2 Der Herr Bürgermeister erstattet folgenden Bericht: der Verkauf von Renntierfleisch hat sich sehr bewähr und wurden in der Zeit von Mitte Februar bis Mitte März insgesamt 97 Stück im Gewichte von 3956 Kilo abgegeben Der Durchschnittspreis betrug für ganze Stücke 3 K 40 h, ür Rücken und Schlegel 4 K, für Schulter 3 K 60 h und ür das übrige 3 K 10 h. Leider mußte dieser insbesondere mit Rücksicht auf das durch die Schonzeit bedingte Aufhören der Wildlieferungen für fleischlose Tage wichtige Verkauf eingestellt werden, da durch das seitens Dänemark erflossene Ausfuhrverbot keine Renntiere mehr erhältlich sind Die Beschaffung von Saatkartoffeln ist ebenfalls außer ordentlich schwierig. Nach vielfachen Anfragen an den ver¬ schiedensten Stellen gelang es endlich, solche aufzutreiben. Sie sollen nächster Tage eintreffen Kleinere Mengen Reis und Erbsen konnten beschaff werden und wurden diese in Teilmengen von ¼4, ½ und 4 Kilo gegen Vermerk auf den Versorgungsausweisen ab¬ gjegeben. Sofort nach Erscheinen der Verbrauchsregelung für Zucker begab ich mich zur Statthalterei in Linz, um weger der geringen, auf den Kopf enifallenden Zuckermenge, sowic insbesondere wegen der um ¼ Kilo geringeren Zuweisung für Oberösterreich vorstellig zu werden. Im Vereine mit Bürgermeister Dr. Dinahofer von Linz wurden Eingaber ämtlicher Städte Oberösterreichs veranlaßt, in denen eine Erhöhung der Verbrauchsmenge, weitgehende Rücksichtnahm auf die Einsiedezeit und Aufhebung des Saccharinverbotes verlangt wurden. Ein Erfolg wurde jetzt schon erzielt, die Zuckerkarte lautet für Steyr und einige andere Orte Ober¬ österreichs statt auf 1 Kilo auf 1¼ Kilo für den Monat Die Kartoffelnot, auf die ich schon in der Sitzung vom 2. März hinwies, ist tatsächlich eingetreten. Nachdem an¬ fangs März seitens der Karioffelzentrale noch fünf Waggons geliefert worden waren, deren Verkauf in einigen Tagen vollzogen war, stellie die Kartoffelzentrale in Prag trotz vielfacher Mahnungen und Vorstellungen bei den Statt¬ haltereien in Linz und Prag, sowie beim Ministerium des Innern die Lieferungen ein und blieben deshalb die längst bestellten und erwarteten 14 Waggons aus, was selbst¬ verständlich zu unangenehmen Folgen führte, da handels¬ mäßig fast keine Kartoffel zu haben sind. Um über die Zeit bis zum Eintreffen der versprochenen polnischen Kartoffol hinwegzukommen, wurden über Beschluß des Approvisionie¬ rungs=Ausschusses vier Waggon holländischer Kartoffel be¬ stellt, obzwar diese Sorte wesentlich teurer zu stehen kommt als die inländischen. Leider ergab eine nach einiger Zeit an die Lieferfirma gestellte Anfrage, daß die holländischen Kar toffel in Passau zurückgehalten werden, weil die Einkaufs¬ stelle des Ministeriums des Innern Beschlag darauf ge¬ legt habe Um diese Frage zu regeln, eine Beschleunigung in der Kartoffellieferung zu erreichen und auch wegen anderen Versoraunasfragen in unmittelbare Fühlungnahme mit den maßgebenden Stellen zu kommen. begab ich mich vorige Woche nach Wien. Im Ministerium des Innern sprach ich zuerst beim stellvertretenden Referenten der Kartoffelabtei¬ luna Bezirkskommissär Werner vor, da der eigentliche Re¬ ferent Bezirkskommissär Heiterer zur Beschleunigung der Kartoffelanlieferung in Galizien weilte. Dieser erklärte mir, daß das Ministerium der Einfuhr der von der Stadt¬ iemeinde Steyr aekauften Kartoffel keine weiteren Schwieria¬ eiten in den Wea legen werde und auch in Ansehung des on mir betonten Umstandes, die Versoranna Steyrs sei im Hinblicke auf die dort befindliche Oesterreichische Waffenfabrik von besonderer Wichtiakeit, die möglichst rasche Versoraune der Stadt mit Kartoffeln vorgesehen wird. Im übrigen empfahl er mir. mich diesbezüglich auch noch mit der Ein¬ aufsstelle des Ministeriums, der „Miles“ in Verbinduna zu setzen. Meine Anfrage bezüglich Reis beantwortete er dahin daß voraussichtlich in Bälde wieder Reis kommen werde. die Menge sei jedoch nicht sehr bedeutend und werde auf die einzelnen Länder aufgeteilt, deren Statthaltereien die Ver¬ eilung an die einzelnen Bezirke vornehmen werden Vizesekretär Fundulus, bei dem ich wegen Hülsen¬ früchte und Speisehirse vorsprach, sagte mir das baldige Ein¬ treffen von Hülsenfrüchten, möglicherweise auch von Hirse zu. Auch er erklärte auf meine Vorstellungen hin, Steyr werde besonders berücksichtigt werden In der „Miles“ begab ich mich zuerst in die Fett¬ abteilung, wo mir der Vorstand Herr Glas die sehr unan genehme Mitteilung machte, daß Schweinefett in absehbarer Zeit nicht zu erwarten sei. Er wies mir diesbezügliche Zu¬ schriften von Lieseranten der „Miles“ vor, aus denen hervor¬ geht, daß wohl Höchstpreise für Schweinefett, nicht aber fü Schweine festgesetzt wurden, so daß bei den heutigen hohen Schweinepreisen sich Schweinefett zum Höchstpreise über¬ haupt nicht erzeugen lasse. Doch konnte er mir die Lieferung von einigen hundert Kilo gesalzenen Schweinespeck zusichern. In der Butterabteilung erklärte mir der Vorstand Konsul Scholl, er wäre wohl in der Lage. Butter abzugeben, doch ist der Preis dieser ausländischen Butter ein so hoher, daß solche für Steyr ganz unkaufbar ist. (Beinahe das doppelte des Butterpreises.) der Vorstand der Kartoffelabteilung Direktor Quittner erklärte mir, daß er dermalen noch keine Weisung vom Ministerium für Versorgung der Stadt Steyr mit Kartoffeln erhalten habe. Er werde aber sein möglichstes tun, um die Lieferung zu beschleunigen. Am zweiten Tage, als ich wieder in der „Miles“ und im Ministerium vorsprach, wurde mir mitgeteilt, daß ein Waggon galizischer Kartoffel bereits angewiesen sei, daß weitere folgen werden und daß die solländischen Kartoffeln mit tunlichster Beschleunigung für Steyr freigemacht werden. Sämtliche Mitteilungen werden zur Kenntnis ge¬ nommen. Hierauf wird zur Erledigung der Tagesordnung ge¬ schritten. I. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr Ge¬ meinderat Dr. Karl Harant jun. 1. Personal-Angelegenheiten. 2. Ansuchen um Aufnahme in den Gemeindeverband. 3. Ansuchen um Bürgerrechtsverleihung Diese Punkte werden vertraulich behandelt. 4. Rekurs gegen eine Armenratsentscheidung. Mit Sitzungsbeschluß des hierstädtischen Armenrates vom 23. August 1915 wurde dem Ansuchen des in Maut¬ hausen wohnhaften A. Grünwald um Gewährung eines Zins¬ eitrages von monatlich 8 K aus dem Grunde keine Folge gegeben, da derselbe eine Invalidenrente von monatlich 33 K 50 h bezieht, ihm überdies eine einmalige Unterstützung von 50 K bezahlt worden ist und seine Frau als Taglöhnerin Verdienst finden kann. Hiegegen wurde demselben ein bei der Stadt¬ emeinde Steyr innerhalb 14 Tagen einzubringender Rekurs offen gelassen. Die Sektion hat nun hierüber folgendes beschlossen: llus der dem Anton Grünwald zugestellten Entschei¬ dung des Armenrates ergibt sich, daß demselben der binnen 14 Tagen an den Gemeinderat der l. f. Stadt Steyr ein¬ zubringende Rekurs offen gelassen wurde Dieser Rekurs war daher bei der Stadtgemeindevor¬ tehung an den Gemeinderat zu erheben. Ein solcher Rekurs liegt nicht vor Das von Grünwald bei dem oberösterreichischen Lan¬ desausschusse gestellie „Ansuchen“ stellt sich nach Auffassung der Sektion daher nicht als ein ordnungsmäßiger Rekurs ar. Ganz abgesehen davon, wäre es Sache des Einschreiters gewesen, den Umstand, daß seine Invalidenpension nicht 33 K 60 h, sondern bloß 14 K monatlich beträgt, aus welchem Grunde er ja die Entscheidung des Armenrates zu bekämpfen cheint, auch nachzuweisen oder irgendwie zu stützen Die Sektion stellt daher den Antrag: Der Gemeinderat beschließe: Er erachte sich weder be¬ rechtigt noch verpflichtet, er sei aber auch nicht in der Lage zu dem vorliegenden Auftrag des oberösterreichischen Landes¬ ausschusses in meritorischer Beziehung Stellung zu nehmen Der Herr Bürgermeister werde ersucht, hievon dem Landes ausschusse Mitteilung zu machen Einstimmig angenommen. — Z. 25.162/15. Beschlußfassung wegen Bestellung einer Kommission zur Prüfung der Jahresrechnung Die Herren Gemeinderäte Wokral, Tribrunner, Dantl¬ raber und Binderberger haben folgenden Antrag im Sinne des § 62 des Gemeindestatutes eingebracht 1 Es ist zur Prüfung der Jahresrechnung im Sinne des § 62 Gemeindestatut eine Kommission einzusetzen. 2. Diese Kommission habe dem Gemeinderate längstens bis im Monate Mai den Bericht zu erstatten. 3. Die Jahresrechnung ist gemäß § 50, Punkt 5 des Gemeindestatutes binnen drei Monaten nach Ablauf des Ver¬ waltungsjahres vorzulegen Sektionsantrag hierüber: „Der Gemeinderat beschließe, eine Kommission zur Pri¬ ung der Jahresrechnung im Sinne des gestellten Antrages einzusetzen und in diese Kommission die Herren Gemeinde¬ räte Bachmayr, Kirchberger, Tribrunner und Wöhrer zu entsender Einstimmige Annahme. — Z. 12.874/16. 6. Pekition wegen Zuweisung von Leder an die Schuh¬ macher Es ist eingelangt eine Zuschrift der Leitung des Bundes deutscher Städte Oesterreichs in Wien, worin auf die arge Notlage des Schuhmachergewerbes in zahlreichen deutsch sterreichischen Städten hingewiesen ist, welche dadurch her¬ orgerufen werde, daß die Schuhmacher die erforderlichen Ledermengen nicht mehr erhalten können. Es wird daher weiter Ausdruck gegeben, eine Petition an das Ministeriun für öffentliche Arbeiten, an das Ministerpräsidium und das Handels=Ministerium auszuarbeiten, worin schleunigste Ab¬ hilfe verlangt wird.
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