagt, die Butterversorgung nicht ausreichte, um den Fettbedarf auch nur einigermaßen zu decken, mußte getrachtet werden, anderweitig Fett zu beschaffen. Einige, was die Preislage anbelangt, sehr günstige Anbote an amerikanischem Schweinefett, mußten wegen der außer ordentlich gefährlichen Lieferungsbedingungen leider abge¬ ehnt werden und waren wir auf die Versorgung mit inlän¬ dischem Schweinefett angewiesen, daß aber leider sehr schwer zu beschaffen und auch sehr teuer ist. Die Abgabe dieses Fettes belief sich auf 8164 kg, zu welchem noch das Fett der durch die Stadtgemeinde beschafften Schweine kommt so daß der Bedarf doch einigermaßen gedeckt wurde. Ueber¬ ies wurden noch 200 kg Kunerol, 1500 kg Ceresfett, owie 462 kg Speisetalg abgegeben. Der in einer Menge von 1383 kg zur Verfügung gestellte, stark gesalzene Tafelspeck fand in rohem Zustande den Beifall der Ver¬ braucher nicht. Ich ließ daher den Versuch machen, ihn zu äuchern, was überraschend gut gelang, da die so erhaltene Ware ganz vorzüglich ist und sehr gern gekauft wird. Ein n letzter Zeit gestelltes Anbot der Großmenageverwaltung Linz auf eine größere Menge geräucherten Tafelspeck mußte abgelehnt werden, da der Preis sich auf fast 16 K stellte vährend der seitens der Gemeinde verkaufte Tafelspeck bloß 9.60 K kostet Sehr schwierig war die Beschaffung von Eiern. Gelang es auch durch viele Bemühungen, eine Anzahl von Kisten zu erwerben, so ist dies naturgemäß viel zu wenig, um den fehlenden Bedarf einer so großen Bevölkerung zu decken. In diesem Bedarfsartikel haben die Anlieferungen eben recht spät eingesetzt. Anfangs schienen die Lieferungen ielverheißend zu sein und auch bei Besprechungen in Linz schöpfte ich die Hoffnung, eine ganz gute Versorgung zu erreichen. Die lange bestehende Unmöglichkeit, die Ausfuhr nach Wien und nach anderen Orten, wohin massenhaft ober österreichische Eier verfrachtet wurden, zu sperren, machte alle Versuche der Statthalterei und des Ernährungsamtes, eine ausreichende Versorgung der österreichischen Städte zu erreichen, zuschanden. In keinem Lebensmittel waren die Enttäuschungen so groß, wie gerade in diesem hochwichtigen. Beschafft wurden insgesamt 285.000 Stück, von denen 205.000 bereits an die Bevölkerung ausgegeben wurden vährend 80.000 Stück noch lagern und in den nächster Monaten abgegeben werden. Ich hege die bestimmte Hoff¬ nung, daß wir im heurigen Jahre besser versorgt werden a die nunmehr bestehenden Vorschriften das überwachungs¬ ose Wegschleppen der Eier zum mindesten stark einschränken Ganz unmöglich wird es sich wohl kaum machen lassen, da von seiten der fremden Händler alle Kniffe versucht werden, im Eier aus Oberösterreich wegzubringen. Die derzeitigen, aber noch erweiterungsfähigen Einlegemöglichkeiten der Stadt können bei 700.000 Stück aufnehmen und werden im Jahre 1917 hoffentlich auch ausreichend beschickt werden. Die im freien Verkehr nach Steyr gebrachte Milch erwies sich schon seit längerem als nicht mehr ausreichend, was allerdings nicht allein auf den Krieg mit seinen Folge¬ erscheinungen, sondern zum Großteile auch auf das sprung¬ hafte Anwachsen unserer Bevölkerung zurückzuführen ist, a auch im Frieden unser bisheriges Versorgungsgebiet kaum ausgereicht hätte, die seit der Volkszählung des Jahres 1910 um über 80% angewachsene Bevölkerung ausreichend zu versorgen. Es mußte daher getrachtet werden, Zuschußmilch zu erhalten. Nach längeren Verhandlungen gelang es, die Bemeinden Kronstorf, Hargelsberg und Lorch zwecks Milchversorgung zugewiesen zu erhalten, die anfangs täg¬ lich 900 Liter, später bis zu 1200 Liter lieferten. Da dies jedoch noch nicht auslangte, erreichte ich noch die Zuweisung von Milch aus den Gemeinden Losensteinleiten und Gleink, o daß Ende 1916 beiläufig 1400 Liter täglich angeliefert verden, die in Ausgabestellen gegen Milchkarten zur Ver¬ teilung gelangen. Außerdem erhielt ich auf weitere Vorstel¬ lungen hin die Zusage des Ernährungsamtes, für Steyr Innviertler Milch im Ausmaße von anfänglich 300 Liter täg¬ ich, welche Menge sich aber später erhöhen soll, zu erhalten. die allgemeine Milchversorgung durch Ausgabe von Milch¬ arten an alle Haushaltungen, wie dies in Linz eingeführt st, erscheint mir für Steyr bedenklich, da ich einerseits eine Verminderung der Milchzufuhr, ähnlich wie dies bei der Butter der Fall war, befürchte, anderseits in Steyr die nötigen Einrichtungen fehlen, um insbesondere im Sommer in Verderben der in großen Mengen angelieferten Milch hint¬ anzuhalten. Das stete Bestreben der Stadtgemeinde wird daher darauf gerichtet sein, unter Beibehaltung der hier gebräuch¬ lichen Milchanlieferungsart eine wesentlich erhöhte Menge on Zuschußmilch zu erhalten, um diejenigen, denen es nicht möglich ist, sich im freien Verkehre Milch zu beschaffen, solche behördlicherseits zur Verfügung zu stellen. Seit Einführung er Zuschußmilchkarten im September 1916 wurden bis Jahresschluß 138.646 Liter Milch bezogen und verteilt In kleinem Ausmaße wurde auch Kondensmilch be¬ chafft. Jetzt ist der Bezug von solcher angesichts der Schwierigkeit der Beschaffung und wegen der unglaublich erhöhten Preise fast ausgeschlossen. Von Kondensmilch wurden 10 Kisten mit 480 Halbkilodosen in Verkehr gebracht Ein besonderes Augenmerk wurde der Beschaffung von Käse gewidmet und alles versucht, um solchen in größeren Mengen herzubringen. Der Anfang war vielversprechend denn wir erhiellen mehrere Sendungen vorzüglichen Gouda Vollfettkäse mit zusammen 7986 kg. Plötzlich hörten die Sendungen auf und auf meine persönlich in Wien angestellter Erkundigungen erhielt ich Auskunft, daß England seine hand auf den holländischen Käsehandel gelegt habe. Seither vurden eigene Käseausgabestellen in den Landeshaupt¬ städten errichtet und ist es nun die besondere Aufgabe der für Steyr Stadtgemeinde, möglichst große Zuweisungen eitens der Ausgabestelle in Linz zu erhalten. die Versorgung mit Kartoffeln begegnete heuer großen Schwierigkeiten. Der vom Vorjahre vorhandene cs Vorrat reichte noch bis Ende Februar, dann gelang noch, einige Waggons zu erhalten, mit denen der Bedar ehr notdürftig gedeckt werden konnte und erst im April und Mai wurden wieder größere Vorräte sichtbar, ein
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