Ratsprotokoll vom 30. Dezember 1916

„Der löbliche Gemeinderat wolle einen Interessenanteil per 17 K 50 h aus der Leopold Pacher=Artilleriestiftung an den Bewerber Franz Huber verleihen und die übrigen fünf Interessenanteile zur Neuausschreibung gelangen lassen. Beschluß nach Antrag. — Zl. 33.247. 14. Verleihung einer erledigten Josef und Ludwig Werndl-Stiftungspfründe. Ueber Antrag der Sektion wird beschlossen, die zur Erledigung gelangte Josef und Ludwig Werndl=Stif¬ tungspfründe jährlicher 100 K an den vom städtischen Ar¬ menrate vorgeschlagenen Bewerber Franz Krenn zu ver¬ leihen. Beschluß nach Antrag. — Zl. 24.117. 15. Wiederverleihung von zwei Simon Zachhuberschen Stiftungspfründen. Hiezu beantragt die Sektion, die beiden erledigten Zachhuberschen Stiftungspfründen von monatlich je 10 K 50 h den Bittstellerinnen Theresia Haubl und Marie Zimmer¬ mann zu verleihen. Beschluß nach Antrag. — Zl. 36.675. 16. Verleihung zweier Fachschul-Stipendien. Der Referent führt hiezu aus: Von Seite der Stadtgemeindevorstehung sind zwei Stipendien à 100 K für zwei dürftige, nach Steyr heimatszuständige Schüler der k. k. Fachschule und Versuchsanstalt für Eisen= und Stahl¬ bearbeitung in Steyr zur Ausschreibung gelangt Seitens der Direktion der genannten Anstalt werden die Schüler Alois Huemer und Josef Löser zur Beteilung mit den ausgeschriebenen Stipendien in Vorschlag gebracht. Ueber Antrag der Sektion werden die beiden Stipendien den vorgeschlagenen Schülern der Fachschule Alois Huemer und Josef Löser verliehen. — Zl. 42.352. 17. Ansuchen um eine Unterstützung aus den Interessen der Gremialkrankenkasse-Stiftung. Ueber Antrag der Sektion und über Empfeh¬ lung des Handelsgremiums der Stadt Steyr wird dem Gesuchsteller Josef Janovsky für das erste Halbjahr 1917 eine in sechs Monatsraten à 20 K fällige Geldunterstützung von 120 K aus den Zinsen der bestandenen Gremialkranken¬ kasse verliehen. — Zl. 37.899. 18. Vergebung von drei Schiefermayrschen Stipendien. Zur Beteilung mit den drei zur Erledigung gelangten Cäcilie Schiefermayrschen Stipendien jährlicher 100 K wer den seitens der Direktion der k. k. Staats=Oberrealschule Steyr die Realschüler Josef Heger, Franz Lauber und Jo¬ hann Pernegger vorgeschlagen. Ueber Antrag der Sektion wird den drei ge¬ nannten Schülern je ein Schiefermayrsches Stipendium ver¬ liehen. — Zl. 41.560. Nach Erledigung der Tagesordnung führt GR. Hai¬ denthaller darüber Beschwerde, daß jener Teil der Be¬ völkerung Steyrs, welcher nicht von der österreichischen Waffenfabriks=Gesellschaft versorgt wird, ein nahezu unge¬ nießbares Brot erhalte, während man an anderen Orten ein ganz gutes Brot bekomme. Es müsse da offenbar die Schuld in der Brotmehlaufteilung und =Zuweisung der Kriegs=Getreideverkehrsanstalt liegen. Er protestiere da¬ gegen, daß man in Steyr ein solches ungenießbares Brot essen muß, und bitte den Herrn Bürgermeister, diesen Pro¬ test höherenorts zur Kenntnis zu bringen. Wenn man Kriegsanleihe zeichnen und in Anbetracht der gegenwärtigen Verhältnisse arbeiten muß, könne man wohl auch ein genie߬ bares Brot verlangen. Der Bürgermeister erwidert, daß er die Aus¬ führungen des Herrn GR. Haidenthaller der Kriegs=Ge¬ treideverkehrsanstalt mit dem Ersuchen zur Kenntnis brin¬ gen werde, für Zuschübe von besserem Brotmehl nach Steyr Sorge tragen zu wollen. Ferner beschwert sich Herr GR.: Haidenthaller über die schlechte Beleuchtung — namentlich nach Schluß der Geschäfte — in der Kirchengasse und Sierningerstraße bis zur Einmündung der Direktionsstraße. Bei dem dort herr¬ schenden regen Verkehre der Arbeiterschaft und Lastenverkehr ei es wirklich ein bloßer Zufall, daß sich bei der dort herr¬ schenden schlechten Beleuchtung bisher noch kein Unglück er¬ eignet habe. Er ersuche den Herrn Bürgermeister, aus dringender Sicherheitsnotwendigkeit Veranlassung zu treffen, daß in den bezeichneten Straßen zwischen den ungenügenden Gas¬ lampen elektrische Lampen ehestens angebracht werden. Der Bürgermeister entgegnet, daß er das Bauamt be¬ auftragen werde, Studien zu machen und einen geeigneten Vorschlag vorzulegen; gleichzeitig werde er an die Augs¬ burger Gasgesellschaft mit dem Ersuchen um die Zustim¬ mung herantreten, daß in den bezeichneten Straßenzügen elektrische Lampen angebracht werden. Als sich hierauf trotz Umfrage niemand mehr zum Worte meldet, beginnt der Herr Bürgermeister: „Meine sehr geehrten Herren! Wir sind heute zum letztenmal in diesem Jahre in öffentlicher Sitzung hier ver¬ sammelt. Noch immer nicht hat das große Ringen, das in den Juli=Augusttagen des Jahres 1914 begonnen hat, seinen Abschluß gefunden. Unsere Gegner scheinen das edelsinnige Friedensanbot der Zentralmächte für Schwäche zu halten und wollen nichts von Friedensverhandlungen wissen. Wir tehen somit vor der Notwendigkeit, den Krieg weiter fort¬ zusetzen. Im Verlaufe des großen Ringens hat unsere Stadt eine außerordentliche Wichtigkeit gezeigt; sind doch die Waf¬ en für unsere Infanterie und die Maschinengewehre fast ausschließlich in Steyr erzeugt worden! Der sehr gesteigerte Betrieb der hiesigen Waffenfabrik hat naturgemäß auch einen außerordentlich großen Einfluß auf das Wirtschafts¬ leben unserer Stadt genommen. Die Einwohnerzahl Steyrs ist zu einer bisher nie dagewesenen Höhe emporgestiegen. Ein derart rasches Emporschnellen der Bevölkerungszahl hat ganz begreiflicherweise auch verschiedene Unzukömmlich¬ keiten, namentlich in Wohnungs= und Verpflegsfragen her¬ vorgerufen. Sehr schwierig war es, all den Wünschen Rechnung zu tragen und die Klagen über verschiedene Un¬ zufriedenheiten und Unzukömmlichkeiten entbehrten gewiß oft nicht ihrer Berechtigung. Es ist eben leider in der jetzi¬ gen Kriegszeit ganz unmöglich, alle Angelegenheiten derart zu regeln und zu erledigen, daß alle damit zufrieden sind. Die Herren wissen ja selbst, wie schwierig die Verwaltungs¬ arbeit in dieser Zeit ist, insbesondere weiß ja die Appro¬ visionierungssektion so manches Lied zu singen von ent¬ täuschten Hoffnungen und von fehlgeschlagenen Versuchen. Ich danke allen Herren, welche mir während des Jahres 1916 treu zur Seite gestanden sind und es mir ermöglicht haben, den Betrieb im Stadthaushalte aufrecht zu erhalten und so gut weiter zu führen, als es eben erreichbar war. Ich gebe der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck, daß im Verlaufe des Jahres 1917 die Feinde denn doch zu der Einsicht gelangen werden, daß die Mittelmächte nicht nieder¬ zuringen sind. Mit der Erlangung einer solchen Einsicht würde ja dann auch der Friede vor der Tür stehen. In diesem Sinne, daß uns das Jahr 1917 den Frieden wieder bringen möge, wünsche ich allen Herren ein gutes Neujahr 1917! (Heilrufe.) Vizebürgermeister Gründler dankt im Namen des Ge¬ meinderates dem Bürgermeister für dessen freundliche Neu¬ jahrswünsche und erwidert diese im Namen des Gemeinde¬ ates aufs herzlichste. Er knüpft hieran die Bitte, daß der Herr Bürgermeister auch im neuen Jahre seine volle Kraft n die Dienste der Gemeinde stellen moge; der tatkräftigen Unterstützung des Gemeinderates könne er versichert sein. Hierauf wird die öffentliche Sitzung um ¾5 Uhr nach¬ mittags geschlossen. In der darauf folgenden vertraulichen Sitzung werden die Punkte 1 bis 3 der Tagesordnung erledigt. Nach der Behandlung mehrerer Personalangelegen¬ heiten werden den städtischen Angestellten und deren hinter¬ bliebenen Angehörigen die Teuerungszulagen in demselben Ausmaße und für dieselbe Zeitdauer, wie sie der Staat seinen Bediensteten und deren hinterbliebenen Angehörigen gewährt, ab 1. Jänner 1917 bewilligt. Dem Waffenfabriksarbeiter Josef Molterer in Steyr wird über dessen Ansuchen in Anbetracht seiner mehr als 40jährigen Dienstleistung in der österreichischen Waffenfabrik in Steyr das Bürgerrecht der Stadt Steyr taxfrei verliehen. Schließlich werden folgende Personen, welche die ge¬ etzlichen Bedingungen hiefür erfüllt haben, in den Heimats¬ verband der Stadt Steyr aufgenommen: Binderberger Karl samt Frau und sechs Kindern, Filinger Matthias, Forst¬ hofer Karl samt Frau, Gitzl Alois, Haberfelner Antonie, Haberfelner Aloisia, Hölzl Ferdinand samt Frau, Laimer Karl samt Frau und drei Kindern, Leberstorfer Johann samt Frau und ein Kind, Matz Karl samt Frau und vier Kin¬ dern, Mitschka Thomas samt Frau und ein Kind, Oismüller Franz, Oyrer Franz samt Frau, Peter Karl samt Frau und vier Kindern, Ramor Marie, Rindt Ferdinand samt Frau, Schinko Wenzel mit zwei Kindern, Schmiedberger Franz samt Frau, Schreiberhuber Franz samt Frau, Tröster Adolf samt Frau und drei Kindern, Tunko Franz samt Frau und zwei Kindern, Zippermayr Katharina. Schluß der vertraulichen Sitzung um 5 Uhr nach¬ mittags.

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