Ratsprotokoll vom 19. Februar 1917

I. Sitzung. Rats-Protokoll über die ordentliche Sitzung des Gemeinderates der k. k. I. f. Stadt Steyr am Montag den 19. Februar 1917 um 3 Uhr nachmittags. Tages=Ordnung: Mitteilungen. I. Sektion. (Sektionssitzung am Donnerstag den 15. Februar um ½4 Uhr nachmittags.) 1. (Vertraulich.) Personalangelegenheiten. 2. Erwirkung der Bewilligung zur Forteinhebung der Vieh= und Fleischbeschaugebühren. 3. Wahl eines Wasserleitungs= und Kanalisierungs¬ ausschusses. 4. Stellungnahme und Aeußerung zu den 2 Ansuchen der Mag. Pharm. Heinrich Sterns und Franz Wessely um Bewilligung einer öffentlichen Apotheke im Stadtteile Enns¬ dorf. 5 Beratung und Beschlußfassung über den Gasver¬ trags=Nachtrag. II. Sektion. (Sektionssitzung am Freitag den 16. Februar um ½4 Uhr nachmittags.) 6. Stadtkasse=Tagebuchabschluß für November 1916. 7. Ansuchen der Theaterdirektion um Verlängerung der heurigen Winterspielzeit. 8. Beschlußfassung über den Umtausch von Schatz¬ scheinen der 1. und 2. Kriegsanleihe. 9. Ansuchen der städtischen freiwilligen Feuerwehr um Bewilligung eines Beitrages zur Anschaffung von Schlauch¬ material. 10. Unterstützungsansuchen. Gegenwärtig: Vorsitzender: Herr Bürgermeister Julius Gschaider; Vorsitzender=Stellvertreter: Herr Vizebürgermeister Ferdi¬ nand Gründler; die Herren Gemeinderäte: Heinrich Bach¬ mayr, Wilhelm Denkmayr, Leopold Erb, Leopold Haller, Dr. Karl Harant jun., Josef Huber jun., Franz Kattner, Franz Kirchberger, August Mitter, Viktor Ortler, Franz Schwertfelner Franz Tribrunner und Karl Wöhrer. Entschuldigt abwesend sind die Herren Gemeinderäte: Franz Aigner, Heinrich Ammerstorfer Ludwig Binder¬ berger, Gottlieb Dantlgraber, Otto Dunkl und Josef Haiden¬ thaller. Zur militärischen Dienstleistung sind eingerückt: Herr Vizebürgermeister Paul Fendt, die Herren Gemeinderäte Anton Kurz, Josef Langoth, Anton Sighart und Josef Wokral. Als Schriftführer fungiert der städtische Kanzlist Gustav Wania. — Der Herr Vorsitzende begrüßt die Herren Ge¬ meinderäte, stellt die Beschlußfähigkeit des Gemeinderates fest und erklärt um 3 Uhr nachmittags die Sitzung für eröffnet. Zu Verifikatoren dieses Protokolles werden die Herren Gemeinderäte Franz Schwertfelner und Franz Tri¬ brunner gewählt. Herr Bürgermeister hält hierauf dem verstor¬ benen Herrn Stadtrat Franz Gall folgenden Nachruf: „Meine sehr geehrten Herren! Mitten in der Kriegs¬ zeit, in einer Zeit, in der im Amte alle mit größter Anstren¬ gung arbeiten müssen, ist uns ein großer Verlust zugestoßen. Nach ganz kurzem Krankenlager ist Stadtrat Gall ver¬ schieden! Stadtrat Gall war lange Zeit, und zwar seit dem III. Sektion. (Sektionssitzung am Samstag den 17. Februar um 3 Uhr nachmittags.) 11. Antrag des Gemeinderates August Mitter betreff Feststellung der durch den Lastenautoverkehr entstandenen Schäden an Straßen und Brücken. 12. Ansuchen um weitere Verpachtung des Schlacht¬ hausgrundes. 13. Ansuchen um Ueberlassung des Stadttheaters zu Wohltätigkeits=Vorstellungen. 14. Ansuchen um Ueberlassung von städtischem Grund. IV. Sektion. (Sektionssitzung am Freitag den 16. Februar um 3 Uhr nachmittags.) 15. Verleihung der Jahresinteressen aus der Ferdinand Gründler=Stiftung. 16. Verleihung der Jahresinieressen aus der Kaiser Franz Josef= und Elisabeth=Stiftung. 17. Verleihung der Jahresinteressen aus der Ichzen¬ thaller=Stiftung. 18. Verleihung der Jahresinteressen aus den Landerl¬ schen Stiftungen. 19. Verleihung einer erledigten Josef und Ludwig Werndlschen Stiftungspfründe. 20. Verleihung einer erledigten Elise Duckartschen Blin¬ den=Stiftungspfründe. 21. Verleihung der Jahresinteressen aus der Alois Zweythurn=Stiftung. Jahre 1895 bei der Stadtgemeinde Steyr tätig; sein Wirken, das sich auf alle Zweige des Amtes erstreckte, war außer¬ ordentlich pflichtgetreu, seine Kenntnisse sehr vielseitig, er hat sich stets freudig seinem Berufe hingegeben. Stadtrat Gall ist sozusagen ein Opfer seines Berufes geworden, denn eine Verkühlung, die er sich bei einer der letzten Musterungen zuzog, warf ihn aufs Krankenlager und kostete ihm das Leben. Wir verlieren in ihm einen Beamten, der stets sein Bestes tat, um die Amtsgeschäfte in klagloser Weise zu führen, der voll sich dem Gedeihen der Stadt widmete. Wir wollen stets seiner gedenken. Ehre diesem braven, pflicht¬ getreuen Beamten und Berater der Stadtgemeinde!“ (Die Herren Gemeinderäte erheben sich zum Zeichen der Trauer von ihren Sitzen.) Der Herr Vorsitzende teilt anschließend noch mit, daß ihm anläßlich des Ablebens des Herrn Stadtrates Gall viele Trauerkundgebungen zugekommen sind, darunter ins¬ besondere vom Herrn Statthalterei=Vizepräsidenten Graf Thun, vom Herrn Landeshauptmann Hauser, Handels= und Gewerbekammer Linz, von den Städten Wien, Linz, Wels, Urfahr, Gmunden, Ried, ferner von der österreichischen Waffenfabriks=Gesellschaft. Weiter gibt der Herr Vorsitzende bekannt, daß der Vater des Herrn GR. Dunkl gestorben sei. Er nehme Gelegenheit, dem Herrn GR. Dunkl sein innigstes Beileid zum Ausdrucke zu bringen. (Die Herren Gemeinderäte erheben sich zum Zeichen der Trauer von ihren Sitzen.) Ferner teilt Herr Bürgermeister mit, daß, wie schon bekannt, für Oberösterreich ein neuer Statthalter er¬ nannt wurde. Se. Exzellenz Graf Meran sei so liebenswürdig gewesen, ihm folgendes Schreiben zukommen zu lassen:

2 Linz, am 14. Februar 1917 An den Herrn Bürgermeister der l. f. Stadt Steyr Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 13. Jänner l. J. mich zum Statthalter im Erzherzogtume Oesterreich ob der Enns Allergnädigst zu ernennen geruht. Indem ich Euer Hochwohlgeboren von meinem heute erfolgten Dienstantritte in Kenntnis setze, gebe ich der Hoffnung Ausdruck, daß der Herr Bürgermeister so¬ wie die Stadtgemeindevertretung mich in allen dienstlichen Beziehungen tatkräftig unterstützen und bei Lösung unsere gemeinsamen Aufgaben ein williges Entgegenkommen be¬ tätigen werden. Anderseits wollen der Herr Bürgermeister und die Stadtgemeindevertretung auch auf meine stete Be¬ reitwilligkeit zur tunlichsten Förderung der städtischen In¬ teressen zählen. Der k. k. Statthalter: Meran. Er habe nicht verfehlt, dem Herrn Statthalter seine Aufwartung zu machen. Diese war selbstverständlich nur auf einen ganz kurzen Raum gebunden, da sehr viele zur Vorstellung anwesend waren, dauerte aber immerhin eine sei außerordentlich Viertelstunde. Der Herr Statthalter liebenswürdig gewesen und habe sein Wohlwollen für Steyr etont. Er versprach, ihn sofort, wenn die Uebernahmsge¬ chäfte erledigt seien, zu einer eingehenden Besprechung ein¬ zuladen und stellte auch seinen Besuch in Steyr in Aussicht. Der Herr Vorsitzende äußert sich weiter, daß er mit dem neuen Präsidenten der österreichischen Waffen¬ abrik in Telegrammwechsel gekommen sei. Auf seine Blückwunschdepesche: Präsident Günther Wien, Teinfaltstraße. Von einer Reise zurückgekehrt wird mir die Nachricht Ihrer Wahl lebermittle herzlichste Wünsche für vollen Erfolg Ihrer Tätigkeit mit der Bitte, Sie mögen der Stadt Steyr, dem Sitze der Waffen= und Autoindustrie, wohlwollend gegen überstehen. Bürgermeister Gschaider. abe dieser mit folgendem Telegramm geantwortet Bürgermeister Gschaider! Besten Dank für Ihre freundlichen Wünsche. Der Stadt Steyr werde ich jederzeit mit größtem Wohlwollen gegenüberstehen. Georg Günther. Präsident Günther habe ihm erst vor einigen Tagen einen Besuch gemacht und habe er mit ihm verschiedene Steyrer Angelegenheiten besprochen. Herr Präsident Günther ersprach sein möglichstes für Steyr tun zu wollen. Herr Bürgermeister gibt ferner, bekannt, daß der städtische Polier Thurner mit der kleinen Silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet wurde und entbiete er ihm hiezu seine Glückwünsche Folgendes Schreiben ist eingelangt vom Fürsorge¬ ausschuß für rückgebliebene Angehörige eingerückter Waffen¬ abriksarbeiter Steyr: An den löblichen Gemeinderat Steyr! Von der allge¬ meinen Arbeiter=Kranken= und Unterstützungskasse in Steyr wurden wir in Kenntnis gesetzt, daß dem hiesigen städtischen Krankenhaus Apparate zur Verabfolgung von örtlichen Heißluftbädern fehlen. Wir sind der Ansicht, daß in einer modernen Krankenanstalt den Kranken alles das¬ enige geboten werden soll, was eine frühere und voll¬ tändigere Heilung herbeiführt und daß dadurch die Erkrankten durch die schnellere Genesung eher zu ihrem Berufe zurückzukehren in der Lage sind. Von der Not¬ wendigkeit der Anschaffung solcher Apparate und von der heilenden Wirkung der Heißluftbäder überzeugt, hat der Fürsorgeausschuß beschlossen, dem städtischen Krankenhause heißluftkästen System „Tyrnauer“ zu stiften. Da diese Stif¬ tung als Spende von der Arbeiterschaft der österreichischen Waffenfabriks=Gesellschaft anzusehen ist, ersuchen wir, die Verwaltung des städtischen Krankenhauses beauftragen zu wollen, daß die erkrankten Arbeiter und Arbeiterinnen der österreichischen Waffenfabrik in erster Linie mit diesen Hei߬ uftbädern zu behandeln sind. Indem wir Sie von dieser Spende hiemit in Kenntnis setzen, ersuchen wir, uns nackh Einlangen der Apparate die Originalrechnung zur Beglei¬ hung zuzusenden und zeichnen hochachtungsvoll: Fürsorge¬ ausschuß ür zurückgebliebene Angehörige eingerückter Waffenfabriksarbeiter Steyr herr Bürgermeister bringt dem Ausschuß seinen besten Dank zum Ausdrucke mit der Versicherung, dem in dieser Zu¬ enthaltenen Wunsche Rechnung zu tragen schrift herr Bürgermeister berichtet weiter: Ich gestatte mir mitzuteilen, daß ich anfangs Jänner an der Tagung des Bundes deutscher Städte teilnahm, die hauptsächlich der Besprechung von städtischen Versorgungs¬ fragen gewidmet war. Auch ich fand Gelegenheit, das Wort zu ergreifen. Ich wies auf die bestehende Brennstoffnot hin, machte auf die vielen tausend Festmeter aufmerksam, die in Form von durch Stürme geworfenen Bäumen in Oberösterreich zur Verfügung stehen und verlangte ein Einschreiten bei der Regierung, damit durch Beistellung von Arbeitskräften und Zugtieren für die Ausarbeitung dieser Holzmassen gesorg verde. Ferner beschwerte ich mich über den Umstand, daß nan Oberösterreich scheinbar für ein unerschöpfliches Land halte, aus dem man alles nehmen könne, dem man aber nichts zu geben brauche. Die verschiedenen Redner besprachen eine Reihe von Mängeln in der Versorgung, insbesondere wurden allgemein Klagen über den fast überall herrschenden kartoffelmangel geführt; nur die böhmischen Städte scheinen besser mit diesem Nahrungsmittel versorgt zu sein. Zum Schlusse wurde eine Entschließung angenommen, die ver¬ chiedene Forderungen an die Regierung stellt; ihr Inhal ist ohnehin durch die Presse allgemein bekanntgemacht worden. Gelegentlich meines Wiener Aufenthaltes sprach ich auch im neuen Ernährungs=Ministerium vor, doch waren die Auskünfte, die ich in betreff Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Hirse usw. erhielt, nicht gerade günstig und eine schriftliche Er¬ ledigung, die ich auf verschiedene Eingaben erhielt, besagte geradezu, daß diese Lebensmittel nur an Kriegsindustrien, in unserem Falle an die Waffenfabrik, abgegeben würden. Herr Bürgermeister bringt hiebei Zuschriften der Approvisionierungs=Abteilung bei der Statthalterei Linz ind der Kriegsgetreide=Verkehrsanstalt in Linz zur Ver¬ lesung, welche die herrschenden Erschwernisse bei der Kar¬ toffel= und Hirsebrein=Zuweisung dartun.) Ferner nahm ich an der in Linz stattgehabten Be¬ sprechung über die Eierversorgung teil. Wenn auch die Ver¬ ammlung ihrer Größe halber zu keinen endgültigen Be¬ chlüssen gelangte, so glaube ich doch, eine Besserung in inserer Eierversorgung erhoffen zu dürfen. In letzter Zeit gelang es, 32 Säcke und 80 Kisten Dörrpflaumen zu er¬ halten, die teils dem Handelsgremium, teils der Handels¬ genossenschaft sowie Konsumenten=Vereinigungen und einigen Anstalten zugewiesen wurden. Ferner trafen 2000 Kilo¬ gramm abgezogene Schweine ein, die durch die Fleisch¬ hauer abgegeben werden, auch wurden 1500 Kilogramm ingesalzener Rohspeck beschafft, die bei den Butter=Ausgabe tellen in der Weise zur Ausgabe gelangen, daß für 12 Deka¬ gramm Fettmarken 15 Dekagramm Speck gegeben wird. Bestellt wurde ein Waggon Schweineschmalz durch den Bund deutscher Städte, ferner sechs Waggon Wruken und eine bedeutende Menge in Salz eingelegtes Gemüse, sowie Dörrgemüse, darunter hauptsächlichRotkraut, Gurken Julienne und Karfiol. Seife hoffe ich auch in ziemlicher Menge erhalten zu können Die Seefischzufuhr ist teils durch den holländischen Fischerstreik, teils durch die Seesperre gänzlich unterbunden ind die Lieferung von Donaufischen seitens eines für die Stadtgemeinde enthobenen Fischers dermalen wegen starken Eisganges unmöglich. Der Linzer Selchwarenfabrikant Glöckler, der stets be¬ eutende Mengen Wurst= und Selchware hieher geliefert hatte, stellte infolge einer Bestrafung die Steyrer Lieferungen in. Ich wurde sofort telephonisch und schriftlich bei der Statthalterei vorstellig, die mir auch gleich ihr Einschreiten zusagte. Die Lieferungen sind nun wieder ungestört im Gange. Um die Eindeckung der hiesigen Fleischhauer mit Eis daß wie im vorigen zu ereichen und zu verhindern, Sommer der Bevölkerung nur zähes, frischgeschlagenes oder nicht mehr frisches Fleisch geliefert werde, gab ich an die Fleischhauer=Genossenschaft einen Erlaß hinaus, in dem ich mir vorbehielt, nur jenen Fleischhauern Vieh zuzuteilen, die entsprechend Vorsorge getroffen haben, um der Bevölkerung einwandfreies Fleisch zuzuführen der Umstand, daß sehr viel Fleisch nach auswärts ing und dadurch trotz ziemlich genügender Viehanlieferung Fleischknappheit eintraf, veranlaßte mich, den Fleischbezug nur gegen hiesigen Ausweis, beziehungsweise gegen von der Stadtgemeinde bestätigte Ausweise der Gemeinde Ulrich zu gestatten Da das hiesige Gaswerk an Kohlenknappheit zu leiden begann und der Fortbetrieb der öffentlichen Beleuchtung n Frage gestellt wurde, wendete ich mich drahtlich an das Reichskriegs=Ministerium und sicherte mir auch die Mit¬ virkung der Waffenfabrik in dieser sehr wichtigen Frage, von deren Lösung nicht nur die Gasbeleuchtung, sondern auch die Versorgung der Bevölkerung mit Koks abhängt. Endlich beehre ich mich zu berichten, daß ich die An¬ wesenheit Seiner Exzellenz des Herrn Militärkommandanten FML. Daniel benutzte, um ihm meine Aufwartung zu machen. Ich bat ihn, die militärischen Wünsche der Stadt insbesondere die Bitte um Hieherverlegung eines Infanterie¬ Regimentes zu unterstützen, was er in freundlichster Weise zusagte. Mit Herrn Staatsbahndirektor Hofrat Scheikl hatte ich eine längere Unterredung bezüglich der Steyrer Bahnhof¬ verhältnisse. Es scheint nun doch, als wollte man höheren¬ rts die Unzulänglichkeit unserer Bahnhofanlagen einseher ind hoffe ich nach Eintritt geordneter Verhältnisse eine günstige Lösung dieser für uns so wichtigen Frage. Der Herr Bürgermeister berichtet ferner In nachstehenden Ausführungen gestatte ich mir, ein Bild über die Versorgungstätigkeit der Stadt¬ emeinde Steyr im Laufe des Jahres 1916 zu entwerfen. Die Mannigfaltigkeit der beschafften Lebens¬ nittel, sowie deren Menge lassen schon ersehen, auf welch veitverzweigte Gebiete sich diese erstrecken mußte, schwerer ersichtlich zu machen sind die vielen Schwierigkeiten und Ent¬

täuschungen, die die Vorsorge für eine möglichst gute Ver¬ pflegung Steyrs mit sich brachte. So mancher gute Gedanke konnte wegen unüberwindlicher Hindernisse nicht in die Tat umgesetzt werden, manche scheinbar sichere Bestellung war infolge Nichterfüllens der Lieferung oder geänderter Ver¬ hältnisse halber nicht durchführbar. Ich werde mir erlauber bei den einzelnen Waren und Sorten auf die besonderen Verhältnisse hinzuweisen und beginne mit einer der wichtig¬ sten Aufgaben, der Brot= und Mehlversorgung. Zu Beginn des Jahres war diese Versorgung im all¬ gemeinen zufriedenstellend. Auch die Güte des Brotes gab zu keinen Klagen Anlaß. Unangenehm für die Bevölkerung war bloß der Umstand, daß die Mehlausgabestellen nur einen verhältnismäßig kleinen Teil weißes Mehl abgeber durften, während die übrige Menge aus schwarzem Mehl bestand. Im Frühjahr war dann wieder die Beimischung von Maismehl vorgeschrieben, an die sich unsere Bevölkerung nur sehr widerwillig gewöhnt. Um bei Schwankungen in der Zufuhr keine Anstände zu haben, war es mein Be¬ treben, ein Lager, einen sogenannten „eisernen Vorrat hier haben zu können. Leider wurde dem nie Rechnung getragen, trotz aller Hinweise auf die Wichtigkeit Steyrs, auf die Versorgung der Waffenfabrik und auf die stets an¬ schwellende Bevölkerungszahl. Dieser letzte Umstand bot überhaupt unglaubliche Schwierigkeiten, da es außerordent¬ lich schwer war, die vorgesetzten Behörden von der Tatsache dieses Anwachsens zu überzeugen. Häufig wurde dem zu ät durch erhöhte Zuweisungen Rechnung getragen, so daß öfter Knappheit an Brot und Mehl eintrat und das Aus¬ bleiben einzelner Waggons häufig Stockungen herbeiführte Dies und das Fehlen des vorerwähnten Vorrates führte zu den unliebsamen Ereignissen des 14. September. In der Folge wurde die Versorgung etwas besser. Im November wurde die Brot= und Mehlversorgung der Waf¬ fenfabrik von jener der Stadt getrennt, wobei leider trotz aller meiner Vorstellungen die hiesigen Bäcker schwer ge¬ schädigt wurden. Augenblicklich ist an Brot und Mehl kein Mangel zu verzeichnen, nur über die geringe Güte der zur Verfügung gestellten Mehle und des daraus erzeugten Bro¬ tes wird allgemein Klage geführt. Insbesondere führte der augenfällige, sehr große Unterschied zwischen dem Ausseher und der Güte des Brotes, das die Waffenfabrik aus der Kunstmühle und Brotfabrik Reder bezieht und dem des hier erzeugten Brotes zu großen, nicht unberechtigten Mißstim¬ mungen in den Kreisen der nicht in Waffenfabrikversor¬ gung stehenden Bevölkerung. Die hauptsächliche Schuld hieran dürfte der Umstand sein, daß die uns zugewiesenen Mehlsorten häufig aus dem heuer besonders schlecht aus¬ gefallenen Mühlviertler Getreide erzeugt sind und noch dazu n kleinen Mühlen, die naturgemäß keine so klaglose Ver¬ mahlung haben, wie die großen, gut eingerichteten. Hoffent¬ lich wird sich in dieser Hinsicht im heurigen Jahre eine Besserung zeigen, jedenfalls wird es meine Aufgabe sein, unausgesetzt darauf hinzuwirken. Im Laufe des Jahres 1916 wurden nachstehende Mehlmengen und Mehlsorten geliefert und in Steyr ver¬ braucht 82.155 kg das ist 3.69 0 Weizenbackmehl „ 11.25% Weizenkochmehl 250.231 „ „ „ 26.89 % Weizenbrotmehl 596.171 „ * Weizengrieß 1.15 25.594 „ * * „ „ 1.48 % 32.946 Berstenkochmehl „ 15.04 0 Berstenbrotmehl 334.544 „ 32.99 % 733.823 „ Roggengleichmehl 5.33 % 118.604 Maismehl 1.41 % 33.509 „ Maisgrieß * * „ * * * * * 0.77 % 17.039 * * * „ „ * * * * Haferbrotmehl 357.980 kg oder omit 2,224.616 kg Mehl, von welchen 16.09 Prozent Weißmehl und Grieß, 1,329.994 kg oden 59.88 Prozent Brotmehl und 536.642 kg oder 24.03 Prozent urrogatmehle sind. In diesen Mehlmengen sind die im September zum Erhöhung des Brotvorrates seitens des k. u. k. Verpflegs¬ magazins Linz und der Brotfabrik Reder gelieferter 060 Stück Wecken im Brotgewichte von 12.684 kg ent¬ halten. Um Ersatz für das fehlende Knödelbrot zu schaffen ind um das stets knappe Weißmehl zu strecken, wurden auch 8357 kg Mazzes beschafft und zum Verkaufe ge¬ bracht. Auch gelang es, 8000 kg Kartoffel=Stärke¬ mehl in Verkehr zu bringen Ebenso war es möglich, 2570 kg Eierteigwaren zu erlangen. Der Preis dieser Ware war noch ein ver¬ hältnismäßig niedriger, doch wurde gegen Ende des Jahres die Beschaffung immer schwieriger und ist dermalen fast unmöglich. Von Reis, dieser nun so seltenen Ware, konn¬ en 8970 kg zur Verteilung gelangen, doch war der größte Teil laut behördlicher Anordnung den hiesigen Kranken¬ äusern und sonstigen Anstalten vorbehalten An Erbsen wurden 5017 kg geliefert, doch war in letzter Zeit nichts mehr erhältlich und müssen in diesem Ar¬ tikel die Neulieferungen abgewartet werden. Dagegen konnte Speisehirse in einer Menge von 17.849 kg in Verkehr gebracht werden An Bohnen wurden 7760 kg verkauft. Ein weiterer sehr einschneidender Teil der städtischen Versorgung ist die mit Fleisch. Diese hatte im Laufe der Zeit verschiedene Schwankungen mitzumachen. Zu Beginn des Jahres war im allgemeinen noch der freihän¬ dige Vieheinkauf der Fleischhauer üblich. Da jedoch die Ver hältnisse immer schlechtere wurden, schritt die Regierung zur zwangsweisen Zuteilung, eine Einführung, die sich beim ind= und Kalbfleisch bestens bewährte, während der Er olg beim Schweinefleisch auszubleiben scheint, ja die Ver¬ orgung wahrscheinlich ungünstiger werden dürfte, wie bis her. Aus dem nachfolgenden Verzeichnisse ist deutlich er¬ chtlich, daß beim Rindfleisch im April und Mai, beim kalbfleisch im Juli und August der Tiefstand der Anlie rung erreicht war, und daß die im Juni, beziehungsweise September einsetzende geregelte Versorgung sofort eine wesentliche Besserung schuf. Der Preis dieser Fleischsorten onnte trotz gestiegener Viehpreise auf gleicher Höhe er¬ halten werden, wie bisher, da den Fleischhauern Ver¬ gütungen gewährt wurden, die der Stadtgemeinde durch die oberösterreichische Viehverwertungs=Kommission der Statthalterei rückersetzt wurden. Diese an die Steyrer Fleischhauer geleisteten Vergütungen beliefen sich allein auf 696.221 K. Die im Jahre 1916 bei den Fleischhauern geschlach¬ teten Tiere und die zu Markt gebrachten gestochenen Schweine verteilen sich wie folgt: kleir= Schwei= Markt¬ Stie¬ Kal¬ Kälber Ochsen Kühe hinnen schweine vieh re ne 35 475 36 315 196 06 3 Jänner 208 548 16 310 38 26 12 Februar 80 443 227 4 230 139 8 März 331 13 10 39 98 3 111 302 April 39 50 285 112 17 31 25 Ma 01 64 14 204 22 17 Juni 60 13 204 15 59 56 121 Juli 59 208 11 63 10 210 August 30 23 304 58 12 202 22 September 95 85 101 51 26 420 186 53 Oktober 135 409 52 83 99 154 142 8 November 87 99 67 81 127 8 397 63 Dezember 870 1736 1864 Zusammen 481 1842 108 681 3656 Bei den Wirten wurden beschaut: 4 Ochsen, 47 Kühe 13 Stiere, 134 Kälber, 19 Stück Kleinvieh und 147 Schweine. Außerdem wurden 14.910 kg Fleisch eingeführt. Ge¬ gen das Jahr 1915 wurden somit um 159 Ochsen, 520 Käl¬ er, 220 Stück Kleinvieh und 2427 Schweine weniger, da¬ egen um 891 Kühe, 82 Kalbinnen und 312 Stiere mehr verbraucht. Auf den Markt wurden um 133 Schweine ehr gebracht. Fleisch wurde im Gewichte von I. 23.562 kg, I. 15.783 kg, das sind 39.345 kg, eingeführt. Verglichen mit dem ersten Halbjahre 1916 ist der Ver¬ brauch im zweiten Halbjahre um 90 Stück Kleinvieh und 07 Schweine geringer, dagegen um 217 Ochsen, 300 Kühe, 86 Kalbinnen, 201 Stiere und 72 Kälber höher gewesen. Die im zweiten Halbjahre zu Markt gebrachten Schweine wurden fast ausschließlich seitens der Stadtgemeinde be¬ schafft, und zwar wurden 247 Stück im Gewichte von 17.781 kg abgegeben. Die Stadtgemeinde beschaffte außerdem 70 Stück lebende Schafe und 13 Stück Ziegen, von denen bis Ende des Jahres 17 Stück Schafe abverkauft wurden. Auch wurde ein Versuch mit Gänsen gemacht und trafen 100 Stück polnische Fleischgänse ein, von welchen 95 Stück zum Verkauf gelangten, während 5 Stück ein¬ gingen. Da die Güte der Gänse eine mindere war, er¬ cheint dieser Versuch nicht glücklich ausgefallen und werden venn sich nicht andere, bessere Bezugsquellen finden, keine Gänse mehr gekauft werden. Renntiere wurden anfangs des Jahres 90 Stück verkauft, leider ist der Bezug dieses sehr nahrhaften und verhältnismäßig billigen Fleisches durch die seitens der iordischen Regierungen erlassenen Ausfuhrverboteun¬ nöglich gemacht worden. Nun komme ich zu einem ganz neuen Abschnitt, der Tätigkeit der Stadtgemeinde als Wildsammelstelle. Wie ich in der Juli=Sitzung mitteilte, war schon da¬ nals für Oberösterreich eine derartige Regelung in der Wildversorgung geplant, doch mußte ich schon im Septem¬ ber berichten, daß diese Regelung seitens des Ministeriums wieder aufgehoben worden sei. Schließlich hat aber dieser GBedanke doch auch bei der Regierung Anklang gefunden, vorauf dann die Einführung der zwangsweisen Wildab¬ lieferung an die Konsumorte für ganz Oesterreich angeord¬ net wurde. Diese Verordnung fußte fast ganz genau auf dem berösterreichischen Entwurfe, hatte jedoch zwei Nachteile Die Preise waren gegenüber den von der Linzer Statt¬ halterei auf Grund einer eingehenden Besprechung zwischen Jagdbesitzern und Vertretern der Städte vorgeschlagenen ganz bedeutend erhöht, so daß das Wildfleisch weit über den gewöhnlichen hiesigen Marktpreis stieg, während die bsicht, durch die Preisfestsetzung die unerschwinglich hohen Wiener Wildpreise zu drücken, doch nicht erreicht wurde. Außerdem kam sie zu spät. Die Jagden waren schon in 3

4 vollem Gange, als die Verordnung zu uns gelangte, und es verging der Oktober, bis durch Einholung von Abschuß listen der letzten Jahre und durch unmittelbares Einwirken auf die Jagdbesitzer, deren Zahl in den für Steyr zuge¬ wiesenen Bezirken Steyr=Land, Perg und Freistadt über 300 beträgt, die Ablieferung in die Wege geleitet war. Eine außerordentlich zeitraubende Arbeit war es, die Ab¬ lieferung der einzelnen Jagdgebiete zu überwachen, da nanche Jagdinhaber sich der Ablieferungspflicht nicht gleich fügen wollten und energisch dazu verhalten werden mußten. Wenn auch die Ablieferungszahlen, die ich in der Juli¬ Sitzung nannte, keineswegs erreicht wurden, was auf die von mir schon damals erwähnten Umstände, sowie darau zurückzuführen ist, daß uns statt des Bezirkes Ried, der viel weniger ertragsreiche Bezirk Perg zugewiesen wurde, so ging die Sache in den Monaten November und De¬ zember immerhin nicht schlecht und konnten, während im Vorjahre gar kein Wild hier zu Markt kam, in den Wild¬ abgabestellen nachstehende Wildmengen verkauft werden: 23 Stück 278.5 kg Hochwild mit zusammen 9526.4 kg 728 Rehe „ 2800.— kg Hasen 91 „ rund * * * * * „ und 4 " Fasanen zusammen rund 13.600 kg Wildbret, eine willkommene Zu¬ buße zur übrigen Fleischversorgung. Verhältnismäßig gering war die Hasenanlieferung, während wir mit der Menge der gelieferten Rehe zufrieden ein können. Hochwild kam so wenig, weil größere Jagden dieser Wildgattung nur bei stärkerem Schnee mit Erfolg abgehalten werden können und dieser bis Ende des Jahres 1916 fast gänzlich fehlte der Seefischverkauf litt unter der außer ordentlichen Preissteigerung, die zur Folge hatte, daß er ängere Zeit ganz ruhen mußte, da die Preise höher waren als die hier festgesetzten Fleischpreise. Erst in letzter Zeit waren wieder billigere Seesische zu bekommen. Auch die Rauch sische waren viel teurer als im Vorjahre. Der Ab¬ atz war daher nur verhältnismäßig gering und betrug 244 abeljau kg 992 Seelachs Schellsisch 300 „ 21.5 „ Lengsisch zusammen 2557.5 kg Außerdem noch 867.5 kg Rauchfische Ein Gegenstand beständiger Sorge und vieler Vor¬ sprachen war die Butter= und Fettversorgung. Zu Beginn des Jahres waren die freien Anliefe¬ rungen noch ziemlich befriedigend, nahmen jedoch ständig ab, so daß die Stadtgemeinde eine bedeutende Erhöhung der Zuschußbutter anstreben mußte. Dies gelang auch ziemlich gut. Die im Rathause gegen städtische Butterkarten abge gebene Menge betrug zur Zeit der Einführung der allge¬ meinen Feit= und Butterkarten bis zu 1000 kg wöchentlich. Lästig für die zu Versorgenden war nur das Anstellen, da wegen zu befürchtender Doppelversorgung bei der damals in Gebrauch stehenden Verteilungsart nur eine Abgabestelle vorgesehen werden konnte, zu der naturgemäß alles drängte. Zusammenhängend mit der anfangs Oktober erfolgten Einführung der allgemeinen Fett= und Butterkarten wurden 17 Abgabestellen geschaffen. Leider trat durch diese Rege¬ lung keine Besserung, sondern eine bedeutende Verschlechte¬ rung ein, da zu Beginn der Allgemeinversorgung statt der ziemlich bedeutenden frei angelieferten Buttermengen, zu denen noch die obenerwähnten 1000 kg kamen, anfangs nur 960 kg wöchentlich für die Allgemeinversorgung vorhanden waren, was natürlich keineswegs ausreichte, so daß nun auch diejenigen, welche bisher genügend versorgt waren, zu wenig bekamen, was zu allgemeinen Klagen Anlaß gab Seither ist es wohl durch vielfache Vorstellungen, Berichte und Vorsprachen gelungen, die Wochenmengs auf 1400 kg zu erhöhen, doch ist diese Menge mit Rücksicht auf die große noch immer steigende Bevölkerungszahl auch jetzt noch sehr napp. Die Gesamtjahresabgabe der Gemeinde betrug 27.478 kg Butter. Da, wie gesagt, die Butterversorgung nicht ausreichte, um den Fettbedarf auch nur einigermaßen zu decken, mußte getrachtet werden, anderweitig Fett zu beschaffen. Einige, was die Preislage anbelangt, sehr günstige Anbote an amerikanischem Schweinefett, mußten wegen der außer ordentlich gefährlichen Lieferungsbedingungen leider abge¬ ehnt werden und waren wir auf die Versorgung mit inlän¬ dischem Schweinefett angewiesen, daß aber leider sehr schwer zu beschaffen und auch sehr teuer ist. Die Abgabe dieses Fettes belief sich auf 8164 kg, zu welchem noch das Fett der durch die Stadtgemeinde beschafften Schweine kommt so daß der Bedarf doch einigermaßen gedeckt wurde. Ueber¬ ies wurden noch 200 kg Kunerol, 1500 kg Ceresfett, owie 462 kg Speisetalg abgegeben. Der in einer Menge von 1383 kg zur Verfügung gestellte, stark gesalzene Tafelspeck fand in rohem Zustande den Beifall der Ver¬ braucher nicht. Ich ließ daher den Versuch machen, ihn zu äuchern, was überraschend gut gelang, da die so erhaltene Ware ganz vorzüglich ist und sehr gern gekauft wird. Ein n letzter Zeit gestelltes Anbot der Großmenageverwaltung Linz auf eine größere Menge geräucherten Tafelspeck mußte abgelehnt werden, da der Preis sich auf fast 16 K stellte vährend der seitens der Gemeinde verkaufte Tafelspeck bloß 9.60 K kostet Sehr schwierig war die Beschaffung von Eiern. Gelang es auch durch viele Bemühungen, eine Anzahl von Kisten zu erwerben, so ist dies naturgemäß viel zu wenig, um den fehlenden Bedarf einer so großen Bevölkerung zu decken. In diesem Bedarfsartikel haben die Anlieferungen eben recht spät eingesetzt. Anfangs schienen die Lieferungen ielverheißend zu sein und auch bei Besprechungen in Linz schöpfte ich die Hoffnung, eine ganz gute Versorgung zu erreichen. Die lange bestehende Unmöglichkeit, die Ausfuhr nach Wien und nach anderen Orten, wohin massenhaft ober österreichische Eier verfrachtet wurden, zu sperren, machte alle Versuche der Statthalterei und des Ernährungsamtes, eine ausreichende Versorgung der österreichischen Städte zu erreichen, zuschanden. In keinem Lebensmittel waren die Enttäuschungen so groß, wie gerade in diesem hochwichtigen. Beschafft wurden insgesamt 285.000 Stück, von denen 205.000 bereits an die Bevölkerung ausgegeben wurden vährend 80.000 Stück noch lagern und in den nächster Monaten abgegeben werden. Ich hege die bestimmte Hoff¬ nung, daß wir im heurigen Jahre besser versorgt werden a die nunmehr bestehenden Vorschriften das überwachungs¬ ose Wegschleppen der Eier zum mindesten stark einschränken Ganz unmöglich wird es sich wohl kaum machen lassen, da von seiten der fremden Händler alle Kniffe versucht werden, im Eier aus Oberösterreich wegzubringen. Die derzeitigen, aber noch erweiterungsfähigen Einlegemöglichkeiten der Stadt können bei 700.000 Stück aufnehmen und werden im Jahre 1917 hoffentlich auch ausreichend beschickt werden. Die im freien Verkehr nach Steyr gebrachte Milch erwies sich schon seit längerem als nicht mehr ausreichend, was allerdings nicht allein auf den Krieg mit seinen Folge¬ erscheinungen, sondern zum Großteile auch auf das sprung¬ hafte Anwachsen unserer Bevölkerung zurückzuführen ist, a auch im Frieden unser bisheriges Versorgungsgebiet kaum ausgereicht hätte, die seit der Volkszählung des Jahres 1910 um über 80% angewachsene Bevölkerung ausreichend zu versorgen. Es mußte daher getrachtet werden, Zuschußmilch zu erhalten. Nach längeren Verhandlungen gelang es, die Bemeinden Kronstorf, Hargelsberg und Lorch zwecks Milchversorgung zugewiesen zu erhalten, die anfangs täg¬ lich 900 Liter, später bis zu 1200 Liter lieferten. Da dies jedoch noch nicht auslangte, erreichte ich noch die Zuweisung von Milch aus den Gemeinden Losensteinleiten und Gleink, o daß Ende 1916 beiläufig 1400 Liter täglich angeliefert verden, die in Ausgabestellen gegen Milchkarten zur Ver¬ teilung gelangen. Außerdem erhielt ich auf weitere Vorstel¬ lungen hin die Zusage des Ernährungsamtes, für Steyr Innviertler Milch im Ausmaße von anfänglich 300 Liter täg¬ ich, welche Menge sich aber später erhöhen soll, zu erhalten. die allgemeine Milchversorgung durch Ausgabe von Milch¬ arten an alle Haushaltungen, wie dies in Linz eingeführt st, erscheint mir für Steyr bedenklich, da ich einerseits eine Verminderung der Milchzufuhr, ähnlich wie dies bei der Butter der Fall war, befürchte, anderseits in Steyr die nötigen Einrichtungen fehlen, um insbesondere im Sommer in Verderben der in großen Mengen angelieferten Milch hint¬ anzuhalten. Das stete Bestreben der Stadtgemeinde wird daher darauf gerichtet sein, unter Beibehaltung der hier gebräuch¬ lichen Milchanlieferungsart eine wesentlich erhöhte Menge on Zuschußmilch zu erhalten, um diejenigen, denen es nicht möglich ist, sich im freien Verkehre Milch zu beschaffen, solche behördlicherseits zur Verfügung zu stellen. Seit Einführung er Zuschußmilchkarten im September 1916 wurden bis Jahresschluß 138.646 Liter Milch bezogen und verteilt In kleinem Ausmaße wurde auch Kondensmilch be¬ chafft. Jetzt ist der Bezug von solcher angesichts der Schwierigkeit der Beschaffung und wegen der unglaublich erhöhten Preise fast ausgeschlossen. Von Kondensmilch wurden 10 Kisten mit 480 Halbkilodosen in Verkehr gebracht Ein besonderes Augenmerk wurde der Beschaffung von Käse gewidmet und alles versucht, um solchen in größeren Mengen herzubringen. Der Anfang war vielversprechend denn wir erhiellen mehrere Sendungen vorzüglichen Gouda Vollfettkäse mit zusammen 7986 kg. Plötzlich hörten die Sendungen auf und auf meine persönlich in Wien angestellter Erkundigungen erhielt ich Auskunft, daß England seine hand auf den holländischen Käsehandel gelegt habe. Seither vurden eigene Käseausgabestellen in den Landeshaupt¬ städten errichtet und ist es nun die besondere Aufgabe der für Steyr Stadtgemeinde, möglichst große Zuweisungen eitens der Ausgabestelle in Linz zu erhalten. die Versorgung mit Kartoffeln begegnete heuer großen Schwierigkeiten. Der vom Vorjahre vorhandene cs Vorrat reichte noch bis Ende Februar, dann gelang noch, einige Waggons zu erhalten, mit denen der Bedar ehr notdürftig gedeckt werden konnte und erst im April und Mai wurden wieder größere Vorräte sichtbar, ein

Zeichen, daß trotz aller Maßnahmen der Regierung viel an diesen so wichtigen Lebensmitteln zurückgehalten worden war. Im Sommer erhielten wir durch die Budapester Kar offelzentrale Frühkartoffel, doch wurde diese Bezugsmög¬ lichkeit bald wieder verschlossen. Die Ungarn scheinen nu ene Artikel liefern zu wollen, die, wie eben Frühkartoffeln ich nicht lange halten und sich deshalb zur Aufspeicherung im Lande nicht eignen. Trotz rechtzeitiger Anmeldung eines Bedarfes von 250 Waggons und trotz vielfacher Vorstellun¬ en und Eingaben bei den Wiener Kartoffelversorgungs¬ tellen war und blieb die Kartoffelanlieferung stets sehr un befriedigend. Die Kartoffeln aus Böhmen und Mähren, von wo aus wir im Vorjahre doch so ziemlich versorg wurden, sind für Wien beschlagnahmt und so waren wir ast ausschließlich auf polnische Kartoffeln angewiesen, derer Güte manchmal viel zu wünschen übrig ließ und zu vielen Klagen Anlaß gab. In letzter Zeit sind die Kartoffeln besser ausgefallen, doch kamen sie stets in viel zu geringer Menge. Neuere Erkundigungen in Wien ergaben ein wenig tröst¬ iches Bild für das kommende Frühjahr. Von sehr schlechter Einwirkung auf die Kartoffelversorgung war eben auch der chlechte Sommer, der in hiesiger Gegend eine vollkommen¬ Fehlernte mit sich brachte. Im Laufe des Jahres 1916 onnte die Stadtgemeinde 546.765 kg Kartoffeln abgeben Durch den bedeutenden Ausfall an Kartoffeln wurde die Stadtgemeinde veranlaßt, den Gemüsen ein größeres Augenmerk zuzuwenden. Es wurden daher sechs Waggons Kraut beschafft, welches heuer glücklicherweise in großen Mengen zu haben war. Dieses Kraut wurde teilweise in rischem Zustande verkauft, teilweise in den mangels Eier¬ lieferungen leerstehenden Eierbottichen des Realschulkellers als Sauerkraut eingelegt. Von diesem sind noch über 5000 kg vorhanden und abgabefähig. Gelbe Rüben (Möhren) wurden 415 kg abge¬ geben und in letzter Zeit 8 Waggons mit 120.000 kg Erd¬ üben (Wruken) aus Deutschland bezogen und für spätere Abgabe eingelagert Auch 6575 kg Aepfel und 2880 kg Dörr¬ pflaumen wurden beschaft und abgegeben, desgleichen 35 kg Dörrgemüse und 2251 kg Zwiebeln Knapp vor Ausbruch des Krieges mit Rumänien ge¬ lang es noch, die seit Mitte März 1915 bestellten und be zahlten 20 Waggons rumänische Gerste in Sicherheit zu bringen. 16 Waggons wurden von der Kriegsgetreide Verkehrsanstalt mit Beschlag belegt und käuflich erworben, während die restlichen uns mit der Bedingung, sie zu Röst affee zu verarbeiten, ausgefolgt wurden. Daher war die Stadtgemeinde in der Lage, bisher 13.718 kg Ger¬ stenkaffee in Verkehr zu bringen, was bei der herrschen¬ den Kaffeeeinschränkung geradezu erwünscht kam. Die An¬ ieferung weiterer Gerstekaffeemengen steht in nächster Zeit n Aussicht. Der eintretende Seifenmangel veranlaßte die Stadt¬ gemeinde zu einer Bestellung in diesem Artikel. Es wurder bisher 3263 kg Seife verkauft. Auch Petroleum wurde beschafft. Leider sind ent¬ prechend große Anlieferungen, die den Bedarf decken könn¬ ten, dermalen nicht erhältlich. Die Abgabe betrug 4000 Liter. der Gesamtumsatz der Lebensmittelbeschaffung betrug 5,934.202.40 K. Sehr viele Mühen und Verdrießlichkeiten bereitete die Beschaffung von Futtermitteln. Sowohl in Pferde=, wie auch in Hühnerfutter herrschte stets großer Bedarf der nur unter bedeutenden Schwierigkeiten und niemals ganz aus¬ eichend gedeckt werden konnte. Hauptsächlich wurden Ersatz¬ futtermittel abgegeben. Die sehr geehrten Herren werden aus dem vorstehend Gesagten ersehen haben, wie vielseitig die Versorgungstätig¬ keit der Stadtgemeinde im abgelaufenen Jahre war. Ich abe schon eingangs die großen Schwierigkeiten und die viel¬ achen Enttäuschungen erwähnt, mit welchen diese Vorsorge verbunden war. Ungeachtet aller Hindernisse werden wir ber eifrigst weiter an der Versorgung Steyrs arbeiten, amit diese ein festes Glied in der Kette aller jener An¬ trengungen bildet, die auf das bei der bestehenden Lage Wichtigste hinzielen Das unbedingte Durchhalten. Steyr, am 10. Jänner 1917. Julius Gschaider, Bürgermeister. Herr GR. Erb spricht dem Herrn Bürgermeister für seine Ausführungen und Bemühungen im Namen sämt icher Herren Gemeinderäte den besten Dank aus. Großen Dank schulde man auch dem Approvisionierungs=Ausschusse, nsbesondere Herrn GR. Kattner, der unermüdlich tätig st, Milch nach Steyr zu schaffen. Sämtliche Mitteilungen des Herrn Bürgermeister¬ werden sodann zur Kenninis genommen Es wird hierauf zur Erledigung der Tagesordnung geschritten. Mitteilungen. Der Schriftführer bringt folgende Zuschriften zur Verlesung Zl. 19 VP. Steyr, am 6. Februar 1917. An den Gemeinderat der l. f. Stad Steyr. Im Allerhöchsten Auftrage beehre ich mich zufolg Erlasses des Herrn k. k. Statthalters im Erzherzogtume Oesterreich ob der Enns vom 17. Jänner 1917, Zl. 4064 x 1916, für die Kundgebungen anläßlich des Ablebens weiland Sr. Majestät Kaiser Franz Josef l. und der Thron besteigung Sr. Majestät Kaiser Karl I. den herzlichsten Allerhöchsten Dank bekanntzugeben Der Bürgermeister: Gschaider. Wien, den 1. Februar 1917 An die verehrliche Stadtgemeinde=Vor¬ stehung Steyr. Wir bestätigen den Empfang der geschätzten Zuschrift vom 16. d. M., Zl. 3353, und erlauben uns zur Kenntnie zu bringen, daß auch von seiten unserer Gesellschaft an das k. k. Eisenbahn=Ministerium mit einer dringlichen Eingabe wegen durchgreifender Ausgestaltung der Bahnhofanlagen in Steyr herangetreten wurde. k. k. Kriegs=Ministerium hat über unsere Bitte Das zugesagt, dieses Einschreiten aus militärischen Rücksichten warm zu befürworten Hochachtungsvoll Generaldirektion der Oesterr. Waffenfabriks-Gesellschaft. Zl. 6501/17. Dankschreiben liegen vor vom Ausschuß des Verschönerungsvereines Steyr für die erhöhte Subvention per 1000 K; Zl. 4101/17 Fürsorgeausschuß für deutsche Flüchtlinge aus Ga¬ izien und der Bukowina für die Spende von 200 K; 2338/17; 31. Bewerbegenossenschafts=Verband Steyr für die be¬ willigte Subvention von 200 K: Zl. 4140/17; oberöst. Schützenbataillons=Ersatzabteilung Linz k. k. für die zugunsten des Invalidenfonds gewidmeten 200 K; Zl. 4851/17. Weiter danken: der prov. Leiter des städt. Gefangenhauses Johann Hinterreiiner für die Erhöhung des Dienerpauschales und der Verpflegsgebühren für Polizeihäftlinge; der Stadtkasse=Kontrollor Josef Wagner für die be¬ willigie Krankheitsaushilfe und die städt. Arbeiter für die zuerkannte Teuerungszulage von je 60 K. Zur Kenntnis genommen. I. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr GR. Karl Harant jun. Dr. 1. Personal-Angelegenheiten. Wird vertraulich behandelt. 2. Erwirkung der Bewilligung zur Forkeinhebung der Vieh- und Fleischbeschaugebühren. Der Sektionsantrag lautet: „Der Gemeinderat beschließe, es wolle im Ausmaße der bisherigen Kundmachung für die Auslagen bei Hand¬ abung der sanitäts= und veterinärpolizeilichen Vorschriften etreffend Viehpaßwesen und Beschau eine Gebühr, und war für die Beschau vor Ausfertigung des Viehpasses eine olche von 40 h für jedes Stück Großvieh, von 10 h für edes Stück Kleinvieh; ür die Beschau von Schlachttieren eine solche von 40 h für jedes Stück Großvieh, von 10 h für jedes Stück Kleinvieh eingehoben werden, beziehungsweise es sei beim oberösterreichischen Landesausschusse um die Bewilligung zur Einhebung dieser Gebühren einzuschreiten. Wird angenommen. — Zl. 331/17. 3. Wahl eines Wasserleitungs- und Kanalisierungs¬ ausschusses. Liegt folgender Bericht des Herrn Bürger¬ meisters vor „Bekanntlich wurden die schon im Jahre 1914 be¬ onnenen Vorarbeiten für eine allgemeine Wasserieitung und Kanalisierung in Steyr durch den Ausbruch des Krieges unterbrochen. Die derzeit hier herrschende Typhusepidemie weist gebieterisch auf die Dringlichkeit der Fortsetzung dieser Vorarbeiten hin, damit durch Einführung einer einwand¬ reien Wasserleitung und Kanalisierung ein Wiederauftreten und Verbreiten von Infektionskrankheiten tunlichst hint¬ angehalten würde. 5

6 Der Gemeinderat hat, die Notwendigkeit dieser Durch¬ führungen anerkennend, im Voranschlage für 1917 eine größere Summe zwecks Durchführung dieser Vorarbeiten bewilligt. Um nun die Sache in rascheren Fluß zu bringen, chlage ich vor, einen Wasserleitungs= und Kanalisations¬ ausschuß zu wählen, der mit den nötigen Vorarbeiten zu betrauen wäre und dem Gemeinderate über den Stand der Sache fallweise Bericht zu erstatten und diesbezügliche An¬ träge zu stellen hätte Steyr, den 11. Februar 1917 Julius Gschaider Bürgermeister. Die I. Sektion beantragt, es wolle aus den Gründen des vorliegenden Berichtes und mit dem darin bezeichneten Wirkungskreise ein Wasserleitungs= und Kanalisationsaus¬ schuß gewählt und in denselben entsendet werden: Herr Vizebürgermeister Ferdinand Gründler, von der I. Sektion Herr GR. Dr. Karl Harant, von der II. Sek¬ ion Herr GR. Franz Kirchberger, von der III. Sek tion die Herren GR. Josef Huber jun., Franz Tribrun¬ und Josef Haidenthaller. ner Einstimmige Annahme. Stellungnahme und Aeußerung zu den zwei An¬ 4 uchen der Mag. Pharm. Heinrich Sterns und Franz Wessely um Bewilligung einer öffentlichen Apotheke im Stadtteile Ennsdorf. Die Sektion beantragt „Der löbl. Gemeinderat wolle zu dem Ansuchen der Herren Magister Sterns und Wessely um Verleihung einer Konzession zur Errichtung einer Apotheke in Steyr unte Hinweis auf die frühere Aeußerung über das analoge An¬ uchen des Herrn Magisters Weißer sich dahin erklären, daß r gegen die Errichtung einer Apotheke mit dem Stand¬ orte in Ennsdorf dann keine Einwendung zu erheben finde wenn die neue Apotheke in entsprechender Entfernung von den bisherigen Apotheken, insbesondere von der Löwen¬ Apotheke, errichtet wird. Angenommen. — Zl. 8817/17. 5. Beratung und Beschlußfassung über den Gas¬ vertrags-Nachtrag. Nach eingehenden Erläuterungen seitens des Herrn Referenten über diesen Gegenstand wird über Antrag der Sektion dem nachfolgenden Vertragsentwurfe die Zustim¬ nung erteilt: Vertrags=Nachtrag. Durch Vereinbarung vom Heutigen zwischen der Stadtgemeinde Steyr und der Gesellschaft für Gasindustrie in Augsburg wird der Konzessionsvertrag vom 28. August 864 samt Nachträgen vom 3. Februar 1866, 24. Oktober und 8. November 1873 und vom 11. Februar 1896 in der Form eines weiteren Nachtrages wie folgt abgeändert: 1. Nach § 28 des Vertrages vom 28. August 1864 mit § 4 des Vertrages vom 24. Oktober und 8. November 1873 und Ziffer V des Vertrages vom 11. Februar 1896 läuft der Vertrag vom 28. August 1864 am 31. Dezember 1917 ab Nach § 29 dieses Vertrages kann die Stadtgemeinde edoch in seinem ganzen Umfange verlängern hn Von diesem Rechte macht die Stadtgemeinde Ge¬ brauch, so daß der Vertrag mit den obgenannten Nach¬ trägen erst am 31. Dezember 1942 ablaufen soll. Für die Zeit, beginnend am1. März 1917, sollen jedoch die nachstehenden neuen Vereinbarungen gelten 2. Die Gesellschaft verzichtet hiemit auf alle Beschrän¬ kungen, welche der Stadtgemeinde zugunsten der Gesell¬ schaft in Ziffer III des Vertrages vom 11. Februar 1896 ür das ganze Stadtgebiet bezüglich der Einrichtung und Ausdehnung der elektrischen Beleuchtung bei Privaten und bezüglich der Abgabe von elektrischem Strom an dieselben auferlegt sind 3. Die Gesellschaft verzichtet weiter auf die ihr in § 5 des Vertrages vom 28. August 1864 gewährleistete Be¬ freiung von jeder Kommunalsteuer und Umlage; dagegen bleibt sie auch ab 1. März 1917 für die ganze Vertrags¬ dauer für ihr Gaswerk und ihre Nebenbetriebe von der ädtischen Maut und von Sonderabgaben auf Gas und imtliche Materialien befreit, die für den Betrieb ihrer Werke und die Verteilung des Gases Verwendung finden, einschließlich aller Nebenerzeugnisse. Der Stadtgemeinde wird eine Beteiligung an den 4. Erträgnissen des Gaswerkes Steyr zugestanden in de Weise, daß ihr ein bestimmter Prozentsatz von den jähr¬ lichen Bruttoeinnahmen aus dem Gasverkaufe zustehen oll. Bei der Berechnung der Bruttoeinnahmen des Gas¬ verkaufes werden die Einnahmen aus der öffentlichen Be euchtung und aus der Gasabgabe an städtische Gebäude und Anstalten nicht miteinbezogen b) Die Stadt erhält hienach aus einer Bruttoeinnahme is zu 250.000 K ein Prozent, aus einer weiteren Ein¬ nahme von über 250.000 K bis zu 500.000 K eineinhalb Prozent, aus einer über 500.000 K hinausgehenden twaigen weiteren Einnahme zwei Prozent des Betrages. Die Abrechnung erfolgt nach den Büchern der Gesellschaft mit Ablauf des 30. Juni eines jeden Jahres innerhalb der nächstfolgenden zwei Monate 5. Die Stadtgemeinde ist berechtigt, die Beleuchtung der Kommunalgebäude und die öffentliche Beleuchtung der Straßen und Plätze der Stadt nach ihrer Wahl mit Gas oder einer anderen Beleuchtungsart vorzunehmen. Jedoch ist bei der Entscheidung über die Beleuchtungsart in den einzelnen Straßen billige Rücksicht auf die Beleuchtungs¬ möglichkeit der Gaslaternen zu nehmen, derart, daß die ein¬ elnen Straßenzüge nach Möglichkeit eine einheitliche Be¬ euchtung erhalten sollen Die Stadtgemeinde ist weiter berechtigt, zu bean¬ pruchen, daß die Hälfte der durch Einführung anderer Straßenbeleuchtung eingesparten Laternen anderwärtig zur Verbesserung der Straßenbeleuchtung, wo solche durch Gas erfolgt, zur Verwendung komme. 6. Die in § 9 des Vertrages vom 28. August 1864 enthaltenen Bestimmungen über die Leuchtkraft des Gases werden aufgehoben. An ihre Stelle tritt die Vereinbarung, aß der Heizwert des Gases nicht weniger als 4500 Wärme¬ einheiten bei 0 Grad Celsius Temperatur des Gases und einer absoluten Spannung = 760 Millimeter Quecksilber¬ äule betragen soll. 7. In § 30, Absatz 3, des Vertrages vom 28. August 1864 war vorgesehen, daß die Gemeinde nach Ablauf vor damals 55 Jahren die Gasfabrik mit dem zehnfachen Be¬ rage der durchschnittlichen Netto=Jahresrente aus den letzten zehn Jahren ablösen könne. Diese Vereinbarung wird aufgehoben und durch nach¬ stehende Bestimmungen ersetzt Nach Ablauf des 31. Dezember 1942 kann die Stadt¬ jemeinde das Gaswerk ablösen. Der von ihr an die Ge¬ llschaft hiefür zu zahlende Ablösungspreis setzt sich zu¬ sammen: aus einer Entschädigung für die Betriebsanlage,so¬ à) weit sie im Zeitpunkte der Ablösung vorhanden ist. Sie besteht aus dem mit 15 Prozent kapitalisierten Be¬ triebsüberschuß des Gaswerkes, welcher' aus dem Durchschnittsüberschuß der letzten zehn Betriebsjahre zu berechnen ist, wobei als Betriebsüberschuß die Ge¬ samteinnahmen aus dem Gaswerkbetriebe abzüglich der Besamtausgaben des Betriebes für Materialien, Löhne, Behälter, Betriebsunkosten und Steuern zu verstehen ind aus einer Entschädigung für die während des Zeit¬ raumes vom 1. März 1917 bis 31. Dezember 1942 erfolgenden Kapitalsaufwendungen für das Gaswerk welche jedoch in der Zeit vom 1. Jänner 1933 bis 31. Dezember 1942 der ausdrücklichen Zustimmung der Stadtgemeinde bedürfen. Diese Aufwendungen werden n einem Spezialkonto auf Grund der nachweisbaren Selbstkosten verrechnet und von der Gesellschaft jährlich mit 2.22 Prozent amortisiert. Der per 31. Dezember 1942 sich ergebende Saldo dieses Kontos ist der Gesell¬ chaft von der Stadtgemeinde als Entschädigung zu vergüten bezeichneten Ent¬ Die Summe der unter a) und b) chädigungen bildet den Ablösungspreis wird der letzte Durch vorstehende Vereinbarungen Absatz des § 30 des Vertrages vom 28. August 1864 nicht berührt, wobei jedoch Einverständnis darüber besteht, daß ie dort erwähnte dritte Vertragsperiode von 20 Jahren am 1. Jänner 1943 zu laufen beginnt. 8. über den Gaspreis Die geltenden Bestimmungen erhalten folgende Ergänzung Erhöht sich der Kohlenpreis loko Magazin über den Grundpreis von 320 K pro Waggon zu 10 Tonnen, so ist die Gesellschaft berechtigt, den Gaspreis für Private für je angefangene 30 K Steigerung des Kohlenpreises ium je 1 h pro Kubikmeter Gas für die Dauer der Kohlenpreis¬ steigerung zu erhöhen. Die gleiche Erhöhung von 1 h für den Kubikmeter er¬ zeugtes Gas tritt ein, wenn die Arbeitslöhne für 100 Kubik¬ neter auf über 2 K steigen. Sinken sie unter 2 K, so er¬ niedrigt sich der Preis wieder um 1 h. Diese Erhöhung beziehungsweise Erniedrigung wird berechnet von Krone zu Krone aufwärts oder abwärts. Als Grundpreis gilt ine Krone. Für die öffentliche Beleuchtung erhöht sich der Breis in den gleichen Fällen um je ein Zehntel Heller. Die Stadtgemeinde ist berechtigt, die Angaben des Gaswerkes durch Einsicht in die Belege zu prüfen 9. Die Gesellschaft erhebt keine Einwendung dagegen, daß die Oesterreichische Waffenfabriks=Gesellschaft oder an dere Unternehmungen sich für ihren eigenen Betriebsbedarf und auf ihrem Grund und Boden eine private Gasanlas¬

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