Ratsprotokoll vom 18. Jänner 1916

weil ihr Mann erstens nicht mehr in Steyr im Aufenthalte ist und zweitens nicht mehr zur Kaufmannschaft gehört. Da sie völlig mittellos sei, bitte sie die Stadtgemeindevorstehung um Intervention, daß ihr doch vielleicht eine Unterstützung aus den Interessen der bestandenen Gremialkrankenkasse zu¬ gewendet werden könnte. Ueber das Gesuch der Antonie Hauser wurde das Han¬ delsgremium Steyr zur Aeußerung eingeladen. Das Han¬ delsgremium beantragt, die Ansuchen des Hans und der Antonie Hauser mangels eines genügenden Anspruchsnach¬ weises abzulehnen. Sektionsantrag: „Der löbl. Gemeinderat wolle das Ansuchen der Eheleute Hans und Antonie Hauser im Sinne des Antrages des Handelsgremiums abweisen. Beschluß nach Antrag. — Z. 40.547/1915. 26. Verleihung von Interessenankeilen aus der Josef und Ludwig Werndl-Stiftung. Sektionsantrag: „Der löbl. Gemeinderat wolle über Empfehlung des städtischen Armenrates den freige¬ wordenen Interessenanteil aus der Josef und Ludwig Werndl=Stiftung der Bittstellerin Julie Artmann verleihen.“ Beschluß nach Antrag. — Z 37.954/1915. 27. Verleihung eines Ferdinand Redtenbacher'schen Stipendiums. Sektionsantrag: „Der löbl. Gemeinderat wolle das erledigte Ferdinand Redtenbacher'sche Stipendium im Betrage von jährlich 600 K dem Gesuchsieller Herrn Franz Döttlinger, Hörer der technischen Hochschule in Wien, ver¬ leihen. Beschluß nach Antrag. — Z. 51.758/1915. 28. Verleihung von Inkeressenanteilen aus der Vogl¬ Stiftung. Sektionsantrag: „Der löbl. Gemeinderat wolle über Vorschlag des städtischen Armenrates je einen Inter¬ essenanteil per 60 K aus der Theresia Vogl=Stiftung den Bewerbern Konrad Mohr, Katharina Witzany, Josesa Pra¬ cherstorfer, Anna Faltin, Katharina Entinger, Walpurga Ragl, Katharina Baumann, Karolina Randhartinger, Eduard Raudaschl, Josesa Baloh, Franz Gumpenmeyer und August Schlager verleihen. Beschluß nach Antrag. — Z. 37.729/1915. 29. Verleihung der ausgeschriebenen zwei Fachschul¬ Stipendien. Sektionsantrag: „Der löbl. Gemeinderat wolle über Empfehlung der Direktion der k. k. Fachschule und Versuchsanstalt für Eisen= und Stahlbearbeitung in Steyr je ein erledigtes Fachschul=Stipendium per 100 K den Schü¬ lern Ferdinand Adametz und Josef Holzinger der genannten Anstalt verleihen. Beschluß nach Antrag. — Z. 48.937/1915. 30. Vorschlag für die Verleihung eines Wolfgang Pfefferl'schen Stipendiums. Der Herr Referent teilt mit, daß ein Wolfgang Pfesserl=Stipendium jährlicher 300 K, hinsichtlich dessen dem Gemeinderat der Stadt Steyr das Präsentationsrecht zusteht, zur Erledigung gelangt ist. Sektionsantrag: „Der löbl. Gemeinderat wolle beschließen, es werde der Bewerber Franz Kühberger, Schü¬ ler der 7. Gymnasialklasse am Kollegium Petrinum in Gleink, zur Beteilung mit dem erledigten Wolfgang Pfef¬ ferl=Stipendium jährlicher 300 K der k. k. Statthalterei in Linz in Vorschlag gebracht.“ Beschluß nach Antrag. — Z. 52.081/1915. Nach Erledigung der Tagesordnung richtet GR. Hai¬ denthaller an den Herrn Bürgermeister die Bitte, an das k. u. k. Militärkommando in Innsbruck ein Ansuchen zu richten, daß die anläßlich der Einberufung des zweiten Landsturmausgebotes jetzt einrückenden Steyrer Geschäfts¬ leute nach Tunlichkeit zur Landsturm=Wachkompagnie nach Steyr zugeteilt werden mögen, so daß sie sich in ihrer dienst¬ freien Zeit um ihr Geschäft bekümmern könnten; durch den Mangel an Gewerbetreibenden werde auch die Bevölkerung von Steyr sehr in Mitleidenschaft gezogen. Der Herr Bür¬ germeister erwidert, daß er der Bitte des Herrn GR. Haiden¬ thaller Rechnung tragen werde Herr GR. Mitter weist auf den in jüngster Zeit eingetretenen Mangel an Zigaretten hin. Während man in ganz Steyrdorf derzeit keine einzige Zigarette erhalten könne, sind in der Haupttrafik Zigaretten zu bekommen. Letztere sei nach seiner Meinung gewiß nicht allein zum Detailverkauf berechtigt. Er ersuche daher den Herrn Bür¬ ermeister, Veranlassung zu treffen, daß die Tabaktrafikan¬ ten Steyrdorfs von der Haupttrafik Zigaretten zum Ver¬ kaufe erhalten. Der Bürgermeister sagt seine Intervention zu. GR. Haidenthaller richtet an den Vorsitzenden die Anfrage, ob man dem in der Stadt zirkulierenden Ge¬ rüchte, die Staatsbahndirektion in Linz beabsichtige einen leinlichen Umbau des Steyrer Bahnhofes in nächster Zeit, etwas Wahres sei. Er erlaube sich bei der Gelegenheit, den herrn Bürgermeister zu ersuchen, seinen Einfluß geltend zu machen, daß ein solcher Umbau des Bahnhofes, der den eutigen Anforderungen Steyrs nicht mehr entspricht, in einer der Größe der Stadt Steyr entsprechenden Weise vorgenommen werde. Der Herr Bürgermeister erwidert, daß ihm von einem beabsichtigten Bahnhof=Umbau nichts bekannt sei — es dürfte sich bei diesem Gerüchte um die beabsichtigte Einführung eines sogenannten „Rollschemel¬ Betriebes“ handeln —, daß er sich aber bei der k. k. Staats¬ bahndirektion in Linz erkundigen und sich selbstverständlich bei der Frage eines eventuellen Bahnhof=Umbaues für die Wahrung und Berücksichtigung der Interessen der Stadt mit aller Entschiedenheit einsetzen werde. GR. Wokral beklagt den Zustand der Fabriksstraße und Gaswerkstraße und ersucht den Herrn Vorsitzenden, daß dort ehestens aufgeschottert werden möge. Der Herr Bür¬ germeister erwidert, daß er erst kürzlich die Gaswerkstraße walzen und den Gehweg stark bekiesen habe lassen; leider sei dort ein förmliches Sumpfterrain; denn schon nach weni¬ gen Tagen sei der Kies versunken gewesen und der alte Zu¬ stand wieder zutage getreten. Im übrigen werde er dem Ersuchen des Herrn GR. Wokral Rechnung tragen. Herr GR. Mitter richtet an den Vorsitzenden die Anfrage, ob die Waffenfabrik für die Schäden, welche durch den starken Verkehr der Lastenautos auf den Brücken und in den Straßen — er erinnere nur an das Eindrücken von Kanaldeckeln — verursacht werden, aufkommme. Der Herr Bürgermeister erwidert darauf, daß die Brücken durch die Lastenautomobile der Waffenfabrik nicht überlastet werden; das Gewicht eines Lastenautos überschreite nicht 13 bis 14 Tonnen, die Brücken haben aber eine Tragfähigkeit von 20 Tonnen. Was die Straßenbeschädigung anlange, so be¬ stehe ein Landesgesetz, wonach solche Parteien, welche Straßen über die normale Gebühr hinaus in Anspruch neh¬ men, zu einem Straßenerhaltungs=Beitrage herangezogen werden können; man könnte allenfalls auf diese Art an die Waffenfabrik herantreten. Eingedrückte Kanalschachtdeckel sind bereits von der Waffenfabrik ersetzt worden. Da sich hierauf niemand mehr zum Wort meldet, schließt der Herr Vorsitzende die öffentliche Sitzung um 5 Uhr nachmittags. In der darauffolgenden vertraulichen Sitzung werden mehrere Personalangelegenheiten erledigt. Ein Gesuch um Verleihung des Bürgerrechtes wird mangels der vorgeschriebenen Voraussetzungen abschlägig beschieden. Der Frau Elisabeth Waidmann und deren drei min¬ derjährigen Kindern wird die taxfreie Aufnahme in den Gemeindeverband bewilligt. Schließlich werden folgende Parteien, welche die ge¬ setzlichen Bedingungen für die Aufnahme in den Gemeinde¬ verband erfüllt haben, gemäß § 2 des Gesetzes vom 5. De¬ zember 1896, R.=G.=Bl. Nr. 222, in den Heimatsverband der f. Stadt Steyr ausgenommen: Adolf Binder mit Frau und sechs Kindern, David Dürrer mit Frau, Josef Dorfner mit Frau und drei Kindern, Rudolf Eberlberger samt Frau und einem Kind, Karoline Mathe, Viktoria Mittermayr, Franz Pichler mit Frau und drei Kindern, Josef Ramerstorfer mit Frau und einem Kind, Andreas Rösch mit Frau und drei Kindern, Klara Svacina mit vier Kindern und Alois We¬ gerer mit Frau.

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