Der Herr Bürgermeister beglückwünscht den in den Sitzungssaal eintretenden neuen Ehrenbürger Herrn GR. Professor Erb, der bei Beginn der Behandlung des Gegenstandes abgetreten war, wärmstens zur Verleihung des Ehrenbürgerrechtes. Er habe diese höchste Auszeichnung welche die Stadt jemandem geben kann, wohl verdient, da er bisher das Beste für das Wohl der Stadt Steyr im Reichsrate, Landtage, Gemeinderate und in dessen ver¬ chiedenen Komitees geleistet habe. Die ganze Stadt Steyr und jeder einzelne Bewohner Steyrs verdanke ihm, den neuen Ehrenbürger, so viel, daß es nur eine selbstverständ¬ liche Dankespflicht war, ihn durch Verleihung des Ehren bürgerrechtes zu ehren der Herr Bürgermeister gibt der Hoffnung Ausdruck, daß sich Herr GR. Professor Erb noch recht viele Jahre dieser Ehrung erfreuen möge Der Gemeinderat begrüßt den neuen Ehrenbür¬ ger mit herzlichen Heilrufen. herr GR. Professor Erb dankt darauf in bewegten Worten dem Herrn Bürgermeister und dem Gemeinderate ür die ihm zuteil gewordene Ehrung und weist darauf hin, aß er stets gern und mit größter Freude seine schwachen Kräfte für das Wohl der Stadt Steyr zur Verfügung ge tellt habe und dies selbstverständlich auch weiterhin tun werde. Er wisse, was die Würde eines Ehrenbürgers be¬ deute, daß es das schönste, das beste und weitestgehende Ge¬ schenk sei, das die Mitbürger ihrem Mitarbeiter bieten kön¬ nen, wenn sie ihn als Ehrenbürger an die Spitze der Bür¬ erschaft stellen. Ob er diese Würde auch verdient habe, ent¬ ziehe sich seiner Beurteilung, darüber hätte der Gemeindera ntschieder Er danke nochmals für das schöne und liebenswürdig das der Gemeinderat über ihn durch die Verleihung Urteil, des Ehrenbürgerrechtes gesprochen habe, und das ihn ehr ehre und freue; er werde diese Stunde nie vergessen, (Heilrufe. Hierauf bringt der Herr Vorsitzende folgenden vom Herrn GR. Kirchberger als Antragsteller einge¬ brachten und von der erforderlichen Zahl von Gemeinde¬ räten unterfertigten Dringlichkeitsantrag zur Verlesung: „Dringlichkeitsantrag betreffend Aus¬ bau der Bahnhofanlagen in Steyr. Wiederholt hat sich der löbliche Gemeinderat mit den unleidlichen Verhältnissen auf dem hiesigen Staatsbahnhoft beschäftigt und durch verschiedene Eingaben um entspre¬ hende Abhilfe gebeten, leider aber ohne Erfolg Durch den Neubau der Waffen= und Automobilfabrik und die damit in Verbindung stehenden allgemeinen Ge¬ chäftsverhältnisse treten die bereits bekannten Uebelstände m so mehr hervor. Die Verkehrsverhältnisse haben sich in Steyr derart geändert, daß mit den bestehenden Einrich¬ tungen, auch bei Ausübung der größten Geduld und des inerkannten höchsten Pflichteifers des hiesigen Bahnperso¬ nales nicht mehr auszukommen ist. Die industrielle Betätigung in Steyr ist auch, wie dei Krieg bewiesen hat, von größter Bedeutung für das ganze Für dieselbe ist aber das Vorhandensein geregelter Reich. Verkehrsverhältnisse eine Grundbedingung Wie verlautet, beschäftigt sich die k. k. Staatsbahnver¬ waltung mit dem Umbau des Bahnhofes in Garsten und oll für diesen Zweck bereits ein größerer Betrag ausge¬ worfen sein. Mögen auch die Verhältnisse in Garsten eine Veränderung erheischen, so kommt doch unserer Bahnhof¬ anlage eine viel größere Bedeutung zu, weshalb zuerst an die Beseitigung dieser Uebelstände geschritten werden muß Ich stelle daher den Antrag: Der Herr Bürgermeister werde beauftragt, die geeig¬ neten Schritte zu tun, um die eheste Vergrößerung der Bahnhofanlagen in Steyr zu erreichen und zu diesem Zwecke zu trachten, daß die für Garsten präliminierten Aufwen¬ dungen für die Umgestaltung in Stadt Steyr verwendet werden und daß bei dieser Gelegenheit auch die Steyrtal¬ bahn in den Staatsbahnhof nach Steyr eingeleitet werde. Damit würde auch eine bedeutende Entlastung der Statior Garsten eintreten, mithin größere Investitionen dortselbst entbehrlich werden. Die österreichische Waffenfabriks=Gesell¬ chaft ist zu ersuchen, sich dieser Aktion zwecks maßgebende Einflußnahme anzuschließen. Des Weiteren wolle auch noch Herr Reichsrats=Abgeordneter Professor L. Erb in dieser Angelegenheit um seine persönliche Vermittlung ersucht werden Steyr, am 30. Dezember 1916 F. Kirchberger, GR., m. p. als Antragsteller. F. Schwertfelner m. p. J. Haidenthaller m. p. arl Wöhrer m. p Bachmayr m. p. Leopold Haller m. p. 2. Erb m. v. V. Ortler m. p. Gründler m. p. Josef Huber jun. m. p. F. Kattner m. p Die Dringlichkeit, welche der Herr Antragsteller BR. Kirchberger damit begründet, daß die Vorarbeiten für den Umbau des Bahnhofes in Garsten bereits in die Wege geleitet sind, wird vom Gemeinderate anerkannt. Der An¬ rag selbst wird mit Stimmeneinhelligkeit zum Beschlusse erhoben. Ferner liegt folgender Antrag der Spitalkommission wegen Vornahme eines Zubaues zum neuen städti¬ chen Krankenhause in Steyr vor: Der mehrmonatliche Betrieb im neuen städtischen Krankenhause hat ergeben, daß im Rahmen der vorhanden ewesenen und aufgewendeten Mittel eine in jeder Be¬ ziehung mustergültige Anlage geschaffen wurde die wohl von niemandem vorausgeahnte rapide Be¬ völkerungszunahme der Stadt, welche durch die Entwicklung der Waffenfabrik und den Neubau der großen Automobil¬ brik eingetreten ist, machte sich selbstverständlich auch im tädtischen Krankenhause fühlbar Die vorhandenen Räumlichkeiten reichen kaum mehr auls, um den aufzunehmenden Kranken entsprechende Unter¬ unft geben zu können. Wir haben daher pflichtgemäß uns mit dieser An¬ gelegenheit befaßt und glauben ein Mittel zur Steuerung ieses Uebels darin zu finden, daß wir die Erbauung eines eigenen Wirtschaftsgebäudes vorschlagen, in welches außer geräumigen Kellerräumen auch noch die Räume für die ehr¬ vürdigen Pflegeschwestern und die Hauskapelle nebst der Wohnung für den Anstaltsgelstlichen etc. zu verlegen wären. Aus Sparsamkeitsrücksichten mußten diese Räume eben sei¬ erzeit ins Krankenhaus gelegt werden. Durch den Bau eines Wirtschaftsgebäudes, welches auch schon aus sich ergebenden Betriebserfahrungen notwendig rscheint, werden im Krankenhause entsprechende Räume für die Unterbringung von Kranken frei. Durch entsprechende Lage und Bauart kann auf even tuel später notwendig werdende Vergrößerungen gleich Rücksicht genommen werden. Die Spitalskommission stellt daher den Antrag „Der Herr Bürgermeister werde beauftragt, geeignete orschläge zwecks Erbauung eines eigenen Wirtschafts¬ ebäudes ausarbeiten und dieselben durch das Spitalsbau¬ komitee dem löblichen Gemeinderate vorlegen zu lassen. Steyr, am 24. Dezember 1916. Der Obmann: Franz Kirchbergec m. p. Der Herr Bürgermeister weist diesen Antrag Spitalsbaukomitee zur weiteren Behandlung zu dem Ferner liegt folgender, von mehreren Gemeinderäten interfertigter Antrag des Herrn GR. August Mitter vor: Die Lastenautos der österreichischen Waffenfabrik etzen die Straßen und Brücken unserer Stadt in einen der¬ artigen Zustand, daß selbst Fußgänger Gefahr laufen, durch ie entstandenen Unebenheiten die Füße zu brechen, abge¬ ehen von den Schäden, die dadurch den Fuhrwerken und den vorgespannten Tieren verursacht werden. Die Brücken leiden schon so schwer, namentlich die eisernen, daß die Nieten und Spangen der Konstruktion lose verden, wodurch ein großes Unglück entstehen kann. Auch ei den Kanälen und deren Einfallsgittern wurden schon er¬ hebliche Schäden verursacht Aber nicht diese Schäden allein, welche der Stadt selbst zugefügt werden, sind es; auch die an den Straßenzug, den die Autos benützen, anrainenden Häuser und Geschäfte wei¬ en durch die von den eisernen Rädern verursachten Prel¬ lungen schon erhebliche Schäden auf, da sich nicht nur Mörtel von den Zimmerwänden, sondern auch Gesimse und selbst Ruchfänge loszulösen beginnen, wodurch auch den Passanter dieser Straßen von oben her Gefahr droht, erschlagen zu werden Der Gefertigte stellt daher den Antrag: Die Gemeindevorstehung wolle das städtische Bauam beauftragen, alle auf den Verkehr der Lastenautos bezug abenden Schäden der Stadtgemeinde genau zu erheben und hestens dem Gemeinderate in Ziffern ausgedrückt bekannt¬ geben, um den entsprechenden Schadenersatz beanspruchen zu können. Die Privatbeteiligten können sich unter dem Schutze der Stadtgemeindevertretung von der österreichischen Waf¬ enfabrik selbst schadlos halten. am 30. Dezember 1916. Steyr, GR. August Mitter m. p. L. Erb m. p Fr. Kattner m. Bachmayr m. p. Fr. Schwertfelner m. p Karl Wöhrer m. p. Dieser Antrag wird vom Herrn Vorsitzenden der Bau¬ ektion des Gemeinderates zur weiteren Behandlung zu¬ gewiesen Darauf wird in die Erledigung der Tagesordnung ein¬ gegangen. I. Sektion. Referent: Sektionsobmann=Stellvertreter 3R. Professor Leopold Erb. Die Punkte 1, 2 und 3 der Tagesordnung sind ver¬ traulich
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